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Dresdner Nachrichten : 17.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-17
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187310179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-17
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.10.1873
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Martenstrab- »e«enr>pr«11, I>ch W>/, Ngr., durch dl« Post IS Stqr. Anzelne Nummer» I Agr. Ausluge: II,<M Czcmpl. glr dl« Milckgade elngc« sundter Muuuscrliue macht sich die Neburlion Nicht verbindlich. Inseraten-Slunal,me au«< toürtS' Nu«««» Uvlu unä Voxlor in Hanidurg. Ber lin. Wien. Leipzig, Basel, Breslau, Hraulsnrt a. M. — llnä. diosso in Berlin, Leipzig. Wien, Hginvurg, Frankfurt a. M.. Mün chen. — vnnvn tb La. in Nranlsnrt a. M. — ,sr- Voigt in tldemntg,-II»- ruv,liniltto, Itnliior L La. in Pari«. Tageblatt für Unterhaltung Druck und Cigenthum der Herausgeber: Liepfch Sr Netchardt in Dresden. Beraniwortl, Redaeteur: Sttlivs Nekchar-t. aen^>ettt»«< «in- «arantte pl, »MI nächstlä-lue tkrschck nen der Inserate Wik» nicht gegeben. ' »udwiirttge Annonee», Aufträge von und unten kannten Hirn»» u. Pe»> Ionen inieriien tvir NN» gegen Pränumerando» Zahlung durch Brtei» marken oder Poftetniah» lung. s Silben kosten !>/, Ngr. Auiwartiae können die Zahlung a»H «ns eine Dreddnertzirm» »»weisen. Die «i». Rrl LM" Mtzehuter Jahrgang. Mitredacteur: vr. Ln,« Für daS Feuilleton: Lnttvlzr >I»rtu»«nn. Dresden, Freitag, 17. Oktober 18?3. Politisches. Dem Lande Sachsen gehört der gestrige Tag. Ein bedeutungs voller Abschnitt für die innere Entwickelung unserS Heimathlandes bricht jedesmal an, wenn die Erwählten des Volks sich um den Thron des Landesherrn schaaren. Die Aufgaben des sächsischen Landtags sind klar vorgezeichnete. Nur jene Partei, die „auch" sächsisch zu sein vorgicbt, die der Nationalliberalcn, kann trachten, diese Ausgaben zu trüben. Unsere Volksvertretung hat die unserem Heimathlande verbliebenen Einrichtungen im Sinne des besonnenen Fortschritts auözubilden, hat die Gesetzgebung zu bessern, an der socialen Hebung aller Schichten der Bevölkerung zu arbeiten. Nicht aber dazu ist sie da, wie unsere „Auch-Sachsen" mehr oder minder offen erstreben, die lebensvollen Kräfte, die unsermLande diedeutsche Neichsverfassung gewährt, so auszuhöhlen, daß sie die willenlose Beute selbstsüchtiger Parteien, ergeiziger Streber werden. Die Reichöinstüulioneil haben sich vom sächsi.chen Landtage jeder einsich tigen Förderung zu versehen; aber, das was dem sächsischen Volke an Befugnissen geschichtlich und rechtlich zusteht, verdient nicht, als Versuchsfeld persönlichen Ehrgeizes oder des Parteiinteresses gemiß- braucht zu werden. Glücklicherweise haben die Wahlen eine ent schiedene Niederlage der Nationalliberalen ergeben. Wir dürfen uns der Erwartung hingeben, daß die überwiegende Mehrheit der Mit glieder der 2. Kammer an die Arbeiten mit dem redlichen Willen herantritt, die einzelnen Fragen objektiv nach ihrem innern Werthe zu prüfe», sie so oder so, je nach drin unbefangenen Ermessen zu entscheiden. Nur bei einzelnen Punkten, wie der Bewilligung der Geldmittel für das gesetzlich eingerichtete LandeZronsistorium, dürfte es zu sogenannten „Machtfragen" kommen. Jn-eß auch hierin glauben wir, wird die Stimme der Einsicht vor den Trieben der Leidenschaft übcrwicgen. Auf das Verhältniß der einzelnen Bundes staaten zum Reiche kann man mit Fug den schönen Vers Nücte7t's amvendcn: Möge Jeder stllldeglttckt Seiner Freuten warten! Wenn die Rose selbst sich schmückt, Schmückt sie auch den Garten. Sachsen soll seine Institutionen und Gesetzgebung zu mustergiltigen machen, damit es im deutschen Reiche den Ruf eines der bestverwal teten Länder zu sein, erwerbe und erhalle Dann dient cs dem Reiche besser, als wenn es nach nationalliberalcin Recepte eine der Rettung durch das Reich bedürftige Scholle wird. Somit rufen wir unfern Landständen beider Kammern ein frohes Glückauf! bei dem Werke zu, an dessen rühmliche Vollendung sie jetzt gestellt sind! Wir beschränken uns heute auf ein kurzes Resumo der aus wärtigen Ereignisse. Der Conflict zwischen der hohen Pforte und Oesterreich hat dadurch einige Verschärfung erfahren, daß sich erstere als Urheberin eines Pamphlets bekannte, das die österreichischen Consularagenten in Bosnien arg blosstellte. Oesterreich verlangt eclatante Genugthuung für diese türkische Ungezogenheit. — Die Actien des Grafen Chambord fallen bei der Halsstarrigkeit, mit der der Graf alle Zugeständnisse vor seiner Thronbesteigung verweigert, täglich tiefer, beinahe so tief als die Quistorp'schen Unternehmungen. Bei letzteren hat die Königin-Wittwe von Preußen etwa 100,000 Thlr., der Prinz Albrecht gegen 80,OM Thlr. verloren, während sich daS Verlust-Eonto des Prinzen Karl auf mehrere Millionen er- Üreckm soll. Der Eapitän Werner aber, der von der LandSknecht- zeitung, der Norddeutschen Allgemeinen, beschuldigt worden ivar, in den spanischen Gewässern seine Instructionen überschritten zu haben, erklärt heute dies für eine um so boshaftere Lüge, als die Norddeutsche Allgemeine wissen müsse, daß er im jetzigen Augenblicke der kriegsgerichtlichen Untersuchung nicht aufDetails emgehen könne. Diese offene Sprache des braven Seebären Werner wird bei den Deutschen, denen er seinen Schutz angedeihcn ließ, nur Befriedigung erwecken. VocalcS und Sächsisches. — Mit tiefem, allgemeinen Bedauern wird es das Land ver nehmen, daß die Krankheit unseres geliebten Königs neuerdings wieder eine Wendung genommen hat, die das Schlimmste befürchten läßt. Am Mittwoch Abend fühlte sich der kranke Monarch so schwach, dich er die Nacht nicht zu überleben hoffte und sich mit den Sterbe- Sacramcntcn versehen ließ. Die Umgebung des Königs hat wenig Hoffnung, das Leben des thorieren Landesvaters noch lange erhalten zu sehen. — Die diesmalige Eröffnung des Landtags unterschied sich von den gleichen Förmlichkeiten vergangener Jahre nur dadurch, daß an Stelle des Königs der Kronprinz die Thronrede vortrug. Se. K Hoheit, um dies vorauszuschicken, sah von seinem neulichen Unfälle noch elwaS angegriffen aus; seine sonstige Haltung hingegen war fest und stattlich, eine glückliche Vereinigung des Soldaten und königlichen Prinzen. Die der Landtagseröffnung vorausgegangene Predigt des ObcrhofpredigerS vr. Kohlschütter hatte nicht nur viele LandtagSabgeordnete, sondern auch eine ziemlich zahlreiche sonstige Hörerschaft vereinigt. Die Predigt behandelte das Thema: Evang. Lukas, Eapitel 13, Vers 20 und 21 (Gleichniß vom Sauerteig): „das Werk christlicher Volksvertreter im Dienst am Reiche Gottes" und die beiden Fragm: „mit welchem Rechte christliche Volksvertreter ihr Werk also ansehen, und mit welcher Hoffnung sie deshalb an ihr Werk gehen". — Gegen halb 12 Uhr wurde es auf der Schlohstraße lebendig, die Auffahrt der Abgeordneten, Minister, Räthe, Gesandten und Offi ziere begann vor dem königlichen Schlöffe. Vor der Treppe war eine Ehrcnkompagnie vom Schützenregiment aufgestellt. Rasch füllte sich der Thronsaal in der zweiten Etage des Schlosses. Vor dem Thronsessel nahmen rechts die Mitglieder der ersten, links die der zweiten Kammer Platz, zwischen sich einen Gang lassend. Eine dichte Wolke von Offizieren aller. Waffengattungen und Grade umgab von orei Seiten diese beiden Abgeordnetengruppen, während nach dem i tru för^estM wmden. Thronbaldachin zu eine Anzahl höherer Staatsdiener und in un mittelbarer Nähe links vom Baldachin das diplomatische CorpS Platz nahm. Schlag 12 Uhr schmetterten im Ball- und Bankettsaale die Trompeten des Corps der Gardereiter und unter diesen Fanfa ren erschien nun der Zug des Kronprinzen im Thronsaale. Einge führt durch den Hoffourier, dem dje obersten Hofchargcn folgten, er schien des Kronprinzen Königliche Hoheit, dann Se. K. H. der Prinz Georg, hiernächst die sämmtlichen Staatsminister, zum Schluß Offi ziere und Hofbeamte. Der Kronprinz trug Generalfeldmarschalls- Uniform, der Prinz Georg Generalsuniform; Beide waren mit dem breiten grünen Bande des Großkreuzes des Rautenordens geschmückt; die Helme zierten Büsche von Reiherfedern. Beim Eintritt des Zuges in den Saal rief der Präsident der 1. Kammer mit lauter Stimme: „Es lebe Seine Majestät der König!" und die Anwesen den wiederholten das dreifache Hoch begeistert. Der Thronsessel des Königs blieb leer; der Kronprinz stellte sich vor den Sessel zur Rech ten, Prinz Georg vor den Sessel zur Linken. Nunmehr überreichte der Staatsminister Freiherr v. Friesen dem Kronprinzen die Thron rede, die dieser mit fester Stimme vortrug. Dieselbe lautet: Meine Herren! Von Sr. Majestät dem König, Aller- höchstwclchcr durch fortdauerndes Unwohlsesn zu Seinem leb haften Bedauern verhindert ist, den Landtag persönlich zu eröff nen, bin ich bcauilragt, Sie hier herzlich willkommen zu heisse». Auch au! diesem Landtage werden Sie Sich mit wichtigen und umsangllchcn Vorlage» der Regierung zu bcschäitigen haben. Mährend eö aus dem letzten Lanttage Ihre hauptsächlichste Aufgabe war, iür fast alle Gebiete des Inner» Staatslcbens wichtige und eingreifende Reiormmaßregeln zu berathcn und zu beschlichen, werden cS während des jetzt beginnenden Land tags hauptsäcvlich Aufgaben finanzieller Natur sein, die Sie beschäftigen werden. — Der geordnete und günstige Zustand unserer Finanzen macht es der Staatcrcgicrung möglich, Ihnen in dem Budget iür die nächste Finanzperiode eine durch die Zestverh.iltnisse und den verminderten Werth des Geltes noth- wcndig gewordene Vermehrung derGchalte allerStaatstlencr, sowie auch eine aus Gründen der Billigkeit dringend wün- sD-mSwerthc Verbesserung in der Lage der Pensionäre vorzu- schlau"n, ohne deshalb die Anforderungen an die Kräfte der Steuerpn/chtigen erhöhen zu müssen. Neben dem Budget und dem RcchcnsZMsberichte werden Ihnen insbesondere auch die Gesetzentwürfe Porgelegt werben, welche die Negierung Sr. Majestät des Kömck^auSgeacbcitct bat, um dem aus dem vori gen Landtage gesielten Anträge aut Neiorm der directcn Steuern zu entsprechen. Ebewo wird Ihnen der Entwurf eines GeielM kammer vo ' ist, sondern Herren, die Prüfung der RechenschailTvcrichte zu erleichtern und für Ihre deshalb zu fassenden Beschlüsse eine neue Unter lage zu gewähren. In Bezug auf die inneren Verhältnisse des Landes sind seit Ihrer letzten Versammlung keine erheblichen Aendcrungen eingctreten. Die auf dem letzten Landtage zu Stande gekommenen, unter sich eng zusammcnbängcnden Re- formacsctze sind publicirt worden und sollen im Laufe des nächsten Jahres In s Leben treten. Um den neu zu bildende» Bezirksvertretungen die Erreichung ihrer Aufgabe zu erleich tern und dieselben bei Durchführung der angcstrebten Selbst- nnterhaltung zu unterstützen, wird Se. Majestät Ihnen vor schlagen lasten, von dem auf Sachsen fallenden Anthellc an der französischen Krlegskosten-Entschädkgung eine dem Nominal betrag von ü Millionen Tbalcrn in 4proce»tigen Staatspapic- ren entsprechende Summe dazu anzuwendcn, um mit Hilfe derselben die neuen Bezirks-Verbände für Zwecke der Selbst- Verwaltung mit einem entsprechenden Stammvermögen auS- zustattcn. Die von Ibnen aus dem letzten Landtage zur Aus führung auf Staatskosten bewilligten Eiscnbahnbautcn sind theils schon in der Ausführung begriffen, thcilö so weit vor bereitet, daß die AuSnchnmg demnächst beginnen kann. In Bezug aus unsere Stellung im Deutschen Reiche gereicht cs Sr. Maiestät zur besonderen Befriedigung, erklären zu können, daß unsere Verhältnisse zu den Organen desselben, auf gegen seitigem Vertrauen beruhend, fortdauernd die besten und erfreu lichste» sind. Wenn einige Fragen, insbesondere finanzieller Natur, zur Zeit noch ungelöst sind, so darf doch die Hoffnung, auch sie einer gerechten und für alle Theile annehmbaren Lösung zuzuiührcn, nicht aufgegeben werden. Da wäbrcnd der nächsten Sitzungsperiode des BunbeSrathcö voraussichtlich eine Frage zur Abstimmung kommen wird, deren Entscheidung in einer sehr wichtigen Beziehung von Einfluß auf dic Eompctenz- grenzen zwischen dem Reiche und den Einzclstaaten werden kann, so wirb die Negierung Sr. Majestät des Königs Ihnen eine Borstige machen, welche de» Zweck hat. zu der von ihr beabstchtlgtten Abstimmung darüber sich dcö verfassungs mäßig nothwcndigen Einverständnisses der Stände zu ver sichern. Möge Gott unser weiteres und engeres Vaterland, wie seither, segnen und schützen und Jbre »Arbeiten zu einem ersprießlichen Ende gedeihen lassen. Bei der Stelle, welche von der Verwendung der drei Millio nen für innore Verwaltungszwecke handelt, ging eine lebhafte, zu- stimminde Bewegung durch die Reihen der Kammermitglieder. Nach Beendigung des Kronprinzlichen Vortrags trat der Negierungsrath Roßberg vor, um mitzutheilen, in welcher Weise die Regierung die vom letzten Landtage beschlossenen Gesetze und Anträge ausgeführt habe. DaS Meiste daraus ist schon durch das Gesetz-und Verord nungsblatt bekannt. Hier möge nur folgen, was über den Eisen bahnbau mitgetheilt wurde. Die Regierung meldet nämlich dem Landtage: DaS Staatseiscnbahnnetz wird demnächst durch Eröffnung des Betriebes auf der Zweigbahn von Ebcrsbach nach Löbau, welche ebenso wie die anschließende Bahnstrecke der böhmischen Nordbahngeiellschait von Ebersbach nach Rumburg im Wesent lichen vollendet ist, eine Erweiterung erfahren. Die Fortsetzung der Radebcrg-Kamenzer Eisenbahn von Kamenz an die Landes grenze bei Bcrnsbors ist vollendet, und wird dem Betriebe über geben werden, sobald die von der Berlin-Görlitzer Eisenbahn- gescllschait zu erbauende Anschlnßstrecke, die über Senftcnbcrg nach Lübbenau führt, hergestellt Ist. Der Bau der Pirna-Kamen- zcr Verbindungöbabn, sowie der Plaucii-Oeisiiitzer Eisenbahn wurde fortgesetzt, desgleichen wurde der Vau der ersten Abthei- lung der Südlausltzer Eisenbahn, soweit sächsisches Gebiet davon berührt wird, weiter geführt. Für den Bau der zweiten Abthei lung der Südlausltzer Eisenbahn von Sobland nach DürrröhrS- bori, sowie der Krippen-Sebnitz-Bautzener Eisenbahn und der neuen Verbindungsbahn bei Leipzig sind die ivettcllen Vorarbei- Sobald dieser Vortrag zum Schluß gediehen, erklärte der Staatsminister Frhr. v. Friesen auf Befehl und im Namen Sr. Maj. des Königs den Landtag für eröffnet. Hierauf entfernten sich die König!. Prinzen, freundlich grüßend, wie sie gekommen waren und begleitet von dem dreifachen Hoch auf den König, das Präsident vr. Schaffrath ausbrachte. Nasch leerte sich der Saal und die herr lichen, von Hunderten von Kunstwerken geschmückten Räume, soeberz noch von einer glänzenden Menschenmenge gefüllt, lagen wieder still in ihrer Pracht da. — Die Stelle der Thronrede, die sich in allgemeinen Aus drücken auf eine Abänderung der Competenzgrenzen zwischen dem Reiche und den Einzelstaaten bezieht, betrifft, wie uns glaubwürdig mitgetheilt wird, die Errichtung eines obersten Neichsgerichtshofes. — Landtag. Die 1. Kammer hielt gestern Abend 5 Uhr in Gegenwart der Minister v. Friesen, v. Noitttz und Abeken Ihre erste Sitzung. Präsident v. Zehmen eröffnete dieselbe mir einer Anrede, die der völlig verschiedenen Lage gedachte, in denen der letzte und der jetzige Landtag zusammentrat. Damals die fiIsche Freude über ven endlich errungenen Frieden und bii Beendigung der siegreichen Kämpfe, an denen Sachsens Heer unter seinen ritterlichen Prinzen rühmlichen Anthcil genommen; diesmal das schmerzliche Gefühl über die lang andauernde Krank-- heit unseres Königs. Der Präsident sprach die Wünsche der Kammer für baldige Genesung aus, ging sodann zu der Hoffnung über, daß der Landtag nicht zu lange tagen werde und ersuchte die Kammer mit aiigewchntem Euer und bewährter Sachsen- treue das unzertrennliche Wohl des Königs und des Vaterlandes auch in der ictzigen Session bci allen »Arbeiten im »Auge behalten zu wollen. — Hierauf erfolgte die »Wahl der Deputationen, über deren Ergebnisse wir morgen berichten. — Soeben geht uns das Staatsbudget für die Jahre 1874/75 und der Rechenschaftsbericht über die Finanzverwaltung der Jahre 1870/71 zu. Das erstere füllt 42, der letztere 32 Druckbogen. Wir entnehmen dem Staatsbudget für heute nur Folgendes: Die ordent lichen Einnahmen werden für jedes der Jahre 1^74/75 veranschlagt auf 15,510,011 Thlr. oder 1,757,002 Thlr. mehr, als in der jetzi gen Finanzperiode; die ordentlichen »Ausgaben betragen ebenso viel. Das außerordentliche Budget wird sich für beide Jahre zusammen mit 22,752,100 Thlr. in Einnahme und »Ausgabe balanciren, so daß also das Gesammtbudget für die beiden nächsten Jahre in Ein nahme ziemlich 54 »Millionen und ebenso viel in Ausgabe beträgt. Fast alle Einnahmequellen des Staats liefern höhere Erträge, di« Forsten und Jagden 372,OM Thlr. mehr, die Staatsbahnm, die . mehr, die Gewerbe- und Per- DaS Anwachsen der ordentlichen Ausgaben erklärt sich hauptsächlich durch die beträchtlichen Erhöhrm- gen der Staatsdienergehalte und »Pensionen. Der Aufwand für die zum ersten Male im Budget erscheinenden 33 Districtsschulinspccto- ren beträgt gegen 100,000 Thlr. Je 11 sollen 2000, 1800 und 16M Thlr. Gehalt bekommen. Von allgemeinstem Interesse ist das außerordentliche Budget. Hierbei werden u. A, gefordert: 95,100 Thlr. zum Umbau des alten Galeriegebäudcs, 400,000 Thlr. ferner weit zum Neubau des Hoftheaters, 800,000 Thlr. zum Neubau eines Zeughauses und einer Caserne in Dresden, 1 (/„ Million zur Errichtung neuer Militäretablissements, 830,OM Thlr. zur Errich tung von fünf Landgerichten in Döbeln, Zwickau, Chemnitz, Leipzig und Frciberg (zum Theil nur erste Rate), 150,000 Thlr. zur Er werbung und Einrichtung von Grundstücken zu Amtslocalitäten und Dienstwohnungen für die neuen AintShauptmannschasten, 450,OM Thlr. zum Weiterbau und Einrichtung des neuen Poly technikums in Dresden, 320,000 Thlr. zum Bau der neuen höheren Gewerbeschule in Chemnitz, 300,000 Thlr. für Einrichtungen der Landes-Heil-, Straf- und Versorganstalten, 7M,0MTHlr. für Neu bauten bei der Landesuniversität Leipzig, 300,000 Thlr. für Er bauung einer neuen Landesschule in Meißen, 367,000 Thlr. zum Bau und zur Erweiterung von Schullehrcrscminaren in Pirna, Löbau, Nossen, Zschopau, Grimma, Dresden und zweier neuer Se minare in der Leipziger und der Zwickauer Kreisdirection, 900,OM Thlr. für außerordentliche Straßen- und Brückenbauten, 300,000 Thlr. Entschädigung an die Stadt Dresden für Uebernahme sisca- lischer Straßen, 345,000 Thlr. zur Elbstrom-Corrcction und Regu lirung der Elbufcr in Dresden, 6 Hz Million zu Stnatsbahnbauten ^Südlausitzer Bahn Großschönau-Sohland, Plaucn-Oelsnitz, Soh- and-Dürrröhrsdorf), 3 / Million zur Verstärkung der Transport mittel auf den Staatsbahnen, 3,800,000 Thlr. zu Erweiterung und zum Umbau von Bahnhöfen und Haltestellen u. s. w. — Für die Paßkarten auf das Jahr 1874 ist die blaue Farbe gewählt worden. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, den 15. Oct. Vorsitz: HcrrHoiratb Ackermann. Die Sitzung begann mit einer kurzen, aber ernsten Todten-Feicr; der Vor- itzcnde widmete dem an, 14. t. verstorbenen Stadtverordneten, Tlicblernicistcl Helm, bcrzllchc Worte der Anerkennung und als Ausdruck der allgemeinen »Achtung, die man dem tottcn Kollegen zollte, erhob sich das Collegium von den Sitzen. Drei Stadt verordnete werden der Lclck»e daö Ehrengeleit nach dem Kirchhofe geben. Die ersten fünf Berichte hatte der Finanzausschuß. Ein Beschluß übe: die Honorirung von sechs Wochenstunden bei der böbcrcn Töchterschule ward ausgcscys, weil eine Darlegung darüber noch mangelte, wieviel Lehrstunden von den einzelnen Kräften an dieser Schule verlangt werden; dagegen ward ein- tinunig einer dienstuntauglich gewordenen Kramcnwärterin eine lausende Unterstützung von monatlich st Thlr. gewäbrt Bekannt lich hatte der vormalige Lager-Assistent Graf beim städtischen Leibhausc Im vorigen Jahre »Veruntreuungen in einer Gesammt- höhe von UZtttt Thlr. begangen, von denen noch 1457 Thlr. un- erictzt sind. Der Stadttath ist der Ansicht, diese lektcre Summe abzuschrciden; daö Kollegium aber will die Sache noch nicht bei Seite gelegt wissen, weil das Aktcnmaterlal unvollständig ist und sich insbesondere daraus nicht ersehen läßt, ob und inwie weit gegen die nächsten Vorgesetzten Grals ein »Vorwurf wegen ungenügender Ucbcrwachung und Revision der Geschäfte zu er heben gewesen Ist, weit die Möglichkeit einer ferneren Ersatz leistung nicht auögeichlosscn erscheint und well endlich noch die Frage kür das Kollegium offen bleibt, ob die Abschreibung vom Vermögen deS Leihhauses oder direct von derStadtkaffe erfolgen soll. Der zu 4 Jabreu Geiängniß verurkbcilte Gras ist gegenwärtig brnr-
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