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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 16.04.1915
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19150416028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915041602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915041602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-04
- Tag1915-04-16
- Monat1915-04
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chtsitz»N»gMriiM»S«utt<deR Karuutdeuseout u»s bat resultlei.ndeAufrolle,, d,S südlt^n »lü?U» »er sowie dt« ««tomattsche Zurückdri»«»«, der e« und der darauffolaend« «prftoß «uch aeqe« leiten waren da» Ziel dieser groß angelegten . ^»paung. »tn Versuch de» Purchdruch« tn de, uuserrr Karvatheusront ist wohl al» endgültig er- »t anznsehe«. vielleicht solgen nunmehr feindliche An- »riffe -egen Südoftgaltzten und die Bukowina. Wir sind üdrrzeugt, datz ihnen der «rfolg nicht veschirden sein wird. .. u, mu... .u. U » gvar: Der Feind richtete gegen unsere Stellungen Vst. lich »o» Ldvro neue Angriffe, die jedoch keinen Erfolg er» »ielten. In der Umgebung von Bolosale blieb etnc sehr wkbtige Höhe, die an den vorhergegangenen Tagen mehr» mal» von de« Russen genommen worben war. endgültig in unsere« Händen. Blühe au der Gares«, Kreut, kk. Budapest. lPrtv.-Tel.) Au» Everte» wird dem »Bester Lloqd" telegrap-tert: Während der letzten 48 Stun de» herrschte an der Saroser Front vollständige Ruhe. Die Russen versuchten nicht einmal eine« Angriff. Die während der jüngsten Kämpfe auf der Linie Saros— Radewa gefallenen mehr al» 2000 Russen sind noch un» beerdigt. d. KuauBurt ü*ö!^PrivürM*«u» Peteröburg d -er .Franks. Zt«." gemeldet: Der Präsident der Otto- teupartet Gutfchkow erklärte in einer Sitzung der Parteileitung di« Entscheidung tm Weltkrieg« werde im Mai fallen, und »war durch drei Millionen englische Sol dat«». slij — E» muh sehr schlecht um Rußland bestellt fei«, wenn e» gezwungen ist. seine Hoffnungen auf so un- wahrschrtnltche Brüsten zu setze». .. Di« rnssische» «usvrüche auf «ouftautinopel. dk. Me«. sPvtv.-Tel.) Nach einer Petersburger Meldung fand im Hotel Metrovvl inMo» kau eine slawi sche Versammlung statt, die mit der Annahme einer Reso lution schloß, in der erklärt wurde, Konstanttuvpel und die Meerengen müßten russisch sein. Da» Kreuz auf der heiligen Sophia müßte wieder erglänzen. An dieser Frag« bürften mit den Staaten, die bisher an dem Kriege als BundoSgenossen tetlgenomme» haben, leine Verhand lungen geführt werden. Zum Kampf «« »de Dardanellen, d. Genf. sPrlv.-Tel.) Nach einer hier vorliegenden Meldung soll da» englische Linienschiff »London", das den Torpedobootzerstörer „Renard" auf einer erkundungs fahrt in den Dardanellen verfolgte, von dem Feuer der türkischen Batterien stark beschädigt worden s«tn. Hinrtchtnug »»» Dreiverbaudsspi»»«« i» der Türkei, d. Kraukhtrt a. M. sPrim-Tcl.) Die »Franks. Ztg." meldet ans Sonstantinopel: Nachdem kürzlich ein katholischer Geistlicher arabischer Nationalität, weil er zu gunsten Frankreichs spioniert hatte, hiugerichtet wor den war, find jetzt in Jerusalem zwei andere für eng lische Rechnung arbeitende Spione zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Das Urteil wurde sofort voll streikt. Di« russe« feindliche 8«»«g«»g in Persien. b. Konstantinopel. iHrtv.-Tel.j Der russische Konsul in Ktrmanschatz wurde von Persern ermordet- Ver mutlich steht der Vorfall im Zusammenhang mit der fort dauernden Erregung über die Landung russischer Truppen in Enseli. Abordnungen mehrerer persischer Stämme und der Geistlichkeit waren nach Teheran gekommen, um die Regierung anfznsordern, die Russen au» Enseli zu ver treiben. Seit deren Landung ist die Zahl der an den Kämpfen um den Arasflutz an der kaukasischen Grenze teil nehmenden Perser gewachsen. Bulaarile« «nd Griechenland, d. Rom. sPrtvÜTel.) Nach «inerMeldung auS «then betont die griechische Regierung, daß ihre Vorstellungen in Sofia wegen der mazedonischen Zusammenstöße nicht mit Serbien verabredet waren und daß Bulgarien den festen Willen zur friedlichen Beilegung der Kämpfe be kundet. «ieberaufuahme d«r Arbeit in Mailand. Mailaud. Heute früh wurde dieArbcitin ordnungs gemäßer Weise wieder ausgenommen. Die Stadt hat da» gewöhnliche Aussehen. tW.T. B.) Bevorstehend« Anternieruug beS »Kronprinz Wilhelm*. London. Der Marinemttarbeiter der „TimcS" schreibt: SS steht außer Frage, daß der Hilfskreuzer „Kronprinz Wilhelm" interniert werden wird, da ein Teil der Beschädigungen des Schisses von kriegerischen Unter nehmungen herrührt, die nicht auSgcbesscrt werden dürfen. Die britischen Seeleute, die auf dem „Kronprinz Wilhelm" gefangengehalten waren, erklärten nach ihrer Freilassung einstimmig, daß sic heimkchrcn würden, um gegen Deutschland zu kämpfen, obwohl sie das schriftliche Versprechen abgegeben hätten, am Kriege nicht tetlzunchmcn. Sie sagten, da« Versprechen sei unter Zwang gegeben worden und habe des halb keine Gültigkeit. lW.T.B.) Amerikanische Arbeiter gege« die Waffeukieferuuge«. ük. Mailaud. sPrtv.-Tel.» lieber Rotterdam meldet „Sera" aus Newyork: Der Hafen arbeitcrverbanb i« Boston beschloß einstimmig die Verweigerung der Bcr- ladrarbeit von Kriegsmaterial nach Europa ab 20. April. Die amerikanische »Neutralität". Londo«. „Daily Telegraph" meldet aus Newyork: Amtlich wurde erklärt, daß die britischen Kreuzer keine Vorräte auS Newqork erhielten und die amerikanische Neutralität nicht verletzten. lW.T.B.) -ertlicher «« «chfilche». »re«»««, td. April. —* Der preußische Gesandte Gras v. Schwert» be tuchte vorgestern die preußtsche« verwundeten Soldaten, die in der hiesigen Heil» und Pslegauftalt untrrgrbracht sind. —* Dem RetchS-ertchtSrat Dr. Richard Mandselb ist da» OsstzterSkreu» vom Braunschweigischen Orden Heinrich» de» Löwen verliehen worden. —* KriegSauSzetch»»»»««. Da» Eiserne «reu» S. Klasse erhielt der Einjährige Kriegsfreiwillige Erich Starke vom Regiment 242, Sohn de» priv. Kaufmanns und Oberleutnant» de» Landsturm« Paul Starke, Dresden, der die gleiche Auszeichnung zu Beginn de» Jahre» erhielt. —* Offizier»»Dieustjndtläu«. Der frühere Gtraßen- babn-Obertnspektor Oberleutnant a. D. OSkar Weste, Münchner Straße 16, welcher im Alter von 68 Jahren sich erneut an die westliche Front begeben hat, uw für König und Vaterland zu kämpfen, beging am 1. b. M. in voller Rüstigkeit sein 60jährige» Offizier»-Dienstjubiläum und wurde au» diesem Anlaß zum Hauptmann befördert. -* AmGiudiläu« a» »er W. ««zirkSschule. Mit den, verflossenen Schuljahr vollendete Lehrer Max Jurenz das 28. Jahr seiner hiesigen Lehrtätigkeit. Direktor Ulrich begrüßte und beglückwünschte den Jubilar im Namen de» Kollegium» und gedachte tn anerkennenden Worten seiner treuen und gewissenhaften Schularbeit. In Au- betracht de» Kriege» wurde von der Uebrrreichung einer Blumenspende abgesehen. Zu gleicher Zeit beging Lehrer Karl Hänel sein 2öjähr»a«s Dtenstjubtläum. Da er zum Heere cinberufen worben ist, wurden ihm die Glückwünsche de» Kollegium» schriftlich übersandt. —* Ueber de« Gala« und Paradeauzug der Truppe« i« Hoimatlaude für die Dauer d«S Krieges, und zwar für die Fußkruppen und für die berittenen Truppen, enthält das beute aUSgegcbenc »K. S. Militär-Verordnungsblatt" eine Bekanntmachung. .. -* Daö «jährige Bestehen der Städtische« Od-rreal. schule zu Dresden wurde heute vormittag im großen Saale de» BcrciushauseS durch eine in Anbetracht der ernsten Zeit nur schlichte, dafür aber um so würdigere F c i c r begangen. Zahlreiche frühere Schüler der Anstalt, die Eltern der gegenwärtigen Schuljugend «nb viele Schul männer hatten sich zu dem Aktus cingefunden. Unter den Ehrengästen bemerkte man als Vertreter der staatlichen und städtischen Aufsichtsbehörden Geheimen Schulrat Dr. Lange, Oberschulrat Dr. Prietzel, Stadtrat Dr. Matthes und Stadt schulrat Professor Dr. THUmmler, sowie Geheimen Hofrat Dr. Vogel. Der allgemeine Gesang dcS ChoralS: „Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut" leitete die Feier ein. Ein Weihegcdicht, verfaßt und gesprochen von Professor Rein hold Fuchs, entbot Gruß und Dank den im Felde weilen den ehemaligen Angehörigen der Anstalt und deren teuren Toten und lenkte die Blicke »ach Sturm und Not in eine friedlich-frohe Zukunft. Nachdem der Schülcrchor die Beet- bovenschc „Hymne an die Natur" gesungen, ergriff der seit der Gründung der Anstalt an ihr verdienstlich wirkende Rektor Professor Dr. Schöpke da» Wort. Er gedachte zu nächst der unter den Waffen stehenden beiden Lehrer und der viele Hunderte zählenden ehemaligen Schüler der Oberrealschule, von denen bereits mehr als dreißig den Heldentod gefunden, um dann seinen Gefühlen tiefster Dankbarkeit Ausdruck zu geben gegen Gott, der dtc Arbeit der Anstalt so sichtbar gesegnet, gegen das Kultusministe rium. dessen wohlwollenden Interesses die Schule sich stets erfreuen durfte, gegen die städtischen Kollegien für die tat kräftige Förderung der Anstalt und gegen die Eltern für das erwiesene Vertrauen. In längeren Ausführungen verbreitete sich Professor Dr. Schöpke dann über die Wesens art der Real- und Oberrealschulen als Pflcgstätten des Geistes und wahrer Humanität. Die Reihe: der Gratu lanten cröffnete der Ratsdezerncnt Stadtrat Dr. Matthes mit der Verlesung einer Urkunde der städti schen Kollegien, in welcher der htnacbcnben treuen Arbeit des Leiters und des Lehrkörpers der Obcrrealschule Dank und Anerkennung ausgesprochen wurtzc. Rektor Stöcker- Chemnitz »verbrachte die Glückwünsche der Chemnitzer Obcrrealschule, des Vereins sächsischer Nealschullchrcr und der Vereinigung der sächsischen Ncalschuldirektoren. Direk tor Professor Dr. Hahn übermittelte die Wünsche der Dresdner höheren städtischen Schulen und des Freimaurer- Instituts. Ferner sprachen Direktor Ulrich für die 30. Bezirksschule, in deren Räumen die Jubilarin von 1800 bis 1806 untergebracht war, Direktor Th ärmer namens der mit der Obcrrealschule enge Beziehungen unterhaltenden «nd benachbarten v. Bürgerschule, Kauf mann Thümmlcr für den Klub Dresdensia und die che malige» Schüler der Anstalt, Herr Stclzncr für die Elter» und ein Schüler im Aufträge seiner Kameraden. Professor Dr. Schöpke dankte in herzlichen Worten für die Glückwünsche, die ihm selbst aus Schützengräben und Laza retten in großer Zahl zugegangen seien. Mit einem Gebet des Professors esnck. rov. min. Fricdcmann und dem gemeinsamen Gesänge des Alternixdcrländischen Dank- gcbctes fand die Feier ihren Abschluß. —* Die Sächsische Kirchlich« Soufereuz hielt am Mitt woch iu Chemnitz ihre 28. Versammlung unter Vorsitz von Superintendent Müller-Zwickau ab. Sic brachte in ihrem ersten Teil einen Vortrag des bekannten LuthcrsorscherS Prof. v. Otto Scheel aus Tübingen, der über „Luthers Schul- und Universitätsiahrc" außerordentlich anregend sprach und mit vielen immer wetter geschleppten Dichtungen über die Jugend des Re formators brach. Sehr zeitgemäß war der zweite Vortrag komed rerdkmn» Retzen »eutschtum. Conrad Ferdinand Meyer, dessen Jugendsprache das Französisch war und der so starke romanische Einflüsse in sich mffnahm. ist doch ein echter deutscher Dichter geworden, nnd bas große Jahr 1870 hat ihn dazu gemacht. Urdcutsch war sein Wesen und seine Kunst, und so darf er wohl noch a«S dem Grabe seine „Stimme im Weltkrieg" erheben, wi es der Titel einer soeben im Verlage von H. Haeffcl in Leipzig erschienen zeitgemäßen AuSwabl ausdrückt. In einer Einleitung zu diesem Felbpostbüchlctn, da« eine Reihe der schönsten Gedichte Meners und die köstliche No velle „Der Schuß von der Kanzel" bringt, beleuchtet Erich Jäger da» Deutschtum Conrad Ferdinand McycrS, daS mit der Entfaltung seines Dichtergeistes immer reifer und stärker hervorkrat. Zwischen romanischem und germani schem LokkStum ungewiß hin- und hergcworfen, nach einem Anschluß an eine große Kultur suchend, die ebenso gut die französische wie die deutsche sein konnte, so fand ihn das Jahr 1870. Aber „der große Krieg, der bet uns in der Schwei» die Gemüter zwiespältig aufgeregt, entschied auch einen Krieg in meiner Seele", schrieb er später über diese „kritische Zeit". «Bon einem unmerkltch gereisten SjammeSgesühl jetzt mächtig ergriffen, tat ich bei diese», weltgeschichtlichen Anlässe das französische Wesen ab,- und innerlich genötigt, dieser Sinnesänderung Ausdruck zu geben, dichtete ich „Huttens letzte Tage".* Und von de», Bild diese» tragischen Kämpfers für deutsche Größe schweift sein Blick zu dem starken Vollender deutscher Sehnsucht, „nd er dichtet die knappen Strophen vom „deutschen Schmied", die nur auf den eisernen Kanzler gedeutet wer den konnten und al» Bismarck-Gedicht volkstümlich ge worden sind. Drei Schläge tut der deutsch« Schmied: „Der erste schmiedet den Teufel fest. Daß er den Welschen nicht siegen läßt. - Den Erbfeind trifft der zweite Schlag, Daß er sich nimmer rühren mag. Der dritte Schlag ertöne rein, Er soll für die deutsche Krone sein!" I So durfte seine feinfühlige Schwester Bctsn von ihm behaupten: „Als das Deutsche Reich entstand, da erstand in !<?. K. Meyer der Ghibcllinc." In seinem „deutschen Eifer" ging Meyer damals so weit, daß er den alten Achtundvier ziger Gottfried Kinkel bestürmte, durch ein „schönes patrio tisches Lied" mit der alten Heimat Frieden zu schließen und in das neue Reich zurückzukehrcn. Meyers Briefe beweisen , in ihrer durchgehenden Gesinnung, i», ihrem warmen Ton, Mit wie innerste», Anteil der Schweizer Dichter die Ent wicklung des Deutschen Reiches verfolgte. Dtc Gestalt deS kranken Kronprinzen, dem er eine leidenschaftliche Ver- j chrung cntgegenbrachtc, hat sogar in der geschichtlichen Rrnatssancrverhüllung der „Versuchung des PcScara" ein Fortleben in seiner Dichtung gefunden. In unbeirrbarer Liebe hing er an de», jungen Kaiser Wilhelm, dessen > „großes monarchisches Bewußtsein und gerechte unparteiische ! Haltung" er bewunderte. Daß er den Anschluß an Deutschland für eine wichtige Kulturaufgabe der Schweiz hielt, hat er öfters, so z. B. tn einem Brief vom 16. September 1887. ausgesprochen: „Ganz abgesehen von meinem persönlichen Verhältnis zur deutschen Literatur habe ich die allgemeirte Ueberzeugung, datz Zu sammenhang und Anschluß an das große deutsche Leben für «ns Schweizer etwas Selbstverständliches und Notwendige» ist. Ja, ich habe die Stärkung dieses Bedürfnisses stets als den genauen Gradmesser gründlicher Bildung betrachtet. ES ist nach meiner Ueberzeuguug ein unermeßliches Gut, daß wir unbeschadet unserer Eigentümlichkeit einem weiten sprachlichen Gebiet und einer großen nationalen Kultur angehüren und un» nicht, wie etwa die Holländer, in einem engen partikularen Kresse bewegen." Sr ahnte auch bereit», daß dem von ihm so heißgeliebten Deutschland noch die grüßte Prüfung bevorstehe, und so klingt heute z» uns wie der Wunsch eines guten uud großen Freundes daS Wort, das er 1888 an seinen Freund FranyoiS Wille schrieb: „Die Zeit ist furchtbar ernst und Deutschland wird — etwas früher, etwa» später — den großen Kampf zu bestehen haben: Gott segne eS!" de» Heraus-eder» de» „Reue« Sächsische« Kirchenblattrs". Pfarrer» Klotz-Vockwa über den „Heeresdienst der evangelischen Geistlichen". Die von ihm auf gestellten Leitsätze wurden eingehend besprochen. Man stimmte ihnen in den Grundsätze» allgemein bei. Sic taute«: 1. Evangelische Theologen haben ihre volle Dienst zeit mit der Waffe abzulristen. 3. Sie verbleiben auch nach dem Eintritt in bas geistliche Amt tn ihrem mili tärische» Dienst- und Rangverhältntsse. 8. Verzichten sic auf den Dienst mit der Waffe, so haben sie die Hebungen im Sanitätsdienst zu machen und sind dann al» Feldgeist liche in hinreichender Anzahl in Aussicht zu nehmen oder nach geeigneter Ausbildung im Sanitätsdienste zu ver wenden. 4. Im Sanitätsdienste ist ihnen ein ihrer Stellung entsprechender Rang zu erteilen: nach zwei erfolg reichen Nebungen eine Stellung im Ossiziersrangc. . j —* Die Kunstfertigkeit de» Armlose«. DaS Natto nal-Hy g i c n e-Mn se u m Lot am Montag abend i»i Reservelazarett II eine Vorführung, die nicht nur inter essant, ja einzigartig tm Gebotenen war. sondern auch äußerst lehr- und trostreich. In Fortführung des in der „Ausstellung für Verwundeten- und Ärankenfürsorgc im Kriege" durchgeführten Gedankens, hat die Muscumsleitung den armlosen Herrn llnthan hierher kommen taffen, um anschaulich zu machen, welcher Leistungen der Mensch auch ohne Arme noch fähig ist. Freilich hat Herr Unthan von Jugend auf keine Arme besessen und die Höchstleistungen, die er vorftthrt, werden kaum von einem Erwachsenen noch zur Ausführung gebracht werden könne», anderseits wird eS aber doch äußerst beruhigend wirken, zu sehen, wie Beine und Füße zu den alltäglichen Verrichtungen allmählich herangebildct werden können. Generalarzt Dr. Sch i l l wies tn seinen einleitenden Worten vor allem auch daraus hin. wie eben durch Willenskraft und erfinderische Denkungskraft nie ermüdender Art, selbst ein solch schein bar unglückseliges Dasein, zu einem lebensfrohen „m- gestaltet werden kann. In der Arbeit liegt das LebenS- glttck. ttnd die harmonisch abgeschlossene Persönlichkeit des Herrn llnthan sei ein ebenso trostreiches als aneifer,idcs Beispiel dafür, datz auch diejenigen, denen der Krieg Glie der geraubt habe, nicht zu verzweifeln brauchten. Tic Leistungen -eS Herrn llnthan sind geradezu verblüffende, so. wenn er die Geige meistert, wen» er selbst kleine Gegen stände, wie Bleistifte, Zigaretten, Zündhölzer mit Lrichtig keit und Sicherheit aufnimmt, den Bleistift spitzt, wenn ei mit der Schreibmaschine wie mit dem Stift seine Gedanken zu Papier bringt, wenn er Karten mischt, die Klappen der Trompete spielen läßt. Nicht minder bewundernswert in sein köstlicher Humor, mit dem er die Vorführungen zu würzen und seine Zuschauer, die i», erste,, Augenblick viel leicht von Bedauern für ihn niedergedrückt sind, in die heiterste Stimmung zu versetzen weiß. Er selbst verabscheu! nichts so sehr, als bemitleidet zu werden, denn er fühlt, daß er nicht nur seinen Lebensunterhalt sich verdient und eine WillcnSschulung entwickelt hat, die Staunen erregt, sondern daß er auch zur Zufriedenheit und zum Glücks- gefühl sich durchgcrunge» hat. Ter stürmische Beifall über die Geschicklichkeit, AusdruckSfähigkcit und Natürlichkeit seiner Bewegungen und seine humorvollen Bemerkungen und Gesten — wenn er sich z. B. die Nase putzt oder die Stirn mit dem Taschentuch wischt oder sich hinter dem Ohre grault und seine Brille mit de» Zehen hin und her schiebt, in die Füße klatscht oder das Kinn an die großen Zehen legt oder gar „Daumen dreht" — erreichte den Höhepunkt, als er schließlich den Soldaten Schicßprvbcu vorführte: mit den Zehen seinen Stutzen lud, mit staunenswerter Sicher heit zielte, einer Zigarre Sic Asche abschvß, einen Bleistift auScinandcrschoß. Generalarzt Tr. Schill brachte nur daS allgemeine Gefühl am Schlüsse der Vorstellung, der Generalarzt Dr. Mutze-Wo bst, Oberstabsarzt Dr. Lufst und eine Reihe von Militärärzten beiwohnten, zum Ansdruck, als er Herrn Unthan herzliche Anerkennung für die fesselnden und höchst lehrreichen Darbietungen auS- sprach, die Herr Unthan in selbstloser Weise in den Dienst der guten Sache stellt, und auch Exzellenz Tr. Lingncr, der ebenfalls erschienen war, für das Entgegenkommen seitens deS National-Hygicne-Miiseums seinen Dank a»s- drttcktc. Wie wir hören, ist seitens des Museums geplant, noch weiteren Lazaretten die Vorführung zugänglich z» machen und einen Film in erweiterter Form herzustellen, der in Verbindung mit anderen die Möglichkeiten vor- sührcn soll, die sich für KriegSinvalidcn bei entsprechender Schulung und unter Verwertung der modernen Technik des Gliederersatzes erhoffen lassen. —* Gewerbevcrein. Zum drittenmal in diese», Kriegs- wintcr sammelte der Gewerbevcrein gestern seine Mit glieder und deren Angehörige zu eine», B a t c r län dischen Abende. Wie freudig man dem Ruse des Vor stands zu derartigen Veranstaltungen zu folgen bereit ist, bewies die große Zahl der Versammelten, für die der große Gewerbehaussaal kaum ausreichtc. Mit dem schneidigen „Hindenburg-Marsch" von FctraS, gespielt von der voll zähligen Gcwcrbchauskavcllc unter Olsen, wurde der Abend eröffnet. Nack, einem weiteren Orchester vortrng lWebers Patriotischer Ouvertüre) begrüßte der Vorsitzende, Geh. Rat E. Stcglich, in einer kurzen, kcr nigen Ansprache die erschienenen Mitglieder und Gäste, dankte der mitwirkcnden Kapelle, die unter erschwerenden Umständen in diesem waffenklirrenden Konzertwintcr wacker „üurchgehalten" habe, widmete dem Vortragenden des Abends, dem türkischen Gelehrten Ali Alm«s als einem Vertreter derjenigen Nation, die als die einzige der Welt sich tatkräftig und todesmutig an die Seite der Zentral Mächte gestellt habe, ein herzliches Willkommen und ließ seine Rede anSklingcn in ein brausend wicdcrklingcndcs Hurra aus unsere zu Lande, zu Wasser und in der Luft für unser Vaterland heiß kämpfenden Volksgenossen. Als stimmungsweckrnbc Einleitung zum Vortrage des Herrn Ali Almäs ans Snwrna über „Halbmond »nd Adler" stimmte die Kapelle das einst viclgcspiclke ar- fällige Charakterstück „Die türkische Scharivachc" von Michaelis an, das zweimal erklingen mußte. Der Vortrag selbst interessierte nicht bloß durch die Persönlichkeit des Redners, der die deutsche Sprache bcwnnöerSwert beherrscht, sondern auch durch die Gediegenheit seines Inhalts und durch die bilderreiche, phantasicpollc Form des Ausdrucke. Der erste Vortragdtcil legte auf Grund geschichtlicher Tai sachcn dar, wie England und Rußland sich jederzeit als grimme Feinde des Halbmondes gezeigt hätten, — dieses in unverhohlener, offener Gegnerschaft, jenes mehr ver steckt und oft sogar unter der freundschafthcnchclnden Maske des ausgcfeimten Piraten. Frankreich habe sich in frühe ren Jahren allerdings weniger feindselig gegen die Türkei erwiesen. Durch Festlegung eines Kapitals von gegen zwei Milliarden Mark in türkischen Gebietsteilen und noch mehr durch Begründung von etwa 60» Schulen habe es sogar mancherlei zur Ausbreitung europäischer Kultur im Br reiche des Halbmondes getan, was dankbar anzucrkenncn sei und was auch heute noch so manche» Türken bestimm, habe, eher mit den Franzosen zu sympathisiere,,, als sic zu Haffen. Indes — das französische WaffenbünbniS mit de», Erzfeind des Islams, mit Rußland, habe den Türken all K» Steckenpferd Seife e beste Lilienmilckz- fur Harte, roeiße Hai Abercrll AU. Htück. äL> psg Sre»d»er Nachrichten «.Ws.» Nr. 105
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