Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-08-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188608199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18860819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18860819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1886
- Monat1886-08
- Tag1886-08-19
- Monat1886-08
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1886
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Erschein» täglich früh 6'/, Uhr. Ke>ut1«n und Expedition Iohaonesgasse 8. Sprechstunden der UedarNva: Vormittage 10—12 Uhr. Stachmittaq» 5—6 Ut>r. »vr »i« »>»«,«», e,n,«i->»»i,r V!-m>Icri»te »»chi sich »ie Ned-ciwo m»l »erdmdiatz. Aimatuie U«r kiir »ie nä»sts,I,e«»e Nn»«er bestiuiuiteu Anserate an W»chr«t»>»« bis S Uhr Nachmitt«,«, an r«iu>« «u» Kes»ta,r» früh »i«'/.» Uhr. 2n de, ckiliate» für 3ns.-^nnah«e: Ott» Ulemm, Universilätsstraße 1. Lauts Lösche, Kaiharinenstr. Ä, p. nur bis '/,h Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Local-eschichte, Handels- «nd SeMstSverkehr. Auflage LS,SSO. ^donnemenlspreis viertelj. 4'/, ML. incl. Bringerlodn 5 Mk., durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gcbüaren siir Extrabeilagen sin Tageblatt-Format gesalzt) «hne Postbesürderung 1X1 Mk. «tt Poslbesörderung 60 Mk. Inserate ssgespaltene Petitzeile 20 Pf. Gröbere Schrillen laut uns. Preisverzeichniß Tabellarischer u.Ziffernjatz nach höhermTaris dterlainrn »nter dem Redactioalstrich die Sgespatt. ZeileöOPs., vor den Familiennachrichten die 6gelpaliene Zeile 40 Ps. Inserate sind üeis an die Vppetzitiau zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben Zahlung xraeuuuieraosso oder durch Post nachnahme. 231. Donnerstag den 19. August 1886. 8«. Jahrgangs Amtlicher Thetl. Bekanntmachung. Da- 11. Stück kcS diesjährigen Gesetz- und Verord nungsblattes für daS Königreich Sachsen ist bei unS ein- gegangen und wird bis zu« 4. September diese» Jahre» aus dem RathhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich auShangcn. Dasselbe enthält: Nr. 45. Verordnung, die Tagegelder »nd Reisekosten der Mitglieder der Kör» und Kreis-Kör-Coinmissionen betreffend; vom 30. Juni 1886. - 46. Verordnung, die ärztlichen Hau-apotheken und dir Krankenhaus-Apotheken belrefsend; vo« 1. Juli 1886. - 47. Bekanntmachung, die Anleihe der Stadtgrmcinde Neichenbach i. P. belrefsend: vom 8. Juli l886. « 48. Bekannlmachung, den Ankauf der Leipzig-Gaschwitz» Meuselwitzer Eisenbahn betreffend; vom 9. Juli 1886. » 4S. Verordnung, da- Versabren bei der Anstellung von solchen Cantoren und Organisten, deren Kirchen- dienst nicht mit einer bestimmten ständigen Schul stelle verbunden ist, betreffend; vom 26. Juli 1886. » 50. Verordnung, die Expropriation von Grundeigrnthum für Erweiterung des BabnhofcS zu Werdau de» treffend; vom 29. Juli 1886. Leipzig, am 17. August 1886. Der Nath der Stadt Leipzig. Hetz ler. Kruinbiegel. Marnitmiichmig. DaS 27. Stück des diesjährigen Reichagrsehblatte« ist bei un« eingegangen und wird bi» rua» LS. September d. I. aus dem RathhauSsaale zur Einstchtuahm« öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 1681. Bekanntmachung, betreffend den Ausruf und die Einziehung der Einhundert-Mark-Noten der Commerrbank in Lübeck. Vom 8. August t88S. Leipzig, den 16. August 1886. Der Skath der Stadt Leipzig. H ehler.Krumviegel Vekannlmachun-. Aus die Dauer der Sperrung de« Barsußgkißcheuß wird da» Befahren de» ThomaSgck-chen» auch in der Richtung nach dem Markte gestattet. ES darf jedoch innerhalb dieser Strecke nur t» Schritt gefahren werden. Leipzig, den 18. August 1886. Der Rath der Stadt Leipzig. Hentschel. IX. 8378. Hehler. ctnrich Vegandt, am der über ihn der- treibt sich jedenfalls Der Uhrmacher Gustav Avals 30. August 1860 in Leipzig geboren, haugeaen polizeilichen Aufsicht entzogen vagabondirend umher. Wir bitten, denselben im BetretungSsalle feftzahaltr» «nd n»S, falls die« geschehen, unverzüglich Nachricht zn geben. Leipzig, am 17. August 1886. Da» Palizeiamt der Etadt Leipzig. Saiteni Bretschurider. iltnmacher. Erstatteter Anzeige zufolge hat der Haulbursche Carl Girstg» Kretzschmar da» ihm vom Bemeindevorstaud za Wellerswald« am 19. April 1878 ausgestellte Dieustbuch verloren. Im Auffiadung-salle bitten wir da« Bnch an an» abznliefera. Leipzig, am 15. August 1886. Da« P«ltzeta«t der Etadt Leipzig. NI. 248».vretschneider. H. Die beim Brande unsere« EinpsangSgüterbobenS geborgenen Gegenstände, aus »«lene» Waake«, Gar«, Zwirn, Han»- schuheu re. bestehend, solle» DnnucrStag. »en 19. htese» MO««t», »nu vnrwitta,« 1« Uhr a». i» der Nähe der Brandstelle gegen sofortige Zahlang -ffeatlich »er. " gert werden. die AnctionSbedingnngen werden vorher bekannt gemacht. Leipzig, den 15. August 1886. Rönigl. Eiichfische Sntererneditt«» Batzerischer Bahuhnf. Vrkanntmachuug. Die Anlieferung von ca. 2000 Lenlneru bShmischer Mittelkohle and 2000 Centn««, Würselsteiukohle sür die hiesigen Volksschulen — 1800 Leniuer für di» untere und 2200 Eentaer für die obere Schul» — soll im Wege der Loncurrenz au den Rindeftsordernde» ver geben werden. Diesbezügliche Offerten und Muster sind unter Angabe der Preise« pro Ceutner incl. Anfuhr und Abladea bi» znm ... , r». >u,«ft d. I- im diesigen Schuldirectian-aebäud« 1. Etage abzugrbra. Rendnitz, am 17. August 1886. Der Echulvnrftand. E. Kind». Nichtamtlicher Thetl. Die russische Politik. Rußland- Politik ist de-halb so schwer zu erkennen, «eil sie nicht aufrichtig ist und «eil sie sich in Widersprüchen be wegt. Man kann drei Phasen der russischen Politik unter, scheiden: eia kaiserliche, ein« Regierung-Politik und eine pan- slawistische. In einem absoluten Staate wie Rußland, sollte man meinen, müßten sich sämmtlicbe drei Erscheinungsformen der Politik decken, wa- der Kaiser will, dem müßte sich da« Ministerium ebenso uaterordnen wie der Parteigeift. Dem ist »doch keineswegs so. Der Kaiser muß in Rußland mit der sffentlichen Meinung und mit den nationalen Wünschen und Instinkten rechnen, er kann nicht seiner persönlichen lieber» zeuaung allein folgen, und wenn er dieser de» Sieg sichern will, so kann er da« nur durch theilweise Zugeständnisse an die nationalen Wünsche. E« unterliegt kriaem Zweiset. daß Alexander III. pers»nlich dem Frieden zuneigt, wäre dem nicht so. dann würde er die zahlreichen Gelegen beilen. welch« sich ihm während seiner sUnseinhalbjäbriqen Regirrnngszeit dargebotrn haben, einen Krieg zu rnlsesselu, nikbl sämmtlich uubeouvt gelassen haben. Er hätte den General Skobelew nach seiner Pariser Hetzrede nicht «ach Et. Petersburg entboten, um ihm den Standpunkt klar zu machen, der afghanische Greuzstreit hätte nach dem Treffen bei Pulikhisti nicht eine friedliche Wendung genommen, und endlich wäre der Kriegslärm aus der Balkanhalbinsrl nicht vorübergegangeu, ohne daß Rußland zum Schwert« gegriffen hätte. E» ist anrunehmeu, daß den russischen Kaiser außer seiner Frieden-liev« auch noch andere Gründe bestimmt haben, die friedliche Schlichtung der bestehenden Streitfragen der Entscheidung durch das Schwert vorzuziehen. Der russisch- türkische Krieg des Jahres »877 hat gezeigt, daß die mililairische Leistungsfähigkeit Rußlands weil hinter der Meinung zurück steht. welch« die Russen selbst davon hegen, und e« ist gewiß ein Schritt, der wohl überlegt sein will, einen Krieg zu be ginnen. bei welchem Rußland mit Ausnahme Frankreich« nur Feind« habe» würde. Dies« Erwägung bildet ein starkes Gegengewicht gegen den Ansturm der Panslawisten, und eS ist klar, daß der Leiter der auswärtigen Politik Rußland«, Herr v. Gier-, an diesen Besorgnisse» seinen besten Bundes genossen hat, um einer kriegerischen Wendung der russischen Politik ciitgegenzutrelen. Vorläufig hat in Rußland noch der Rath des Minister« v. Giers über di« panslawistischen Bestrebungen die Ober hand. das ist aus einer ganzen Reihe von Thaksachen zu entnehmen. Aber daß seine Nathschläge die Oberhand be halten konnten, ist nur seinen diplomatischen Erfolgen zu danken. Die Machtsphäre Rußland- in Centralasien hat durch die Unterwerfung der Tcke-Turkmenen und die Er werbung de« angrenzenden südlichen Gebiet« bi« nach Penschdeh eine sehr erhebliche Erweiterung erfahren »nd die Auskebung der FrechasenSstellung BatumS hat der Stellung Rußland« am Schwarzen Meere einen neuen werthvollen Slützpunct geschaffen. Die durch den Staatsstreich vom 18. September 1885 entfesselte Bewegung auf der Balkauhalbinsel ist nicht ohne Nutzen für Rußland geblieben, da Fürst Alexander seinen Zweck, die Bereinigung von Nord- und Südbulgarien, nur theilweise erreicht hat, und da andererseits die Türkei durch die lange Kriegsbereitschaft fast bis zur Erschöpfung ihrer finan ziellen Mittel geschwächt ist. Auch die gegenwärtigen Ver handlungen Über di« Abänderung de« ostrumelischen Statuts sind ein Zeichen, daß der russische Einfluß aus der Balkan» Halbinsel noch heute der maßgebende ist. und die Türkei wird sich wohl hüten, den Verhandlungen mit Bulgarien einen russenfeindlichen Charakter zu geben. Don Konstantinopel wird sogar ein Umschwung in der türkischen Politik in Aussicht gestellt, welcher den Wünschen Rußland» entsprechen würde. Dos sind Errungenschaften, weiche auf die diplomatische Geschicklichkeit de» Minister» v. Gier« zurückzuführen find. Daß aus der anderen Seite Kräfte thälig sind, welche diesen Bestrebungen rntgcgenwirkrn, ist selbstverständlich und liegt in der Natur de- diplomatische,, Verkehr«. Die Unterzeichner des Berliner Friedens, die Türkei und England an der Spitze haben ein Interesse daran, daß Bulgarien nicht lediglich der Willkür Rußland« über antwortet wird und daß überhaupt auf der Balkanhalbinscl sich nickt ein Zustand gestaltet, welcher alle vorhandenen Kräfte Rußland gegenüber lahm legt Ein Bündniß zwischen Rußland und der Türkei würde nichts anders als die Aus hebung de» freien Willen- der Türkei den russischen Pläne» gegenüber bedeuten, es ist deshalb sehr unwahrscheinlich, daß dieses Bündniß zu Stande kommt. Die panslawistiscke Richtung in Rußland ist stark und hat Alexander III. wiederholt zu Zugeständnissen genöthigt. Al- solche sind der Tagesbefehl an die Flotte de- Schwarzen Meeres, welcher von Sewastopol au- erfolgte, und die Ge stattung der Anreden des Metropoliten und de» Stadtvber- hauptcS von Moskau beim Empfang de- Kaiser» anzuseben. Da» wichtigste Zugrständniß aber ist da« Gewährenlasfen der deutschfeindlichen Richtung in der Presse. In dieser Beziehung liegen so zahlreiche Belege vor, daß es thörichl wäre, sie als nicht vorhanden zu betrachten. Ein besonder« in die Augen fallendes Beispiel von der Macht de- russischen Pan- slawiSmu« in der Presse hat die Anwesenheit de« bekannten französischen DeutsckenhetzerS TsroulLdr in Sl. Petersburg geliefert. Die russische „Dl. Petersburger Zeitung" hat den csuch zu Andeutungen vcrwerlhel, welche durch ihre mystische Form doppelt eindrucksvoll wirken mußten. Sie sprach von verständnisvollen Blicken, welche die Wissenden mit einander tauschten und von dem beredten Schweigen, welche« nur dazu diene, die innere Sammlung zu fördern. Der „Swel" war deutlicher und gab dem tiefgefühlten Wunsche Ausdruck, daß die Rache bald »n« Werk gesetzt werden und baß sie ihr Ziel erreichen möge. Zum Ueberfluß war dieser WillkommenSgruß auch noch in Verse gebracht. Nun ist dem Herrn DSroulSde zwar angedeutet worden, daß er «ach der ersten Hetzrede gegen Deutschland di« Ausweisung zu gewärtigen habe, aber solcher Reden bedarf e« nach den panslawistischen Begrüßungen des französischen Gastes in der Presse nicht mehr. Die russischen Panslawisten wünschen nicht« sehnlicher, als daß die Allianz mit Frankrrich gegen Deutschland zu Stande kommen möge, darauf ist ihr ganze« Sinnen und Denken gerichtet, aber darin stoßen sie auf den Widerstand des Kaiser« und de- Ministerium», insbesondere auf Len deS Herrn v Giers. Wie man in russischen Regwrungskreisen denkt, ist auS einem Artikel de« Brüsseler „Nord" zu erkennen, in welchem gesagt w«rd, daß selbst, wenn eine Begegnung zwischen Herrn v. Gier- und dem Fürsten BiSmarck anläßlich der Anwesenheit de« erster« in Deutschland nicht zu Stande konimen sollte, darum weder der Fried« noch die guten Be ziehungen der drei Kaisrrmächte bedroht seien. Weniger be ruhigend klingt, wa« der .Nord" al« Grund für da« Fern bleiben de« Minister« v. Gier« von der Gastenrer Zusammen, kunst vorschützt, daß nämlich da« Erschein« de« russischen Minister« in einer Versammlung unmöglich gewesen sei, deren Mittelpunkt Fürst BiSmarck war. Den Ministerwecbscl in London betrachtet der „Nord" mit argwöhnischen Blicke»; er beschuldigt die Toric«. daß sie die bulgarische Frage al» ein« Keil betracht«, um den Drei-Kaiser-Bund zu sprengen, dagegen hofft da- russische halbamtliche Organ, daß diese Absichten in Oesterreich keine Unterstützung finden würden. Au» allen diesen Ldatsachen ist ersichtlich, daß wir quten Grund haben, die Windungen, in welchen sich die russische Politik bewegt, mit größter Aufmerksamkeit za verfolgen und die entsprechenden Bewegung« aus französischer Seit« ebenso- wenig außer Acht zu lass«. * Leipzig, 19. August 1886. * Eine Mittheilung der ..Politisch« C»rres»vrrd«i". welch« ^ '"glischen Zeituug« übergegangen und auch in Regie«ng-ki in »ie «, Berliner »kreise« bemerkt worden ist, sagt, da» englisch« Auswärtige Amt wende der russischerseit» beavsicbtigten Besitzergreifung von Port Lazarew auf Korea große Aufmerksamkeit zu; da es der englischen Regierung aber an einer gesetzlich« Handhabe fehle, um gegen eine Besetzung des genannten koreanischen Lasen» Einrede zu thun, so sei dieselbe mit Erfolg bemüht, China zum Wider stand gegen diese Handlung zu bestimmen. Einem «n Londoner diplomatischen Kreisen verbreiteten Gerüchte zufolge soll auch Deutschland der Regierung von Korea seine guten Dienste anaeboten haben, und man gebe sich deshalb in England der Hoffnung hin, Rußland werde angesichts dieser Schwierigkeiten seinen Plan vorläufig ausgeben. Dem entgegen kann ein Correspondent der .Kölnischen Zeitung" au» Berlin, waS Deutschland angeht, melde», daß die deutsche Regierung weder voa der Besitzergreifung Port Hamiltons durch England »och von den etwaigen Absichten Rußland» aus Port Lazarew irgendwelche amtliche Kenntniß erhalten und daher auch keine» Anlaß gehabt hat» sich darüber zu äußern. * Dem Vernehmen nach soll der Flügeladjutant de» Kaiser-, Obrrstlieutenant Gras Wedell, der zur Zeit bei der Bot schaft in Wien commandirt ist, an Stelle deS zum Gouver neur Berlin« «nannten General Werver zum diesseitigen Mililairbevollinächtigten in Petersburg bestimmt sein. * Auch dem Magistrat von Berlin war von Pest aus eine Einladung zu den Festlichkeiten zugegangcn, welche au» Anlaß der Wiedereroberung Ofen« dort veranstaltet werden. Diese Einladung lies vor drei Wochen in Berlin ein und war au die Stadtverordneten von Berlin gerichtet. Mit Zustimmung des Vorsitzenden der Versammlung, vr. Stryck, übernahm der Magistrat umsomehr die Beant wortung, al- die Zuschrift in die Ferien fiel und baldige Er ledigung erheischte. Der Magistrat hat, wie die .Natconal- Zeitung" meldet, di« Theilnahme abgelehnt. Der be treffende Beschluß wurde, da beide Bürgermeister, die Herr« v. Forckenbeck und Duncker, abwesend war«, «nter Borsitz de» Herrn Stadtrath Zelle gefaßt. * In der am 17. d. M. stattgefundenen Sitzung de» Magistrats vo» München lag dgs Ansuchen der Ge- meindebevollmächtigten vor, der Magistrat wolle der Ofen-Pest er Behörde mittheilen, im Gemeindecollegium bestehe keine Geneigtheit, der ergangen« Einladung zur Jubelfeier Folge zu geben, da» Collegium lehne die Einladung dankend ab. Der Oberbürgermeister Erhard schnitt jede Erörterung ab. da nur da» Gemeindecotlegium, nicht aber der Magistrat emgetad» sei. Der Magistrat be schloß daher einstimmig, «in Ablrhnungsschreiben gemäß dem Ersuche» de« Collegium« abzusenden. — Ter Be schluß de« Münchener Gemeinderaths» die Einladung zu den Pester Feierlichkeit« in der bekannt« schroffen Form abzulehuen, findet übrigen« auch iu den Münchener „Neuesten Nachrichten" Mißbilligung. DaS Blatt schreibt: ,,Olme inissiihrlicher aus die Berechtigung eiazugehea, den Magistrat einer einzelnen Stadt für Mißgriffe eine- ganzen Volkes verautworilich zu machen, wollen wir hier nur bemerken, daß es kaum Sache der siädtijchc» Vertretung gewesen ist, eine solche Ein- ladung au- politischen Gründen abzulehnen. Dadurch wird die Ablehnung, welche in HSsticher Form zu geben ja vollständig ini Beliebe» de- Collegiums stand, zu einem politischen Ereigniß aus- gebauscht, und «1 ist im Collegium selbst anerkannt worden, daß dasselbe nicht dazu berufen sei, hohe Politik zu treiben, wie dies doch thaisächlich mit dem Beschlüsse geschehe» ist." Gleichzeilig treten die „Neuesten Nachrichten" dem klerikalen „Münchener Fremdtnblatt" entgegen, welche« behauptet hatte, die Stattvertretung habe sich zu dem Beschlüsse durch die liberalen Mitglieder der Körperschaft verleiten lassen. Die „Neuesten Nachrichten" sagen hierüber: „Ter Antrag de« Liberalen Ruß, sich nach dem Berliner Magistrale zu richten, ebenso der vermitteluugSantrag deS Liberale» Hänle wurden nicht angenommen. Dagegen ist der angenommene und Aussehen erregend« Beschluß de« Collegium- seiten- des Herrn Äerdeissen sormuürt worden. Die „chemeindezeilung" schreibt: „Nach Schluß der Debatte wird mit Mehrheit der Ausschuß«,itrag abgelehnt und der Antrag bei Herr» Vorstandes Gerdeiffe» an- genommen." DaS ist also der Liberale, durch den sich die Stadl- Vertretung „verleit«" ließ! klebrigen- bedenkt da- „Fremden- blalt" bei senier hämischen Bemerkung gar nicht, ein wie klägliches Armuihszeugniß e« seiner eigene» Partei im Rathhause ausgestellt ha», die «IS reines „Stimmvieh" in eiuer doch zweifellos wichtigen Frage den böse» Liberal« kritiklos und ohne eiue Spur von eigener Meinung gesolgt ist! Eia drastischere» und vernichtenderes Unheil über die uiiramoatanen Gemeindebevollmächtigtea ist wohl noch nie gefällt morden." * Dieser Tage feiert der Inspekteur der bayerischen Cavallerie, Generallieut«ant Emanuel v. Kiliani. den Ablauf seines fünfzigsten Dienstjahre-. AIS der Sohn eine» Rei»eroberst« »82t in Land-Hut geboren und im Cadrttencorps erzogen, gehört er seit 1839 dem bayerischen Heere an, war Adjutant der Generäl« Hohenhausen und v. d. Tann. Mitglied der Tommissionen, welche >m Aufträge des Kriegsministerium« 1861 und 1863 die EvelSheim'sche Neugestaltung der österreichisch« Reiterei fludirten; nahm am Kriege gegen Dänemark thril, wurde dort ein Liebling des Prinzen Friedrich Karl von Preußen, machte den Feldzug vo» 1866 und den Krieg von 1870/71 mit Auszeichnung mit. trat schon 1868 an die Spitze der bayerischen EguilationS- anstalt. 1375 in die Generalität und 1882 alS Juspecteiir der Cavallerie in di« oberste Leitung dieser Waffe ei». Ge schmückt mit zahlreichen Orden ist er seit 1883 General lieutenant und auch in diesem Jahre wieder wie in dem vor- ausgegangenen zur Leitung der große» Cavallerieübungm am Lechselde berufe». Die bayerische Reiterei dankt ibm einen großen Theil ihrer heutigen Ausbildung und ihres WcrtheS. * Der Abg. vr. Rittler, daszenjge Mitglied der bay rischen Patriotenpartei, welches dem Treiben der Ex tremen schon lange entgrgengrtretrn ist und von denselben neuerdings besonder- lebhaft als „Vcrrätber" angegriffen wird, sprach dieser Tage vor seinen klerikalen Wählern inBerchIeS - gaben, die sich vollkommen einverstanden mit ihm erklärten. Herr vr. Rittler bemerkte u. A.: Bo, Allem ist aufmerksam zu machen «us de, Unterschied der Lage von 1881 und von heute. Wie Sie sich Alle noch erinnern, herrschte 1881 allgemeine Unzusriedenheil unter den bayerischen Katho liken über die kirchenpolilischen Verhältnisse unirres Lande«. Heute aber, meine Herren, wie lautet heute der einstimmige Ruf im ganz« Land«? Cs ist in Vielem besser geworden! Bor einem Jahre hätte ich diese» Satz »och nicht outsvrechen dürsen. ohne der Verdächtigung ou-aesetzt zu lein, daß ich „miuisteriell" bin; heule oder ist dieser Aus in Aller Mund, oben und unten, rechts und links. Es ist eine Stimme, die durch Bayern hindurchhallt: ES ist in kirchenpolitischer Hinsicht Biele« besser geworden .... Ein, tiesrLlust geht heute durch di«Nethen der patriotischen Partes, mßchtig «härm« sich die Wogen der Leidenschaften empar. Verdächtigung. Ehrabschneidung, Verleumdung, da« sind die Waffen, welch« al« Mittel im Kampfe ungenirt benutzt werden. Hochaa .c sehen« Männer, deren kirchliche Treue, deren Patriotismus über j ^ Zweisel erhaben ist, werden »l« „ministeriell" und zum Theil voa der palriotlschea Partei „abgrsallen" verdächtigt. Die Veiwirrun, nimmt immer mehr überhand und wird von einem großen Theil der eigene« Parteipresse aus« Leidenschaftlichste geschürt. Betrübt und von ernster Bangigkeit erfüllt, ist da» katholische Volk in Bayern in - freiwilliger Zeuge deS Sturmes, und bekümmert frag« e», was io l daraus werden? Alle i» schweren, langwierigen Kämpfen errungen » Güter sind neuerdings in Frage gestellt, die rouservative Mehrheil selbst ist in der Kammer gefährdet. » » » * ES wird in Wie» allgemein bemerkt, daß der unga rische Ministerpräsident die erste sich ihm bietende Gelegenheit benutzt hat, um daS ungarische Volk gewisser maßen an die Verpflichtungen zu mahnen» welche daS letzte kaiserliche Handschreiben ihm auserlegt. DieRede.mil welcher TiSza bei Eröffnung der historischen Ausstellung in Pest die an ihn gerichteten Ansprachen deS Oberbürgermeisters Rath und de- BicebürgermeisterS Gerloczy beantwortete, kann kaum anders gedeutet werden. TlSza nahm die den Gegen stand der Feier bildende historische Thatsache, daß die Befreiung Ösen» von der türkischen Herrschaft von einer zum großen Theile aus Deutschen und anderen Nicktungarn be stehenden kaiserlichen Armee vollsührt wurde, zum Anlässe, um Ungarn daran zu erinnern, daß die von der nationalen Begeisterung unterstützte Tapferkeit der Armee der mächtigste Schutz des Vaterlandes sei, und daran die Hoffnung zu knüpfe», .daß, wann immer eS Noth thun sollte, Jedermann sich dem begeisterten Zusammenwirken der Armee »it den anderen Thesten der Nation gegenüberfinden werde, der den Thron und das Vaterland zu bedrohen wagen sollte". Die Beziehulw dieser Worte aus die eben zum Aoschluffe gelangte JanSky-Episod« ist mit Händen zu greisen und wird auch allgemein als «ine Mahnung znm Entgegenkommen gegen die Armee und zum innigen Zusammenleben mit derselven ausgesaßk. DaS findet auch allgemeine Zustimmung, und eS schrmt in der That nichts heilsamer zu fein als die Erinnerung, daß Ungarn in dem entscheidendsten Zeitpunkte seiner Geschichte aus die Hilfe einer Armee angewiesen war. die nur zum geringen Theile au» Ungarn bestand. Daraus ergiedt sich von selbst, wie übel Diejenigen da» Land berathen, welche eine sogenannte „Arinecsrage" auswerfen wollen. Tisza hat übrigen» ooch am 15. d. M. nach Eröffnung der historischen Ausstellung seine alljährlich« Badereise «ach Ostend« »ngrtretea. * Die in Brüssel sich aushaltenden Anhänger der Orleans haben wieder zu einem Skandal Anlaß gegeben, so daß die Polizei einsckreiten mußte. Sie gaben ein royali- siisches Journal „Le MouSquctaire" heraus. Als am 15. d. Abend» der Militairmusiksackelzug bei dem Gebäude der Redaction vorüberzog, da hatten sie den Balcon mit einem Riesentran-Parent „Es lebe der König!" geschmückt und Alles erleuchtet. Hieraus warfen sie Cigarren und ihr Journal zu Hunderten in di» Menge. Bei der Kundgebung am Sonntag befestigten sie über dem Transparent «ine französische Fahne (eS handelt sich um ihren ZukunstSkünig), aber die Arbeiter würdigten e« keiner Ovation. Die Polizei mahnt« die Herren zu größerer Vorsicht. ' Im l6. französischen ArmeecorpS hat gelegent lich der Besichtigung General Borson eine interessante Uebung veranstaltet. Bon Nodez wurde ein Eisendahnzug mit 400 Mann vom 81. Linienregiment abgelaffeo, der bei der Fernie von MezeilleS plötzlich angegriffen wurde. Die Maschine hielt sofort und die Mannschaften sprangen aus den Wagen und verfolgten die Angreifer bi« aus die nächsten Höhen, während ein anderer Theil in möglichster Esse die mitgenommenen Lazarelbwagen auSschiffte. Die Ossiciere. welche der Uebung beiwohnten, waren vom Verlaus derselben sehr befriedigt. UebrigenS gehören dergleichen Hebungen auch in unserer Armee nicht zu den Seltenheiten. Bei dem neuerlichen RegiinentSsckießen deS 82. Regiment- in der Umgegend von Norlbeim hat man höchst wichtige Ver suche bezüglich der Treffsicherheit beim Beschießen von Luft ballons und über einen Fluß schwimmende Colonnen angestellt. * Einem den „Daily NewS" au« TäbriS vom 15. d. M. zngegangcneu Telegramme zufolge haben heftige Kämpfe zwischen persischen Truppen und aufständischen Kurden stattgesunben. Letztere wurden mit Hinterlassung von 84 Tobten aus türkische- Gebiet gejagt. Persien verlangt jetzt von der Türkei, daß e- die Kurden im Zaune halte und an ferneren räuberischen Uebcrfallen auf persische« Gebiet verhindere. Die serbisch-bulgarische Frage. * Man schreibt uns auS Wien: Im Lause der jüngsten Tage sind in den Blättern wieder allerlei Nachrichten ausgetaucht, welche die Beziehungen zwischen Serbien und Bulgarien alS bedenklich gespannt bezeichnet«» und sogar von geheimen Rüstungen sprachen, die angeblich in Belgrad und Sofia im Zuge sein sollten. Diese letztere Angabe ward zwar in ofsiciellem Wege so fort keinenlirt, allein andererseits fehlt eS doch nicht an sehr greifbaren Anzeichen, daß die Beziehungen zwischen Serbien und Bulgarien noch immer ziemlich unfreundlicher Natur sind und eS voraussichtlich auch noch lange Zeit bleiben werde». Bevor nämlich die Befreiung Bulgarien« von der Türkcn- herrschaft erfolgte und dasselbe al- ein besonderer Staat an erkannt wurde, galt e- aus der ganzen Balkanhalbinsel al- feststeliend, daß nur die serbische Nation die Fähiakcit und den Willen hätte, die nationalen Wünsche de« gesammteu SüdslawenlhuniS zu verwirklichen. Zu diesem Zwecke fehlte eS aber an einem einheitlichen Programm und an gemein samen Bestrebungen, da da« Serdcnthum in zwei nationale Staaten: in das Königreich Serbien und da« Fürstenlhum Tschernagora, zerfällt, deren Dynastien, die Obrenowitsch und die Njegusch, seit jeher in keinem besonder- freundlichen Ber- hältniß zu einander standen. Zu den treuen und hoffenden An hängern der Serben unter König Milan rechnet man in erster Linie di« Bewohner de« noch den Türken unterworfenen Alt- Serbien mit dem historischen Kosowo Polje (Amselseld), die Bewohner einiger bulgarischer Bezirke, besonder« de« Kreise- Widdin» und die de» von Oesterreich occnpirten Bosnien. Dagegen halten zu Montenegro die kriegerischen Stämme der Herzegowina, welche auch schon wiederholt die in der so genannten KtiwoScie gegen Oesterreich auSgebrochenen Auf- stände unterstützt haben. In den Kriegen gegen die Türken und bei jeder Mobilisirung konnten Serbien und Montenegro
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