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Dresdner Journal : 10.06.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-06-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186006101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18600610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18600610
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1860
- Monat1860-06
- Tag1860-06-10
- Monat1860-06
- Jahr1860
- Titel
- Dresdner Journal : 10.06.1860
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18«0 -V ILi NresdnerHoimml Verantwortlicher Redacteur: 3- V. Hartmann lw tritt ko,« »»S 8r«mp«l» »cdI»G kiluiu. »»srratemrnmrhmr «rswörls: k^. ti»tnv«!rirr,», 6on>mi»»tastr , <le» l>r«^äu«r ^oarn»I»; tt. klv»»M»; NLL»,,,r«tti ü ' Vo-,,Lsrit»: 6»o>>ir',',<-)»« vnekk., Nur»»u< Lr«««v: ^r»»kkUtt »> N.: Luekk»v6I»n^^ Idl»: Xool.» k»ri»: v. <2V. rue äe» dao» «nt»«); t« L»«l.ica» öuek>i»ll^>uu^. Herausgeber: IlöQixl. Lepesitioa s»» Oreiäorr ^oorasl», Orsaäso, blarieQitr»»,« dir. 7. Abg>:ur»rvlsprrtsr: /Lbelii-b 5 l'i.lr M k-»r. !l> t—d—«. > 8,)bb,l.il ,. 1t, „ „ „ »»»»rttob i» oauack»»: 1ü ktgr. Nutt«lv- dt»»>u>rru: 1 8gr. 1 lusrrateuyreisr: k'lle äs» n«om «io«r »«Ip»lr«aoa 2«u«: 1 ttgr Vviue ,,t!t»g«»aaat' »la 2ell«: 2 klgr. Grschrirw»: Ulgllrb, mit ^u»o»di»« äse 8oiul uoä kalsttag«, Xb.oä, Nir San kolg,»ä«o lag. Amtlicher Shell. Bekanntmachung, da« Lehrerinnen Seininar zu Callnberg detteffend. Zu Michaelis dieses Jahres können wiederum einige Jungfrau««, welch« das IS. Lebensjahr zurückgelegt Ha hr», tn das Lehrerin,««-Seminar zu Callnberg aufgr- nomme» werde«. Diejenigen nun, welche ihre Aufnahme in dasselbe wünsche», haben baldigst und spätestens bis Mitte August dieses Jahres ihre diessaüstgen Gesuche bei dem Direktor der Anstalt l)r. Weber etnzurrichen und denselben beiz» fügen: 1) den Geburts- und Eonfirmationsschrin, 2) ein Zrugniß über sittlich« Führung, von dem Beichtvater der Adspirantin ausgestellt, sowie Zeug nifse über ihre Fortbildung nach der Konfirmation, 3) et« ärztliche- Zrugniß über die Gesundheit-Ver hältnisse und die körperliche Befähigung zu dem erwähnten Lehrberuf«, 4) seinen selbst verfaßten Lebenslauf, in welchem die Bewerberin insbesondere ihren bisherigen Bil- DdungSgang, ihre dadurch erlangten Kenntnisse und die Beweggründe zur Wahl de- LrhrerinnenberufS darzulegen hat, endlich 5) eine Erklärung der Eltern oder Vormünder darü- der, daß das festgesetzte PensionSgeld auf drei Jahre werd« gezahlt werden. Am Schlüsse des dreijährigen EursuS findet vor der PrüsungScommissioa ein Eramen statt, mit Ertheilung von Reifezeugnissen, auf Grund deren die Geprüfte» innerhalb der durch Verordnung vom 17. Juni 1859 über die Verwendung von Lehrerinnen zum Unterricht und wegen Erlassung eines Regulativs über die von denselben zu bestehenden Prüfungen, gezogenen Grenzen nicht allein zum Privat unterricht berechtigt find, son dern nach Befinden selbst an öffentlichen Schulen, na mentlich für Mädchen, als Lehrerinnen Anstellung finden können. Gegen ein jährliche» Kost- und UnterrichtSgrld von Einhundert und Zwanzig Lhalern — - — «, das in vierteljährigen Raten praonumei-anäo zu entrich te» ist, gewährt die Anstalt: vollständige Beköstigung, Woh»u»g, Bett u»d Bettwäsche, Heitzung, Beleuchtung, Unterricht und den Gebrauch musikalischer Instrumente. A»r Aufnahme in das Seminar werden in der Re ceptionSprüfung an Kenntniffen und Fertigkeiten min desten» «fordert: Kenntniß der christlichen Lehre nach dem Katechismus, sowie der wichtigsten biblischen Geschichten, richtiges Lesen, di« Fertigkeit, ein gelesenes Stück richtig wieder zu erzählen und ohne grobe Verstöße gegen die deutsche Orthographie schriftlich darzustellen, Fertigkeit im Kopf« und Tafelrechnen in den vier Grundrechnungs arten, in ganzen und gebrochenen Zahlen, das Wichtigste aus der Geographie und Geschichte, ein guter Anfang t« Französischen, bestehend in der Kenntniß der gram matischen Elemente und der Befähigung, einen leichten Schriftsteller zu lese«, endlich einige Fertigkeit im Ge sang und Elavierspiel. Die zur Aufnahme fähig Befundenen empfangen zu sein« Zeit eine« Eintrittsschein. Dresden, am 1. Juni 1860. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. von Aalken-tet« Rudolph. Dresden, 2. Juni. S«. Königliche Majestät haben den großherzoglich badischen Konsul, auch Consui der grmeadischen Confödrration zu Leipzig, Kaufmann und Bangui« Theodor Knauth, als Cvnsul der Republik Peru daselbst anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Shell. Uekersi «d t Telegraphische Nachrichten Zeitnuasschau. (Preußische Ztg. — Time» — Mor- inng Hnald.) TaaeAgeschichte. Wien: Vom Hofe. fReur Organisa tion des KriegSeommissariats. Wünsche für Justiz- refornr. Die Protrstantenangelegenheit tn de» deutsch- slavischen Provinzen. — Venedig: Dienstlich« Be zeichnung de» VerwaltungSgediets. — Berlin: Reiseplänr de» Prinz-Regenten. — Wiesbaden: Reform des Postwesen». — Au» Thüringen: Fürstin Helene von Schwarzburg-Rudolstadt s. — Frank furt: Abstimmung in der Militärcvmmisston. — Paris: Die chinesische Antwort aus das Ultimatum. Ministerrang für die Mitglieder de» geheimen Rath». Mar Mahon zu Ehalons. — Rom: Ctrculardepesche über den Ein fall der Freischaaren aus ToScana. — Neapel: Zur Landung Garibaldi's beiMarsala. Ein- zelnheiten über die neuesten Vorgänge auf Sicilien. — Madrid: Marokkanische Angelegenheiten. Stimmung. — London: Große Revue der Freiwilligencorps an gesetzt: Transatlantische Telrgraphenroutr. — Kon stantinopel: Vermischte». — Athen: Kammern ge schloffen. Englische Kriegsschiffe nach Sicilien. — Hongkong: Angriff auf Tschusan. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Ehrmnitz. Freiberg.) Ttatistik und BolkSwirthschaft. Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton. TageSkalender. Inserate. Börsen vachrichten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Freitag 8. Jnpi, Abends. In der heutigen vierten Sitzung des NeichSratheS wur de» daS Grundbuchgesetz und ein Gesetz über Ver gleichsverfahren bei ZahlnngSeinstrlluugev vorge- legt und einem Comit» von 7 Mitgliedern über- wiesen. Hauptredner war der Justizmivister. Wien, Sonnabend. ». Juni. Wie die amt liche „Wiener Zeitung- meldet, tritt die neue Statt- dalterri für ganz Ungarn mit de« 1. Juli int Lebe«. Di» bisherige« fünf Statthaltrreiabthei laugen (in Pefth, Oedevburg, Pre-burg, Kaschau v«d Großwardeia) nebst de« Generalgouvernement stelle« gleichzeitig ihre Wirksamkeit ein. Die KreiSbrhörden in Mähren, sowie die Lan desregierung für Oesterreichisch-Schlefirv in Trop- pau »erden aufgehoben, letzteres der mährischen Gtatthalterei untergeordnet, wobei jedoch seine Stel lung alS selbstständiges Kronland mit besonderer LandeSvertretuug gewahrt bleibt. Frankfurt, Freitag 8. Juni, Nachmittags. In der heutigen Sitzung drS Bundestage» bean tragte der handelspolitische Ausschuß bezüglich deS Antrags der in Würzburg vertreten gewesenen Negierungen wegen Einführung eines einheitlichen MaßeS und Gewichtes die Riedersetzung einer tech nischen Commission in Frankfurt a. M. Ueber Turin wird auS Neapel vom 6. Juni aemrldet: Der König genehmig« die Capitulatiou. Dir neapolitanischen Truppen würden demzufolge nach Neapel und Messina eivgrschifft werden. Mau wußte nicht, ob Garibaldi die Bedingungen dieser Capitulation annehmen würde. — Rach in Bern am 8. Juni eingetrvffenen Berichten wäre eine seitens der französischen Re gierung angeboteue Vermittelung zwischen dem nea politanischen Gouvernement und Garibaldi ver spätet ringetroffeu, da di« königl. Truppen bereits Feuilleton. R. Hoftheater. Sonnabend, 9. Juni. In der gestern gegebenen Vorstellung von Meycrbeer'S Oper „Dino- rah" gastirte Fräulein Georgine Schubert in der Titelrolle. Unwohlsein hatte leider ihr früheres Auf treten verhindert. Fräulein Schubert'» hoher Sopran ist von kleinem Tonvolumrn und für den kräftigen Aus druck dramatischer Affecte weniger geeignet, besitzt aber um so mehr Agilität und Leichtigkeit der Ansprache für den graziösen Coloraturgesang. Für diesen hat die junge Sängerin eine musikalisch treffliche Ausbildung empfangen, dir Talent und Fleiß bald einer noch größer» Vollendung rutgrgenführen werden. Reinere Docalisation und deut lichere, auch dem Tonansatz noch günstigere Aussprache möchte dabei vor Allem noch zu beachten sein. Jetzt aber zeigt die Stimme offenbar Ermüdung, und eine Kräftigung derselben mit Vorsicht abzuwarten, ist durch aus rathsam. Die Au»führung der Dtnorah war un gemein loben-werth, und um so mehr überraschend, da Fräulein Schubert erst seit wenigen Monaten auf der Bühne thätig ist. Ihr« elegant« und geschmackvolle Tech ntk war reich an feinen, hübsch nüancirten und beson der» gelungenen Details, und die Darstellung wurde »icht allein durch ihre jugendliche Erscheinung, sondern ebensowohl durch rin sehr intelligentes und gut durch- gefühttes Spiel gehoben, mit dem sich ein spiritueller GesangSauSdrack ost höchst wirksam einigte. Die Auf nahme des Gaste» war eine außerordentlich beifällige. Dir A»fführ»»g der Oper zeichnete sich namentlich auch b»rch die Leistungen der Herren Mitterwurzer »nd Rudolph an». S. Bapck. Die K ä u g u r u h - In se l. . Von Friedrich Gerstäcker.*) (Korls. au« Str. IA».> Tolmer hielt sich jedoch nicht mit langen Erklärungen aus. Er glaubte nämlich sicher, daß sich der entflohene Räuber nach dem Tode Rothkopf'S auch ohne Weitere» seiner Bande wieder anschließrn würde, um mit dieser vereint verzweifelten Widerstand zu leisten. Wußte er doch nicht, daß ihn Gentleman John selber für einen seiner eignen Schaar gehalten und in Jedem jetzt den Berräther glauben muhte. Hier nun lag für die kleine Truppe Poltzrisoldatrn der einzig» Vortheil darin, die erste Ueberraschung der Buschrähndscher zu benutzen, einen entscheidenden Schlag gegen sie zu führen. Ein mal zersprengt, hoffte er ihrer dann schon leicht Meister zu werden. Kaum im Busche angelangt, trafen sie da auf die noch immer halb betäubte Schwarze, an der die Leute, ohne sie weiter zu beachten, rasch vorbeistürmen wollten. Tolmer erkannte aber augenblicklich in ihr das frühere Weib de» Räubers, und der Scene an dem Hause ein gedenk, rief er seinen Leuten rin Halt zu, das arme, hilflose Wesen erst wieder zu sich zu bringen. Einer der Constabler hatte eine Flasche mit Brandy bei sich, und Lloko, wie ihr die Schläfe damit gerieben und ein paar Tropfen eingegrbrn waren, erholte sich bald genug, sich selber aufzurichten. Erstaunt sah sich inmitten der vielen fremden weißen Männer, und ihr erste» Gefühl war, in den Busch zu fliehen, um denen zu entgehen. Tolmer aber trat ihr in den Weg und sagte freundlich: „Fürchte Nicht» von uu». Wir wollen da» Land *) deffea kürzlich erschienenem «ttsrwerk» „Inselwelt", srlptig, Arnold sch» Buchhandlung. -en-thigt gewesen wären, Catania, Trapani und Palrrm» zu räumen (k). Loudon, Freitag, 8. Juni, Atzend». Ja der tzentigeu OdertzauSfitzuua wurde eine dezügliche An frage Lord Stanhope'S durch de« UuterstaatSsecre- tär d«S Auswärtigen, Lord Wodrhouse, dahin be antwortet, Eualaud habe nichts dawider, einen Gesandten aaw No« zu schicken, falls eS der Papst verlange. » Dresden, 9. Juni. Dir „Preußische Zeitung" wendet sich heute ge- ge» dir dänische Regierung, indem sie deren Ver fahren bei der jetzt erfolgten Publtcatton de» Finanz - gesetztS für die grsammte dänische Monarchie, alS im Widerspruche stehend mit dem BundeSdeschlusse vom 8. März d». I»., einer uähern Beleuchtung unterwirft. Bekanntlich beschloß dir Bundesversammlung am 8. März d. I., „von dem bereit» eingeleitetrn bundrsgesetzlichen Verfahren gegen Dänenark vorläufig noch ferner Abstand zu nehme»"; sie knüpfte jedoch hieran die „Bedingung, daß bis zur Herstellung eine» definitiven, den Zusiche rungen von 1851 und 1852 entsprechenden Verfaffungs- zustandeS, in Wahrung der Gleichberechtigung der deut schen Bundesländer mit den übrigen Theilrn der Mo narchie für die Dauer de» Zwischenzustande» alle Ge setzesvorlagen, welche dem Rrichsrathe zugehen, auch den Ständen der Herzogtümer Holstein und Lauenburg vor gelegt werden, u«d kein Gesetz über gemeinschaftliche An gelegenheiten, namentlich auch in Fmauzsachen, für die Herzog thümer erlassen werde, wenn eS nicht die Zustim mung der Stände dieser Herzogthümer erhalten hat, in dem die Buadesversammlung Verordnungen, welch« im Widerspruch hiermit ergehen sollte», als rechttwerbiudlich für die Herzogthümer nicht würde betrachten können." In direktem Widerspruch mit dem klaren Wortlaut diese» Beschluffes hat so eben die dänische Regierung ein Ki- nanzgesrtz für die grsammte Monarchie für da» Finanz jahr 1860—61 publicirt. „Diese» Gesetz — sagt die „Preuß. Ztg." — ist in genauer Uebereinstnnnurug mit den Beschlüßen des dänischen Rrichsrathe», ist aber den holsteinischen Ständen gar nicht, auch nicht einmal zur Begutachtung, vorgelegt worden. Di« auf 12,280,185 Rthlr. veranschlagten Einnahmen der Ge- sammlstaatSkaffe werden von den grsammtstaatlichen Aus gaben, die auf 16,689,166 Rthlr. veranschlagt sind, um «ßva 4,400,000 Rthlr. überstiege». Diesen Mehrbedarf hat man auf die einzelnen Thrile der Monarchie ver- theilt, und Holstein hat danach einen Zuschuß von 908,880 Rthlr. zu den Kosten des Gesammtstaats zu leisten. Das Resultat ist, daß der dänische Rcichsrath, in welchen das Herzogthum Holstein nicht vertreten ist, die Summe von 908,880 Thlr. aus den Taschen der Holsteiner bewilligt und daß die dänische Regierung das nur mit dem Reichs rath vereinbarte Finanzgesetz auch für Holstein u. Lauen burg publicirt hat. Daß noch obendrein der Zuschuß Holstein», im Verhältnch zu früher« Jahren, erheblich erhöht worden ist, kommt der principirllen Bedeutung dieses Schrittes der dänischen Regicrung gegenüber kaum in Betracht. Die Sachlage ist also diese: die deutsche Bundesversammlung hat durch ihren Beschluß vom 8. März d. I. die fernere Siftirung des ErecutionSversah- rrnS gegen Dänemark von einer bestimmten Bedingung abhängig gemacht. DaS dänische Gouvernement hat jetzt dieser Bedingung offen und direct zuwidergehandelt. Wir müssen erwarten, welche Maßregeln die Bundes versammlung zur Aufrechterhaltung ihres Beschlusses vom 8. März d. I. ergreifen wird." Die heute eingcgangenen französischen Blätter enthalten außer einigen zerstreuten Mitthcilungen über die Vorgänge auf Sicilien (die wir unter „Tages geschichte" zusammcngestellt haben) nichts Bemerkens- werthcs. Auch die englischen Blätter beobachten heute über die politischen Fragen vollständiges Schweigen. Die „Times" nur von Denen säubern, die Haß und Feindschaft zwischen schwarzen und weißen Stämmen säen, von Raub leben und von Blut sich nähren. Weißt Du, wen ich meine?" DaS Weib sah ihn mit großen stieren Augen an und rief: „Ihr sucht Gentleman John!" „Allerdings," s-gte Tolmer rasch, „weißt Du, wo hinaus er ist?" „Fluch ihm!" rief da Lloko, während die Erinnerung an die erlittene Schmach daS Blut in ihre dunkle Schläfe jagte, „er-hat mich geschlagen, und die Hand möge sein Gott dort oben verdorren lassen, die gegen meine armen Schläfe traf." „Da» soll unsre Sorge sein, ihm das zu besorgen," lachte Morris. „Hier auf der Insel haben wir ihn sicher, und er kann uns nicht entgehen." „Und wißt Ihr, wo Ihr ihn findet?" frug da Lloko plötzlich, während ihr dunkle» Auge rasch und forschend Von einem der Männer zum andern flog. „Ich denke ja," erwiderte Tolmer, „er wird Wohl am TorrenSbrrg wieder zu seine» Freunden geflohen sein." „Freunden?" rief Lloko, verächtlich den Kopf zu- rückwerfend. „Der Vrrräther hat keinen Freund, seit er Lloko geschlagen. Kommt — kommt!" rief sie Plötz lich, sich gewaltsam emporraffend und den Arm Tolmer'» ergreifend, „ich will Euch führen. Wie rin Dingo auf der Fährte de» fpeergetrofsenrn Känguruhs will ich an seinen Schritten hängen. — Kommt — er hat mich ge schlagen — der Kopf brennt mir, wo mich seine Hand traf — wenn der Schmerz nachläßt, hab' ich dir Rache vielleicht vergessen." Ihren Mantel dabei fester um sich herschlagend, drückte sie di« ihr »Lchststehenden Männer zurück, dort, widmet den Mißbräuchen in der englische» Heeres verwaltung einen länger« Artikel und untersucht spr- ciell die Frage, weshalb da» Hau» der Gemeinen in dieser Sache nicht» auSrichtrt. „Dem StaatSsecretär für den Krieg", bemerkt sie, „hält stet» eine starke Schaar Offiziere die Stange, welche natürlich bereit stad, jeder innerhalb ihres specicllen Departement» vorkommeaden Verschwendung das Wort zu reden, und obgleich einige Kritiker gegen seine individuellen Ha»dlu»gen «»kämpfen mögen, so läßt sich doch nicht al» wahrscheinlich »»neh men, daß die wo» ihnen vorgeschlagenen Reformen di« so üppig wuchernden Mißbräuche mit der Wurzel auSrotten würde». Im Haus« der Gemeinen überläßt man dies« Dinge fast auSschlirßlrch den Obersten u»d Admiralen. Außer ihnen scheint kein Mensch etwa» davon zu ver stehe». ES sind da» technische Gegenstände und «S ge hört einiger Fleiß und klnige Beharrlichkeit dazu, eh« man dahin gelangt, sie hantiren zu können. Die Leute wollen sich nicht gern damit abplacken, die Details zu studiren, und noch mehr vielleicht beben sie vor de« Sturm der Entrüstung zurück, der gegen den Abgeord neten losbrechen würde, welcher sich erdreisten möchte, irgend einen der kostspieligen Auswüchse, an welche» das gegenwärtige System so reich ist, wrgzuschneibe«. Dir Parlamentsmitglieder scheinen mit dem Brkenatniß de» KriegSsecretärS, daß er dem Parlament für die Action unser» Militärsystem» verantwortlich sei, zufrieden u»d ganz damit einverstanden zu sein, daß diese Verantwort lichkeit der Sache nach ein todter Buchstabe bleib«. Tin Sonderausschuß ist in diesem Augenblick mit der Prüfung unsrer ganzen Militär-Organisation beschäftigt, und einig« Vorgänge, die sich, seit er seine Sitzungen hält, zuge- tragen habe«, haben zu Debatten in dem Hause der Ge meinen Anlaß gegeben. Sidney Herbert ist vor dem Hu-schuß weitläufig als Zeuge vernommen worden, und eS steht zu hoffen, daß sein« Aussagen, wenn sie ver öffentlicht sind, viel dazu beitragen werden, die Civiltsten im Hause der Gemeinen in Stand zu setzen, eine Art Eontrole über unsre gegenwärtigen Ausgaben au»zuüben. Sidney Herbert hat dem Ausschuß gesagt, er al» Kriegs . srcretär gebiete vollkommen über die Beivegungra de» ganzen Heere», gleichviel, ob dasselbe im Inland« oder im Auslande diene, der Oberbefehlshaber sei sein Unter gebener und ganz so fasse auch der Herzog vom Eambribge dir Sache auf. Et räumt ein, daß das Parlament, kraft dessen er sein Amt bekleidet, zwei besondere Vorbehalte in sich schließt, durch welch« die controlirend« Macht des Staatssekretärs beschiäntt erscheinen könnte, einen näm lich in Bezug auf dir Disciplin und da» Militärkom mando de» Heere» und einen andern in Bezug auf Er nennungen und Avancements. Er erklärt jedoch, daß in Wahrheit, wie es sich auch mit d>.r formellen Verlei hung eines Patents verhalten möge, der Minister, wel cher den Geldbeutel in Händen habe und da» Heer im Hause der Gemeinen vertrete, auch stets die Macht über dasselbe in Händen haben werde. Es scheint, daß alle Ernennungen der höchsten Klasse nach vorheriger Bespre chung mit dem Slaatssecretär erfolgen. Der Brauch ist, wie wir hören, der, daß der Oberbefehlshaber eine Liste mit den Namen der Offiziere rinreicht und die Enennung nicht eher vornimmt, als dis der StaatSsecretär seine Ge nehmigung ertheilt hat. In diese Liste werden die Er nennungen von Regimentscommandeuren, DistrictSgenr- ralen, Generalen auf auswärtigen Stationen und Di- visions- und Brigadecommandrure im Jnlande eingetra gen. Selbst die gewöhnlichen Avancements in den Re gimentern werden, obgleich sie von dem Oberbefehlshaber ausgrhen, dem Slaatssecretär zugesandt, ehe sie der Kö nigin unterbreitet werden, so daß dem Minister ein Beto hinsichtlich dieser und eine active Cooperation hinsichtlich jener Klasse von Ernennungen zusteht. Es ist das eine sehr wrrthvolle Bereicherung unsrer Kenntnisse, und je mehr Leute diesen Stand der Dinge kennen, desto bester ist es. Man nahm bisher allgemein an, der Staats secrrtär für den Krieg sei ein blvscr Sündenbock, oder Prügeljunge für Vergehen, die nicht er verschuldet. Wir bildeten uns ein, der Herr, dessen amtlicher Beruf es ist, wo Gentleman John vorbeigesprungen, dir frischen Spuren wieder aufzufinden. Morris hielt es nun freilich für bedenklich, der Führung einer Schwarzen, die sie eben so gut zum Besten haben konnte, zu vertrauen. Tolmer aber kannte die Eingebornen besser. Er begriff, welche Leidenschaft in diesem Augenblicke in dem Herzen deS armen, ver- rathenen Weibes wühlte, und bedachte sich keinen Augenblick, den, ihrem Zwecke günstigen Moment zu be nutzen. Lloko hatte indessen, trotz des trockenen Boden» und darüber gestreuten dürren Laube», die Spuren der beiden Männer rasch aufgefunden, und folgte ihnen, ohne sich nach den Weißen auch nur weiter umzusrhen. Diese waren indessen durch den größten Theil des letzten Trupps der Polizeisoldaten noch verstärkt worden, da der seeuntüchtig gemachte Schooner den etwa am Strand« befindlichen Verbrechern keinen Weg zur Flucht mehr bot, und nur erst, al» Lloko an dem Pfade vorberiltr, der, wie Tolmer recht gut wußte, nach dem Versteck de» TorrenSbergeS hinüberführte, hielt er es für nöthig, ihre schwarze Führerin daraus aufmerksam zu machen. Lloko rrwilerle aber kein Wort. Nur mit der auS- grstreckten Hand deutete sie auf den Boden vor sich, auf dem die Weißen allerdings auch nicht das Zeichen einer Fährte mehr entdecken konnten, und schritt weiter. Folgte doch kein Schweißhund je der Spur de» ange- schofsenen Wilde» sicherer, al» sie den Fährten d«S Mannes, für den sie einst Bater, Mutter und Stamm verlassen, und der «» jetzt gewagt hatte, sie zu miß handeln. So blieben sie in den Spuren des Räuber», bis der Abend dämmerte und eine weitere Verfolgung unmöglich »acht«. Das wildeste Dickicht hatten sie dabei zu Yas siren, Stellen, an denen sich dir Weiße» in de» Kän-
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