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Dresdner Nachrichten : 03.10.1877
- Erscheinungsdatum
- 1877-10-03
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187710039
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18771003
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18771003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1877
- Monat1877-10
- Tag1877-10-03
- Monat1877-10
- Jahr1877
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.10.1877
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«r. »7« «» » v!»rk »0 Pia«, durch V«V,» , Ma-k'r VI,«. Atritkl. Stumm« r» IllPs^. «usl.v 32000 «kdl. GO« dt« Mitckgade «in^> iaudter Manuirripl« »Acht sich di« Red»««,, utchl »rrdlddllch. S»I«r»t«»>>nnad«, «u». ddtrl»chaal»«ft«tu „«» >«gl«r t» tzimdurg, v«r »in, Wirn, L«»i»i«. Balcl. ivr«»lau, Nrantsurt a. M, — «ud.Maflainverttn. Wien, Hamduri. Rrantsurt a. M., Mün. ch«». — lauv« L »n graniiun a. M. — Ar. voigi l» Li,«»intd.— II»«»», ruliie», Ii»lll«r ch 0». III Pari». Tagcökatt für Wkitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr.^ > Börsenbericht und Aremdenlille. Druck und Eigmthum der Herausgeber: Litpsch L Ntlchnrdt in Dresden. Derantw. Rcdacteur: Ernst Lltpsch in Dresden. XXII. Jahrgang. Mitredacteur: I»r. La»» »ttvrv^. Für daS Feuilleton: Lu«r,ri8 S»rtui»«>>. Politisches. Früher war es der höchste Ruhm der Soldaten, „wie die Löwen" geiämpst zu haben. Dann kam die Periode der affen- uräßigen Geschwindigkeit, und jetzt ist der Maulwurf der Lehrherr in der Kriegskunst. An den Verschanzungcn, welche die Türken mit maulwurfsartiger Kunstfertigkeit aufmarfen, zerbrachen sich bisher die besten Anstrengungen der Nüssen. Diese aber sind gelehrig, wie alle Slaven, und bei Ezerkowna musste Mehemed Ali die Erfahrung machen, dasi der russische Bär dem verachteten türkischen Maulwurf das Schanzen und Verschanzen glücklich abgesehen habe. Mehemed Ali, außer Stande, die russischen Schanzen zu nehmen, mußte seinen Rückzug bis über den schwarzen Lom nehmen; nur wenige Bor- Posten läßt er auf dem linken Ufer stehen; in die geräumten Ort schaften dieses UfcrS rücken nachdringcnde Kosaken ein. Die Lage hat sich offenbar für die Nüssen ein wenig gebessert. Schon dcrUmstand, daß man in dem Vierteldutzend russischer Hauptquartiere wieder Zeit findet, zu schreiben und zu telegraphircn, läßt erkennen, daß man dort anfängt, sich sicherer zu fühlen, daß man das Schlimmste überdauert und die gefährlichsten Folgen der erlittenen Niederlagen abgewendet zu haben glaubt. Das Mörserbombardement Suleiman's am Schipkapaß beantwortet Radetzky ebenfalls durch russische Bomben mörser, und aus Plenum liegen keine türkischen Nachrichten mehr vor, woraus man auf eine erneute Einschließung Osman's schließen darf. Den Maulwurfsgängcn, in denen sich die geschickten Rumänen den türkischen Nedoutcn nähern, setzen die Türken nichts entgegen, sondern begnügen sich, ihre Ncdouten zu unterminiren, um sic im Bedarfsfälle in die Luft zu sprengen. In der Person des genialen Todtleben haben die Rumänen einen Führer erhalten, dem sie dreist folgen können. Die Altrussen gönnten dem als Deutschen verhaßten Kurländer Todtleben keine Lorbeeren; werden sie ihn, unter rumä nischer Sonne wachsen? Endlich verdient es noch Erwähnung, daß auf dem vierten Thcile des europäischen KricgSthcaterS, in der Dobrudscha, die Nüssen unter General Zimmermann auch zur Offensive übcrgcgangen sind. Ein Streifcorps erschien in bedenk licher Nähe von Varna, um die Bahnlinie Barna-Nustschuk zu unterbrechen. Letztere Festung wird von den Nüssen fortwährend bombardirt. Ein Munitionszug, von dessen Annäherung die Nüssen offenbar Kenntniß erhalten hatten, entging mit knapper Noth vor seinem Einfahren in den Bahnhof der Explosion durch russische Geschosse. Zeigt so die augenblickliche Lage des Krieges ein den Nüssen freundlicheres Gesicht, so warnt alle Welt die Nüssen vor ihrer Ab sicht eines Winter-Feldzuges. Gerade weil die Türken Südländer sind, würden sie den Winter besser vertragen als die Nordländer. Das scheint paradox. Man hält allgemein den in rauhem Klima geborenen Menschen für widerstandsfähiger gegen die Kälte als den unter milderem Himmel geborenen. Wer aber weiß, daß Araber und Beduinen gegen Külte deshalb nicht empfindlich sind, weil sic sich gewöhnt haben, die kalten Nächte nach glühenden Tagen durch zumachen, daß der Italiener beträchtliche Kältegrade spielend erträgt, während der Reisende aus Norden in Italien, wenn es kalt ist, häufig erkrankt, endlich, daß bei der österreichischen Nordpol- Expedition keineswegs Schweden oder Dänen, sondern Dalmatiner die Kälte dcs frostschüttelnden Tyrannen Boreas am besten über- standcn, der zweifelt nicht daran, daß bei einem Winter-Feldzuge die besseren klimatischen Chancen auf Seite der Türken sind. Die Russen suchen dafür die Serben zum Kriege auszusingen. 4 Millio nen Rubel sind in Belgrad eingetroffen, um die Serben zu bewegen, OSman Pascha in den Rücken zu fallen. Serbiens Volk verwirft ganz entschieden die Betheiligung am Kriege und die Pforte droht die serbische Kriegs-Erklärung mit einer Absetzung des meineidigen Fürsten Milan zu beantworten. Die radikalen Demokraten der Pariser Vorstadt Bellcville haben ein bemerkenswerthes Beispiel von Mäßigung abgegeben, iw dem sie es ablchnten, Gambctta als Abgeordneten fallen zu lassen und den wegen Schmähung Mac MahonS im Gefängniß sitzenden Bonnet-Duverdier, den abgesetzten Präsidenten des Pariser Ge- rneindcrathes, in die neue Kammer zu wählen. Ganibctta ist gewiß nicht der Ausdruck der Socialdcmokratie, aber selbst Socialdcmo- kraten ziehen ihn dem röthcren Bonnet vor, um ihrer Abneigung gegen Mac Mahon scharfen Ausdruck zu geben. Das republikanische Wahl-Comitö hat von der englischen Stadt Manchester 200,000 Francs als Beitrag zu den Wahlkostcn erhalten. Nouher, der Füh rer der Bonapartisten, hat ein Wahl-Manifest erlassen, woraus er sichtlich, daß diese Partei bis 1880 Mae Mahon sich gefallen lassen, dann aber mittelst Volks-Abstimmung das Kaiserreich einfüh ren will. Die Vorschläge der Berliner Reichsstempelsteuer-Commission würden, wenn der Reichstag eine Besteuerung der Börsengeschäfte, der Lotterie-Loose, der Rechnungen und Quittungen, sowie der Spielkarten beschlösse, immer nur den Neichskassen eine Summe von 15—20 Millionen Mark zusührcn. Das Reich bedarf aber angeb lich 30 Millionen Militär-Etat, die Vereine und die kostspielige Diplomatie, über deren wirklichen Nutzen sehr ketzerische Ansichten sich täglich mehr verbreiten, erheischen 30 Millionen. Wir kommen immer wieder darauf zurück: „Keine Mehrbesteuerung, sondern Ein schränkung der Ausgaben!" Der amerikanische Astronom Hall hat bekanntlich vor Kurzem die überraschende Entdeckung gemacht, daß der Planet MarS zwei Monde hat. In Amerika, wo man nicht so viele Millionen für Kriegs-Vorbereitungen auSgiebt, hat man eben Geld für die Wissenschaften übrig und konnte sich bessere Fernröhre anschaffcn. In Europa hat man trotz allen Suchens die Monde des Mars wegen ihrer Kleinheit noch nicht gefunden ; nur die Stern warte von Marseille will einen der Monde gesehen haben. Ist das nicht recht symbolisch? In Amerika hat man Fernröhre, um bei dcm Planeten Mars höchst interessante Begleiter aufzusinden. In - Europa, wo man dem Kriegsgott Mars Unsummen vonGeldmittcln opfert, kennt man seine Begleiter, die Diplomatie und Marine, schon lange und leider nur zu genau; aber um die Monde des MarS-Planetcn zu erkennen, fehlt uns das scharfe Gesicht. Der Planet Mars entfernt sich jetzt täglich mehr aus der Erdnähe; dafür richtet sich in Europa der KriegSgott Mars immer häuslicher ein, denn „Mars regiert die Stunde." Neneste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Wien, 2. October. Telegramme des „N. W. Tageblatt". Aus Schumla: Seit heute ist die Regierung des VilajetS hierher verlegt, auch die Konsuln aus Varna sind hierher übcrgesiedclt. Die Brücke bei Bochina ist von den Russen abgebrochen worden. — Aus Bukarest: 1. October: Das Korps des Generals Zimmermann in der Dobrudscha hat bedeutende Verstärkungen erhalten. — Die von dcm Ingenieur-General Pauker konsiruirte Eisenbahnbrückc, welche Simnitza und Sistowa mit einander verbinden soll, ist heute pr. Bahn an die Donau gebracht worden. Petersburg, 2. Oktober. Aus dem Kaukasus wird offiziell gemeldet: Anfang September begannen im mittleren Daghestan Unruhen, wobei die Aufständischen die Gcorgsorücke und kleine an verschiedenen Punkten des Gnnibdistriktes postirte Eommandos überfielen. Die Unruhen verbreiteten sich seit dem 21. d. Bl. auf die Distrikte Kari-Kumych, Käitacho, Talabaran und Kuerin dcs mittleren und südlichen Daghestan Durch Vorrücken unserer Truppen mit Miliz und durch das von verschiedenen Seiten erfolgte Eingreifen eines Detachements des Obersten Fürsten Nakan- hidjc wurde die Ruhe zuerst im Gunibdistrikt, später auch im mitt leren und südlichen Daghestan hergcstellt. In Folge der ausgezeich neten Operationen dieses Detachements und eines dcs Fürsten Ter rnssatuross erlitten die Aufständischen mehrere Niederlagen. Am 23. d. zerstreuten diese Detachements bei Aullavosche, am 24. bei Aulkutischi eine 0000 Mann starke Bande Aufständischer. Zur Zeit ist der Aufstand fast allenthalben unterdrückt. Unser Gc- sammtvcrlust wähöeuo der ganzen Zeit ist: Oberst Tschember todt, zwei Offiziere vermumm, die Kommandeure von vier Sotnicn ein heimischer Milizen und 130 Soldaten und Miliztruppen todt oder verwundet. LocalcS nnd Sächsisches. — Sc. Maj. König Albert von Sachsen dürfte von den kaiserlichen Hofjagden im Nadmcr-Eisenerzcr Revier heute Mittag nach Wien zurücktehrcn, und beabsichtigte, den getroffenen Dispo sitionen gemäß, heute Abend mit dcm Couricrzuge der Nordwest bahn nach Dresden weiter zu reisen, woselbst also Se. Majestät »wegen früh halb 10 Uhr eintreffen würde. I. Maj. die Königin gedenkt dagegen bis zum 16. October in Wien rcsp. Hncking zu verweilen. — Dem In den Ruhestand getretenen Assessor dcs GcrlehtS- amtö Bautzen, Eommissionörath S eh l u ck w c r d e r, ist das Rit terkreuz 2. Klasse des Albrechtsordcuö verlieben worden. — Aus Requisition teo Stadtratbö erschien gestern Mittag an Rathsslclle vor dem Assessor Witisch der Mitretatteur unse res Blattes, 1)r. Bier eh, um in der Wahlsache kco Herrn Oberbürgermeisters Ur. St übel vernommen zu werten. Vor dieser Wahl, im April d. I.. hatte in unserem Blatte eine Mit- theilung auö der gcbcimcn Stadtverordneten - Sitzung gestanden, worin erzählt war, daß die Partei des Lladtv. Krause dem ncu- zuwählentcn Herrn Oberbürgermeister 1>r. Stübel drügentc Be dingungen hätte autlcgen wollen. Or.Bicreh bestritt nun gestern prinzipiell daö Recht der Stadtverordneten, ihn aiö Zeugen ab- hören zu lasse»; aus besonderer Hochachtung für den Stadt». Krause ließ er sich seboch zu der Erklärung herbei, daß ihm jener Vorgang nicht mehr genau erinnerlich sei. — Die Ucbcrnahlnc der B c r l I n-D r c S d n c r Bahn durch den Regicrungoralh Wcbrmann Im Austrage des preußi schen Staats hat am Sonnabend stattgcsinidc». DaS beste Ge schält bei der Ucbcrnabmc der Bahn seitens dev Staats haben unbedingt die beiten biobcrigcn Dncctionomitgllcbcr, Gebcimcr Rath Heise und Rcgieuiugörath Dnlvn, gemacht. Dcm Erstcrc» sind als Abfinbllngssuinnic AIMO Thlr., dcm Anderen 8>>,ooo Thlr. stlpullrt und gezavlt worben, lieber de» Verbleib der Beamten dieser Eisenbahn Im Staatobicnst ist noch nichlö be stimmt. Aus den Bureaur jeder Abthcilung ist dcm jüngste» der Beamten der Dienst zum l.d. M. gekündigt worden; alte übrigen Beamten verbleiben bio aus Weiteres in tbrc» Stcllnngc». — Eines der bedeutsamsten Vorkommnisse bei der dieSjäb- rigcn N atur s o r s eh rr - Vcrsa in m I u n g in SN ü n ch c n war die Mitthcliung des Pros. KlcbS anü Prag, wornaeh die Lun- gcntubcrkulose kte Folge cincö eigcntvümllchcn Pilzes ist. Dicicr äußerst tüchtige Gelehrte hat nicht bloö in einem Vorträge, son dern auch in einer Sectionö-Sttzinig diese epochemachende Ent deckung porgrsührt und auch bei der Lungen-Schwindjucht. wie bei anderen Krankbeitcn des Herzens, der Nieren und anderer Kbrperthetle die Anwrsenbctt eines organischen Ptlzgebildeö nach- geivicsen. Die Versuche hierüber sinb in München mit der größ ten Sorgfalt nnd von veVchledcnen Seiten vorgenvmmcn worden. Die Lungenschwindsucht der Menschen ist identisch mit der Perl sucht der Rinder. Wenn man wein, daß die Lungenschwindsucht von allen Krankbeitcn die meisten Opfer erfordert, mcdr als Epi demien (man lese nur die Sterblichkeits-Tabellen Irgend eines SpitalS oder der militärischen Veröffentlichungen nach), so scheint jetzt der Tag nicht lern, wo eö dcm Mcnschcngciste gelingt, die größte Geißel deö jetzigen Menschengeschlechts wirksam zu bekämpfen. — Die 2. Sitzung der Generalversammlung deö allgemeinen sächsischen Lehrervcreintz im Gewerbchause nabm gestern Morgen 8 Ilbr tbrcn Ansang. Anwesend waren folgende Ehren gäste : Oberbürgermeister Or. Stübel, Stadtratb Heubner, Hos- ratb Ackermann. Stadtverordneten-Vorsteher. Geheimer Schnlrath 1)r. Bornemaim, BezlrkS.Sehulinspcctor Schulrath Bcrthclt, Be- zirkö-Schulinspector Sehulratd Or. Hahn, Bczirks-Schiilinspcctor 1)r. Wlnckler aus Oschatz, Bezirkö-Sck'Ulinspector Musbacke ans Dippoldiswalde, Geheimer RegierungSrath 1)r. Böhmen, Pastor 1)r. Sülze, Rcdacteur Schmidt, Mitglied des SchulauSichusses, BezilkS-SchuIinspector Wigand ans Großenhain und Kaufmann Walter. Vorstand de«Dresdner GewcrbcbereiiiS. Aus der Tages ordnung stand aiö erste Frage die Seh n l b i b e l s ra g e. <Res. Körbitz-Drcsdcn.) Dem betr.Tbema liegt die Absicht zu Grunde, Mittwoch, de« 3. October; 1 2»I<«»>» »xrd«!' M«iU«» " »,,«»« I» >-i» Ld.d UI,, «U,1N»MM«>>. -sunutu,» »tt> Miau,« »r Uli«. 2» Neusiod!: „1-cdr Ki»il,r« . tzlüc i> d>« Nachm. 4 Mir. — L«r Raum «m«r kl». Ipaliigin PrttU«ii« iaiiet tu Pta«. «tmo'iandl dW ^«ilt LU Pp-.c. ylue iKaraiilie sllr dal , nlHlliu «>,« Ersil,«'»,» dil mild »Ich, i>« »ci-en. AuSwIirlig« Vüivonl«»» i^Iilau« rvn lui» .ml,«» rumaciigiimlii unl> Per. soukp nucriiri, nur i ur yigru !pr»iinmtrnndo> bur,!, ü»>«s» nailru rd«r P^üriuzal,- luii,- Ach! LUbni Ion«» Ii', >pig«. Jnicnile sü, die Montag, summier db«r noi!> «inciii g-illog, dir P-ai.-i,>k NU >.»io«. TreSsc», 18 «7. an Stelle der heute in den Schulen gebräuchlichen Bibeln einen Bibclanszug alü Rcligionolchrbuch obligatorisch cinniiühte», in dem namentlich die sittlich anstößigen, sowie die sich öitci wlcbcr- holciidcn Eapitel der heutigen Bibel beseitigt werten keiinten. DaS ausführliche Rctcrat dcs Retnerö endete mit der Aiiisleilung einer Resolution, welche lautet: I. „Ein Bibclanszug an Stelle ter bollstäntigcn Bibel ist tür tic Volksschule noibweneig und zweckmäßig." II. „Ein BihclanSzug schafft tem Worte Gottes einen größere» Einfluß aus die Jugend nnd ermöglicht jbr eine reichlichere Besck'äitlgnng." Die Versammlung beschloß, beiden LHefen mit entsprechenter Mctivirung durch Veröffentlichung den nötbige» 'Ausdruck zu geben. Die tritte Tbesc der ganzen Resolution: „Die von dem Ministerium dcS Euttuo und össcntlichcn Unterrichts berauögcgcbcncn Gutachten sind nicht geeignet, in der Bibeiauszugsragc als Schiedsrichter zu dienen" wurde, da dieses ein Mißlrancnspotum gegen die Wissenschaft invoivirc, ven der Versammlung verworfen. Die nächste zur Verhandlung kommendc Frage lautet: W a s ! a n n In Sachscn dieSchule zu r H e b u ng dccInd n n r i e thnns <Rcs. Bccger-Lcip-ig.) Der lauge und äußerst ci- schöpicndc, meist schart pointirlc Vortrag des Referenten beleuch tete in der Einleitung die heutigen gewerblichen und indnsiricucn Zustände n»d schiitert an der Hand einer Mcngc treffender imo zum Theil selbst erlebter Beispiele die trostlosen Verhältnisse der selben. Zwei Ucbcl tcö Gewcrbcstandcs seien es, weiche die jetzigen Zustände geschaffen; erstens der moralische tMaugcl an Fleiß) iiub zweitens daö tcchnisch-intcUectuelle (Mangel an Ge schicklichkeit re.i. DaS Unreelle in der Industrie habe bekannter maßen säst seinen Höhepunkt erreicht und das IudciNhiim in der selben — Redner sagt, er erwähne nothgezwungcn leütcrc» Aus druck. selbst aus die Gciabr »in, nächstens im Kladderadatsch zu stehen — ici zu deutlich bemerkbar. Tic Schule könne insofern für zukünftige Zeiten wesentliche Hilfe leisten, wenn der Unter richt in der Form eine Veränderung erfahre. Reicrcnt hält, namentlich an der Hand praktischer Anführungen, denjenigen Lehrstoff im Detail sür überflüssig, bei dcm kein bestimmter Be griff bedingt ist nnd lritisirt hieraus die einzelnen Lehrfächer zu Gunsten seiner Behauptungen. DaS äußerst beifällig ausgenommcnc Reieeat endete »nt der Anistcllnng von sieben Thesen deö Referenten, welche folgendermaßen laincn: I. Im Allgemeinen muß der Satz scstgeivillen werten, daß die Volksschule allgemeine, aber nicht Fachbildung zn geben habe. II. Es ist aber ein Irrlbum zn meinen, derLcorstoff, welcher zur Zeit in unseren Volksschulen zur Behandlung kommt, sei vorzugs weise oder ausschließlich geeignet, die allgemeine Bildung zu ver mitteln. Vielmehr würden sich an die Stelle der seither acirie- bencn Gegenstände andere setzen lassen, bei deren Anowat l und Behandlung die Industrie mehr aiö jetzt Berücksichtigung finden kennte. UI. Zn oiescin Bchuie hat die Volksichnic nicht nött ig. andere Unterrichtsfächer cinznsührcn, sondern nur kw bereits vor handenen theilo ihrem Umiange nach zu-erwcitern, rl ells an den selben Veränderungen hinsichtlich der Auswahl nnd Behandlung des Unterrichtsstoffes vorzunchnicn. IV. Eine Erweiterung maci t sich nöthig mn dem Gebiete dcü Zeichncnuntcrrichtö, Veränderun gen an, dem Gebiete der Geographie und der »atiirwiffenichast- lichcn -Fächer. V. Der sächsische Lchrervercin erkennt die Roth-- wendigkcit der angedcntctcn Veränderungen aiö berechtigt an und beschließt, mit geistige» nnv mettcriellcn Mittein darauf hinzu- wirkeu, daß eine den initgetheilten Gesichtspunkten entsprechende Auswahl deö Unterrichtsstoffes ans renGcbictcn der Geographie, Naturgeschichte, Physik und Ehcmic getroffen würde. v>. Die sächsische Lchrervcrsennmlnng bcschlieick deshalb felgende Eon- cucrcnzauSschreiben: Eine Zusammenstellung des Mate rials tür den geographischen Unterricht in der Voiksschnic, durch welche sich eine erhöhte Vorbildung tür den künstigen Gewerbetreibenden erreichen ließe. Preise :mo, A>0 und imiM., tu desgleichen iür den naturgcschichtlichen Unterricht. Preise "M, 200 nnd 100 SN., c. desgleichen sür den chemischen unk phpiika- lisehcn Unterricht. Preise 300. 200 und ioo;'N. VII. Der Vorstand dev sächsischen Lchrcrvcrcins wird bcauitragt, cd. unter Hinzuziebung gceignetcr Kräite, ta-S Preisausschreiben vorzubc- rciteu, unter den eingeaangcncn Eoncurrcnzarbciken eine 'AnS- wah! zu treffen und dieselben zu bcreffcntlichcn und die sächsische Ocicgirtcnvcrsainmlung übt in ihrcrMsammthcik daö Preisgericht ans. Ed entspann sich vicrans eine lebhaitc Debatte, in welcher t gegen und 2 sür die Annahme der Thesen plaidovincn. Bei der hieraus cnolgten Lldslimmung kamen'Thesen I—IV zur Annahme, wäbrcnd V-VII zur nochmaligen Erwägung an die nächste Dclcgittcnvcrsammlung verwiesen wurkcu. Hiermit war der geschäftliche Shell der diesjährigen Versammlungen erledigt. Ter Vorstand, DIrcctor Kolbe, tankle iin 'Namen deö Vereins den königlichen und städtische» Behörden iür das ircundliche Ent gegenkommen, sowie dcm OrtSgusichnß iür seine anerkannte Tbätigkcit während deö Festes. Um l Ubr iand eine Stcbcn- vcrsammlnng im Gewerbchanic stalt von der Sceiion iür Patcr- lantölundc, wobei Eonrad-Ehcmnltz einen Vortrag hielt. Die übrige» noch anwesenden Fcstgästc zerstreuten sich hierauf nach allen Windrichtungen der Stakt. Ei» T rupp ging zur ii inglichen Gcinältegalcrie, ein weiterer besichtigte um 2 Ubr die tomglich: Tnrnlebrcrbiltnnge'anstalt und von Uhr war Besuch teS Thurmcö der Frauenkirche. Ferner fand Nachmittags ein Schau turnen im königlichen Seminar in der Friedriehslad! statt, dann Besuch deö PcstalozzisllstcS, der »en erbauten VI. Bürgerschule:e. Am Abcnd vereinigte ctncn großen Theil der Leorcr - die hiesigen mit ihren 'Angehörigen — ein Eoncert im Lincke'schcn Bade, während ein anderer Tt-cil dieVorncUnngen in den konig. lichen 'Theatern bcsnchte. Für heute Vormittag l«> Ubr Ist ein Auöstng per Damvischift nach Pillnitz projectnt, bei weicher Ge legenheit der Pervbcrg bestiege» werden soll. - Die Zustände in der Verwaltung tcS städtische» Arbeitdbauscö, die anläßlich des Prozesses Hinkclmann zn Tage getreten sind, werden, wie man uns mittheitt, dem Stadl- vcrordnctcn-Eollcgium einen scbr paffenden Anlaß dielen, einmal gründlicheWirtbschast bei jenem Stiesklntc gemeindlicher Admini. stration zn machen. Nur der DiScretion dcs GcrickllSpräsjdrnlcn, Geh. Rath Mehingcr, ist cö zu danken, daß dieseMiüverwallung nicht noch unvclhültter zn Tage trat. DaS. waS daö Publikuni crfnhr. genügte eben vollkommen, um die Gedanken des Herliilcö beim Anblick des Augiasstalles in Alien anilcbc» zu lasten. Welcher Stadtverordnete wird den Herkules sricicn? — Den gestern von Drcödcn-Ncuttadt nach Leipzig um o Uhr 30 Min. Vormittags abgcgangcnen Pcrsoncnuig Nr. 302 hat bei Langenbcrg ein schwerer Unfall betroffen. In Folge tnI - scher W c i ch e n stel I u n g snbr der genannte Pcrsoncnzug ans ein kurzes Nebengleis und entgleiste. Dabei stürzte die Maschine in den nach Gröbste zn führenden Eanal, in welchem sie mit den Rädern nach oben noch liegt. Mehrere Wagen sind stark be schädigt, während schwere Verletzungen der Passagiere und dcü Zngpcrionalö die Vvrscbung verhütete. Locomotivführer und F-cuermaini retteten ficke durch Hcravspringcn von der Maschine, che sic in de» Eanal hinabstürzte. Im Zuge befanden sich nnlcr
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