Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-02-13
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188502135
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-02
- Tag1885-02-13
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.02.1885
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N»I«> llll- »<!<«>» »Kr. e»e> 1 »lelil keil) »lt») ie»L e. >«r«t a-V. —. 922« 1982b 190 b«I >44«, >(»- b7^- 472« 20k.- M.- 10 UL 2-^- 110« Io4.— U!7.— 174.- 1IL- bL- 1.7«, 76 7L Ü?»«> 1».- 128« 978 877 «8b 178 L 1S92S » La«so so« SSL—. l» 150 di« 69.— 3«. -er ^prii- >47 25 43.30 2«. »li-Lii^ust - Kilbi» 51.40 2« ^xrll-Ll»l «de riebt.) li6u»t-8ex- . tarnte« tiwmonL i «ti 8100 «srllluiL. » -k-I.SL -mmrrika» > (S/S) der io Boston in Movillr borg k8/2) so» Bra- neeika; i» »an»" v»H irr „Profl Hon, bürg« .ueenSiowo iladelpdio; h-amer>ka- L> di« Red Ne» A»rk : Dampfer Erscheint täglich früh 6'/,Uhr. Uedartio» and Er»edition JodanneSgasse 33. -Prechknntrn drr Kr-actio« Vormittags 10—12 Uhr. NachmiltagS 5—6 Ube. Atl»«« NX»»», cu>»«i»„dlrr «oiiuicn»»« »schl X »« «t»»cnoa »ichl »cr»«»Uch. »er für »1e nächMolaea»« N«»»er bestimmte» Inserate «» Sockent«,,» t>« 3 U»r Rachmittan», a> G»»»-»» -esttagr» sr« h vis'/,» Uyr. I« den Fitialkn für Zus.-Xnnahme: Vtt* Rlemw. UmveesiiälSstrahe 21, L»»t» Lösche, Katdariuenstraße 18, p. «ur bis '/,L Udr. apMtr.Taseblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage L8,?»0 ^vonneinrnteprei» viertelt. 4',, /Mt. incl. Bringerloha k Mk, durch die Pv'i bezogen 6 Mk. Jede einzelne Rümmer 20 Zf. Belegexemplar 10 Ps. obebüdren itir Extrabeilagen liu Tageblatt Format gefalzt) ohnc Lostbeiörderung 39 Mk. mit Bostbetkrderung 48 Mk. Inserate bgeipalrene Petitzrile 20 Pf. «rSßere Schrisren laut uns. Preisverzeichnis Tavellariicher u. gisserniob nach HSHerm Tarif. Ukllamen onier dem MedactionSstrich die4aelvalt. LcileöOPf.. vor den Jnmiliennachrichteii die Sgefpaltene Zeile 40 Pf. Iuleraie sind lieis nn die tzxpevitio» za senden. — Rabatt wird n kÄ gegeben. Zahlung praeouruersimo oder dura, Posi« aachnabme 44. Freitag ven 13. Februar 4885. Amtlicher Tlieil. Das 4. Stück de« vieejähriqeii NeichSaesehblatteS ist bei un« eingegangea und wird biS j»»m Z. März diese- Jabv«A aus Vem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich ausbängen. Daffelbe enthält: Nr. 1382. Allerhöchster Erlaß, betreffend die Einführung eine- veremsachken l'iquidatioii-vcrsahrens hinsicht lich de« Servise« für Cantonnement»- und Marsch quartier. Boin 29. Januar 1885. Leipzig, den 10. Februar 1885. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. ttrumbiegel. Veklluntinachimg. Denjenigen Grunvstücksdesyeni dez. Tarteninhabern, welch, ihre Bäume, Sträucker, Hecken rc. bi« jetzt nicht oder nicht genügend haben von Raupen säubern lassen, wirb hierdurch unter Dinwei« auf die Bestimmung von tz 368* de« ReichSstrasgesetzbuchs bei Lermeivung von Geldstrafe bis zu 80 Mar? oder entsprechender Hast ausgegedeu. «uaefäumt und längsten- bi» Ende diese» Monat» gehörig raupe», sowie die Raupennester vertilgen zu lassen. Leipzig, am 5. Februar t885. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Georgi. Heniiig Bekanntmachung. Im Monat Januar d. I. gingen beim Armenamte ein 50 Geschenk .Ungenannt". 3 - — - Kinderlokn von B-, durch da» Polizriamt. 8 - — « „für cinen liegen gebliebenen Süawt!" 49 « 22 - Erfolg einer vom Agenten Herrn Carl Friedrich August Frahnert abgetretenen Forderung, gegen O. Cb-, durch Herrn Nechl-anwalt Erter. 30 - 14 - Ergebnis einer Sammlung am 1. Damen- Narren-Abend der großen Leipziger Carneval Gesellschaft, durch Herrn OScar Herbst. 50 » — » zur Bcrlhrstung von Brennmaterial an würdige Arme. 8 10 10 SO 4 SO 40 18 15 3 20 5 r i 5 Geftbenk von P. für Begleichung , von K. . . . als Sühne in Sach 'r Streitsache, auf Antrag VB./.FrauM. R.F. -/. . ' L. /. Z. ch. /. M. R Sch »und Herrn s.-/.'. G.F.«r mann. F.,durch Herrn K. '/- K ! Frieden«- M. '/. H. s rickter St. /. H. s Conrad. A.F.'/.M.R.» durch Herrn M.L.'/.A.H.s Frieten«- A. H /.A.G-Irichter Nagel. B. /M. I durch Herrn L-F- s Friedensrichter B.'/.Sch. lG- A. Jauck een. 37» ^ 36 -f Dankend quittiren wir hiermit. Leipzig, den 7. Februar t885. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeuamt.) " ls. Ludwiq-Wols Lange Bekanntmachung. Am Morgen de« 19. KH. ist im Roienihale in unmittelbarer RLHe de« Zollnrrdenkmal« ein Mann erhängt aufgefunden und polizeilich aufgehoben werden. Ta über die PerlSiilictikeit de« Aufgesnndenen bi« jetzt hier RichtS bekannt geworden ist. so ersuchen wir alle Diejenigen, welche eine Auskunft zu geben vermögen, sich ungesäumt bei un- zu melden Leipzig, am 22. Januar 1885. Da« Polizriamt »er Lta»t Leipzig. Bretschaeider. vr. Berger, ktgaalement. Alter: 40—48 Jahre; Siatur: mittel; Haare: dunkel; Augen braa«: Nase and Mund: gewöhnlich; Zähne: vollständig; Besicht hager; Bart: dunkler Vollbart. Bekleidet »or der Tobte mit etuem dunkelblauen Winler Überzieher, einem Nocke von dunklem, klelncarrirtem Stoffe, eine dergl. Hole und Weste, einem Paar kalblederner Hnlbstieseln. einem graugeftreiftea Barche,itbemde, grauen Hosenträgern, weißleinenem Vorhemde, schwarzer Lravatte »nd we>ßleiaeoru Manschetten mit braunen Knöpfen. Bei sich hotte der Todte ei» Ligarrenetni. 8itrunK rle» Lrrtlieken Le2ir!r8- vereins 6er IHp/iK. »*»1«U, »«» 1». Ledrnnr, Ldeack, 7 Vbr, tm 8»»1« »er Lr»te» VIlrireroednl«. Tngeioränuoa: 1) Schreit»«» <ie»ü»the» äar Stockt l»eiprig;, betrekkellä ckl« l-iquickatwu ckor tllr cka« ^rullltenrenickenirur-Lrat »»» »ta OrtalerLuksncLsssn »u»u,teli«nck«n (Äotrol - 2«nqni»e. aorete detrelk. cki« krage, «u vvlcli-o Leiten cki« ktechnuogen beim Ar»ollaav«n!cdening«uot" dericdtiut roerckeo »ollen ? — 2) Veriedt cke« 8t«nck«»-i1u»»chu»»e» über ». kinnelnung ein« Sctckeck»- ocker Adrnogericdt«,; d. ckeo »atrag cke» Herrn vr. Taub«, i»etr cki« krng», ob nur ckle Leugni»»«, rreloda von bei ckem Är»»Ic»nv«r »ich«rung»mie verpüi nteteo Serrteo au»n«»t«Ut rrercken, von cke« Xmt« »l» Xamelckung ck« katieoten vir ckiv Arankenc»«« »nerltmmt »erckeo nollso? vr. kl»«». OeKevtliotse Hantle^lekranslalt. Leginv cke« »L. Seliullabre» am 13. TprII 4. T. vi« keike- ne»T»t>ia cker bsdere» 4dtk«llu»g cker Xn,r»It (ckrezjthripar Otrx«) bereodtrgen rum künsitlirig-kreivilliirenckiaxt«. p»r j»n»e Venla, »eich« »ick ckeu »^recktigunis»»ck«in nnm blmsLkri^-kie»iMi1Iig«nckien>>tc «rNorvso k»ken, ist ein k»ckrrl»»e»- »«»»tbtleder One»»« voa 3akrssck»uer der 30 vekrstuocken in cker Voope «imrericktet. vnterrickt in allen Zeigen cker llonckel»- Miaa«n«ad»kt. knu»»««i»ode auck angliack« 8pr»ch« odll»»lori»cd, italiealne»» »nck «pealxda Spracke mcultatir. Scknlgolck 240 Air 4x Takr itawelckovgen erbittet »Lob cker vaterreicdnet« in cke» Wochen tagen rvv 11—127/, vbr. Veipnig, im kedruar 1885. 4'»rl Wolkrum, virector. ManntMiliuns. Die Lieferung de^> B>varis an NaluiaUen 1. April 188.,» dt« i-»de März 188k soll unter den zur ilinsicht und Unterschritt aueliegrnden ConiraciS-Bedingungen in Submission an leistung«. ähige Bewerber vergeien werden, und zwar circa 118 Eir. »erschitdeiie trockene ütcuiüse, 2S - Naggrumehl, LS« - Brode, 4« - Eruimel, IS« - Fleischwaaren, 18 - Lpeiseialz. ISS Hektoliter Braunbtcr »nd ^ » LOO« Portionen Bayerisch Bier, inländische« Gedrau. Derschloffcne, mit der Äuüchrisl „Berpfl.gnngs-Arkikci" ver. sebene Lff.rten sind bis zum 2«. Acüruar u. o.. Vormittag '/,!« Uyr. zu welcher Zeit der Termin staltsindet» porlosre» aahcr einzuirnden. Leipzig, 12. Februar 1885. Köntgl. «arnison-Lazareth. Niclitamtlicher Thetl. Unruhen in Paris. Wenn milde Früblingslüste wehen, dann erwacht in gewissen, stet« zu Ausschreitungen geneigten Kreisen der Pariser Gesellschaft die Lust, irgend eine Slraßenkiinvgebung in Scene zu setzen. Der Entschluß, aus die Straße hinabzuiteigen, wird seit Jahren bei allen Gelegenheiten verkündet, wo die Anarchisten in Paris Versammlungen veranstalten. „Es lebe die sociale Revolution" ist Ver Nus, unter welchem sich die Gesinnungsgenossen begrüßen und trennen. Für de» 9. Februar war nun von den Pariser Anarchisten eine große Versammlung aus dem L'vernplatz angekündigl worden, die Negierung aber hatte die Versammlung in richtiger Erkennlmß der voraus sichtlichen Folgen verboten. Um ihrem Verbot Anerkennung zu verschaffen, halte sie eine große Polizeimacht aus geboten und dieser den Auftrag ertbeilt, keine Ansammlungen von Menschen zu dulden. Man wird diese B>r> anstaltung mit Rücksicht auf die Erfahrungen, welche in den letzten Jahren mit den Pariser Anarchisten gemacht worden sind, nur lobe» können; aber eS giebt Leute, die über haupt nicht zusriedenzustellen sind, die Alle« tadeln, wa« eine Regierung tbut. Hätte diese die Hände in den Schoos >fl Zwecki gelegt und gewartet, bi« die Anarchisten der» verbot ^u.u2de?<Bru >Mü.n, ihre Adsichl auSaefÜhrt hätten und wäre dana erst cinge- nxrvea. sich innerhalb bestimmter gesetzlicher Grenzen sich frei bewegen zu lasten. Diese Lehre ist bi-ber in Frankreich befolgt worden, indem man auch den Feinden der bestehenden Zustände volle« Verein«, und Versammlung-recht zugestanden bat. Dieses Zugeständniß geht aber entschieden zu weit. WaS würden die Verlheidigcr de« gleichen Rechte- für Alle sagen, wenn Diebe und Mörder öffentliche Versammlungen abhallcn wollten, um die Beraubung und Ermordung bestimmter Personen zu verabreden? „Da« geht nickt", lautet die nahe liegende Antwort, weil dann die zum Opfer Auserkorenen gewarnt würden und rechtzeitig die entsprechenden Vor sichtsmaßregeln ergreifen könnten. Aber ist Venn die Be- schliißuakine über Organisation de« Proletariat- zur Be raubung der Besitzenden und über die Anwendung von Dynamit zur Zerstörung de- vorhandenen Besitzes der Reichen etwa« Andere« al« ein großer Raub- und Mordplan? Eine Regierung, welche derartige Versamm lungen gestattet, wie sie lhatsächlicb in Pari- statt- gesunden haben, kann sich auch nicht wundern, wenn sie ver derbliche Fruchte trage», wenn die Beschließer aus die Straße hinabsteigen und den Versuch mache», ihre Beschlüste auch auKzusührcn. Die Franzosen haben in dieser Beziebung Erfah rungen hinter sich, welche sie zur Vorsicht mahnen sollten. Die Erinnerung an die Vorgänge, welche sich unter der Herr schaft der Commune abspielten, sind noch frisch im Getächiniß der lebenden Generalion, und daß die Neigung zur Wieder holung dieser Ausschreitungen im Großen bei vielen Fran zosen besteht, das haben die anarchistischen Versammlungen und mannigfache Versuche, die dort vorgeiragenen Lehren inS praktische Leben zu übertragen, gelehrt. Eine zielbewußle Regierung sollte de-halb vor allen Dingen daraus bedacht sein, Bestrebungen Einhalt zu thun, welche darauf ausgehen, die Zustände der Pariser Commune wieder herzu stellen. Ob Versammlungen, welche den Umsturz der be stehenden gesellschastlichen Zustände zum Ziele haben, im Freien oder in geschlossenen Räumen abgehalten werden, ändert an der Gefährlichkeit derselben nicht«. Die Reden, welche man bei solchen Gelegenbeitrn hält, üben ihre Wir kung aus leicht erregbare Gemüther au-, denen e« an Reise und sittlichem Halt fehlt, um die Folgen unbefangen über sehen zu können. Hier gilt e«, Vorsorge zu treffe» und dem Ansehen der Regierung Geltung zu verschaffen. Entfaltung großer Polizeimacht zur Niederhaltung politischer Lcidenschaf- ten ist zweckmäßig, aber zweckmäßiger ist die Vernichtung der «n welchen diese Leidensckasten czroßgezozen ihre Absicht auSgeführt hätten und wäre dann erst emge- schritten, dann hätte die OppositionSpreste den Mangel an Vorsicht getadelt, welcher die Entwickelung von gefährlichen Ereignissen geschehen läßt, statt sie zu Verbinder»; da die Regierung aber diese Vorsicht hatte walte» lasten, so wird ihr der Vorwurf gemacht, daß sie ohne Noth ihre Macht mittel gebrauchte. Das ist stets so gewesen und wird immer so sein. Nach allen Mittheilungen, welche über die Vorgänge in Paris am 9. Februar vorliegen, ist nur aiizunehmen. daß die Regierung zweckentsprechend handelte, als sie den Be weis lieferte, daß sie »n Staute ist, Ruhestörungen zu ver hindern, und sie hat dadurch wahrschcinlick Schlimmeres verhütet. Daß die Sache nicht ganz so harmlos war, wie man sie von ge wisser Seile darzuftelle» bemüht ist. geht daraus hervor, daß am folgenden Tage von den Anarchisten ein Wafseiiladen gestürmt wurde. Weitere Unruhe» sind durch kräftiges Einschreiten ver Polizei vermieden worden, aber ohne dieses Einschrcikeil würden die anarchistischen Leidenschasten gewiß gesäbrliebere Ausdeh nung gewonnen haben. W>r sind der sranzosischen Regierung deshalb zu Dank verpflichtet, daß sie rechtzeitig geeignete Maßregeln ergriff, nni die Anarchisten innerbalb der gesetz lichen Schranken zu halte». So weit ist die Sacke in Ord nung, aber eS fragt sich, ob die Regierung nickt doch Fehler gemacht bat, welche da« Nebel groß gezogen haben, und i» dieser Beziehung köunen wir sie allerdings von Schuld nicht sroiiprcchen. ES haben in Paris seit Jahren Versammlungen siatt- gesunten, in welchen die Ermordung der Bourgeois als da« allein richtige Mittel angepriesen wurde, um die Lage deS Proletariats zu verbessern. Die Anarchisten forderten wicdcr- bolt zur Organisation deS Proletariat« aus und brachten HockS auS aus baö Dynamit. Die Sache bat ja auck ihre komische Seite, daS ist nickt zu leugnen, affbr ganz so posten hast. wie man sie zu schildern versucht hat, sind diese Lcr- sammlungen doch nicht gewesen. Sind dock i» der Kammer ganz ernsthafte Anträge gestrllt worden, Millionen z r Aus lösung der Pfänder in den Leihhäusern und zur Einräumung leer stehender Wohnungen für Obdachlose herzugeben. Man erkannte also aus ver Seile, von welcher diese Anträge gestellt wurden, eine Pflicht der Regierung an. die Notl, der Besitzlosen durch dirccles Emgreisen i» den gewöhnlichen Laus der Dinge zu mildern. Diese Anträge wurden zwar abgelehnt, aber ein anderer wurde angenommen, welcher die sofortige Jnangrifsnakme der StaatSbauten forderte. Auch dieser Beschluß euthicll die Anerkennung deS Rechte» aus Arbeit, welches von den Sccialiflen geltend gemacht wird, freilich in ganz anderem Sinne, al« e- jemals gewährt werden kann. I» Paris giebt e« viele Tausende beschäftigungsloser Arbeiter. Ein Tbeil derselben sind Leute, welche gern arbeiten würden, wenn irr Arbeit bekämen, aber die Mehrzahl sind Schreier, welche die thatsächlich bestebenve Noth lediglich zu dem Zweck auSbeuten, um Skandal zu macken und unter dem Schutz der allgemeinen Verwirrung ihre Taschen zu füllen. WaS die Franzosen brauchen, sind ruhige, feste Zustände, ein gesicherter Friede, welcher daS Vertrauen der Besitzenden stärkt und ihre Unternehmungslust belebt. Die Furcht, daß irgend eine sociale Umwälzung die bestebenven Verhältnisse in Frage stellen könne, ist eS wesentlich, welche eine wirklich gedeihliche Entwickelung von Handel und Industrie nicht auikommen läßt. Etwa« baden sich die Berbällnisse ja gebessert; am 2l Februar sinh» bereit« zwei Jahre verflossen, daß sich da« Minlflorium Ferrh am Ruder erbalten hat. DaS ist unerhört in der dritten französischen Republik, in welcher der Ministerwechset b>< zum Jahr« 1883 der regelmäßige Zustand war. Da« Ministerium Ferry ist der erste Anfang, die Zustände in Frankreich aus eine fest« Grundlage zu stellen, und daß Vieser Versuch bi-ber mit Erfolg gekrönt war, dient dem Letter de« Cab,net-, Frrry. seiner Thalkrast und seiner Au-dauer zum Ruhme. Aber das Mittet, die anarchistischen Leidenschasten zu zügeln, ist auch von dieser Regierung noch nicht gesunden worden. Er ist zur Herstellung lmltbarer Zustände durch aus nothwendig, die Anarchisten unschädlich zu machen. Eine leichtfertige Lehre räth dazu, die Leute gewähren und Leipzig, 13. Februar 1885. * Seiten« der Reichsregierung werden der Budget- eomi»ission de« Reichstag« behufs weiterer Berathunq über die Rückforderungen für Kamerun zaklreiche Schrift stücke. Verträge mit den Häuptlingen und sonstige Nachweise über dortigen Länkererwerb zugchen. Auch eine neue Folge de« Weißbuche« ist in Vorbereitung. * Für Donnerstag war eine Sitzung der Commission der Afrikanischen Conserenz in Aussicht genommen. Man darf vielleicht hieraus schließen, daß die Verhandlungen zwischen Portugal und der Internationalen Afrikanischen Ge feilsche in eine Phase gelangt sind, welche eine» befriedigenden Absch. derselben erkossen läßt. * I» letzter Zeit sind in Gmunden von hervorragenden Anhängern de« Herzog» vonCumderlanv in Brau», schweig wbrfack Versuche gemacht worden, denselben zu ent- gege»ke......c»ooii Schritten dem Berliner Cabinet, bezw. dem Kaiser e »über zu veranlassen. Diese Versuche habe» indcß keine» E-iotg gehabt. Der Herzog ist in der tliörichte», von gewisser Seite natürlich genährten Verblendung besangen, durch 1«' bekannte „BesiyergreisungSpatenl" seinerseits genug geihan zu haben, und erwartet jetzt, daß man ilm, von Berlin entgegenkomme. Nur wer die Rathgeber des HerrogS und die Starrsinnigkeit eines Welfen kennt, kann solche Ver blendung begreifen. Die Anhänger Cumbcrland's in Braun- schweig'lasse» jetzt auch den Kops hängen und sind uuzu- frieden darüber, daß der -Herzog sich so vollständig passiv ver- bält. Man sagt und wobl nickt mit Unrecht, irgend eine Erklärung sei er der Oefsentlickkeit schuldig, sei eS nun ein Verzicht oder eine Ausreckthaltung seiner angeblichen Rechte aus Hannover. In lehlerem Falle würden allerdings auch die Braunsckweiger Anhänger de« Herzog« vom Cumberland sofort sämmtlich von demselben absallen; denn eine Partei der „Welfen" im Sinne der hannoverschen giebt eS in Brann- schweig durckau« nickt. * Die Volksvertretungen Oesterreichs und Ungarn» beschäftigen sich gegenwärtig mit bockwichtigen Gesetzesvor lagen: da« vsterreichischeAbgeordnetenhauS mil der fogenannlen Gebührennovelle, daS ungarische Unterhaus mit der OberhauSresorm. Die Verhandlung über die letzlere bat vorgestern begonnen und bereit- an, Dienstag Hallen sich 45 Redner vermerken taffen. Für Mittwoch allein standen vier große Reden in sicherer Aussicht. Differenzen zwischen der Regierung und der Opposition bestehen eigentlich nur in Bezug auf die gänzliche Ausschließung de« Wahlprincipe«. oder lheilweise Anwendung desselben, welche die Opposition begehrt. Für die Beibehaltung deS historischen Charakter« VeS Oberhauses sind eigentlich Alle, mit Ausnahme Jranyi's, der eine radikale Umgestaltung der Magnatentasel in einen Senat anstrebt, damit jedoch nicht einmal bei der eigenen Partei (der äußersten Linken) durchzuvringen ver- mochte. Ein viel umstrittener Punct wird auch die Ver- tretung der einzelnen Consessionen in dem neuen Ober baus« sein, in erster Linie die Frage der Zulassung oder Ausschließung der Tilularb'ischöse, sodann die Frage der Ver tretung ver jüdischen Consession. Eine Broschüre de« Grasen Felix Zichy über die OberbauSresorm plaidirt für die Ein richtung re« PairsLub«, steht aber sonst aus dem Standpunct de« RegierungSentwurscS und will nur die Herabsetzung de« SteuerceiisuS von 3000 Gulden aus 2500, fordert dagegen, daß dieTitularbischöse vom Oberhause auSgeschlvssen sein 'ollen, weil dieselben keinen Grundbesitz rrpräsenliren, aus welchem über haupt da« Oberbau« basiren soll. Gras Zichh lekn« außcrke», das Wablprincip ab, widmet aber trotzdem die Broschüre dem Grasen Juliu« Andraffy, dem Verfechter de« Wablprincip». — Unter der GebührennoveN« versteht man in Oesterreich einen die Reform de« Slempelwesen« bezweckenden Gesetz entwurf. Derselbe soll in erster Reihe die Stempelsteuer ein träglicher für den Staat macken. Erhöht werden soll die Stempelsteuer aus Verträge betr. Uebcrtragung von Reali täten. mit Ausnahme von Bauergütern, deren Werth 5000 fl. 78. Jahrgang. nickt übersteigt. Die Steuer soll im klebrigen durchweg 3 Proc. betragen. Höher besteuert werde» sott außerdem der kaufmännische Verkehr, namentlich da« Börsengeschäft. Jeder Bries z. B.. in welchem eine Empsang-bestätigung über Geld oder „schätzbare Sacken" enthalten ist. soll t oder 5 kr. Stempel steuer zahlen, je nachdem der Betrag von 10 bis 50 fl. oder weiter reicht. Die Generaldebatte findet am Freitag statt. — Die Blätter der Linken melden, der Club der Lücke» wolle für da« Eingehen in die Epecialdedatte der Gebühren no veile stimmen; derselbe sei mit der Bvrsenstener, der Be steuerung de« EfsectenverkehrS und der ausländischen Werth- Papiere einverstanden. Ter Club werde für die bezüglichen Paragrapken stimmen, resp. Vorschlägen, aus ihnen eiu S)recialgesky zu gestalten. Dagegen werde derselbe sich gegen die Bestimmungen belreff» der Uedertragung der unbeweg lichen Guter, der Gebüdrenpflicht bei der Jntabnlatiou der Kausschilliiigsreste und der Stenipelpslicht bei der kaufmänni sche» Correspondenz erklären und womöglich die Aufreckt- haltunq des »tut»» quo anstreben. — Die Verhandlungen zwischen der österreichischen und ungarischen Regierung wegen ver Erneuerung de« Ausgleichs werden osficiell gegen Ostern ihren Anfang nehmen. * Man schreibt un« au« Brüssel vom 11. Februar: Das alte Klagelied von der Läisigkeit der parlamentarischen Abgeorbneien muß auch von Zeit zu Zell in Belgien angestimmt werde». Die lwerale Presse bespricht in den schärfsten Ausdrücken de» Umstand, daß i» der Freitagssitzung der Kammer bei der Schluß- Discussion des richtige» Budget« der auswärtigen Angelegenbeite» von den 52 Mitgliedern der Linken nur 10 anwesend Ware». Diese Nachiäfligkeit ist um so tadelnswenher, als Tag« vorher die Kammer in Folge de« Begräbnisses eines Abgeordneten gestiert batte. — Die klerikale Partei unierläßt eS nicht, ihren Sieg bezüglich deS Schulgesetzes gehörig auSzubcute». Nach einer vom Minister Tiiomssen soeben verösseittlichieu Uedersicht sind in der Zeit vom 22. i^epiember bis 31. December vergangenen Jahre- nicht weniger als 830 Lonimunallchulen in 1060 Gemciaden unterdrückt worden und 35,811 Kilider,einschließlich der Besucher der..keolc» ^»rliienne«" (Borbereitungsichulen) »nd der Lurs« sür Erwachsene, wurden den derüchügiea „Lcolc librea" der Leistltchkelt zngesührt. * Die „Politische Correspondenz" meldet au» Sofia, 5. Februar: „Prinz Heinrich von Battenberg, Bruder des Fürsten Alexander von Bulgarien, «st zu längerem Aufenthalte hier angekommen. Aus der Durchreise berührte der Prinz Belgrad, wo er in der herzlichsten Weise vom Könige vor. Serbien empfangen wurde. Aus Wunsch de« Fürsten Alexander 'oll der Prinz in der serbischen Hauptstadt Gelegenheü penom neu baden, die leider noch immer be stehende bulgarisch-serbische Differenz zu berühren Die/ oorauSgel'etzl, kann der Prinz nur dem notorischen Wunsch, seine- türstliche» Bruder«, die normalen Beziehungen zwischen beiden Ländern sobald al« möglich wieder hergestellt zu sehm, Ausdruck gegeben haben. Er durste mit Recht Hinzufüger:, daß Regierung und Volk in Bulgarien gleichfalls diestn Wunsch theilen. E» soll nun dem Prinzen in Belgrad die Versicherung ertheilt worden sein, daß die maßgebenden Factoren in Serbien sich von dem gleichen Gesicht-puncte leiten lasten und auch ihrerseits sich der Ueberzeugung nicht ver schließen, daß die beiderseitigen Interessen durch eine Aus gleichung der Differenz nur bare Wiederberstellung sreundnachbarlicher Bez -ung der Differenz nur gewinnen könnten, indem unleug- Rücksick ten ökonomischer Natur beide Länder anweisen, dw mit Ernst Ziehungen aiizustreben. Indessen heischen die Erfahrungen, welche bei den letzten von Souverain zu Souverain geführten Verhand lungen gemacht wurden, eine sehr vorsichtige Behandlung der Frage, die >n ihrem derzeitigen Stadium nur durch die beider seitigen Regierungen lösbar erscheint, wobei man in Belgrad die Initiative von der bulgarischen Regierung ergriffen zu sehen erwartet. Wenigstens svll der Prinz auS Belgrad den eben aekeiinzeichneteil Eindruck mitgenommen haben. Ob nun daS Cabinel Karawelow in nächster Zeit die Verhandlungen wieder auszunebmen in der Lage sein wird, darüber verlautet vorläufig »ichtS Bestimmte«. Tie fürstliche Regierung fühlt sich zur Zeit von der Frage de« EiseiibalmbaucS so sehr in Anspruch gcnoninien, daß alle anderen Angelegenheiten durch dieselbe moiiienlan in den Hintergrund gedrängt erscheinen. Jinmcrbi» muß man hoffen, daß die guten Dispositionen und das Interesse aus beiden Seilen sich >'n nicht ferner Zeit zur Geltung zu bringen vermögen werden." * Bo» dem „Großkanzler" des Mahdi, dem srau- zösiscken Journalisten Olivier Pain, giebt der „Figaro" folgende biographische Notizen: Olivier Pain widmeie sich vor dem Sturze deS Kaiserreichs der Poesie und verwendete sei» Talent haupisäckilich zu lieitiqen An griffen gegen Napoleon III. Bei seinen Besuchen, welche er im Gefäng nisse St. Pclagie den polnischen Gesungenen machte, lernte er Rochejort kennen, welcher ihn nach dem 18. März 1871 zum Gcneralsecretolr des Münster»»»- der auswärtigen Angelegenheiten ernannte. Am 23. Mai legte er diese« Ani» nieder, ui» al-Kampfer aus die Straße hinabzustekgen; beim Chairau d'Eau laut er, mn sieben Wunden bedeckt, zu Boden, kam aber durch die Fürsorge einiger Griselten mit dem Lebe» davon und begab sich nach Rouen zu einem Freunde, den er uni Obdach ba». Dieser lieferte de» verfolgten llomniliriarden an die Polizei au« und daS Kriegsgericht schickte ihn noch Nen-Talcdonien, wo er abermals mit Rochesort zu sammentraf. Um mit diesem fliehen zu können, mußte er erst schw mmen lernen, was ihm binnen einem Monat in hinreichendem Maße gelang. Er ging in die Schweiz und wurde Schweizer Bürger; als solcher eilte er beim Ausbruch deS russisch türkischen Krieges in den Orient. Bei Plenum sungirte er als Berichterstatter des „Bien public", focht aber auch als Artillerie-Osficier unler OSnian Pascha. Von den Rumänen gesungen genommen, wurde er de» Russen nusgelicsert. welche ihn erschossen hölten, wenn nicht aus Fürsprache des Schweizer Gesandten Kaiser Alexander ll. den kriegerischen Journalisten begnadigt hätte. Einen Monat daraus war er wieder in Poris, wo mzw scheu die Amnestie erlasten worden war. Der AuSbruch der ludanestichen Erhebung ließ ihm aber keine Ruhe; mit guten Einpsehlungen von früheren Freunden Achmed Mubamed's eilte er zu diesem, und der Letztere ernannte ihn bald daraus zum commandirendcn General und zum Minister der anS- wäriigen Angelegenheiien. An der Einnahme von Khartum hat er spccielleii Antheil gxhabt. * Die wir thschastiiche Lage Spanien« bietet gleich jener der meisten übrigen Culturstaaten gegenwärtig ein reckt unerquickliche« Bild. Sowohl in der Hauptstadt al« in den Provinzen herrscht eine hochgradige industrielle Krise, durch welche viele Tausende von Arbeitern in ihren Existenzbedingungen schwer bedroht werden. Allein in Eatalonien sind zur Zeit mehr alS 40,000 Arbeiter beschäftigungslos. In Madrid kam r« am vorigen Sonnabend zu einer öffentlichen Kundgebung, an welcher sich zwar nur etwa 500 Arbeiter betheiligten, welche aber dennoch einen so gewaltigen Eindruck machte, daß schon am Sonntag der Ministerrath zusammentrat und sich mit dem
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