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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.10.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-01
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19151001014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1915100101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1915100101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1915
- Monat1915-10
- Tag1915-10-01
- Monat1915-10
- Jahr1915
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.10.1915
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60. Jahrgang. ^2 272. L8SG Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Sammelnummer für sämtl. Telephonanschlüsse: 25241. v«z»g».»»bahr aikrtpjshilich In Dresden bei zweimal!,er Zuiiagung <an Sonn, und Montagen nur ein- mal) 2,8- M,, in den Vororten »,»0 M. Bei einmaliger Zustellung durch die Post L M. <vhne Bestellgeld). Anzeigen. Preise. Die einspaltige Zeile setwa 8 Silben) »0Ps., DorzugaplStze und Anzeigen in Siummern noch Sonn« und Feiertagen laut Torts. — AuowilrligeAuslrilge nur gegen voraurbezehiung. - Belegdlatt lv Pf. Freitag, 1. Oktober 1618. Nachdruck nur mit deutlicher Quellenangabe („Dresdner Nochr.') zulllsflg. — Unverlangte Schristslllckc werden nicht ausbewohrt. Hauptgeschäftsstelle: Marienstraße 28/40. Tnlck und Verlag von Liepsch 5. Reichardt in Dresden. gKA, IMMe. KlMMk. > üroSe/zusu,Lk> in üevvinn- uny VeriosungagegensiLnäen. 1.1. Wiek. pMWe L Cornpklaster de-eitixt l'IÜllNSl'LULSN unck 50 ?k. Versanck nach auswärts. Löoiel. llolsvotdsks. Vrssäen-H.. keorsevtor. ^ 2 W« WliW Wim i eingeirokken. In allen OröOen kann :: jecks Fnraiil geliekert evercken. :: §^2^. —Nönigi. unä prinrl. Uoiiieisranl A l MUl Orescken-K.. VVsllstr. 25 Zer Borstoß des Generals Linsmgen in Wolhynien. Neber IM Russen gesangengenommen. — Endgültiges Ergebnis der dritten deutschen Kriegsanleihe. — Die Staatsschulden des ersten Kriegslahres. — Die engllsch-sranz'öfische Anleihe in Amerika. — Die inneren Schwierigkeiten Rußlands. Lefterreichisch-nngarischer Kriegsbericht. Wie«. Amtlich wird verlautbart den 30. Sep tember 1915: Russischer Kriegsschauplatz. Die Lage in Ostgalizicu, au der Iknm »ud der Hittilowka ist unverändert. Im Lnmpslande des Kor- minbacheö erstürmten österreichisch - ungarische und deutsche Truppen mehrere Stützpunkte, wobei vier russische Offiziere und 100» Mau» in Gefangenschaft sielen, Zwei feindliche Flieger wurden iMabgcschoffen. Die k. u. k. Strcir- kräfte in Litauen wiesen russische Angriffe ab. Die Kämpfe führten stellenweise znm Handgemenge. Der Geg, «er erlitt große Verluste. - i Rülitenischsr Kriegsschauplatz. A»Ler Tiroler Westfront wnrde in der ver gangenen Nacht im Adamellogcbictc gekämpft. Ein Au- griffsversuch des Feindeo aus den Uarst westlich der Cima- Presena wurde durch unsere Artillerie abgcwiescn. Auch bei der Mandronhütte mußten die Italiener nach mehr stündigem Gefechte znrückgcheu. Ans der Hochfläche von Bielgcrenth grissen sic gleichsalls nachts unsere Stellungen zweimal vergebens an. Ebenso scheiterten an der Kärntner Front nächtliche Angrisse aus unsere be festigten Linien westlich des Bombasch-Grabcns sbci Pon- tafelf. Die Kämpfe bei und nördlich Tolmein dauern fort. Vor dem Mrzli-Brch wich der Feind in seine alte» Stellungen zurück. Gegen Doljc griff er wiederholt au, wnrde aber stets abgewiesen. Heute früh begann das italienische Artillericfener gegen den Nanu, von Tolmein, das schon gestern sehr lebhaft war, von neuem. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Der Stellvertreter des Chefs dcS GcncralstabS: (W. T. N.l v. Höscr, Feldmarschall-Leutnaut. Politische Ideale. Houston Stewart Chambcrlain, der rühmlichst be kannte Verfasser des großen geschichtsphilosophischen Werkes ..Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts" und der in vielen Tausenden von Exemplaren verbreiteten „Kricgsaufsätze", der, obwohl angelsächsischen Ursprungs, doch in seinem ganzen Denken und Fühlen vollständig germanisch ist, hat eine neue Schrift „Politische Ideale" bei F. Bruckmann in München veröffentlicht, die ebenfalls das goldechte Gepräge einer von hochfligendem, beutschnationalem Idealismus und praktisch aufbauendem Staatssinn gleichmäßig ge tragenen Anschauungsweise trägt, wie sie dem Verfasser eigentümlich ist. Die Darstellungsweise Chamberlatns ist immer philosophisch vertieft und läßt nie den ursächlichen Zusammenhang der Dinge außer acht, der alles Gewordene als Erzeugnis einer organischen geschichtlichen Entwicklung zeigt. Seine Sprache ist oft knorrig, eine Folge der scharfen Gedankenarbeit, und er findet in ehrlichem Zorn über ideo- lygjsche Berranntheiten oftmals starke Worte, so. wenn er die Gegner des „Militarismus" als „Idioten" bezeichnet und erklärt, daß die Bekämpfcr der Monarchie in Deutsch land „an den Galgen" gehörten. Immer aber ist die Art. wie er die Dinge beim rechten Namen nennt, originell und fesselnd, und auch da, wo er Widerspruch hervorruft, kann kein gründlicher Denker sich dem starken Eindruck seiner Beweisgründe und Folgerungen entziehen. In her vorliegenden Schrift sucht Chamberlain den Nachweis zu führen, daß unsere bisherigen politischen Ideale und Einrichtungen aüf Grund der Erfahrungen des Krieges einer völligen organisatorischen Umwertung unterzogen werden müssen. Auf die Frage, wie diese vollzogen werden soll, antwortet er kurz und bündig: „Kautisch", d. h. im Sinne des großen KönigSberger Philosophen, die Grund lage der Neuordnung muß unbedingt sittlich und der Auf bau planvoll, wissenschaftlich organisch sein. „Das Zweite wird niemals gelingen, wenn das Erste unbeachtet bleibt", erklärt er ausdrücklich und erweist sich damit als von der ethischen Erkenntnis durchdrungen, Laß keine weltliche Macht Aussicht auf dauernden Bestand haben kann, die das moralische Element geflissentlich vernachlässigt; genau wie Bismarck dachte und handelte. Für die neue politische Organisation Deutschlands einen ins einzelne gehenden Plan aufznstellen, ist nicht die Absicht des Verfassers. Er gibt vielmehr im allgemeinen Richtlinien und empfiehlt in diesem Nahmen vor allem, die durch den Krieg begonnene kameradschaftliche Einigung aller Schichten unseres Volkes untereinander auch im Frieden weiter auszubauen und zu pflegen. Die zwei leitenden Grkuidsützc, die Cham- bcrlain ausstellt, sind die künftige Ausschaltung des bis herigen Dilettantismus in- der Politik rrnd dessen Ersatz durch ein wissenschaftlich planvolles Verfahren, und znm andern eine allgemeine Beteiligung am SiaatSleben. Der Bcrfasser will, wie bei der Armee, so auch für die Obliegen heiten der Negierung daö ganze Volk einstellen und jeden Mann im reiferen Alter in irgendeiner Weise zur Anteil nahme an den staatlichen Geschäften hcrangezogen wissen. „Jeder von uns sollte zuerst Staatspflichten zu leisten haben; ist er auf diese Weise in lebendige Berührung mit dem uns alle erhaltenden Organismus getreten und hat sich an seiner Stelle bewährt, dann erst erhält er politische Rechte Weder Aristokratie noch Demokratie: praktische Bewährung in einem Staate, dessen kunstvoller Organis mus sich in Millionen von Aederchen überallhin erstreckt, unter verpflichtender Mitwirkung aller wachsamen, unbe scholtenen, fähigen Männer . . . Keine Politik, sondern Staatskun st." Daö organisch Planmäßige der neuen Staatskuilst soll u. a. in der Gesetzgebung dadurch in die Erscheinung treten, daß die Gesetze künftig nur von Sach kundigen gemacht werden. Der Verfasser denkt sich das so, daß jeder Gesetzentwurf einem aus Sachverständigen ge bildeten Ausschuß überwiesen wird, dessen Zustimmung dann genügt, um die Gesetzeskraft hcrbeizusühren. Besonders glänzend sind die Betrachtungen über Re publik und Monarchie, über republikanische „Freiheit" und monarchische Selbstzucht. Freiheit, Gleichheit und Brüder lichkeit verkünden die Verfechter des 1789er Revolutions ideals! Aber was ist aus diesen Begriffen in Wirklichkeit geworden? Freiheit bedeutet: ,Ffch will nicht gehorchen!", Gleichheit: „Ich will keine Ehrerbietung bezeugen!", Brü derlichkeit: „Ich liebe keinen, der nicht aenau so denkt wie ich!" Sobald daher ein großcsLand zur re publikanischen Verfassung übergeht, ge nießt eS keinen ruhigen Tag mehr! Frankreich und die Bereinigten Staaten von Amerika geben dafür einen vollgültigen Beweis. Bei aller Schärfe der Kritik an dem verneinenden Prinzip verschließt sich aber der Ver fasser durchaus nicht der philosophischen Erkenntnis, daß auch dte Verneinung ihren Wert besitzt, insofern als der aufbaucnde und schaffende Trieb dcS Menschen sich erst dadurch, daß er weiß, waS er nicht will, zur klaren Einsicht in sein Ziel durchzuringen vermag. So bildet sich auch erst aus einer gründlichen Kenntnis der republikani schen Vcrneinungsbestrebungen die richtige Wertschätzung der monarchischen Staatsforqr heraus. Für Deutschland ist die Monarchie „ein uraltes nationales Erbgut", das seine» eigentlichen Segen gerade durch die Vielheit der monarchi schen Bundesstaaten entfaltet. Im absoluten Einherrscher- tum erstarrt die Monarchie und wird entweder von der Demagogie weggcfegt (Frankreich) oder aber sie dient dieser als Deckschild (England). „In Deutschland aber ist die Mehrheit der Reiche und Fürstentümer ein Gottessegen; dadurch wird das Königtum vor der französischen und vor der englischen Einkapsclung sichergc- stcllt . . . Vielheit der „einheitlichen" Monarchen, wenn erst organisch gestaltet — wozu in Deutschland die Vorbe dingungen jetzt gegeben sind —, heißt lebendige und dauernde Wirksamkeit der Monarchie. Kreist das Blut in allen Teilen Deutschlands lebhafter, als in irgendeinem anderen Lande, so kommt das daher, weil es nicht einen Mittelpunkt, sonder» viele Mittelpunkte be sitzt, nicht einen Hof, sondern viele Höfe, nicht ein mono tones, sich überall gleichendes Staatseinerlei, sondern eine Maunigsaltigkcit der Stämme, festgeankert im eigenen Tlagtsgebiidc, eigener Fürstentreue, eigenen Sitten, eigenen Anstalten aller Ari, edlen Wettstreit hervorrusend." DaS bundesstaatliche System des Deutschen Reiches in so tiefgründiger und begeisterter Weise von einem erleuchteten Geiste gewürdigt zu sehen, ist für unS, die wir die Fahne dieses Systems stets unentwegt hvchge- halten haben, eine besondere Genugtuung. Durch den Krieg ist diese lebenspendende verfassungsmäßige Grund lage unseres gesamten nationalen Organismus noch fester und unverrückbarer gemacht worden. Wahrhaft goldene Worte ichrcibt der Verfasser den „Idioten" ins Stammbuch, „die über deutschen Militaris mus wehklagen". Er erklärt, daß dieser Begriff gerade in Deutschland keinen Sinn mehr besitze, und führt fort: „In d e m H c e r e st e h t das erste große Stück des ne n eil Staates da, das Bollwerk für deutsche Frei heit, nämlich dafür, daß Deutschland „frei" sein wird, sein Ideal eines K n l t n r st a a t c S inmitten einer feindlichen, der Unkultur verfallenen Welt z u e r r i ch t e n . . . Dieses Heeres ist der Staat in seiner jetzigen Bcrfassnng nicht würdig; unharmonisch stehen Heer und Staat nebeneinander. Die unvergleichlich größere Leistungsfähigkeit der Heeresver waltung, auch in Fragen des bürgerlichen Lebens, hat während des gegenwärtigen Krieges all gemein großen Eindruck gemacht und vielen die Angen ge öffnet; häufig hörte man den Ausruf: „Ach, wcnn's nur auch nach dem Kriege so bleiben könnte! Warum sollte nicht über Niedertracht und Wucher dauernd der Belagerungs zustand verhängt werden?" Merkwürdig, daß sich Eham- bcrlain gerade in diesem Gedanken mit sozialdemokratischen Verfassern begegnet! Ehambcrlain urteilt dann weiter über das mili tärische Regiment: „Wir erblicken hier die „Verein fachung" am Werk und empfinden sie als einen Segen, der — weiter ausgcbaut — das Leben der Nation von einer ungeheuren Last, sowie von auf reib ende? chronischer Erregung befreien würd e." Ja, die aufreibende chronische Erregung der früheren Politik, wer uns davon endgültig zu befreien vermöchte! Atmen mir nicht alle auf bei der Vorstellung, daß der Krieg uns auch eine Erlösung von dem ewigen Parteigezank bringen könnte, eine Beseitigung aller der damit ver- bundencn schweren Uebclstände in der Gesetzgebung nicht nur, sondern auch in der Regierung und Verwaltung, die nur zu vielfach in ihren Maßnahmen durch die Rücksicht auf die parteipolitische Lage beeinflußt und gehemmt werben? Dieses Ziel ist gewiß im allgemeinen Wohlfahrtsintercsse aufs innigste zu wünschen, und seine Erreichung ist des Schweißes der Edelsten wert. Alle Anregungen, die seine Verwirklichung fördern können, sind darum mit Freuden zu begrüßen, und ganz besonders, wenn sic aus einer so reifen, durch und durch harmonischen Erkenntnis der staat- lichcn Notwendigkeiten und Lebcnsbcdingungen hervor gehen, wie sie dem Verfasser der „Politischen Ideale" eigen tümlich ist. Selbst wo seine Ansichten Kritik heraus» fvrdcrn, ja, wo sic Unmögliches zu fordern scheinen, ent- halten sic doch immer einen Kern, aus dem sich ein neuer fruchtbarer Gedanke nach anderer Richtung entwickeln laßt. Die Schrift ist daher wohl wert, von jedem Deutschen gründlich studiert zu werden, dem die großen, hier be- rührten Fragen in ihrer vollen Tragweite klar vor Augen stehen, der sich mit dem Verfasser bewußt ist. daß in den zwei Worten Konzentration und Organisation, Zusammen, fassung und Atlsgcstaltung, Deutschlands Zukunft liegt, und daß an dem Tage, an dem Deutschland sein ge samtes staatliches Getriebe wissenschaftlich organisiert habe» wird, cs auch mit der Ucbermacht Englands auL sein wird.
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