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Dresdner Nachrichten : 30.04.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-04-30
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189804304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18980430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18980430
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1898
- Monat1898-04
- Tag1898-04-30
- Monat1898-04
- Jahr1898
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.04.1898
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,, X, » » Onk»»»!,«»,«» r die «ückiie N um Mil cz'out III der duvt-k'äiilildsleNe. Morirnttr « u. «n »ki«s»»anmei>kNe» v >o>«. A s Nvr «aclim Dd.n»>L)^ » »r Ikariknltt, 2« v U-'/U UkrMlltu«r. Ko«?». flür sammennaanichien ic >. de, zo Ps — tzuswLrNok «»ttrSie nur aeurn kvrautbe-asil»»», «»leodljlNerweid m >oP> kereGnet. fternivreibaniidlud: Id«« I v». 1« u. «lr. -INS«, ner Nackrichien ericheinm ialick Moracns, 4L Jahrgang. »nsi INviIs-HlnAkLia . LLL!« .1. I». K«mk>,»1?. -"'LÜLLN'- ^ . . . . ,w<i »«IrkiNlndnUt bivtot «iow nur giui Xm>«ito uuct Lont« ru billizzston Lroison. Telegr.-Adrrfle: Nachrichim, Dresden. faiil »»»der L.^V!a!L, 34 IK«-uIiv1t«^o c>Ik>>rant garnirtsr vamenküts ü> zeäor kroi-r^e«. K NoxolwLskigo, p«n„ünlt«-»,v Linlckuk« uoä iloclsstuäisv D in Vvnlln unci « O rc>«»v« l-LFor! Lvklsuvkv ireinksrät I^eupoll, vresäen-^. »veevsekirmv VttlBkt«»». llnztav llitmliolil, Horitrztr« 14. v»i>«rSin IS. «r. 118. ZpMl: :reisi»niaerWahla»stus, Hosnachrichten, LandtagSvechnndlnngen, Stadtverordnetensitzung. IMuthmaßl. Witterung: andwirthschastl, Ausstellung, Erziehnngsvcrcin. Bezirksausschuß, „Braut von Messina'. I Trübe km nax. die beide km Fahrwasser des Börsenkapitalismus schwimmen. Politisches. Wahrend die gemäßigtere „Magd Ztg," sich mit der Bemerlnng ^ — begnügt: „Dre nieisten (d, h, die manchesterlichen) von diesen Nächst der Sozialdemokratie hat min mich dke freisinnige, Forderungen werden von allen (!) liberalen des Landes unter- Dereinkgung ihren Wahlaufruf tn's Land gehen lassen. ES ist!'chrieben werden können", redet sich die No,t.-Ztg." sogar in eine x»"»» »-sL!!'«»S°!7L.AflL?ÄL«K-.'rO vkVHkr, Dd. Vllnh, Dr. Ptlchnic^e und schlicht lchemten Pvtittt. ^vuchen den ^er^retern dieter Poltttt Rickert da geleistet haben. Eine matte Limonade von abgcstan- und denjenigen Nationalliberalen. die an den volitiich und ivirth- denen manchcstcrliche» Redensarten wird mit dem Zucker einiger „allgemein liberaler" Floskeln nothdürstig versüßt und diesen wahl- politischen Ersrhchnngstrank bietet die genannte Bereinigung wie eine kohlensaure Jungfrau an alle Diejenige» aus, die sich bei den bevorstehende» Wahlen für die „große liberale Partei" im Namen des reinen und unverfälschten Börsenkapitalismus in's Zeug zu legen gewillt sind. An der Stühe des Aufrufs prangt der Satz: „Dein Liberalismus einen größeren Einfluß aus die Entwickelung dcS Deutsche» Reiches zu verschaffen, ist die gemein same Ausgabe aller Liberalen." Gleich dahinter kommt ein Neberblick über die in der letzten Legislaturperiode erfolgten Bewilligungen zu Zwecken der LaudeSvcrtheidigllng und im Anschluß daran der empfehlende Hinweis, daß die freisinnige Ver einigung „bereitwillig" für die Verstärkung der militärischen Machtmittel des Reiches eingctretc» sei. Rach dieser Einleitung erklärt der Aiisms, daß den erweiterte» Machtmitteln des Reiches eine „Erweiterung der wirlhschattlichen Leistungsfähigkeit dcS Volkes" entsprechen müsse, und bei der näheren Auseinandersetzung des Sinnes jener Forderung guckt dann der manchesterliche Pferdefuß unverhüllt hervor. Unter dem Schlagwort, daß ein großes modernes SlaatSweten wie das Deutsche Reich keine „eng herzige und kleinliche Politik" treiben dürfe, werden im Hand umdrehen eine Anzahl von Zumuthiingen an die Regierung gestellt, die ini Wesentlichen darin gipfeln, daß der Staat sich »on dem BöneiikapitalismuS geduldig in die Tasche stecken lassen solle. Daraus kommt es doch schließlich hinaus, wenn die weiblichen Jrcisinnigeu kaltlächelnd nach der Wetterführung der Caprivi'schen Handelspolitik rufen, wenn sic sich gegen jede sach- und zielgemäße Reform der Reichsbank wenden und obendrein eine Revision des BörsengcsetzcS im Interesse des Spckulantenthums aus ihr Programm setzen. Die ganze gewaltige Bewegung zu Gunsten einer gesunden nationalen Wirthschaftspolitik wird mit der Mitleid erregenden Phrase abgcthcrn. daß eS sich dabei um den mit großen Mitteln betriebenen Versuch handele, die Gesetzgebung mehr und mehr in den Dienst einseitiger wirthschastlicher Interesse» zu stellen, und daran schließt sich die gleichwcrthige Behauptung, daß die wichtigsten politischen Rechte „bedroht" seien: das Vereins- und VcrscuumlungSrecht. die Freizügigkeit, das Rcichswahlrecht und das Koalitionsrccht. Soweit das Vcreinsrecht, das Rcichswahlrecht und das Koalitionürecht in Frage komme», haben die Herren Dr. Bam- berger und Genossen sich einfach die tendenziösen Unwahrheiten zu Nutze gemacht, mit denen die Sozialdemokratie aus diesem Gebiete arbeitet. Demgegenüber muß immer wieder mit Nachdruck darauf hingcwiesen werden, daß von einer „Bedrohung" jener Rechte nie und nirgends die Rede gewesen ist. ES handelt sich nur um die Beschneidung ganz offenbarer unerträglicher Auswüchse, die eine maßlose politische Agitation durch den bewußte» Mißbrauch der ihr von der Verfassung in die Hand gegebenen Waffen gezeitigt hat, um den unentbehrlichen Schutz der friedlichen und ordnungs liebenden Staatsbürger gegen schwere Ausschreitungen des politischen und sozialen Fanatismus. Die freiheitlichen Grundrechte selbst aber werden von keiner Seite angetaslct. Insbesondere ist mit Bezug aus das Reichswahlrecht an die Erklärung auf dem letzten konservativen Parteitage in Dresden zu erinnern, kraft deren die konservative Partei nicht daran denkt, das bestehende Rcichs wahlrecht zu beseitigen. Die Einbeziehung des Frcizügigkeitsrechts in den KrriS der angeblich gefährdeten Rechte ist eigenes Verdienst der freisinnigen Vereinigung. Die formelle Handhabe dazu hat den Herren Dr. Bamberger und Genossen eine jüngst im preußi schen Abgeordnetenhause stattgehabtc Verhandlung über den Gegenstand geboten, in der der Minister des Jimern Freiherr v. d. Recke das Vochandenietn von Mißständen auch bei der Aus übung dieses Rechtes zugab. im Uebriaen aber ausdrücklich feslsielltc. daß oaS Recht der Freizügigkeit selbst unbedingt erhalten bleiben müsse. Ein bischen naher bei der Wahrheit hätten alio die Verfertiger des weiblich-freisinnigen Wahlaufrufs wohl allenfalls bleiben können. Indessen — die »liberalen" Vertreter einer nicht „engherzigen und kleinlichen Politik" haben selbstverständlich auch das ewige Menschenrecht, ihren Wählern etwas vorzuslunkcrn. und versäumen nicht, sich dieses Rechtes ausgiebig zu bedienen Der gekennzeichnete weiblich-freisinnige Wablaustns, der znm Schlüsse nvch einmal eine großliberale Anwandlung bekommt, bat etwas so ungemein Aaschlapplges an sich, daß erde» unvcrbüllten Hohn der groben Männlichkeit Herrn Richtcr'S herarrSiordert. Ter Generaldirektor der freisinnigen Volkspartei ist anscheinend unversöhnlich und kommt offenbar mehr und mehr aus den Stand punkt zu. de» er bei der letzten Wahl in Bremen einnahm, indem er seinen Anhängern den Rath gab. nicht für den Kandidaten der Verewigung (der Gegner war ein Sozialdemokrat) zu lkSportellichen Seite ein« rlcht er nach einer anderen schaftlich liberalen Uebcrliesenmgen ihrer Partei scslhatten, ist ein t.emiender Unterschied nicht z» erkennen. Zwischen diesen Heiden Gruppen ist ein Zusamincnwirkeu von sclbn gegeben, und es wird sich, wie wir nicht bezweifeln, in den einzelnen Wahlkreisen seitens der Wähler vollziehen." Die bönenkapitalistische Richtung in der nationalliberalen Partei scheint demnach Icbhaste ieccssionisliiche Neigungen zu haben. Sie hat sich von vornherein der Sammlungsvolttit mir widerwillig angeschloffe» und nach allem Vorangegangenen darf von ihr eine freudige hingehende Mitarbeit an dem Werke der Verständigung zwilchen den großen »ntivnglen Erwerbssaktoren, das von den Vertretern des produktiven liberalen Großkapitals emsig gefördert wird, keinesialls erwartet werden. Erwägt man dies »nd rechnet de» weitere» Umstand hinzu, hat es sich der Zahl »ach nur um erneu verichwindcnd kleinen Bnichthcil der Partei handelt, der in die Fußslapfen des Manchesterthums tritt, so muß unter Umständen von dem taktischen Standpnnlt einer erfolgreichen Scimmlungs- volitil die rechtzeitige Absplitterung des manchestcrlichen Flügels des gemäßigten Liberalismus als eine Klärung der Lage weit eher mit Genngtlniung begrüßt als beklagt werden. Wenn man den Dingen ruhig iii's Auge sicht, das Kind beim rechten Namen »ennt^uiid sich nicht selbst ein D sür ein U macht, so wird man zu dem Schlüsse Kommen müssen, daß die Störung in den Wahl- aussichten der Scimmlungsparteicu. die durch einen Zusammenschluß des weiblichen Freisinns und des manchestcrlichen National- liberalisinnS allensalls bewirkt werde» könnte, ungleich weniger in's Gewicht fällt als die allgemeine Verwirrung und Unsicherheit, die als Folge des Verharrens der manchestcrlichen Milglieder in der nationalttbemjcn Partei cin-a-riße:» drohen. ES daher auf'S Innigste zu wünschen, daß bei der am Sonntag i» Vecttn ziisammeiitrctendeu nationalliberalcn c.'vnscrenz im Angesicht der Wahlen eine Entscheidung hcrbeigeführt werde» möge, die eine gedeihliche Fortführung der Smnnttungspolitik gewährleistet. Dann würde der Wahlaufruf der Herren Bamberger »nd Genossen sich auch als ei» Dhcil lener Kraft erweffen. die stets das Böse will und stets das Gute schasst. Aernschrcib- und Hernisirkch-Btrichte vom 29. April. *— Dresden. Heute Abend verbreitete sich das Gerücht, daß auf der Gerberggsse der Mörder der Bertha Riedel aus Aichershain verhaftet worden sei. Bei der Königlichen Polizei eülgezonene Erkundigungen ließen erkennen, daß allerdings ein des Lnumvrdes verdächtiger Memch in Halt genommen worden sei: Weiteres war indes; zunächst nicht sestmstellen. " N cw - Dor k. Die „Evening Pvit" meldet aus Kevwest: Der Monitor . Terror" und das Kanonenboot „Machias" bombar- dirten CardenaS. Zahlreiche Spanier sollen geködtet sein. Nach zweistündigem Kampfe waren die Batterien zum Schweigen ge bracht. Die Schiffe haben keinen Schaden erlitten. - Sav Vicentc. (Reuter-Meldung.) Heute 4 Uhr M Min. Nachmittags kehrten von den, hier aiisgclausenen spanischen Ge schwader drei Torpedoboote mid zwei Transportschiffe infolge Zu sammenstoßes zweier Torpedoboote zurück; dieselbe» haben nur leichte Beichädigungen erlitten und sollen morgen wieder in See gehen. Berlin Reichstag. Auf der Tagesordnung steht zu nächst die erste Beratbung der Gesetznovelle, betr. die Naturalleist ungen im Frieden. Abg. Rickert bittet den Präsidenten, die zweite Leimig der Vorlage aul die Tagesordnung der nächsten Plenar sitzung zu stellen Präsident v. Buol sagt das zu. Es folgt die zweite Beralhung der Vorlage, betr. die elektrische» Maßeinheiten. Abg. Dr. Kruse (nat.-lib.) berichtet über eine Petition, derzufolge die Ausnahme auch des Beschlusses „Watt" in das Gesetz er wünscht sei. Graf Posadowsky erwidert, es sei das unterblieben, weil der Begriff „Watt" nicht Io wie die Begriffe „Volt" und „Ampere" wissenschaftlich scstgelegt sei; der Bundesrath werde aber von seiner Befugnis; Gebrauch machen und im Wege der Verord nung Bestimmungen über den Beschluß „Watt" treffe» Die Vor lage wird angenommen. — Eine Petition, betr. Einführung des Befähigungsnachweises für das Baugewerbe beantragt die Kom mission dem Reichskanzler als Material zu überweisen. — Abg. Mctzner (Centr.) beanircigt dagegen, die Petition dem Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überweisen. — Abg. Benoit bekämpft, Abg. Lotze unterstützt Viesen Antrag. Abg, Bebel wünscht Aussetz ung der Abstimmung über den Antrag Metzner und bezweifelt, da Hau. . . Sitzung auf 3 Ubr an. — Auf der Tagesordnung der neue» Sitz ung stehen zunächst einige weitere Petitionen, DebatteloS werden die Petitionen, betr. Einführung des Konzessionszwangs sür Ge- sindemaklcr dem Reichskanzler zur Bcrucksichligung überwiesen. Sodann folgt die zweite Berathung des Antrags Paalche, betr, Saccharin bez. Süßstoffe überhaupt. Der ursprünglich beantragte Gesetzentwurf wollte diese Süßstoffe einer Besteuerung unterwerfen. Die Kommission hat fast einstimmig einen Gesetzentwurf beschlossen, welcher in 8 2 die Verwendung künstlicher Süßstoffe bei der Her stellung von Nohrungs- und Genußmitteln als NahrungSmittel- säffchuna künstelst und in 8 3 verbietet: 1. Bei Bier. Wein. Fruchtiäften, Konservenfabrikation, künstliche Süßstoffe zu ver wenden; 2. derartige geiüßie Nahrunas- und Gtnußmitiel fetl- zudaltcn, — Ein Antrag Mctzner aus Absetzung von der Tages ordnung wird abgelehnt und ein Antrag Hermes auf Vertagung findet nicht genügende Unterstützung, Nack Empfehlung der Kommitsionsbeichlüffc durch Abg, PaasHc,erklärt Abg. Wurm tSoz.ß daF seine Partei selben durchaus billige, zu verhindern suche, werk .... Redner weist hin auf ein fragwürdiges Anerbieten, welche- eine Saccharnünbrik dem Bunde kleiner und mittlerer Bruuereien ge macht habe: daS Anerbieten nämlich, gegen Entschädigung von 1«0 Mk. bei dem Reichskanzler gegen das vorliegende Gesetz zu petirionirrn. Thatsüchlich fer auch eine Petition gegen dies« Elüna und Deutschland zu kräftigen und zu Bereitschaft des chinesische» Reiches zu stärke: sich alle Rechte der >L>ouvcrä»etät in einer Zl roltvUür.! vk^sä«» § t'a>'vGk,rsok«r ^ Lru- A >'r. K64 N «ws'ÜAillt 8 r, i Lr-<1«»ve»'va, ^ ditchaii«,, Dk V V (8tal1t!,Lus). Sonnabend, 30. April 18S8. Gesetz eingcgangcn. die von 50k> Brauereien unterschrieben sei. — Abg. Rickert (steif.) protestirt gegen diese unerhörte Art. eine Partei dieses Hauses, die freisinnige Dolkspartci, der er ielber >a nicht angehöre, zu verdächtigen, eine Partei die ledensalls nur aus sachlichen Gründen zu dem Äunlche gestumiit worden sei, diese Verhandlung vertag! zu lehcii. — Abg, Lotze (Anlis.) tritt warm ! für die Kominisswnsbeichlüsse ein. — Abg. Wurm (Soz.) be ^ streitet, die freisinnige Vvlkspartei verdächtigt zu baden, er habe nur gesagt, in welch' schlechter Gesellschaft sich oieje Partei be findet, wenn sie bloß gegen dieses Gesetz Obstruktion mache. Er habe nicht gesagt, daß die Partei selbst sich durch die LXX) Mk, habe bestechen lassen. — Abg, Hermes (freist): Die Art der ! Agitation jener Saccharinfabrik kann auch ick nur verdammen, j aber diese Agitation kann mich doch nicht abhalten, aus sachlichen > Gründen dieicnige Stellung zu diesem Gesetz fcstzuhalten. die ich j vo» Anfang an eingenommen habe — Abg Rösicke (lib.) spricht ! für den vorliegenden Entwurf, Damit schließt die Debatte. — Präsident v Buol mißbilligt die Aeußeruna dcS Aba. Wurm, daß sich die freisinnige Volkspartei in schlechte Gesellschaft begeben habe. Vor der Abstimmung bezweifelt Abg. Hermes die Beschluß fähigkeit des Hauses an. Da a» der Beschlußnnfählgkeit kein Zweffel besteht, beraumt der Präsident die nächste Sitzung aus morgen an mit der Tagesordnung: Handelsprovüorium mit Eng land und Weltpostvcrtrag in dritter, Naturalleistungsgesetz in zweiter Leimig, sodann Anträge, betr, den Rohseidenzoll, Berlin. Der „Ncichsanzeiger" veröffentlicht den Wortlaut des gestern hier eingctrosfenen Instruments deSVertrags zwischen dem Deutschen Reiche und China wegen der Ueberlassung von Kiaiitschon, Der Vertrag lautet: Nachdem nunmehr dst Vorfälle bei der Mission in der Präfektur Thao Chon Fu in Schantung ihre Erledigung gesunden haben, hält es die Kailerl. chinesische Re gierung für angezeigl, ihre danlbare Anerkennung für die ihr seither von Deutnhland erwiesene Freundschaft noch besonders zu bethätige». Es haben daher die deutsche uird die chinesische Re gierung. durchdrungen von dem gleichmäßigen und gegenseitigen Wunsche, die stennoschaftlichen Bande beider Länder »u krittligen ! und die wu.chschustliche» und Hanoe,sbezieh»ngen der Untcrthanen beider Staaten nnretnandcr zu entwickeln, nachstehende Sepamt- wiweiitivn abgeschlossen: Artikel I, Ter Kaiser von China, von der Absicht geleitet, die srenndschaftlichen Beziehungen zwischen Elnua unk Denticbland IN kruffla,.» lind zugleich die Mitltärffche en, verspricht, indem er Zone von 50 Kilometern im Umkreise von der Kiautschon-Bncht bei Hochwasserstand Vor behalt. in dieser Zone den srcicn Durchmarsch deutscher Truppen jederzeit zu gestatten, sowie daielbst keinerlei Maßnahmen oder: Anordnungen ohne vorhergehende Znstinunung der deutschen Re gierung zu treffen und lnsbesonvere keiner etwa erforderlich werdenden Regnlinmg der Wasserlache ei» Hinderniß entgegen- zchctzc». Der Kaffer von China behält sich hierbei vor. in >ener Zone im Einvernehmen mit der deutschen Regierung, Trupven zu ltationircu, sowie andere militcusche Maßregeln zu treffen, Artikel 2. In der Absicht, de» berechtigten Wunsch des deutschen Kaisers zu erfüllen, daß Deutschland gleich anderen Mächten, einen Platz an der chinesischen Küste innehabcn möge sür die Ausbesser ung und Ausrüstung von Schiffen, für die Niedcrlegung von Materialien und Vorrctthen für dieselben, sowie für sonstige dazu gehörige Einrichtungen, überläßt der Kaiser von China beide Leiten des Einganges der Bucht von Kiautschou pachtweise, vor läufig ans W Jahre, an Deutschland. Deutschland übernimmt es, in gelegener Zeit aus dem chm überlassenen Gebiete Befestigungen znm Schutze der gedachten baulichen Anlagen und der Einfahrt des Hafens zur Ausführung zu bringen. Artikel 3. Um einem etwaigen Entstehen von Konflikten vorzubeugen, wird die chinesische Regierung während der Pachtdaucr im verpachteten Gebiet Hoheitsrcchte nicht ausüben, sondern überläßt die Ausübung der selben an Deutschland und zwar für folgende Gebiete. 1. an der nördlichen Seite des Einganges der Bucht die Landzunge, ab- aegrenzt »ach Nordost durch eine von der nordöstlichen Ecke von Pötato-Island nach Lvshan-Harbour gezogenen Linie; 2, an der Südseite des Einganges zur Bucht die Landzunge, abgegrenzt nach Südwest durch eme von dem südwestlichsten Punkte der südwest lich von Cliiposan-Jsland befindlichen Einbuchtung in der Richtung aus Tvlosan-Jsland gezogenen Linie; 3. die Inseln Chipvsan und Potaio-Jsland; 4. die gelammte Wasserfläche der Bucht bis zum höchsten derzeitigen Wasserstaud; 5. sämmtliche der Kiautschou- Bucht vorgelagerten und sür deren Vertheidigung von der Seefeste in Betracht kommenden Inseln. Eine genauere Festsetzung der Grenze» deS a» Deutschland verpachteten Gebietes, sowie der 50 Kilometer-Zone um die Bucht herum behalten sich die hohen Kontrahenten vor, durch beiderseitig zu ernennende Kommissare nach Maßgabe der örtlichen Verhältnisse vorzunehmen. Chinesi sche» Kriegs- und Handelsschiffen soll in der Kiautschoubucht die selbe Vergünstigung zu Theil werden, wie den Schiffen andere, mit Denttchland bestcundeler Nationen und es soll das Ein- und Auslaufen, sowie der Aufenthalt chinesischer Schiffe in der Bucht keinen anderen Einschränkungen unterworfen werden als die kaiser lich deutsche Regierung, kraft der an Deutschland auch für die ge summte Wasserfläche der Bucht übertragener, Hoheitsrcchte in Bezug auf die Schiffe anderer Nationen zu irgend einer Zeit fcst- zusetzen für geboten erachten wird, Artikel 4. Deutschland ver pflichtet sich, aus den Inseln und Untiefen vor Eingang der Bucyt die erforderlichen Seezeichen zu errichten. Von den chinesischen Kriegs- und Handelsschiffen sollen m der Kiautschoubucht keine Abgaben erhoben werden, ausgenommen solche, denen auch andere Schiffe zum Zwecke der Unterhaltung der nöthigen See- und Hafenanlagen unterworfen werden. Artikel 5. Sollte Deutschland später einmal den Wunsch äußern, die Kiautschoubucht vor Ablauf der Pachtzeit an China zurückzugeben, so verpflichtet sich China, die Aufwendungen, die Deutschland in Kiautschou gemacht hat. zu er setzen und einen besser geeigneten Platz an Deutschland zu ge währen. Deutschland verpflichtet sich, das von China gepachtete Gebiet niemals an eine andere Macht weiter zu verpachten. Der in dem Pachtgebiet wohnenden chinesischen Bevölkerung fall, vorausgesetzt, daß sie sich den Gesetzen und der Ordnung ent sprechend verhält, jederzeit der Schutz der deutschen Regierung zu Theil weiden, Sir kann, soweit nicht ihr Land für andere Zwecke in Anspruch genommen wich, dort verbleiben. Wenn Grundstücke chinesischer Besitzer zu irgend welchen Zwecken in Anspruch genvm men werden, so sollen die Besitzer dafür entschädigt werden. Was die Wiedereinrichtuug von chinesischen Zollstationen betriffst die außerhalb des an Deutschland verpachteten Gebiet«, aber imier- halb der vereinbarten Zone von SO Kilometern früher bestanden Sk» V',: ^
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