Vertrauen wird nie zurückgewonnen.“ Auch unausgespro chene Forderungen können vernehmbar sein. Der Kaiser hatte seit dem neunundzwanzigsten Oktobertag zur Über legung Zeit. Er konnte an den Rand eines Berichtes, der vom Kanzler oder vom Reichstag kam, einen Satz schreiben, wie ihn sein Großvater unter Roons Bericht vom 1. März 1861 geschrieben hatte: „Für Ihren Freimut gebührt Ihnen mein Dank für ewige Zeiten!“ Dann war, ohne Zwang, geleistet, was die Forderung erlangen konnte. Er hat’s nicht getan. Er war über die „Schimpferei“ der Presse und des Parlamentes empört, überzeugt, daß „sein Volk“ anders denke, und fand sich vom Kanzler unzulänglich verteidigt. LE ROI S’AMUSE Als der verhängnisvolle Artikel im Daily Telegraph er schienen war, empfahl der Kaiser den Rekruten in zorniger Rede strenge Selbstzucht. Als Deutschland in Scham und Schmerz erbebte, ging er auf die Jagd. Zuerst nach Eckartsau, wo er sich dem Erzherzog Franz Ferdinand als Gast angesagt hatte. Die Frau des Schloßherrn lag, mit schwerer Influenza, in Kindsnöten. Der Mann mußte ihr, für die er der Hoff nung auf ebenbürtige Nachkommenschaft entsagt hat, fern- bleiben und für das Jagd- und Tafel vergnügen des hohen Gastes sorgen. Das Paar lebt einfach, wie andere Edelleute auf dem Land. Nun mußten Automobile herbei (der Kaiser braucht ein Halbdutzend für sich und sein Gefolge) ; mußte aus dem Waldrevier das Wild zusammengetrieben, das Schloß zu Prunk und Lustbarkeit gerüstet werden. Wir lasen, daß Franz Ferdinand die Flinte nicht in die Hand nahm; daß Wilhelm an einem Tag drei Dutzend Hirsche schoß und in fröhlichster Stimmung war; auch die kleinen Unbequemlichkeiten, die er in dem nicht vom Auge der Herrin bewachten, für so pomphafte Feste nicht eingerich teten Schloß hinnehmen mußte, wurden gemeldet. Dann ging’s nach Donaueschingen zum Fürsten Max Egon von Fürstenberg. Ob der muntere Kavalier sich diesmal eine