Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-08-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188508163
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18850816
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18850816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1885
- Monat1885-08
- Tag1885-08-16
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1885
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Nedacti,« ,ut Lrurditioa Iodonae-gaffe 8. Sprechstunden -er Lrdacti«« Vormittags tO—12 Uhr. Nachmittag- 5—K Uhr. Htu die -iuägavr »»«^«ndter Vtnnutcrchte dl« Ite»TLU»u »lckt »ertzmstich. Tageblatt tj Annahme »er für »ie nä»M»I»e«»e Nummer üritttumten Ins» rare an Kachrnkageu »>« 3 Uhr Nachm,ttag». n» Lann-»»« Festlagen früh »»S „S Utzr. 3a Len Filialen für 3as.-^naahme-. Ltt« Klemm. UnwersilätSsrraße 1. L«»lS Lösche, Kaiyarlneustr. 23, p. nur »,» '/.S Utzr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage IS.IVV. izlionnemenlsvreis vienelj. 4'/, Mit. mcl. Bringenodn 5 Mt.. durch die Paft dezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 P»s. Belegexemvlar 10 Ps. Gebüdren iür Extrabeilage» (in lagevlatt-formal gejalzt) »tznc chostbeiörderung 39 Mk. «il Postbesörderunq 48 Mk. Inserate 6qeipailene Pctitzeile 20 /^s. Größere Schriften laut uni. Preieaerzeich uitz. ladrllartjcher a. Z>fferniatz nach häherm L a rtj. tirrlamen »Mer dem Redaciionsftrich die 4 ge'loalt. Zeile 50 Pf., vor den Fam > lien nachri 1>tcn die kqeipaltcne Zeile 40 Pi. Juierate find ircis au die tn.t>ei>»t»»li zu lenden. — Rabatt wird mau gegei«n. Zahlung praeuuiii'iruiiiio oder durcy Post- »achnavine. Z? 228. Tonntag den 16. August 1885. 7l>. Jahrgans!, Amtlicher Theil. Vrkiinntmachuns, die Landtag-Wahlen betreffend. Die Listen der in dem l. Wahlkreise der Stadt Leipzig wohnbasleii. für die Landtag-Wahl stimmberechtigten Personen liegen von Montag, den I«. d. MtS. ab bi- «it Lonntaa, den ttt. d. MtS. oon 8—12 Uhr Bormiltag« und von 3—6 Ubr Nachmittags im Stadthause. Obstmarkl 3. l. Etage, Zimmer Nr. 87, sür die Belhejliglen zur Einsicht aus. Reclamationen sind nach tz. 26 des Wahlgesetzes vom 3. Deceiiibcr »868 nur bi- zum Ablaus des 7. Tage«, also bis mit Sonntag, den 1«. August ». v. zulässig. Leipzig, den 8. A>must 1885. Der Stath der Stadt Leipzig. Dr. Trönvlin. N. Der I. Wahlkreis amsaßt folgende Stadt- theile: Die ganze innere Stadt und von den Vor städten solgenve Straßen: AugustuSplatz 3d. 4. 5 und 6. Bahnhosstraße, Berliner Straße, Blücherplatz, BUicherstraße, Ederharvtstraße. Erlen- straße, Eulritzscher istraßc. Am Exercierplatz. Gerberstraße. Georgenstraße, Gotbisches Bad, Humboldlstraße. Keilstraße, Löbr'« Platz, Lökrstraße, Lortzingstraße. Nordstraßc, Packhos- straße. Parlhensiraße. Psafseudorser Straße, Uferstraße, Wintergartenstraßc, Aorkstraße, Uorkplatz. Zöllnerstraße. Die Inhaber der als verloren, vernichtet, oder sonst als abhanden gekommen angezeigte» Pfandscheine l-it. 8. Kv. 9200 I486« 15496 34333 53045 61732 6l902 61903 62629 689»9 85398. lut. 1'. Ko. 13671 16094 25934 37408 5225l 52330 57049 58921 58955 59094 60910 63955 67317 69699 70488 70503 70701 74418 75845 werden hierdurch ausgesorderl, sich damit unverzüglich und längslens bis zum Ablauf von 30 Tagen »ach der aus jedem der Scheine bemerkten Bersall- zeit bei Unterzeichneter Anstalt zu melden, um ihr Recht daran zu beweise», oder dieselben gegen Belodnung zurück- zugeben, widrigenfalls der Leibbaus-Ordnung gemäß de» Anzeigern die Pfänder au-geliesert und die Inhaber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daran- verlustig gehen werden. Leipzig, am 13. August 1885. Die Verwaltung de» Leihhauses und der Sparcaffe. verkrigerung^ Dienstag, den 18. August 1885. 10 Utzr vormittags, sollen im Auction-loeale des Königlichen Amtegerichts allhier 1 Kleidersecrctair, 1 Sopha, 1 Regulator, Bettstellen, Federbetten, 1 Ladentascl, 50 Stück Straußsedern, 17 Stück div. Hutsedern und verschiedene andere Gegenstände öffentlich an den Meistbietenden gegen sosortige Baarzahlung versteigert werden. Leipzig, den 14. August 1885. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgericht». Thierbach Auction. Dienstag, de« 18. tzss. MtS., 10 Uhr varmtttag« solle» in, Auction-locale deS hiesigen Königlichen Amt-gerichtS 1 Partie Oberhemden, Iägersche Normalbemden, Serviette», Hand- schude, Schürzen, Torkels, Vorhemdchen. Kragen und sonstige Wäsche- artikel, sowie 1 größere Lndentascl mit Marmorplatte, 1 großer Waarenschrank. 1 kleine Ladentafel mit Marmorvlatte, Regale, 1 Covi'vresse. Nähmaschinen, Möbel, Betten u. dgl. m. meistbietend gegen sosortige Baarzahlung öffentlich versteigert werde». Leipzig, den 12. August 1885. Fischer, Gericht-Vollzieher. Zwangsverltkigrrung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die im Grundbuche von Benndors Band l Blatt 14, Nr. 1 und 2. aus den Namen des Oekonomen und Müller- LoutS Pafchlau in Benndorf rin- getragenen Grundstücke: ». eine Wassermühle mit 13 Hektar 27 Ar 90 Qu.-Meter Acker Flur Benndorf und 1 Hektar 41 Ar 90 Ou- Meler Acker Flur Rödgen, d. 46 Ar 70 Qu.-Meter Acker Flur Rödgen am 8. Oktober 1885 vormittag- 10 Utzr vor dem Unterzeichneten Gericht an Ort und Stelle im Tufttzase zu Benndors versteigert werden. Die Grundstücke sind mit 64.70 Thaler Reinertrag und einer Fläche von 15,165 Hektar zur Grundsteuer, mit 135 >ll Nutzung-- wcrth zur GebSudesteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblattes und andere die Grund- stücke betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbcdingungen, können in der Gerichtsschreiberei, Zimmer Nr. 13, eingesehen werden. Delitzsch, den 10. August 1885. Königliche» Amtsgericht. Nichtamtlicher Theil. Die Lonferenren in Vayin. * Wie der Telegraph bereits gemeldet hat, ist Mittwoch Morgen- der Minister veS österreichische» auswärtigen Amte-, Graf Kalnoky, in Begleitung VeS LegalionSratheS v Ehrenselv in Berlin eingetroffen und hat sich nach »ur zweistündigem Aufenthalt direct »ach Barzin begeben, um dort mit dem Fürste» BiSmarck zu confenrcn. Da von gut unterrichteter Seile versichert worden ist, der Aufenthalt de» Grasen Kalnoky i» Barzin werde »ur zwei Tage beanspruchen, so dürste aller Wahrscheinlichkeit nach seine Conserenz mit dem de»Ischen Reichskanzler bereit- beendet und Gras Kalnokv in diesem Augenblicke ans seiner Rückreise nach Wien begriffen sein, wo er jedenfalls vor dem 18. dsS, dem Geburt-feste deS Kaiser« Franz Joses, einzutrefsen beabsichtigt. WaS nun den Gegenstand der in Barzin zwischen beiden Staatsmännern gepflogenen Verbanklimgen anbetrifst. so entzieht sich derselbe vorläufig jeder Bermuthung und An deulung und dürste wobl erst späterhin, je nach Zeit unk Umstände», eine greifbarere Gestalt annebmen können. Aber eine erfreuliche Gewißheit siebt schon gegenwärtig fest, nämlich die, daß die innigen sreundscbafklichen Beziehungen und da» enge BiittLe-verbällniß zwischen Oesterreich und Deutschland nicht allein fortwährend ungetrübt sind, sondern durch die Zusammenkunft der beiden leitenden Staatsmänner in Barzin inen neuen offenkundigen Ausdruck von weittragender Potitischer Dichtigkeit erhallen haben. Um aber dieses sreundschastliche Berhältniß und Bündmß zwischen Oesterreich und Deutschland nach allen Seite» hi» richtig bcurlheilen und die großen Verdienste de- Fürste» Bismarck ui» die neue, von ihm geschaffene friedliche Welt lage ganz und voll würdigen zu können, bürste eS sich wobl empfehlen. einen Rückblick auf die politischen Ereignisse und die damit in, Zusammenhang« stehende Geschichte der jüngsten zwei Jahrzehnte zu richten. Man erinnere sich nur an dir Lage der Verhältnisse nach dem Feldzüge in Böhmen im Iabre 1866 und nach der Er richtung deS norddeutschen Bunde-. Damal- schien wenig Aussicht zu einer Verständigung zwischen Oesterreich und Preuße» vorhanden, ja die Abneigung gegen letztere- fand in Oesterreich sowohl in den höchsten RcgierungSkrcisen, als auch in der Armee, der Presse und Bevölkerung unverhohlenen Ausdruck. Ein Theil der Wiener Presse schlug gegen Preußen geradezu einen entschieden feindseligen Ton an, einen Ton. der besonder» in der längst von der poli tischen Bilkfläche verschwundenen „TagcSpresse" beliebt war, welche zu dem Wiener Cabinct ofsenkunkige Beziehungen unlerhielt. Diesem Beispiele eiferte auck da- journalistticke Haupkorgan der Armee, die „Oesterreichisch-Ungansche Wehr- zeilung", nach, wa« freilich nicht z» verwundern war, wenn man wußte, daß dieses Blatt von einem Hannoveraner, dem österreichischen Rittmeister a. D Breven an- Stade, herauS- qegeben und geleitet wurde. Als nun gar die Berufung deS ächsiscben Staatsmann«» v. Brust als österreichischer Reichs kanzler nach Wien erfolgte, da gaben sich alle Gegner Preußen« in Oesterreich und außerhalb desselben den über- chweiiglichsien Hoffnungen hin. Kurz nachdem Herr v. LZeust seine neue Stellung als österreichischer Reichskanzler angetreten, erschien von ihm in den Wiener Blättern eine Art Manifest, da« sich aus seine Politik als teilender Staatsmann Oesterreichs beziehen sollte. I» jener pnbliristischen Kundgebung versicherte Herr v. Brust unter Anderm, er habe mit seiner politischen Vergangenheit vollständig gebrochen, er werde von nun ab als guter Ocsterreicher nur für da« Wohl und Gedeihen seine« neuen Vaterlandes wirken und danach seine ganze Politik eiu- richten Wa- indeß Herr von Brust unter seinem Wirken u Gunsten Oesterreich« verstand, sollte al-bald an den Tag ommrn. Al« nämlich der deutsch-franzvsische Krieg de« Jahre« 1870,71 immer mehr in Sicht kam, hatte Herr von Brust nickt« Eiligeres zu thua, al« mit dem in Wien beglaubigten französischen Botschafter, dem Herzog von Gramont» über ein bewaffnetes österreichjfch-sranzbsische- BUnbniß gegen Deutschland zu verbandeln. Wenn diese« Bünbniß nicht znm tharsächlichen Ausdruck gelangte, so ist daran nicht etwa Herr von Beust, sondern der erste wuchtige Erfolg Schuld, welchen die deutschen Waffen gleich i». Beginne de« Feldzuges am Rheine errungen Hallen. A» Vor bereitungen und Rüstungen zu jenem österreichisch-französischen Bündnisse ließ es der österreichische Reichskanzler von Beust wabrlich nicht fehlen. AiS der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich bereits unvermeidlich geworden war, wurden die mililairischen Rüstungen in Oesterreich mit großem Nachdrucke betrieben. Dieselben sollten vorerst unauffällig und geheim bleiben, waö aber selbstverständlich nicht lange wäbren konnte. Man begann mit der Mobilisirung der Cavallerie und Arlillerie und tras insgeheim alle Vorbereitungen, um im gegebenen Augenblicke da« gcsammte österreichische Heer auf den Kriegs fuß setzen zu können. Man schritt bereits zur Bildung der Brigadestäbe, zur Errichtung von MunitionSkepotS und anderer militairischcr Etablissement-, lauter Rüstungen, die ganz besonders in Böhmen, Ober- und Nieverösterreich sowie im Salzburgischen läng- der bayerischen Grenze selbst dem minder Eingeweihten in die Augen fielen. Die militairische Bewegung ,n den eben genannten öster reichischen Provinzen war um so verständlicher, weil auch bereits der österreichische Operation-plan gegen Deutschland in Wien sestgestellt und dem französischen Botschafter, Herzog von Gramont. wie er in seinen später erschienene» Memoire» erzählt, mitgetheilt worden war. Nach diesem Operation«- plane sollte der Vorstoß de- österreichischen Heere- gegen Bayern über München erfolgen, um die läng« de» Rheine« ausmarschirte deutsche Armee im Rücken zu fasten. In Berlin war man aber von allen diesen Absichten und Plänen genau unterrichtet, weSbalb man auch dagegen die entsprechenden Vorkehrungen treffen konnte. Zu diesen zählte unter Anderm auch die Verfügung, welche den Commanveur veS in Schlesien stehenden Ärmeecorp«, Gcnerallieutenant v. Tümpling, anwie-, vorläufig in Schlesien zu bleiben und gegen Oesterreich eine beobachtende Stellung anzunebmen. AlS aber, wie bereit- erwähnt, die deutschen Waffen ihre ersten durchschlagenden Erfolge am Rheine errangen, da war natürlich von dem Bündnisse Oesterreich« mit Frankreich nicht weiter die Rede, wie sebr auch der französische Botschafter in Wien noch dazu drängen mochte. Wenn man nun diese geschichtlichen Thattacken dem heutigen sreundschasllichen Zusammengehen und Bündnisse zwischen Oesterreich und Deutschland gegenüberhält, so wird man wabrlich nur die hohe politische Einsicht und die Weisheit bewundern können, welche eine solche Wandlung zu Stande gebracht haben. La- Hauptverdienst daran gebührt ohne Widerrede der weitblickenden staat-männiichen Begabung de- Fürsten BiSmarck, dem e« gelang, selbst Oesterreich, den alten Kistorischen Gegner Preußen«, zum aufrichtigen Freunde und BundcSgenostcn de« unter Preußen« Führung wiedererstandenen deutschen Reiche» zu machen. Leipzig, 16. August 1885. * Fürst BiSmarck versteht e« meisterlich, seiner National und Eolonialpolitik den nötbigrn Nachdruck zu geben und da« Ansehen de« deutschni Reiche« sowohl den civilisirten als den uncivilisirten Staaten gegenüber zu wahren. Mil hoher Geiiugthuung konnten wir die Meldung de» Telegraphen registriren, daß der aufsässige Sultan von Zanzibar beim Erscheinen de« deutschen Geschwader« alle Forderungen de- Eommandkintrn desselben bewilligt und, um eS gut deutsch au-zudrückln. zu Kreuze gekrochen sei. Said Bar gasch bat die Schutzbrrrschast unsere« Kaiser« über alle oon Deutschen i» Besitz genommenen Gebiete, einschließlich de« I Fesilandgebiele« Wiku. ohne Bedingung anerkannt. DieTruppen und Beamten von Zanzibar haben sich auS den genannten Ge bieten zurückgezogen. Da ein Zusammenstoß >n W>lu als nahe bevorstebend gemeldet war, zo ist bereits der Befehl des SullanS an alle seine Behörden ergangen, Frieden zu ballen Dieser Friede wird hoffentlich für lange Zeit ungestört bleibe» und unseren Schutzbesoblenen gestatten, ibre Hofsnungen und Interessen im Osten Afrika« zu verwirklichen. Weiler meldcl der Telegraph, daß Deutschland die Carolinen-Jnsel» besetzt bade, die spanische Regierung habe Liefert,alb Vor stellungen nach Berlin gerichtet, und hätten sick zwei in der Nähe befindliche spanische Krieg-sctnsse nach de» Carolinen begeben, um die dortigen spanische» Interessen zu schützen. Wir wollen nähere Nachrichten abwarlen, in wie weil sich diese ersten Meldungen bestätigen. Ter Archipel der Carolinen- ober Neu-Pbilippinen-Inseln liegt im großen Ocean zwilchen den Maria nen-I» sein und Neu- Guinea. nördlich von letztgenannter Insel, aus welcher Deutschland bereits Fuß gefaßt hat. Der ganze Arch pcl be steht an- 48 einzelnen Inselgruppen und mehr als 500 Inseln. D>e B-wohner geboren der inalajisch-polynesiscben Raffe an. Ueb.-r die ersten Entdecker der Inseln weichen die Nachrichten ab, doch steht scsi, baß sich Spanier darunter befanden, wie ja auch der Name „Carolinen" von einem Spanier stammt, der diesen Namen zu Ehren seines Königs Carl'S II. einer der von ibm >686 entdeckten Inselgruppen beilegte. Die Inseln gerielhen später derartig in Vergelienheit, daß sie im Ansang dieses IahrbunderlS gewissermaßen erst wieder von Neuem entdeckt wurde». Vorderhand dürste, wie gesagt, eine Be- säligung der Nachricht von der Besetzung der Inseln durch Deutschland noch abzuwarten seinj wenn die Besetzung aber wirklich erfolgt sein und die spanische Regierung tatsächlich dagegen proleslirt haben sollte, so kann dieser Protest sich nur aus Ansprüche stützen, welche die Spanier auS ihrem ersten Enldeckung»« und Besitzrcckkc berleitc» zu dürsen glauben. Gclhan haben die Spanier aus den Inseln nichts, um ibr Besitzrecht zu sichern, und nach den Grundsätzen, wie sie ans der Berliner Congo-Ccnscrcn; zur Geltung gebracht wordrn ttid, ist dies allein entscheidend. TaS Recht des Besitze» muß durch ganz bestimmt dcsinirle Handlungen zum klaren Ans druck gebracht worden sein. * AuS Cokaiah Factory am Rio Pongo, 24. Juni, wird dem „Hamburg. Correspcnvent" geschrieben „Hiermit erlaube ick mir, Ihnen einige Mitthcilungen über die heutig,» Tage« i» Deutichland aus der Tagesordnung stehende F age der ianitiren Verhältnisse unserer neuen Besitzungen an der Westküste Afrikas zu machen, von denen sie cvent. Gebrauch machen wollen: I» allen (?) deutschen Blattern sehe ich, daß viel über die Sterblichkeit der Leute, welche an die westasrikanlsche Küste gehen, geivrochen wird. Ich glaube, wenn ich auch nicht ein kom petentes Unheil darüber sällen kann, doch vie Berechtigung zu haben, mich über meine achijäbriqe Erlahrung an der Küste auSivrechen zu dürfen. Ich kalte e« zunächst sür falsch, Reisende und Foricher nni Kaufleute» und Leuten, die sich mit landwiithschastlichen Arbeiten beschäftigen, zu vergleichen. Ein Reisender und Forscher, der olle» Gefahren der Sonne auSqeletzt ist und den ganze» Tag unter An- lrengungen und Entbehrungen seine» Weg durch unbekannte Gegen den sortzusetzen hat, Hunger und Durst erleiden muß. vom Regln durchnäßt und von der Sonne gedörrt wird, wird auch in dem ge« geiundestei, Lande Krankheit und Tod erleiden. Wie Viele haben ihr Leben bei der Entdeckung von Australien u. s. w. verloren; eS ind Unzählige. Natürlich ha» auch der Kausmann mit Fieber und anderen Unannehmlichkeiten zu kämpfen, doch vermag er dieselben leichter zu überstehen alS der Reisende. Natürlich rafft der Tod auch unter den Kaufleuten den Einen oder de» Anderen hinweg, aber dies :st der Laus der Welt; im Allgemeinen ist der Procentsatz der Todcssälle unter de» Kaufleuten klein und verkleinert sich von Jahr u Jahr durch besseres Lebe» und durch die bessere Auswahl der Nute, die an die westasrikanische Küste gesandt werden. Vor ca. 8 Jahre» war die Sterblichkeit in Sierra Leone sehr groß Dies war zedoch meistentheil- eine Folge unmäßigen Genüsse« von Spirituosen, iowic unordentlichen Lebenswandel«. Heute ist der Pi ocent- satz der Todesfälle um 50 biS75Proc verringert. Naiürlich müffen wir Epidemien ousnehmen. doch diese sind sehr selten und kommen bc- kanntlich auch in Europa vor. Auch kür den Landmann ist meiner Ansicht nach ein Arbeitsfeld vorhanden, nur muß ein solcher mit Vorsicht und Ausdauer vor- gehe». Wir haben sür ihn eine Arbeit-zeit von 5—8'/, Uhr Mo» gens und von 4—6'/, Uhr Nachmittag«: während dieser Zeit kann der Weiße, ohne den Gefahren des Sonnenbrandes ausgejctzl zu sein, arbeiten. Wir habe» hier eine Arbeil-zeit von 6 Stunde,i, die durch Hilfe der Schwarzen verlängert werden kann. Der schwarze Arbeiter kann lernen und arbeiten, wenn er ualer verständiiißvoller Führung dazu angehaltea wird. Ich hoffe, daß diese Zeilen etwa« zur Aufklärung der weftasri- kanischcn Verhältnisse dienen werden: wahr und ohne Vorspiegelung sind sie. William J-rael, Kaufmann am Rio Pongo, W.-L.-Afrika." * Für die am 17. August stattsindenve Nachwahl im ersten nassauischen Reichstagswahlkreis wird von Seiten der nationalliberalen Partei ein eigener Can- Vidat nicht ausgestellt werden, da der alS solcher in Aussicht genommene Herr Gregory-Höchst noch in letzter Stunde zurücktreten mußte. DaS Compromiß mit den Deutsch- Freisinnigen, von dem einige Blätter berichteten, ist »icbl zu Stande gekommen, da drr'Vertreler letzterer Partei Namens derselben verweigerte, die Nalionalliberalen bei der nächsten LandtagSwahl im MainkreiS zu unterstützen. Der „Reichs freund" behauptet allerdings, eS hüllen mit keinem frei sinnigen Vertreter de» genannten Kreise« auch nur Verband lungen oder Besprechungen stattgesunven, da« „Frankinrter Journal" benennt aber direct den Lande-bankralh Reusch- Wie-baden, Mitglied de« deulschfreisinnigen LandeSauSschnffes, al« Denjenigen, welcher an den Verhandlungen theilnabm. Von nationalliberaler Seite ist nunmebr Wahlcntbaltung proclamirt worden, und zwar mit der Motivirung. daß sie unmöglich jetzt sür den deutschsreisinnigen Canbibaten gegen di» Uttramvntanen eintrelen könnten, wo sie gewärtigen müßten, daß dessen Partei alsbald daraus in demselben Bezirke bei der Landtag«wahl, wie früher, im Verein mit den Ultramontanen über die Nationalliberalen her- sällt, um ihnen, welche die Mehrzahl der Wahlmänner in« Feld stellen, durch solche Praktiken ein Mandat abziijagen. Bei der vorigen Reichütag-wahl siegle der beutschsreiiinnige Abg. Mohr in der Stichwahl mit 9330 Stimmen über den EentrumScandidaten, welcher 8532 Stimmen erhielt. Bei dem ersten Wahlgang bekam Mobr nur 4963 Stimmen während d>e Ultramonlanen e« aus 5983 Glimmen brachten Die Natienalliberalen vereinten 3565 und die Socialdemo kraten 3068 Stimmen aus ihren Cunvtdaten. DaS Resultat der Nachwahl ist sonach ein völlig ungewisse-. Die Ultra montanen verhalten sick noch immer sehr still, während die Socialvemokraten, welche den Schreiner Fleischmann auS Frankfurt a. M. ausgestellt habe», ein« eifrige Thätigkelt entwickeln. * Soweit die Provinz Hannover in Betracht kommt, kilrste die nationalliberale Fraclion im nächst >m Ab geordneten ba us e eine ziemlich starke Vcräiivei ung in hrem Personalstand ausweisen. Es mehren sich leider von dort die Nachrichten, daß bockgeachtete und altl»ewährle ' sarlamerttarier eine Wiederwahl ablehuen. So n.'ill der vorzüglich in den kircheiipolilischeii Frage» wobl,'rsahrene Abg. Gölling, welcher de» Wahlkreis Hilde-Heim s al nun mehr süns Legislaturperiode» vertritt, ein Mandat nicht wieder übernehmen; bas Gleiche wird von dem Oberbürger meister Lauenste», gemeldet, welcher sür Lüneburg dem Äb- qeordnetenhause angebört, so lange übcrbaupt bannovetsche Abgeordnete darin sitzen. Auch Herr Meyer-Hoya verlrilt seinen WablkreiS seit dem Jahre l867 und hat leider eben- all- bestimmt erklärt, eine Wieverwabl ablebnen zir müssen. Durch die neue Provinzialordnung ist dieser KceiS (der 10. hannoversche) anders zusammengesetzt worden, intem er jetzt »eben Hoya noch Nienburg »nd Sulingen »ms>:ßl; zum Ersatz sür Herrn Meyer ist Herr Hoibesitzer Wege Ströhen als nalionatliberaler Cankidat in Aussickl ge»omni,:». In der Sladt Hannorer, welche jetzt zwei Abgeordnete z,n wählen bat. will der bisherige langjährige Vertreter Senalc i- Holter- mann auch ztirücktrelen, doch hofft man, ibn zu einer er neuten Zusage zu bestimmen; als Nichtiger zweiter Vertreter Hannovers wird sein jüngerer College. Senator Tramm, genannt. In Lebe, dem 33. kannoverschen Wahlkreis, soll anstatt keS bisherigen Vertreter-, Gutsbesitzer- v. t>. Hellen, der Landrath de- Kreises Geestemünde. I>r. Brandy, welcher erklärt hat, der nationalliberateu Partei beizulrntea, al« Candidat aufgestellt werden. * Der .Reich-freund" berichtet, e« werde in der Frage der au« Parteimitteln gezahlten Reii'hslagS- diäten jetzt seitens der preußischen Negierung Vers ichl, durch Civilklagen gegen ReichSlags Abgeordnete der srühoren Fort- chrillSparlet und der sociaNstischen Partei vor;,«gehe a. Danach ind in den letzten Tagen des Juli Klagen de« königlich preußischen Fi-cns, vertreten durch die betreffendem BezirkS- regierungen, vor den Landgerichten auf die Heraii-zaylung angeblich auS genannten Parlcisonds seit 1881 bezogener Diäten an de» FiScuS angestrengt worden, unter Berufung ank da« preußische Landrecht. Tdcil 1, Titel 16. tztz. 172, 173, 205 und 206. Diese Bestimmungen lauten: tz. 172 „Zah lungen au« einem Geschäfte, welche- gegen ein ausdrückliche- BcrbotSgesctz läuft, kann zwar der Zahlende mckt zurück- orvern (tz 173), der FiScuS aber hat kaS Neckt, dem Em pfänger den verbotenen Gewinn zu entreißen", (tz 205) „WaS zn einem unerlaubten Zweck gegeben worden, kann nur der Fi«cuS zurücksorvern". (tz. 208) Ein' Gleiches gilt von dem, waS zu einem wider die Ebrbarkeit lausenden Zwecke gegeben worden, sobald dieser Zweck und da« Verwerfliche desselben auch dem Empfänger bekannt war". In Verbindung damit wird bei den Klagen die Bestimmung de- Art. 82 der ReickSversaffung aiigezogen: „Die Mitglieder de- Reichs tage« dürsen al- solche keine Besoldung oder Entschädigung beziehen". * Bei gewissen fortschrittlichen Zeitungen scheint ick schon dle Furcht vor der Concurrenz der neuen Collegin, welche unter der ossicicllen Flagge Eugen Richter'» segelt, einzustellen. Wenigstens gicbl die jüngste flkummer de- Neichssreund" bekannt, daß da- „Berliner Tageblatt", die „Bcrlmer Zeitung" und die „Freie Zettung" die gegen Baar- zahluiig erbetene Ausnahme eines die „^freisinnige Zeitung" empfehlenden Inserat- abgelehnt haben. DaS ist allerdings ein wenig freundlicher Empfang, welcher der jungen Parteigenossin, dem direclen Sprachrohre des Parteiführers, bereilel wird, und fragt man unwillkürlich, ob sich hier vielleicht wieder einmal die Gelchästsrücksicklen stärker erweisen, al« die Partei-Interessen. Für die „Freunde" der bi« jetzt noch gar nicht erschienenen „Freisinnigen Zeitung" bringt der „Reickssrcund" aber die „willkommene Nachricht", daß vie „Berliner Wespen" nach einer soeben getroffenen Vereinbarung mit der „Freisinnigen Zeitung" in »ädere Beziehung treten und mit derselbe» sür ein geringes Draufgeld zu beziehen sind. Ter .Kladderadatsch" ist, wie der .Neichssreund" bemerkt, auf feine allen Tage in da- Re« gierungSlagcr übergegangen, der .Ulk" streisl den politischen Cbarakter mehr und mehr ab, und so sind zur Zeit daS einzige politische .freisinnige" Witzblatt die .Berliner WeSpen", welche eng verbunden mit der neuen .Freisinnigen Z>ilunq" frisch und fröhlich den Kamps gegen Unvernunft, Herischsncht, Unduldsamkeit und Finstcrniß svrtsctzen werden." Ais Chef redakteur keS Richler'schen Organ« wird übrigen« nickt, wie auch wir kürzlich meldeten, Herr l)r. Th. Barth, sondern Herr Emil Barth, der jetzige verantwortliche Redacleur des .Reickssreund" sungiren, und darf man hieraus wobt den Schluß ziehen, daß der Ton der neuen .Freisinnige» Zeitung" sick wenig von demjenigen deS .Rcichssreuud" unter scheiden wird. * Die in Breslau unter der Firma „Silesia" be stehende, dem socialdcmokratischen Abgeordneten InlinS Kräcker gehörige Buckoruckerci ist, wie die .Schlesische Zeitung" meldet, am l2. d. M. aus Anordnung des könig lichen Regierungs-Präsidenten Fr'iberrn Juncker von Ober- Conrent durch die königlichen Criminal-Cominiffarjeii Roll und Feder unter Astislenz mehrerer Criminalbcamten ge schlossen und versiegelt morden. Die Schließung eriolgle auf Grund de« tz. 7 de« SccialislengesetzeS Es ist gelungen, den Nachweis zu sührcn, >) daß in der betreffenden Buchdruckerci soeialdemokratische Agitalionsschrislen bergcstellk wurde», 2) daß geheime Ziisammenkünstc der sociallstiscben Führer stattgesnndrn haben und3) daß Gclksamml»»gen ,u soeialistischen Zwecken vorgenommen worden sind. Die Schließung vollzog sich obne jede Störung. Die jetzt den Namen „Silesia" führende Buchdruckerci wurde zur Zeit, als die socialdemokralische Zeitung „Die Wahrheit" erschien, unirr dem Namen „Schlesische VolkSbuchdruckerei" H Zunmer L Co." begründet. A» der Spitze derselben stand ei» Comit«, welchem die be kannten socialdemokrattscken Führer ReinderS, Kräcker, Störmer, Zimmer u. A angebörten. Die Ausbringung der Geldmittel zur Begründung derselben geschah durch Ausgabe von Anlheilscheincn (über kleinere Beträge), welche in den Kreisen der Parleianbänger untergebrachl wurden. Spater vollzogen sich bann mehrfache Veränderungen bezüglich der eingetragenen Besitzer. Im vorigen Jahre wurde die Druckerei sogar aus den Namen de- Hau-kälterS der Druckerei über tragen Letzterer schied im Februar d. I. au- und seit jener Zeit ist der frühere Sattler I. Kräcker nomineller Inhaber gewesen.
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