— ig — abgenutzte neue Einflüsse ersetzt werde. Dass für solchen Fall vorzugsweise weiblicher Einfluss gesucht werden muss, bedarf keines Beweises, ebenso versteht es sich von selbst, dass die Wahl je nach der Eigenart des Zöglings mit be sonderer Vorsicht zu treffen ist, und dass eine Pensions vorsteherin und Pflegemutter eine nicht bloss wissenschaft lich, sondern vor allem von Herz und Gemüth zu ihrem heiligen Geschäfte voll befähigte Frau sein muss. Jeden falls ist dieser letzte Abschluss der weiblichen Erziehung ein weiteres wichtiges Feld weiblicher Erziehungsthätigkeit. Um die Betrachtung über die weibliche Erziehungs thätigkeit im Hause hier zum Abschluss zu bringen, sei es mir gestattet, auf eine Zeit hinzudeuten, wo sich das Ver- hältniss noch einmal wieder verschiebt. Eine Wandelung tritt mit dem Augenblicke ein, wo Sohn oder Tochter sich verloben, verheirathen, den eigenen Hausstand begründen. Durch die Verlobung tritt die Tochter der Mutter näher, der Sohn wird ihr ferner gerückt, — auf ihn wirken neue, weibliche Eindrücke anderer Art. Die Tochter sucht die weibliche Leitung, den Rath der Mutter, — sie bedarf der selben mehr als je; durch die Verheirathung wird sie der Mutter gleichberechtigte kindliche Freundin. So bewahr heitet sich das alte Mutterwort: Mein Sohn bleibt mein Sohn nur, so lang er nicht freit; meine Tochter bleibt Toch ter für alle Zeit! Wenden wir uns nun zu den grossen öffentlichen Er ziehungswerkstätten, den Schulen, so ergiebt sich die Thei- lung der Arbeit zwischen männlichen und weiblichen Lehr kräften ganz von selbst aus dem Umstande, dass die Schulen vor allem Unterrichtsanstalten sind, und da heisst es dann sicher: Wer’s kann, soll Meister sein. Noch sind die Män ner im Besitze der grösseren geistigen Schulung, noch sind sie vor den Frauen unbestritten im Besitze der höheren wissenschaftlichen und künstlerischen Bildung. Ich will hier nicht die Frage erörtern, ob der grösseren materiellen Rraft des Mannes nothwendig auch die grössere produktive geistige Kraft entsprechen müsse; ich will völlig gleiche geistige Veranlagung voraussetzen; dennoch, meine ich, 2*