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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1880
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1880-01-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18800127016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1880012701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1880012701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1880
- Monat1880-01
- Tag1880-01-27
- Monat1880-01
- Jahr1880
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560 Volksmrthschastliches DM- Bücher, Brochüren, Geschäfts berichte u. s. w.. welche in diesem Theile unseres Blatteö besprochen werden sollen, können nur dann Berücksichtigung finden, .wenn sie an uns direct eingesandt werden. Redaktion Le« volkswirlhschastlichrn Lheitrs des „leipziger Tageblattes" C. G. Laue. Finanzieller Nlochenl'ericht. 17. Januar 24. Januar Berlin-Anhalt 102.50 98.90 Breslau-Freiburg .... 82.75 91.60 Carl-Ludwig 110,62 112.10 Oberscklesische 173.62 169.50 Rechte Oderufer 138.90 137.30 Thüringische 155.25 151.90 Halle-Sorau-Guben.Stammpr. 81.10 84 Oesterreicbische Nordwest ä . 282 289 do. do. 1t . 235 255 Lombarden 148.50 ItiO Franzosen . 471.50 470 Credit 533,56) 526.50 Laura 127.25 130.25 Deutsche Bank 140.25 U18.75 Disconto-Eommandit . . . 189 188.50 Dortmunder 112.90 113 Bergisch-Märkische .... 94.50 94.25 Rumänier 44.75 45.40 1877er Russen 88.75 89 Oesterreicbische Goldrente. . Ungarische Goldrentc . . . 71.50 85 73.10 86.10 Russische Noten 211.75 212.25 Darmstädter Bank .... 143 142.75. In unseren Tagesberichten haben wir bereits den Gang der Börse in der abgelaufenen Woche verfolgt, wie nach anfänglicher Zurückhaltung und nach Reali- sirungsbemühungen im Anfänge weiterhin eine Hausse tendenz sich Bahn brach, an der jedenfalls die Kunst einen grossen Antbeil batte. Wenn allerdings die Speculanten und das Publicum sehen, wie die neuen Emissionen mit hohem Agio rasch vergriffen werden, so müssen sie der Zuversicht leben, dass wieder das goldene Zeitalter gekommen, wo das Geld auf der Straße liegt, wo man blos irgend ein beliebiges Papier zu kaufen braucht, um zu verdienen. „Sehr viel", schreibt die „Magdeb. Ztg.", „wird auf die Entwickelung der Kohlen- und Eisenpreise ankommen. So lange sich letztere auf der gegenwär tigen Höbe erhalten können, ist für den Bestand der hohen Börsencourse, falls nicht etwa der politische Horizont sich trüben sollte, kaum viel zu fürchten, zumal wenn die preußische Finanzverwaltung fort- sabren sollte, die Convertirung der Verstaatlichungs- Prioritäten zu beschleunigen. Die gegenwärtigen Kohlen- und Eisenpreise lassen den Werken, soweit nickt alte Licferungscontracte im Wege sieben, einen erheblichen Gewinn. Wir erinnern uns. dass ein englisches Fachblatt, als Warrants in Glasgow 47 iwtirten, eine Berechnung ausstellte, nach welcher die dortigen Werke so lange ohne Gewinn arbeiten müssten, als der Preis nickt mindestens auf 50 ge stiegen sei. Ta nun beute Warrants in Glasgow ca. 7" notiren, ergiebt sich die Eonsequenz von selbst. Wer garantirt aber, daß dieser Preisstand von langer Dauer sein wird? Bezeichnend für die gegenwärtige Disposition des Börsengeschäfts ist das Geräusch, mit welchem beute mit den Actien der neu begründeten Börsen- Eommissionsbank zum Eourse von circa 117 mani- pulirt wurde. Die Nische des einführenden Bank geschäfts (Karl Schlesinger-Trier) war von einem Hausen von Interessenten, welche auf die Feststellung deS Bertheilungsmodus warteten, umlagert. Trotz des hohen Agio ist auch diese Emission geglückt. Die Zeichner erhalten nur 20 Proc. der angcmeldeten Beträge. Kann man sich da wundern, dass die Grün dungSprojcctc sich mehren? Emen gewissen Coutrast zu dem eben besprochenen Vorgänge bildet die Tbatsacke, dass fick die Pro longation der Ultimo Engagements beute reckt tbeucr gestaltete. Für Bank und Bergwcrkspapiere stellte sich der Zinsfuß ans 7—8 Proc. und darüber. Die Börsenkreise sind eben mit Hausseengagements-nvch stark beladen und verschiedene Institute, welche sonst bem freien Verkehre große Summen zu Prolonga tionszwecken zur Verfügung stellten, haben jetzt genug damit zu tkun, für die Engagements ihrer Kundschaft zu sorgen." In der vorhergegangcnen Zeit der Depression hörte man wohl von der Umwandlung schlimm gefahrener Actiengefellschasten in Gewerkschaften, jetzt aber ist der Gründungötrieb bereits derart in die Blütbe ge schossen, daß im Gcgentbcil Gewerkschaften sich in Actiengesellschasteu verwandeln, um doch auch von der Herrlichkeit der Zeit zu profitiren. Es findet ja AllcS jetzt Abnahme. So ist eine außer ordentliche Gewerkenversammlung der Zecke „Mont Cenis" nach Düsseldorf einberusrn, dcrenTagesordnung dabin lautet: Umwandlung in eine Aktiengesellschaft unter der Firma Herner BergwcrkSvcrein unter Si stirung aller ferneren Zubußen. Wenn man auf das Geld Anderer sprculirt, so braucht man keiner Zu büßen, die liefert dann das Publicum. Ungarische Renten, in welchen viel Treiben in dieser Woche stattfand, gingen nach Paris und London. Berlin Anhalter sind, wie daS, nachdem der Ver staatlicbunqsprocess vorerst nickt gelungen, zu erwarten war, wieder unter pari gegangen. RegierungSieitS rechnet man wobl darauf, daß diese Babn schließlich ebenso zu Kreuz kriechen werde, wie dir Berlin-Stet tiner. Die „Börsenzeitung" erzählt, dass bei den jetzt stattsindenden Confercnzen über Feststellung deS Sorn mersahrplans die Commissare der StaatSbabn-Ver Wallung fick geweigert haben, für den Berlin-Frank furter Personen Verkehr der Bcrlin-Anbaltiscden Babn den Durchgang ihrer eigenen Wagen auf der Babn Bebra Frankfurt zu gewähren. Die Passagiere müß ten also in Bebra umsteigen, und da sie fick nicht freiwillig einer solchen Unbequemlichkeit aus setzen würden, so möchte ihnen nichts übrig bleiben, als — die Berlin Wrtzlarer aufzusuchen wodurch zwei Fliegen mit einem Schlage getrosten wären Der unrentablen Staatsbabn hätte man dadurch eine Einnahme verschafft und zwei Privat babnen, die man gern haben möchte, geschädigt. D>e Erklärung, daß man widerspenstige Bahnen durch Abbauen zur Eapitulation bringen würde, war ja schon bezeichnend genug; in diese Kategorie gehört auch daS ausgesprochene Bekenntniß hinsichtlich des Hauptgrundes der Erfurt-Grimmenthaler Bahn. Die „Börsenzeitung" macht einen langen schein- -eiligen Sens darüber, daß man sich über das ver sprochene conciliante Verfahren der Slaatsbahnver- waltung gegen die restirenden Privatbahnen arg ge täuscht habe. „Es ist ja unendlich leicht, schließt das Blatt, mit Hülfe der Berlin-Potsdam-Magdeburgcr und der Berlin Wetz arer Babn den Verkehr der Anhaltiscben Babn nachdem Süden, und mit Hülse der Berlin-Dresdner Bahn ihren Verkehr nach «achsen und Oesterreich total labm m legen: daß man aber in der Thal solche Absichten hegen sollte, können und wollen wir nickt glauben. Jedenfalls wird die Regierung aber gut lhun, über ihre Maßregeln der Anhaltiscben Bahn gegenüber möglichst bald und umfassend Aufklärung zu geben, da andernfalls das Abgeordnetenhaus doch wobl Veranlassung hätte, diese so schnell gereifte Frucht der Verstaatlichung nässer zu untersuchen." Dies Abgeordnetenhaus? — — Wir erinnern uns gelesen zu haben, daß, als Herr Mavback die Erklärung im preußischen Abgeordneten bause abgab, die Unterhandlungen wegen Ankaufs der Berlin-Anbalter seien abgebrochen, und der Abgeordnete Rickert ausrief: „Gott sei Dank!" der Minister auf die drohenden Folgen der Ablehnung seitens der Balm aufmerksam machte. Der „Berliner Aclionair", als officiöses Blatt, ent hält übrigens eine Mittheilung über diesen Fall, die daraus berechnet ist, dieses Verfahren der Staatsbakn- verwaltung möglichst zu beschönigen. Ter Verkehr der Strecke Bebra-Franksurt erfordere nickt eine Ver doppelung der Personenzüge. Es dürste sich daher für die an der Thüringer Route betbeiligteu Verwaltungen die Nothwendigteit ergeben, ihre Fahrpläne, namentlich hinsichtlich des Anschlusses in Bebra, demjenigen der Nordhausener Route anzu passen, selbst auf die Gefahr hin, daß es nickt mög lich sein wird, die Wagen der Ankalt-Thüringer Route ab Bebra weiter direct durcbzufübren, weil in diesem Falle der Zug zu stark belastet werden würde. Kurz: man merkt die Absicht, wundert sich aber über nickis. Also die Anwohner der Anhaltiscken und der Thüringischen Bahn sollen zukünftig keine directe Zug- verbindung mehr mit Frankfurt haben. Tie ganze alte Route, die Hauptlinie wegen ihrer inneren Fre quenz, soll möglichst verwaisen! Ter „Berliner Aclionair" bringt übrigens bezüglich auf die Rheinischen Stahlwerke zu Meidrick bei Ruhr ort, deren It Actien zu 130 (!) an die Börse gebracht wurden, eine längere Reminiscenz auS deren Geschickte, die freilich höchst unerbaulich lautet und gewaltig ab sticht gegen die Reclamen der „Börscn-Zeitung". Das Publikum mag sich in jetziger Zeit vor den Reclamen dieses Blattes, dessen ganzer Beruf eben nur für die Börsenintcressen berechnet M, in Acht nehmen. Das in der letzten Scbwindclzeitgegründete Unternehmen war 1877 dem Bankerott verfallen, wenn nickt die Gläubiger Ab findung in Actien angenommen hätten und so Eigen- tbümer des Werkes wurden. Versteht sich, daß sie jetzt gern losscklagen. Daß die Amortisation der lt Actien der Amortisation des gesammten Ectien- capitals (2,200,000 .M) nachsteht, verschweigen die Reclamen neben anderen wichtigen Dingen vollständig. Die „Franks Ztg." äußert m ihrem Wochenberichte: „Nack zwei Wochen der Depression ist während un seres diesmaligen Bcricbtsabschmttes un grossen Ganzen wieder die aufsleigende Richtung durckgedrungen. Dass die vorausgegangene Absckwäckung trotz aller dafür geltend gemachte» politischen und anderweilen Motive in der Hauptsache durch innere Gründe, durch überhastige Courssteigerung und Ueberladung mit Engagements veranlasst war, diese Behauptung konnte nickt leicht drastischer erwiesen werden als durch die Tbatsacke, dass die Reprise eingetreten ist, nachdem Realisationen in erheblichem Umfange statt gefunden haben und ohne dass sachliche Gründe für die Besserung anzuführen waren. Die den Ton an gebende Speculatton selbst würde in Verlegenheit ge- rathen, sollte sie aus Tbat-acken erklären, warum gerade jetzt an Stelle der durch zwei Wochen an haltenden Abschwäckung plötzlich wieder Aussteigen getreten ist. Was von neuen Nachrichten vorlag, war überwiegend ungünstiger Art, und die am Schlüsse der Vorwoche eingelretcne Beseitigung der angeblichen Furcht vor russischen Rüstungen kann nickt die alleinige Erklärung bilden, da die Ankündigung einer Ver stärkung der deutschen Armee nicht den geringsten Druck geübt bat". Die „Franks. Ztg." schreibt über die von der Preu ßischen Bodencredit Actien-Bank ins Leben gerufene Preußische Immobilien-Actien-Bank: Die Bodenkredit bank scheine den, Bezug der Immobilien-Bank Actien zu Pari für den Augenblick nicht als ein glänzendes Geschäft zu erachten, sonst würde sie nickt einem Cow sortium die Option auf ein Drittel des ganzen Actien capitals für ein halbes Jahr zu Pari eingeräumt haben. Tie Mittbeilung der Wiener „Presse" über die Dividende der Earl-Ludwigsbabn kommt offenbar den Speculanten ungelegen. Wir wissen nickt, welche Autbenticität dieser Nachricht beizulegen ist, ebensowenig wie der eines anderen Wiener Blattes über die Ab strahirung der Creditanstalt von der Einrechnung des Cours-Gewinnes an Montan Actien in die zu ver theilende Dividende. Das klingt alles so überaus tugendhaft: aber die „Börsenzeitung", welche für die Hausse der Actien arbeitet, ist darin schief gewickelt, wenn sic die Earl-Ludwigsbabn Actien mit Franzosen vergleicht, die als internationales Svielpapier einen ganz anderen Eoursstand ea ip*<, in Anspruch nehmen. Und dann haben die Galizier ja keinen Mon tanbesitz, mit dem in den Blättern so viel Reclame für die Franzosen getrieben wurde. Tie Aclie gekört aber jedenfalls zu den werthvollcn Papieren und im lausenden Jahre bietet sie, worauf eben die Spieler reflectiren, die Chance ansehnlicher Mehreinnahmen gegenüber dem vorigen Minus-Jahre. Eine Korrespondenz aus Wien in der Augsburger „AUgem. Ztg" über den dortigen Börsenscbwinde sagt unter Anderm: „Täglich sieht man Leute ihres berufsmässigen kärglichen Erwerbs überdrüssig werden und sich der Börsenspcculatton zuwcnden, ohne zu überlegen, waö in dem Falle geschehen werde, wenn der Wind sich drehen und eine entgegengesetzte Strömung auch den Einsatz, zu welchem mühsam gesammelte Ersparnisse verwendet werden, verschlingen sollte. Sckon ist eine neue Gründungsepoche that sächlich im Zuge. Zwar ist eS bisher noch wenigen gelungen, direct hier eine Eoncession zu einer neuen Actiengesellschait zu erlangen; allein die Umgehung dieser Schwierigkeit ist bereits gesunden, indem die Concessionen in Pest genommen und hier nur Filialen beabsichtigt werden, was, da es sich za doch nur um die Agiotage mit Actien handelt, auf dasselbe hinaus- äuft, als ob die Gründungen von hier ausgingen. Jeder unserer Banken wird bereits nachgesagt, daß re sich mit solchen Gründungen befasse. Die Actien der bestehenden Gesellschaften, welche noch nicht voll eingezahlt sind, werden schleunigst liberirt, um die von der Regierung bisher festgebaltene Norm, daß eine Gesellschaft, so lange ihre Actien nicht voll ein gezahlt sind, keine jungen ausgcben dürfe, zu umgehen. Die Stammaktien werden aber von Tag zu Tag im Preise binaufgesetzt, als würde plötzlich ein neues Kalifornien entdeckt worden sein, dessen bisher unbe kannte Schätze nur gehoben zu werden brauchen." Ncumann - Spellert in einem Artikel der „N. Fr. Presse" sagt am Schlüsse desselben unter Anderm: Aus den ersten Blick sieht man, daß ganz Europa, obwohl es als der civilisirte Erdtbeil pur «-xeellence gilt, sich den mercantilistischen Makel eines Passiv- Saldo von 2165 Millionen Gulden vorwerfen lassen muß. In Wahrheit ist dies nichts Anderes, als ein Zeichen, daß die Europäer ihren Lebenskreis aus allen übrigen Theilen der Erde immerfort zu er gänzen und zu erweitern suchen, ' und daß ihnen dies glänzend gelingt. Dann aber muß jedem ruhigen und vorurteilslosen Beobachter auffallen, daß gerade die am höchsten entwickelten Staaten Europas mehr Maaren einsübren als ausführen, das beißt eine Passiv Bilanz zeigen, wogegen sich keiner derjenigen Staaten, welche das Minuszeichen tragen, icsonders Kober Entwickelung des materiellen Wokl- tandes rükmen darf. Ist cs unter solchen Umständen ür Oestcrreick-Ungarn wirklich ein gar so großes Älück und eine so Hobe Eine, mit einem Activum zu chliessen, wie man von gewisser Seite immer be- lauviet? England, Deutschland, Frankreich, Belgien, Holland. Italien — sie alle und noch etliche dazu, er retten sich einer wahren Blütbe bei ihren Mehrein- ukren; und die Konsorten von Oesterreich-Ungarn: Russland, Spanien, Rumänien und Serbien — kön nen sie etwa das Ideal eines einsichtigen Volkswirthes ein ? Dies ist gewiß eine beachtenswerthe Gruppirung der Thatsacben, die Jedem zu denken giebt, der denken will." pilsen-priesener Lahn. W'-n Prag, 28. Januar. Wir haben keine zweite Bahn in Böhmen, die so wenig von sich reden macken und fick in aller Stille so entfalten möchte, wie die Pilsen-Pricsener. Dieses Unternehmen erfreut sich einer vorzüglichen Leitung und bat sich innerhalb zweier Jahre derart entwickelt, daß ein Blick in die Zukunft zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Wir sehen den Verkehr der Pilsen-Priesener Babn mit jedem Monat steigen und die Einnahmen sich bessern, so daß uns der Zeitpunkt nickt allzu fern zu sein dünn, wo das Unternehmen in die Lage kommen wird, sowohl die Prioritätenbesitzer als auch die Inhaber der chwebenden Schuld voll zu befriedigen. Dieses Ziel dürste um so eher erreicht werden, als die umsichtige Verwaltung nach allen Richtungen thätig ist, um einerseits Ersparnisse im Betriebe zu erzielen, ander seits den Verkehr zu beleben und zu erhöhen. Für das Erstcre ist die Auslassung der unrentabel» Zweig- linie Scbaboglück Priesen, ferner der Parallellime Obernitz-Brüx anzusehen. Auch die Cartellirung mit der Buschtiebradcr Bahn ist geeignet, die Einnahmen zu verbessern. Neuesten Datums bat die Pilsen-Priesener Babn >cr Anlage von Industrien an ihrem Schienenstrange ihr Augenmerk zugewendet. Durch die in Oester reich-Ungarn seit Kurzem erhöhten Zollsätze aus remde Fabrikate sind viele Industrielle des Aus landes, die bisher in diesen Ländern für ihre Erzeug nisse ein lohnendes Absatzgebiet fanden, in die Alter native versetzt worden, entweder dieses Terrain auf- zugebcn, oder sich dasselbe durch Errichtung von Filia len daselbst zu erhalten. In der That haben auch derartige Uebersiedelungen schon stattgefundcn und mehrere Andere sollen bemnäcbst folgen, so dass vor aussichtlich diese neue Einwanderung, nachdem sie einmal in Fluß gekommen, nickt wenig zur Erhöhung der industriellen Thätigkcit in Oesterreich beilragen dürfte. Selbstverständlich wird das Gedeihen solcher neuer Etablissements wesentlich von der richtigen Wahl des Landes und der Stätte, wo selbe errichtet, beeinflußt werden. Entschieden dürste Böhmen den geeignetsten Boden für derartige Unternehmungen finden, da dieses Land, das Belgien Oesterreichs, ge nügende und geschulte Arbeitskräfte, vorzügliche und reichliche Schwarz- und Braunkohlcnlager. schöne und billige Baumaterialien, dann das best entwickelte Eisenbahnnetz der österreichisch-ungarischen Monarchie besitzt. In Eisenbahnkrcisen wird bereits diesem wichtigen Momente volle Aufmerksamkeit zugewendet und so hat auch die Pilsen-Priesener Eisenbahn, welche die koblenreickste Gegend Böhmens von Norden nach Süden in einer Länge von 256 Kilo meter durchzieht, beschlossen, allen solchen Unternehmungen, welche sich an irgend einem Orte ihres Bahnkörpers niederlassen wollen, mit Ratb und That an die Hand zu gehen unddieselben zufördern, speciell zur Ausmittelung der Ortschaften und Plätze für die Anlagen die nölhigen Infor mationen zu besorgen, dann aber auch, wo sich die Nothwendigkeit herausstellt, die Verbindung der Etablissements mit der Linie Herstellen zu wollen. Es ist dieses Vor geben eine Initiative, die volle Anerkennung verdient, und es läßt fick erwarten, daß eine so günstige Ge legenheit bei den Interessenten des Auslandes großen Anklang finden und vielfach benützt werden dürfte. Von vielen inländischen Etablissements, namentlich Zuckerfabriken, wird eine Verbindung mit der Pilsen Priesener Babn angestrebt So ist eine Zweigbahn für die Zuckerfabriken Schönbof, Kriegern und Fünf bunden projectirt und werden bereits die diesbezüg lichen Vorarbeiten getroffen. Durch eine direkte Ver bindung mit den genannten drei Fabriken, welche zu den grossen, gut situirten Zuckerfabriken Böhmens zählen, wird die Pilsen Pnesrner Babn sehr viel gewinnen. Die finanziele Lage deS Unternehmens können wir als eine vorzügliche darstcllen. Der Betrieb des Jahres 1878 dürfte, wie schon telegraphisch berichtet, einen Ueberscbuß von 350,000 bis 400,000 ff. ergeben, wovon in Gemäßheit des am 14. April 1878 zwischen dem Prioritäten-Eurutor und den Inhabern der schwebenden Schuld getroffenen Uebereinkommcns 75 Proc. den Prioritätsbesitzern und 25 Proc. den Gläubigern zufließen werden. Ter Coupon der Prio ritäten vom I. Juli 1878 dürfte demnach, wie in gut unterrichteten Kreisen verlautet, mit 6 .4l bonorirt werden.*) Dank dem oben erwähnten Uebereiukommen häuft sich bei Pilsen-Priesen keine Zinsenschuld an. wie dies bei Prag-Dux der Fall ist, wo der rückstän- dige Prioritäts-Zinsencoupon die Summe von circa 4 Millionen Gulden bereits repräsentirt. Die Fonds von Pilsen - Priesen sind ausnahmslos bedeckt und verfügt beute das Unternehmen über Baarmittel von rund 500,000 ff., die bei der Anglo- bank nutzbringend angelegt sind. Es bedarf nur eines Jahres, wo die Kohle guten Absatz findet, wie dies in den letzten Monaten des Jahres 1878 der Fall war, und dre Pilsen - Priesener Bahn ist dann in der Lage, 4 und möglicherweise 5 Proc. auf die Obligationen zu zahlen. In Erwägung dieser und anderer günstiger Momente betheiligt sich jüngster Zeit das Privatpublicum an dem Kaufe von Priori täten der Pilsen-Priesener Babn und sind für hiesig« Rechnung sowohl in Leipzig als auch in Berlin große Posten aus dem Markte gehoben worden. Vermischtes. 5 Aus der Fremde. Die Pariser Börse war die ganze Woche über fest, aber wenig belebt. Dü Erklärung des Finanzministers hinsichtlich der Con version der Fünfprocentigen war so zurückhaltend, daß keine der beiden Parteien davon befriedigt sich fühlt. Die Bankiers, welche große Posten Anleihe ausgekauft, hatten auf eine bestimmte officielle Er klärung gegen die Conversion gerechnet und sahen bereits den Cours auf 120 steigen. Damit war es nun wieder nichts. Die Fünsproccntige ist zum Tod« verdammt, aber die Zeit ibrcs Versckeidens ist un gewiß. Gegenwärtig hilft die Nähe des Vierteljahr coupons den Cours halten. In der Gesellschaft für politische Ockonomie gelangte neulich die Frage der Conversion gleichfalls zur Discussion und fand bei der Majorität Zustimmung. Auch die amortisadle Dreiprocentige wird durch die Aussicht auf eine neue große Emission derselben gedrückt. Suez-Canal Actien haben wegen der günstigen Einnahmen den höchsten je erlangten Cours. Die wöchentlichen Einnahmepublicationen der sec-S grossen Eisenbahn-Gesellschaften liegen nun für daS abgclaufcne Jahr vollständig vor. Die Gesammtein- nalnnen beziffern sich auf 874,500,000 Frcs., also 3 Millionen Plus gegen 1878. Doch ist das Mehr bloS durch die Südbabn erlangt worden, die eine Zu nahme von 4'/- Millionen zeigt; die übrigen zeigen sämmtlick ein kleines Deficit, da eine Mindereinnahme von I I Millionen aus den alten Netzwerken nickt voll ständig durch das Plus des neuen Netzwerks auf gewogen wurde. Dock erwartet man dieselben Divi denden wie im Vorjahre. Ter declarirte Edelmetallverkehr Frankreichs im vorigen Jahr, verglichen mit 1878, stellt sich wie folgt: Einfuhr. 1878 1878 Goldbarren Frcs. 28,810,688 113,365,300 Goldmünzen - I72,370L40 251,011,200 Silberbarren - 21,029M« 57,572,240 Silbermünzen - 116,793,480 121,531^00 338,003,454 543,420^40 Ausfuhr. Goldbarren Frcs. 7,856,860 17,477,303 Goldmünzen - 353,673,608 110,484,580 Silberbarren - 26,133,880 8,188.86« Silbermünzcn ' 36,231,000 52,l-20,I5S 423,884,549 188,181,977 Der Geldvorrat!) der Bank von Frankreich bat in abg«- laufener Woche um 4 Millionen Frcs. zugenommen. In dem kürzlich gestorbenen Senator L^once de Lavergne, Mitglied des Instituts und Vicepräsident der polittsch-ökonomiscken Gesellschaft, hat Frankreich wiederum eine bedeutendere volkswlrthschaftliche Ca- pacität verloren. Durch ein Versehen ist in unseren Berichten „Vom Tage" neulich die Nachricht, daß-eine Cap Diamantew- Gruben-Gesellscbaft in Paris gegründet worden, ver druckt worden. Der englische „Economist" bespricht den Producten- Import aus Amerika und die Mittel, denselben zu decken. Europa werde in der Periode 1878 — 80 30 Millionen Lstrl. mehr an Amerika dafür zu zahlen haben, wovon auf England fallen. Nun habe daS Jahr 1879 gegen 1878 einen Mehrerport aus England nach Amerika von 6 Millionen Lstrl. ergeben. Für 1880 sei eine weitere Steigerung zu erwarten. Die Einfuhr von Weizen und Weizenmehl aus Amerika in England habe per 1879 mehr betragen 5,200,000 Lstrl. gegen 1878, finde also bereits Deckung. Dasselbe Motiv werde zweifellos eine fortgesetzte Entwickelung des englischen Exports zur Folge baden. Nach einem in der Statistischen Gesellschaft in London gehaltenen Vortrage beläuft sich die Zahl der Streiks seit 1870 bis I. December 1879 in England und Schottland, soweit Informationen reichen, auf 2353. « Leipzig, 26. Januar. Tie Reichsbank bier ist ermächtigt worden, an der Börse Wechsel auf ihre Plätze unter dem öffentlich bekannt gemachten Disconto- satz zu kaufen. Wie wir hören, ist der Wechselsensal Herr Lies mit der Vermittelung dieser Geschäfte betraut. -u- Nack der uns beute zugegangenen Wochenüber sicht der Reichsbank vom 23. Januar hat, wie bei der Gestaltung des Geldmarktes nickt in Zweifel stand, eine weitere Erleichterung des BankftatuS stattgefunden. DaS Portefeuille verminderte sich, ob wohl die Reichsbank begonnen hat, am offenen Markte unter ihrem officiellen Satze zu discontiren, um 13,830,000 ,4ll, der Lombard um 4,647,000 Die täglich fälligen Verbindlichkeiten nahmen um 18,154,000^ zu, der Cassenbestand um 14,622,000^1 (der Metallvorrath allein um 14,419,000 >4!). In Folge dessen ist der Notenumlauf um 22,533,000 gefallen. -u- Leipziger DiscontoGesellschaf't. Neuerdings bilden die Actien dieser Bank sowohl in Berlin als auch an unserer Börse das Object reger Nachfrage, welche einen wesentlichen Ausschwung d«S CourseS zur Folge gehabt bat. Nach den uns Iu gebenden Nachrichten wird für das Jahr 1878 eine befriedigende Dividende auf die Actien entfallen. Die Situation des Bankunternehmens ist eine in jeder Beziehung geklärte und es verbürgt solche, sowie di« in überaus solider Weise aebandbabte Leitung des selben, daß auch in Zukunft die Actionaire auf eine zufriedenstellende Rente hoffen dürfen. *) In Bezug auf diese Berechnung verweisen wir nochmals auf die unS von anderer Seite zugegangen« Notiz in Nr. 44 unsere- Blattes. D. Red.
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