Hamburg - Wien - Leipzig - Berlin Bachiana auf Ab- und Umwegen 5c > - Von Hans-Joachim Schulze (Leipzig) Eine beschreibende Verzeichnung einzelner Quellen, größerer Quellengruppen oder sogar ganzer Bibliotheken ist nach aller Erfahrung ein ebenso mühsames wie notwendiges, 1 nicht selten aber auch undankbares Geschäft. Letzteres ins besondere deshalb, weil eine nach bestem Wissen und Gewissen angefertigte (zuweilen auch durch äußere Zwänge in Umfang und Zielrichtung begrenzte) Katalogisierung einerseits ein zumeist heterogenes Arbeitsfeld mit größt möglicher Exaktheit zu bewältigen sucht, andererseits die Mit- und Nachwelt zum weiterführenden Diskurs herausfordem muß und damit Gefahr läuft, bloße Steilvorlagen für wohlfeiles Besserwissen geliefert zu haben. Auf kriti sches Weiterdenken kann gleichwohl nicht verzichtet werden, und in diesem Sinne widmen die nachfolgenden Bemerkungen sich einigen in zwei neueren Katalogpublikationen 2 präsentierten Problemfeldem, die durch die dort in vestierte Arbeit überhaupt erst bewußt gemacht und in einen erkennbaren Zusammenhang gestellt worden sind. Als Beispiele dienen hierbei Quellen, die ihren Standort ein- oder mehrmalig gewechselt haben, die also eine kürzere oder längere Wanderschaft hinter sich haben. 1. Weniger durch ihren Quellenwert als vielmehr durch den Namen ihres Besitzers geadelt erscheint eine Abschrift von Wilhelm Friedemann Bachs Sonate in F-Dur für zwei Cembali (Fk 10), auf die Johannes Brahms bei dem Hamburger Antiquar Theodor Ave-Lallemant gestoßen war und über die er am 25. November 1855 an Clara Schumann berichtete: „Ich habe eine Sonate für 1 Erinnert sei nur an die unvermutete Rückkehr des größeren Teils der Musikalien sammlung der Sing-Akademie zu Berlin (2001), an den Untergang der Musiksamm lung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar infolge eines verheerenden Brandes (2.9.2004) sowie das mysteriöse Verschwinden der jüngeren Musikbiblio thek der Thomasschule zu Leipzig (1945/46). Vgl. Die Bach-Quellen der Sing- Akademie zu Berlin. Katalog, hearh. von Wolfram Enßlin, Hildesheim 2006 (LBB 8), insbesondere S. 8f. (C. Wolff) und 508 f. (U. Leisinger); B.A. Schmidt. Nachruf auf die Musikaliensammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar. Mf 57 (2004), S. 328; Die ältere Notenbibliothek der Thomasschule zu Leipzig (vgl. Fuß note 2). S. 9f. : Die Bach-Quellen in Wien und Alt-Österreich. Katalog von Christine Blanken, unter Mitarbeit von Marko Motnik, Hildesheim 2011 (LBB 10): Die ältere Noten bibliothek der Thomasschule zu Leipzig. Verzeichnis eines weitgehend verschollenen Bestands. Hrsg, und erläutert von Andreas Glöckner, Hildesheim 2011 (LBB 11).