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Dresdner Journal : 19.06.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-06-19
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185906198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-06
- Tag1859-06-19
- Monat1859-06
- Jahr1859
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1859
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Ih«»rnr«n1eprrtfr: ^lbelieb! dl-IUr.lv^r , lm L«t—L. '/tjtbel.: 1 ,, 10 „ „ „ l tritt kott uoä dtönetlieb ii> vr—<O! 15 b>xr. s lttewpelru Ktorel», Xnmmern: 1 kgr. I eebleg binru. »»serKvts,: kür ä>» k»aw «io«r k»»p»It«v«v Lril«: 1 k>xr Unter „k-iog—nnat" äi« Leile: 2 ktgr Urschet»»«: ISgUcb, mit >ne»»bwe ck«r Sonn un<1 keiertAg». ckbenäe kvr 6«» svlg»nö«n 1°»« Dres-nerIollmÄ. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. »nsrrntraaaiuchwr aiewürle: k». K,L»v»r«r»i», UowmieelonLr äve l>rs»ällsr 3onrn»I»; K«o6»»elb»t: N. Hi»»«»; /itton» Üm»ii»r»l» t t ool.»»; lerlin. O»oi>lv»',ek« Luedk., ltnrinir,»'» >'ure»u; >r«»»n: k. Sciinorr,; rrnnü«nrt ». N .: >:, n'eebs Luobbnnäl.; Lnnnovr: bl«»i.i»nrr»»'» 8n - »n; Lil»: Xvvl.» ULv«««»; knri». v. l,ö<rn«r»l.» ros äs» don» onl»os); kr»^t k». Lnnr,ic»'e ... -»nälung. chera«,grdrr: Mnlgl. Lrpsäition äa» vreecknsr ^onrunl», vrselleo, -lerieoetrnees dir. 7. Amtlicher Theil. Lrcsde», 12. Juni S« Majestät der König Haden di« Eivilärzt« Vr. Heinigke, Dr Brauer und De tkramer zu Assistenzärzten in der Arme« allergnädigst zu ernennen geruht Ganzen die Höhe von S1,87S,10v Thlr. erreicht. Di« überschirßeaden 1,875,1V« Thlr werden rrpartirt. Paris, Areitag, 17. Juni. Zu Toulon find noch 751 gefangene Oesterreicher eingetroffen. Nachrichten aus Turin vom heutigen Tage melden, da- das Armeecorps des Prinzen Na poleon in Toscana seine Bewegung begonnen hat. Bekanntmachung, das Verbot -er Noten der Thüringischen Bank betreffend. Nach der von drm Ministerium de« Innern unterm z August 1857 erlassenen Bekanntmachung waren in Eemä«heit der Allerhöchsten Verordnung vom 18 Mai desselben Jahre« neben anderen auch die Noten der Thü ringischen Bank al« Iahlmittel im inländischen Verkehr sir zulässig erklärt worden. Nachdem jedoch neuerlich die genannte Bank dir von ihr »ach §. t lit. a der angezogenen Verordnung in kchzig errichtete Einlösung«kass, eingezogen und auf di, ihr «rthriltt Aufforderung angezeigt hat, wie sie ihre Noten zur Zeit nur in Sonder-Hausen zu realiflren ge meint sei, so wird — da hiernach den Bedingungen nicht wehr genügt ist, unter welchen allein dir Zulassung aus ländischer Noten im Inland« gestattet werden kann — die la der Bekanntmachung vom 3. August 1857 aus gesprochene Gestattung de« Vertrieb« der gedachten Noten hiermit gurückgegogen und di« Verwendung der Noten der Thüringischen Lank zu Zahlungen im Inland, »o« I. Im« dieses Jahre- ab bei Vermeidung der in § 6 der Allerhöchsten Verord nung vom 18 Mai 1857 angedrohtea Strafen andurch untersagt. Gegenwärtig» Bekanntmachung ist in allen -a §. 21 de« Presgrsrtze« vom 14. März 1851 bezeichneten Zeit- . schriftrn zum Abdrucke zu bringen Dretden, am 25. Mai 1859 Ministerium de- Innern, Krhr. »am Beust. Demuth. Nichtamtlicher Theil. Ueberstcht. Telegraphische Nachrichten Aeitungsschau. (Preußisch, Zeitung — Wrser-Atg — Hamburger Eorrespondent. — New-Kork,r Abendzri- r«vj.) Tagrtgeschichte. Dresden: Artilleriemanäver. — Alen: Jur Mission be« General« ». Willisen. H,ere«ergänzung. Verbindungsbahn eröffnet. Mili tärische«. Silbersenduag. — Berlin: Die Mobil machung: Graf Pourtald«. Auflösung der Krieg«- schul«. Prinz Albrecht. Verein zur Unterstützung von Militärfamilien. Brnrdry'« Vorlesungen unter sagt. — München: Verordnung bezüglich de« Preß gesetze« — Hannover: Militärisch« Ernennungen. — Gotha: vom Landtage. Freigemeindliche versamml. Pari«: Organisirung der Lager von Helfaut und Ehaloa«. Nachrichten vom Kriegsschauplatz« Die Auständ« im Kirchenstaate und Neapel. Italienische Inquisition. Militärische«, vermischte«. — Brüssel: Pathen de« Trafen von Hennrgau. — London: Ferien de« Parlament«. Eindruck der preußischen Mo- stbilmachung. Statistik der Eiseabahnunfälle — St. PtlerSbusg^Dl» Finanzconveatioa mit Rothschild. — Athen u. Konstantinopel: Au« der neuesten Post. So» Lrirgsschauplatze. Telegraphische Nachrichten. Bien, -reitag, 17. Juni, Abends. Rach authentischen Nachrichten au» Verona vo« heu- tiaeu Tage ist Aeldzeugmeister Graf Tyulai auf sein Ansuchen des CommandoS der zweiten Armee enthoben und der General der Cavalerie, Graf Tchlik damit betraut worden. Bei dem aemeldeteu Gefechte bei Castenedolo »ar die zur Division des FML. Urban gehörige vriaade Rupprecht betheiligt. Tie wurde auf dm Marsche von Garibaldi mit 4VVV Mann seiner Truppen und Abtheiluuaen der piemontefischen vriaade voghera angegriffen, AML. Urban warf den Feind gegen Brescia zurück und «achte 8V Ge fangene, worunter auch Offiziere. An Todten und verwundeten verlor Garibaldi 4VV Mann. Unser Verlust ist nicht zahlreich, unter den verwundeten befinden fick 8 Offiziere. Tirol ist von Garibaldi s Kreischaareu noch niraeuds bedroht worden. Nächste Loche werden wieder mehrere tiroler Tchützencompagviea, dar- »ater eine Ttndentencompagnir, an dir Grenz« abgrhrn. vir». Sonnabend, 18. Jnut. Der Minister des Votwärtigev, Graf Rschbera, ist gestern Abend nach Verona gereist. An der Börse rircnlirte da« Gerücht, anch der preußische Gesandte, Freiherr v. Gerther, »erde vielleicht heute oder morgen dahin /-priest, 17. Jnnt. Geiern früh ist die ameri ka»ische «riegsKgatte „Ladash" mit 4» Kano- ueu und SG Man» am Bord von Ancona hier «gelangt m»d heahstchtigt durch IS Tage hier zu verweUen. «eher die dortige« Atständr hat uichss verlautet. . Berlin, Sonnabend, 18. Jnnt, Nachmittags »Ubr. Nach de, neuesten Angabe, b»ben di« Zeichn,»,en auf die Dreißignttllion« »Mitz« im Paris, Sonnabend, 18. Juni. Der heutige „Moniteur" enthält folgende Meldung aus Tra- vagliato von gestern (17. Juni): Der Kaiser be findet sich in Travaaliato *). Se. Majestät erfreut sich der vollständigsten Gesundheit. Der geistige und körperliche Zustand der Armer ist vortrefflich. *) Lravagliato liegt nah« an der Straße von Bergamo nach Breseia, ungefähr 3 Stunden westlich von Brescia — Stellt «an hiermit di« unten zu lesend« Nachricht aus Turin vom lk. Juni zusammen, wonach sich da« Hauptquartier de« König« von Sardinien in Palazzolo auf derselben Straße, nur noch 5 Stunden weiter westlich, befinden sollte, so dürste dir Annahme gerechtfertigt erscheinen, da« die Hauptmasse der fran- zdflsch-sordinischen Armer ihre Bewegung von der Abda nach dem Mineio auf der nördlichsten der vom Westen nach Osten lau fenden Straßen dicht am Fuße der Berge hin verfolgt. Bern, Freitag, 17. Juni, Nachmittags. Nack hier einaetroffenen Nachrichten von der lombar- discheu Grenze ist ein starkes österreichisches Corps durch den Ttelvio-Paß ins Leltlin eingedruugrn und rückt von Groffatto gegen Tirana vor. vom Bundesrathe ist eine militärische Bewachung des Murrtto-PassrS angeordnrt worden. Der Bundesrath hat bei der Bundesversamm lung die Aufhebung der fremden bischöflichen Ge richtSbarkeit und demgemäß die Lostreunung des Cantons Tessin von den »isthümern Como und Mailand beantragt. — Den kriegführenden Mäch ten ist die freie Schifffahrt auf dem Langensee unter neutraler Flagge und die Auslieferung der internirten Garnison von Laveno vorgeschlagen worden. Modena, IS Juni. Victor Emanuel ist beute hier proclamtrt, die herzogliche Regentschaft besei tigt worden. London, Freitag, 17. Juni, Abends. Ja der soeben stattgehabten Sitzung de» Unterhauses kün digte Disraeli an, daß Lord Palmerston ein neues Cabinet gebildet habe. I« vberhause sprach Graf Derby die Hoff nung ans, daß die neue Regiernug strenge Neu tralität bewahren werde. Auf der Ministerbank sah man noch keinen der neuen Minister. Beide Häuser haben sich bis nächsten Dienstag vertagt. Dresden, 18. Juni. Die „Preußische Zeitung" enthält heute folgen' den Artikel über die Mobilmachung: „El ist unnöthig, di« Anstrengungen aufzuzählen, welche die preußisch« Re gierung gemacht hat, den AuSbruch de« gegenwärtigen Kriege« in Italien zu verhüten. Al« diese Bemühungen geschriterl waren, erklärte die Staatsregierung den bei den Häusern de« Landtag- in der Denkschrift vom 4. Mai: „daß e« Preußen« Aufgabe sei, wie früher zur Erhal tung, so jetzt zur Wiederherstellung de« Frieden« thätig zu sein; daß e« indeß nunmehr einer bewaffneten Stellung zur Unterstützung seiner diplomatischen Action nicht entbehren könne?' Die Antwort de« Landtag- war die vollständige Billigung der bi«hrr eingrhaltenen Politik der Regierung und die einstimmige Bewil ligung der zur Mobilmachung der Armer erforder lichen Geldmittel in beiden Häusern. Die Be stimmung de« Zeitpunkte«, kn welchem Preußen für den Frieden einzutreten habe, erwartete der Landtag von dem hohen Willen, welcher Preußen- Geschicke lenkt, mit dem vollsten Vertrauen Nicht eine Stimme der preußischen LandeSvertretung empfahl der preußischen Regierung, den Weg unbedingter Neutralität zu gehen. Nicht eine Stimme der LandeSvertretung muthete Preußen zu, den Augenblick abzuwarten, wo dir Pflicht de« Bunde«»«- hältnisse«, der Buchstabe de« Bunde«»,rtrage« sein« Action fordern oder vielmehr aufrrlegen würde. Jede« Mitglied der LandeSvertretung fühlte, daß Preußen nicht darauf verzichten könne und werde, seine Stimmen al- selbstständige Macht in seinem Namen und im Interesse Deutschland« im Rathe der europäischen Mächte ab zugeben. Seit der Gründung de« gegenwärtig in Europa b,stehenden RechtSzustande« haben die Großmächte jeden internationalen Eonflict al« «inen Gegenstand ihrer ge meinsamen Sorge angesehen. Preußen würde sich selbst au« der Reihe der Großmächte! streichen, wenn ,« auf seinen Antheil bei der Ordnung der italienischen Vrr- hältniss« verzichten wollte. In dem Stadium, zu wel chem die italienische Frage gelangt ist, kann jeder Tag Ereignisse bringen, welch, Preußen nicht wehrlos finden dürfen. Wenn England und Rußland in diesem Sinn, mit großem Eifer rüsten, wie viel dringender liegt Preu ßen dies« Pflicht ob, «elche« der gegenwärtigen Ver wickelung viel näher steht. Ja dem Augenblick», in wel chem der in Italien entbrannt« Kampf ein« für die maß gebenden Grundsätze de« europäischen Völkerrecht« und für di« Anfrechthaltung de« europäischen Gleichgewicht«, »elche« auf diese« Grundsätzen beruht, bedenklich, Wen- düng zu nehme» droht, konnte di» StaatSregierung Preußen« sich der Erwägung nicht verschließtn, daß der Moment gekommen sei, für die Herstellung de« Frieden« einzutreten. Di« Politik Preußen« wird in keiner der fernerhin aothwendig werdendrn Maß- »ahmen den Eharaktrr »erläugnea, welchen fi» sei« dem Beginn der italienische» Verwickelung an sich getragen Hut. Li« Richtung, welch« Preußen in seinem inner» Staat«!,den verfolgt, giebt hinlänglich» Bürgschaft für di» Bestrebungen seiner auswärtigen Politik Und wenn Prnißen dir Erhaltung der Grundlagen de« europäischen RechtSzustande« auf sein, Fahne geschrieben hat, so wird ,« Veranlassung haben, zu zeigen, daß e« nicht gemeint ist, den Tendenzen der Unterdrückung oder der Vergewal- rigung Vorschub zu leisten. Die Regierung ist sich wohl bewußt, wie tief die Einberufung eine« Lhril« der Land wehr in viele Kreise de« bürgerlichen Leben« ringreifl. Aber die Heerverfassung Preußen« gestattete ihr kein, Wahl, wenn Preußen bei der Ordnung der italienischen Frag, mit demjentgen Gewicht auftrelen soll, welche« auSzuüden ,« berufen ist, welche« die Stellung der deutschen Nation in Europa erfordert. Die Maßregel, welchr die preußische Regierung ohne eine große Verant wortung nicht länger verschieben durfte, ist ein, rein de fensive Sie verth,idigt die Unabhängigkeit Europa«, welch» bedroht wäre, wenn neu» Ordnungen in Europa ohne di, Zustimmung der Großmächte aufgerichtet werden könnte« Preußen tritt nicht für ihm fremde Interessen, e- tritt für sein Gewicht im Rathe Europa«, e« tritt für da« deutsch, Vaterland, ,« tritt für die Freiheit und den Frieden Europa- auf Die Entfaltung der preußischen Wehrkraft erscheint al« ein wirksame« Mittel, den Frieden zu erreichen, und Preußen wird diese Hoffnung nicht lassen, so lang, noch rin Schimmer derselben übrig ist. Der Frieden, welchen Preußen erstrebt, muß den Opfern entsprechen, welchr die Regierung dem Land, abzufordern gezwungen war. Nicht den Wechselfällen de- Tag,« darf er entsprungen sein; er muß die Bedingungen der Dauer in sich tragen Er wird dies, nur besitzen, wenn er den realen Machtvrrhällnissrn der europäischen Staaten und den sittlichen Grundlagen de« Leben« der Völker ent spricht." (Auch au« diesem Artikel de« officiösen Blatte« ist Nicht-Positive« über die nächsten Schritte zu entnehmen, welch, die preußische Politik der Mobilmachung folgen zu lassen gedenkt. Al« gewiß erscheint nur, und da- ist immerhin von Wichtigkeit, daß Preußen drm Umstürze in Italien nicht ruhig zusrhen will Diese Politik richtet sich direkt gegen Frankreich und Sardinien. Zugleich scheint aber dir preußische Politik, indem sie gegen den Umsturz der Recht«ordnung auftritt, auf Verbesserung der italienischen Verhältnisse innerhalb der rechtlichen Grund lagen hinarbeiten zu wollen, und darin wird Preußen keine» Widerspruch auf Seiten Oesterreich« fiydrn, wel che« sich ja stet« zu einer gleichen Politik bekannt hat Man stößt dabei freilich auf Schwierigkeiten, die in Mo menten, wo e« sich darum handelt, dir Gefahr eine vollen Umstürze- abzuwehren, kaum alle erörtert und gr- löft^oorben können.) Die „Weser-Zeitung" bespricht heut, in einem länger« Artikel die vom Kaiser Napoleon in Mailand erlassen, Proklamation an die Italiener. „Man muß bedenken, sagt sie, daß der Kaiser alle Italiener anredrt, also auch diejenigen, mit deren Regierungen er in tiefem Frieden lebt. Auch ihnen ruft er zu: „Ber einigt euch zur Befreiung eure- Lande»! Organisirt euch militärisch! Eilt unter dir Fahnen de- König« Viktor Emanuel l Seid heute nur Soldaten, morgen «erdet ihr frei» Bürger eine- großen Lande- sein!" Und um dir Aufforderung zur Volk-rrhedung gegen den bestehenden Zustand noch eindringlicher zu machen, wird gesagt: „Die Vorsehung begünstigt zuweilen di» Völker wie die Ein- zelnrn, indem sie ihnen Gelegenheit giebt, plötzlich groß zu werden, aber unter der Bedingung, daß. sie die Gele genheit zu benutzen verstehen. Benutzt denn da« Glück, welche- sich euch darbketet,!" Wenn e< nicht so gemeint ist, so wird e« doch jedenfalls so verstanden werden: „Die Oesterreicher sind augenblicklich unschädlich; di« Franzosen werden euch Nicht- zu Leide thun; zwingt eure Regie rungen an dem Unabhängigkeitskriege Theil zu nehmen; thut überhaupt, wa- ihr wollt, — pourru «zue ce ne »oit PU» 1» räpudiique." — Diese Politik ist, wie man sieht, von drm anfänglich au-gesprochenen Wunsche „den Krieg zu localisiren" bereit- weit entfernt. Ganz Italien soll in den Kampf hineingezogen werden. Wa« später au« drr Geschichte «erden soll, da« findet sich. Nur vorläufig allgemeine- Chao« mit dreifarbigen Fahnen Hinterdrein weitester Spielraum für Entwicklung de« „moralischen Einfluss,«", welchen Napoleon lll. mit Pulver und Blei erobert haben wird, und von dem zu erwarten steht, daß er Italien auf eine für etwaige nachfolgende französische Kriege möglichst vortheilhafte Weise organiflren, z.B.dir strategisch wichtigen Punkte an der Südgrenze de« deutschen Bun desgebiete- seinen Vasallen übergeben werde Die näm lich« Politik ist aber auch zugleich sehr rasch über den Standpunkt hinweggrsprungen, welchen sie in andern, minder interessanten Fragen, z. B in der schletwig-hol- steinischen, vertrat. Staatsrechtlich genommen, Haden dir Oesterreicher doch mindesten« da« nämlich, Recht in der Lombardei, wie die Dänen in Schleswig. Die Ita liener al« solche sind mindesten« ebenso unbefugt, die Lombarden von Wien zu befreien, wie der Deutsche Bund unbefugt ist, Schleimig von Kopenhagen zu «mancipiren. Wer aber hat mehr al« da« Pariser Eabinel gegen jeden noch so leisen Versuch Deutschland«, sich der Interessen seiner Stamme«genossen nördlich von der Eider anzu nehmen, prot,flirt? Da« Staat-recht ward al- da« allein entscheidend« Moment geltend gemacht, sobald der Bun deitag Miene machte, irgend welche Sympathien für da« deutsche Herzogthum zu bethätigen, welche« doch nach altem Recht« mit dem Bundeslande Holstein so eng ver bunden ist, daß die Beiden „zusammen bleiben sollen ewig ungetheilt." Dir Napoleonische Politik hat e« freilich von jeher so gehalten: die Prinripirn dienen rmr dazu, um drm jede«maltgrn Interesse rin« Farbe zu geben; heute ist da« BertragSrrchl, morgen ist dir Nativ- nalität di« leidende Norm. — Sonderbar ist, daß da« nun in Italien auf den Thron erhoben« Recht de« Blu te« und der Sprach« auf Eorfica gar kein« Anwendung finden soll Di« Herrschaft der Franzosen in Eorfika «st so gut »in« Fremdherrschaft, wie di« österreichisch« e« k» d-c r«Wh<»lck«1 «ff Di« E,rsi«an«r find in allen Stückt» Italiener und sie gehören zu Frankreich erst seit hundert Jahren, während doch di, Lombarden schon weit längere Zeil unter dem Habsburgischen Scepter gelebt haben Wollt, man der Napoleonischen Politik dies, kleine In- consequrnz vorkalten, so würde die Antwort wohl lauten, wie dir des Junker« in Gellert'« Kabel: „Ja, Bauer, da« ist ganz wa« ander«." Der „Hamburger Eorrespondent" sagt in einem Artikel über den Einzug Louis Napoleon « und sein,- Allürten in Mailand „Es muß Licht werden in den europäischen Zuständen Ob Oesterreich einen Streif Italien mehr oder weniger besitzen soll, ob diese oder jene kleine Dynastie durch einen Austausch befriedigt wird oder nicht, ob der Papst ein Srück seiner prekären Welt lichkeit rinbüßt, Alle« das sind europäisch untergeordnet, Fragen; selbst die strategisch, Bedeutung der Mincio- linie für Deutschland würde kaum in Betracht kommen, wenn Deutschland Da« wäre, was e« sein soll und kann Ader ob der BonapartiSmuS der allmächtig, Factor sein darf in Europa, der Fürsten adsetzt und ein setzt, der die VolkSsouveränetät, der Legitimität und drm monarchischen Princip zum Trotz, proclamirt, der di, revolutionäre Meute über Europa loSläßr, wenn er sie nicht nach Eayennr schaffen kann; ob England« Rüstun gen nur eigne Furcht verrathen oder den Entschluß be- thätigen, drm Eontinental-Allürten ein „bi« hierher und nicht weiter" zu gebieten; ob Rußland- Warnungen ein Ausfluß seiner neuen Politik, di, mit allen Traditionen der heil. Allianz gebrochen, ein Resultat seines dreijäh. rigen Jnsichgehtn« sind; ob da« europäische Gleichgewicht nur noch ein Schwanken zwischen dem LäsariSmu« recht« und dem Eäsari«mu« link« bedeuten und Deutschland mundtodt erklärt werden soll, wenn e« bei der Verände rung aller Stellungen um die Festigkeit seiner eigenen besorgt wird — da- sind die Fragen, über welch, wir Licht haben müssen. Schwerlich sobald auf einem Eon- gresse, denn noch ist Oesterreich nicht besiegt genug, noch da« Napoleon'sch, Wort nicht eingelöst. . . Wir müssen un« selbst Licht verschaffen, nicht durch hinhaltende Wort« — denn dir Tuilrrirn verstehen auch di, Sammtpfote herau-zukehren —, sondern durch bindende, präcisr Zu sagen- . . . Und daß diese gehalten werden, dafür müssen unsre Bayonete un- bürgen." Wer bei unS bi-hrr de« Glauben« gelebt Hal, al« möge bei den nach Amerika au«gewandert,n Deutschen, namentlich den Politikern unter ihnen, wohl blutwenig von Nationalgefühl, aber desto mehr von starrem ko«mo- politischen DoctrinaliSmuS zu finden sein, der muß sich höchst angenehm enttäuscht finden, wenn er bei Verfol gung de« Raisonnemrnt« der tran-atlantischen Jour nalistik über den gegenwärtigen europäischen Krieg in hervorragenden Organen der deutsch-amerikanischen Tagei presse einer so national-patriotischen, nicht« wenigrr al- politisch-doctrinärrn Auffassung der Sachlage begegnet, wie sie manchem deutschen Blatte diesseits des Ocran« große Ehre machen würde. Belege dafür Haden wir unser« Lesern bereit- in Nr. 125 unser- Blatte- gegeben; neue hat un- die letzte Bremer Post (per nordd Lloyddampfer „Weser") gebracht. Wir führen beispielsweise einen Ar tikrl der „New-Dorker Abendzeitung" an, worin die vom „Anzeiger de« Westen«" ausgesprochene Mah nung, sich jeder Parteinahme, sowohl für Loui« Napoleon, al- für Franz Joseph zu enthalten, „weil, wenn Jener falle, rin liberale« Frankreich mit den Ideen von 1798, 1830 und 1848 fortbestehen werde, wenn aber Dieser adtretr, Oesterreich immer da« zum Staate verkörperte System de« De-poti-mu« rr. bleiben werde", in energischer Weise bekämpft wird. Zuerst wird die perfide Ver wechselung de« Staat« mit dem zeitweilig herrschenden RtgierungSsystem getadelt. Hören wir da« Blatt selbst. „ES sollte uns in der Thal sehr Wunder nehmen — sagt die „N.-V A.-I. —, wenn der „A d. W." wirk lich den Unterschied zwischen beiden nicht einsähe, da er doch wahrhaftig nicht schwer zu begreifen ist. Seit wann gelten denn dem „A. d. W." rin Staat und die Regie rung desselben für gleichbedeutende Begriffe? Seil wann ist ihm Buchanan der Gesammt-Jnbegriff der Vereinig ten Staaten? Doch vielleicht meint er, es handle sich bei dem Kampfe Louis Napoleon'« gegen Oesterreich nur um den Sturz des Hause« Habsburg und nicht« weiter. Nun, darin sind wir entschieden anderer Ansicht, aber weil wir da« sind, hat der „Anz. d. W." noch nicht da« Recht, un« Parteinahme oder gar Begeisterung für die von den Habsburger« verübten Ungerechtigkeiten anzu dichten. Und vielleicht hat auch der „A. d. W " selbst in diesem Augenblicke schon eine etwa« andere Ansicht von der Sache gewonnen. Wenigsten- möchten wir wohl wissen, ob sich die Nachricht von der russisch französischen Allianz mit seiner Ansicht verträgt. Für uns und, so weit wir bemerken können, für die überwiegende Mehr zahl derjenigen deutsch-amerikanischen Journalisten, dir an den Ereignissen von 1848 und 1849 einen thätigen Anthrii genommen haben, steht die Frage einfach so: In und mit Oesterreich ist nicht sprcirll da« Hau« Habs burg durch ein« der von ihm beherrschten Völker, son der» da« gesammte deutsche Volk«wrsen in Mittel- und West-Europa von drm vereinigten Erlten-, Romanen- und Slaventhum bedroht. Wahrhaftig, nicht weil Hab«, burger in Oesterreich herrschen, sondern «eil Oesterreich- Bestand die activr Lrben-fähigkeit de« deutschen Volks wesen« in Mitteleuropa repräsrntirt, nehmen Karl Grün und Karl Blind, Loui« Seeger, August Becker, Wilhelm Rapp, G. Kellner und viel« Ander« in mehr öd« weni ger deutlich au-grfprochener Weise für Oesterreich Partei. Und wenn wir Ihre Stellung richtig verstehen, geschteht e«, »eil sie in einem Punkte gerade der entgegengesetzten Meinung von der de« „A. d W." sind Dieser meint, daß, wenn Napoleon fiele, Frankreich «ieder liberal wäre, wenn aber auch Habsburg fiele, Oesterreich noch immer „da« zum Staat« verktrpert» System de« Absoluti-mut" wäre. Gerade »eil wir da« direkte Gegrnlheil für wahr hatten z gerade weil un« ein fast zehnjähriger Aufenthalt i» Amnißa darüber b,lehrt hat, daß da« bauernde
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