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Dresdner Journal : 31.03.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-03-31
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186103317
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610331
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610331
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-03
- Tag1861-03-31
- Monat1861-03
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 31.03.1861
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O75. Sonntag, den 31. März. 1861 Ibonnrmeatiprrist: ILkrNeN: b Idir. 10 Xxr. lo Siodiio. 1 „ 10 „ „ „ dtvoitlicd io vrr«t«a: 1ü X?r. Lü»LvIo« Kmoiurro: 1 Hxr. Iw ^»»UwL» tritt kvtt- 8t»wpelro- »edlix diuiu. ruseratrnpreistr ^Ur ä.o Lium «io«r k«»p»It*o«o 2»il«: 1 I^»r- Vot«r ,,Liox«»»oat" äi» L«il«: 2 l^«r. Lrschrlnrn: litxliel», wit ii.o»o»dm« <I«r 8c>oo- ooä kilittix», XbsoL» kör ö«o kvlx«oä«o Dres-nerÄmmml. Verantwortlicher Redakteur: .I. G. Hartmann. Snsrratrnnnnahmr anowärt«: k'i. kiLiosrirrii, 6owwl»»iouLr äe» vr«,äoer ^oorool»; «d«oä»»elbit: H. Uviiii; ^itoo»: Sc Vool.»»; LirUo: Oionvi'ick« vuckk., kirixirii« Lursiu; Lriwso; L. 8coi.oiri; Vrioickort ». H.: ^iiori'iod« Lueddinälun^; Ldlo: ^ooi.» ttivmi; kirii: v. I-övviiliil.» (28, rue 6e» doa» «okios); kriss: t'i. Lllil-lvo » Sueddinäluux. Herausgeber: Xöoi^I. Lipiäitioo 6«> Oreiävir ^ooroil», Oriiöia, Lliriioitri»»» btr. 7. Ä li o n n e m e n t 8 - E i n t a ktu n a. Auf das mit der nächsten Nummer beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Journals" weroen Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenommen. Der Preis beträgt in ganz Sachsen vierteljährlich L Thlr. Iv Ngr.; im Auslande tritt Postzuschlag und Stempelgebühr hinzu. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnsertionSgebühren werden im Jnseratentheile mit L Ngr., unter der Rubrik „Eingesandtes" mit 2 Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet. Königs. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dresden, 30. März. Seine Majestät der Königs haben allergnädigst geruht, dem hiesigen Buchbinder-Mei- ster Heinrich August Hetze bei Gelegenheit seine- 50jLh- rigen BürgrrjubiläumS die zum Verdienst-Orden gehörige Medaille in Gold zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Zeitun-Sschau. (Nürnberger Correspondent. — Ost- Deutsche Post. — Patrie. — Constitutionnel.) rageSgeschicht». Wien: Reorganisirung der Verwal tung Siebenbürgen«. Die galizische LadtagSeröffnung verschoben. — Pesth: Baron Vay erwartet. Verstär kung der Garnison. — Dunavecse: Eine Wahl» schlacht. — Berlin: Die polnische Agitation. Zur Küstenschutzangrlegenhrit. — Meiningen: Ein neuer Antrag in der Domänrnfrage. — Hamburg: Spiri- tu»accise aufgehoben. — Paris: Die römische und die venetianische Frage. Italienische Revolution-Pro paganda. Florenz al- Hauptstadt Italien-. Eine neue Erpedition am Senegal. Mission nach Abysfi- nien. Der Staat-rath über den Bischof von PoitierS. Ein neuer Thron in Chili. Truppenconcentration bei Lyon. Lissabon: Kammcrauflösung. — Turin: Cavour'» Au-lafsung über die römische Frage. — Rom: Ver mischte». — London: Erklärung Kofluth'S in der Banknotenangelrgenheit. Eine Wahlrede Palmerston'-. — Kopenhagen: Au den Verhandlungen in Jtze» hoe. — Warschau: Beschlüsse de» landwirthschast- lichen Verein- in der Bauernangclegenheit. — Kon stantinopel und Beirut: Au« der neuesten Poft. — Ertwaw: Verhaftung eine» Heerführer».—Bom bay und New-York: Neueste Nachrichten. Vrrtdver Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Zittau. Geyer. Pausa.) Gerichtsverhandlungen. (Löbau.) Beilage. Ernennungen und Versetzungen rc. Provinzialnachrichten. (Zwickau. Freiberg. Mügeln. Aus der Lausitz. Ober-Knnewaldr.) EingesandteS. Statistik und BolkSwirthschaft. Inserate. Reisegelegenheiten. Telegraphische Nachrichten. Wien, Sonnabend, 30. März. Durch eine Verordnung drS StaatSministerS RitterS v. Schmer ling wird die Oeffentlichkeit der GemrindrrathSver- haadlongen wieder eingeführt. In der Marine sind verschiedene Avancements erfolgt. Die LivienschiffScapitäae Wissiak und v. Wullerstorf find zu Contreadmiralen, zwei Fregat tenkapitäne zu LinienschiffScapitänen, neun Linien- schiffSleutuantS zu Fregattenkapitänen ernannt. Der LdmiralitätSadiutant Graf Haddik ist zum Stell vertreter deS Marineoberkommandanten ernannt. Pesth, Freitag, 29. März. Der „Surgöny" meldet, daß Graf Apponyi hier erwartet werde und daß die Justizautrüge die Billigung deS Kai sers erfahren haben. Pesth, Sonnabend, 30. März. DaS gestrige Abendblatt deS „P. Lloyd" berichtet auS Wien, angeblich auS authentischer Quelle, der 7uäe» ourino, Graf Apponyi, habe seine Entlassung eingereicht und die Eröffnung des ungarischen Landtag» werde wahrscheinlich erst am 7. April erfolgen. Freiherr v. Hübner sei nach Wien berufen worden. Arad, Freitag. 29. März. Nach der am 26. d. M. in Lippa stattgrhabten Abgeordnrtenwahl hat daselbst ein blutiger Conflict zwischen Roma nen und Deutschen stattgrfunden, wobei 3 Personen getödtet und 14 schwer verwundet worden sind. Eine UntersuchungScommisfion ist bereits eivge- troffen. Triest, Freitag. 29. März. Lord Elgin ist auf dem englischen KrirgSdampfer „Terrible" auf der Rückreise von China heute hier ringrtroffen Itzehoe, Freitag, 29. März. Dem Verueh- men nach hätte Minister RaaSlorff sich geweigert, ferner als königlicher Commiffar iu der Stände versammlung zu fungirrn und evrvtualiter seine Demission gefordert (vql. unten Kopenhagen). — Bei Wiedereröffnung der Stände wird, wie man wissen will, daS Ministerium daS Budget nicht verlegen, sondern behaupten, daß der bekannte 8. 13 daS Budget bereits enthalte. Paris, Freitag, 29. Mürz, Nach«. AuS Konstantinopel wird unter« 27. d. M. gemel- det: Rach einem Einfall Garibaldi'scher Schaaren iu Spitza (in Albanien am adriatischeu Meere) bestehen die Repräsentanten der Mächte darauf, daß eine gemischte Commission nach der Herzego wina gesandt werde. — Die Pforte weigert sich, den Grsaadteu die Reformen zu unterbreiten, auS Furcht vor der Wiederaufnahme deS Projektes einer permanenten Conferenz. Die Mächte überlassen der Pforte die Verantwortlichkeit für die Conse quenzen (vgl. unter „TageSgeschichte"). Kopenhagen, Freitag. 29. März. Der von Itzehoe hier eingetroffeue Minister für die Herzog- thümrr Holstein und Lauenburg, RaaSloeff, hat seine Entlassung eingereicht. Dieselbe ist vom Kö nige angenommen worden. Wie verlautet, über nimmt der Conseilprüsident Hall vorläufig daS Mi- uisterium für Holstein und Lauenburg. Warschau, Freitag. 29. März. Nachm Wie gerüchtweise verlautet, soll die Censur aufgehoben werden. Director WirlopolSki hat die Ausarbei tung eines PreßgeseheS nach französischem Muster angeordnet. Man erwartet, daß die Zeitungen von morgen an ungestrichen werden auSgegeben werden. Dresden, 30. März. Unter der Aufschrift: „Nöthige sie herein zu kom men" bringt der „Nürnberger Correspondent" einen lungern Artikel, welcher die Mittel bespricht, durch die der Nationalverein ferne Zwecke zu erreichen sucht. ES heißt darin: „Es liegt in der Natur der Sache, daß politische Parteien darauf auSgehen, fort und fort größer zu werden und immer mehr Macht und An hang zu gewinnen, um ihren Zweck zu erreichen. Es liegt in unfern jetzigen Verhältnissen, daß dazu vorzüg lich die Zeitungen gebraucht werden und in ihnen ohne Aushören die Lärm- und Werbetrommel gerührt wird, denn Klappern vor allen Dingen gehört zum Handwerk; und wer nicht stet- von sich zu posaunen vermag, wird leicht vergessen oder al- unbedeutend angesehen. E» ist von alten Zeiten her gewöhnlich, Werber und Prediger und Bekehrer auSzusenden, um vor allem Volke die Sache zu empfehlen und Gläubige zu machen. Ja eS ist auch nicht selten, um des hohen Zwecke» willen in der Wahl der Mittel nicht allzu bedenklich zu sein und z. B. in den öffentlichen Blättern zur Bearbeitung und Leitung de» Volke» allerlei Dinge zu erdichten, um sich den Schein einer größer» Bedeutung und Macht zu geben, al- in der Wirklichkeit besteht, und dadurch die Gemüther ge neigt zu machen, sich anzuschlicßen. Denn was einmal eine« Namen hat, das gilt leicht auf dem Markte der Wels, und wenn eS in Wirklichkeit noch fo armselig wär! Aber wir zweifeln, ob ein solche- Mittel schon ange- wendet worden ist, wie e» in neuster Zeit der National verein gebraucht. Wir lesen nämlich in den Blättern, daß er nach allen Seiten seinen Sendling Metz auS- schickt, um Versammlungen zu halten und in diesen Ver sammlungen dann beschließen zu lassen: daß eS für jeden Patrioten Ehrenpflicht sei, dem Nattonalver- rin beizutreten, oder, waS dasselbe sagt, daß jeder Dentsche, der dem NatioNalverrin nicht beitritt, ein Schuft sei, der seine Pflicht nicht erfüllt. Man erwäge die Sache wohl! Ein politischer Verein, der für seine Sache immerhin wirksam sein mag, der spricht in seinen Versammlungen öffentlich au» und beschließt, daß Nie mand ein gewissenhafter Patriot sein kann, der ihm nicht beitritt. Kann politische Anmaßung weiter gehen? Da hat man ein ewige- Gerede von der Anmaßung, Ver derblichkeit und Gefährlichkeit der katholischen Lehren, von einer allein seligmachenden Kirche, außerhalb wel cher kein Heil und keine Errettung fei; und nun kommt uns gar ein politischer Verein, hält Synoden seiner Gläubigen unter Vorsitz seiner Pfaffen und beschließt, daß jeder Deutsche ein schlechter Kerl sei, der nicht zum Nationalverein geht. In der That, wenn rin solches Gebühren daS Mittel sein soll, Mitglieder in den Pferch der Nationalen zu treiben, so möchte eS wohl eher da» Gegentheil sein, denn unserm Gefühle nach kann e» nicht» Abstoßendere» und Lächerlichere», nicht» Empörendere» für jeden selbstständigen Mann geben, al» eine so gren zenlose Anmaßung, durch eine Art Bannfluch in einen politischen Verein zwingen zu wollen." „Möge sich der Nationaloerein immerhin so groß machen, al» e» gehen will," sagt der „N. C." zum Schluß, „möge er un» täglich mit Nachrichten erfreuen, wie ungeheuer er sich au-breite; möge er sich königlich ergötzt fühlen ob der Furcht, die die Franzosen vor ihm haben; möge er über und für seine Mitglieder beschließen, WaS ihm beliebt — aber die Unverschämtheit verbitten wir un», daß man Alle, welche keinen Beruf in sich fühlen, dem Verein beizutre ten, für schlechte Patrioten erklärt!" An der Pariser Börse war am 27. März da» Gerücht ver breitet, e» habe ein Zusammenstoß der Oesterreicher und Piemontesenstattgefunden. Die „Ost-Deutsch e P ost" bemerkt, daß diese» Gerücht, welche» in Wien sofort zu einem ganzen Schlachtbericht aufgeputzt wurde, sich zwar nicht bestätigt, aber immerhin seine Bedeutung habe und gewissermaßen al» „ein Vorläufer unausbleiblicher Er- eignisse" betrachtet werden könne. Die Situation in Italien berechtige zu der Annahme, daß große Ereig ¬ nisse nahe bevorstehen. „Es ist kaum mehr zu bezwei feln", sagt da» gedachte Wiener Blatt, „daß in den nächsten Wochen da» Schicksal der weltlichen Herrschaft de» Papstc» entschieden sein wird. Alle» drängt darauf hin. Hilfe hat der römische Stuhl von keiner Seite her zu erwarten; Spanien ist zu ohnmächtig, Oesterreich von seinen eignen Wirren absorbirt, und mit Napoleon hat da» römische Cabinet sich auf einen so feindseligen Fuß gesetzt, daß e» Niemand Wundern kann, wenn Frankreich den Papst in Stiche läßt. .. Für Oesterreich ginge durch den Ein marsch der Piemontesen in Rom. dec letzte dünne Rest de» Züricher Vertrage» zu Grunde. So lange dem Papst eine wenn auch noch so reducirte weltliche Herrschaft über ein Stück italienischen Gebiete» übrig blieb, war ein Schimmer von Möglichkeit für eine italienische Confödc- ration — die Grundidee von Villafcanca und Zürich —, wenn auch nicht für heute und morgen, so doch für eine spätere Zukunft vorhanden. Mit der Säcularisirung de» ganzen Kirchenstaate» gäbe e» factisch in Italien nur noch Sardinien und Oesterreich! Alle Mittelschattirungen und Mittelmächte wären verschwunden und die beiden Gegner ständen ganz allein einander gegenüber Je stärker daher die Ueberzeugung wird, daß Sardinien demnächst in Rom einrückt, um so größer wird auch die Wahrscheinlichkeit, daß entweder ein direkter Angriff auf Oesterreich oder eine perfide Nöthigung zum Kampfe demnächst in Aussicht steht. Während de» Kampfe» in Neapel waren die mili tärischen Kräfte Sardinien» im Süden zu sehr in An» spruch genommen, um im Norden rin abenteuerliche» Unternehmen zu wagen. Aber rin Angriff auf Rom (vorausgesetzt, daß mit Frankreich rin Einverständniß herrscht, und unter dieser Voraussetzung allein ist rin Angriff möglich) wäre eine blose militärische Promenade, welche Sardinien» Streitkräfte nicht im Mindesten schwächt. Im Gegentheil — der moralische Rausch, in welchen die Partei der italienischen Einheit gerathen würde angestcht» der großen Thatsache, daß ihr die Errichtung eine» ceu- tralistischrn italienischen Throne» in Rom gelungen, der wilde Enthusta»mu», der neu ermuthigte Glaube an die Stärke der eignen Sache würden nur um so rascher zu einem Angriffe auf Venedig, zur Verdrängung der deut schen Macht au» Italien treiben. Ja, e» ist nicht un möglich, daß der Krieg gegen Oesterreich und der Angriff auf Rom al» zwei innig zusammengehörende Thatsachen im Rathe Victor Emanuel'» beschlossen sind und daß in den nächsten Wochen nach beiden Seiten hin operirt wird." Die „Patrie" vom Donnerstag schreibt: „Die eng lischen Blätter melden un», indem sie den osficiellen Be richt über da» Letchenbegängntß der Herzogin von Kent, Mutter der Königin von England, ab- druckcn, eine Thatsache, die hervorgehobcn zu werden ver dient, nämlich die Anwesenheit der Prinzen der Fa milie Orleans, die zum ersten Male bei einer öffent lichen Eeremonie mit der englischen KönigSfamilie figurirten.. Man wird sich in Frankreich fragen, was eine solche De monstration bedeutet? „WaS will da» englische Königs haus, indem e» zu dieser osficiellen Ehre eine durch den Willen de» französischen Volke» vom Throne gestürzte Familie berief?" Wie! nachdem man feierlich die Na poleonische Dynastie anerkannt, (folgen die Wirkun gen der Allianz)... während da» Loo» Italien», die Schwierigkeiten im Orient und der allgemeine Zustand Europa» so stark die Union dieser beiden großen Völker erheischen, in diesem Moment scheint man Spaltungen in unserm Lande zu ermuthigenl Feuilleton. Die Dresdner Frühjahrs-Ausstellung. Wie wir in dem Weihnacht-feste ein doppelte» Fest feiern, die Geburt de» Herrn und da» Julfest unsrer Vorältern; wie beide Feste sich verschmolzen haben und wie der christliche Sinn die heidnischen Gebräuche und Sitten mit einem neuen Geiste erfüllt und ihnen neue Anschauungen verliehen hat — so ist eS auch mit dem Osterfeste. Auch in ihm feiern wir zwei Feste, zwei Auferstehung-feste. DaS der Kirche und da» der Natur, da» Fest de» auferstandenen Herrn und da» der alt deutschen Göttin Ostara. Beide Feste sind, obschon sie ursprünglich Nicht» weiter mit einander gemein hatten, al» daß beide in dieselbe Zeit fielen, in unserm jetzigen Osterfeste eng und innig vereint. Wenn am Ostermorgen die Glocken un» da» „Christ ist erstanden" entgegen rufen, dann hallen ste zugleich durch da» Grün und die Blüthen der wiedererwachten Natur und verkünden den wiederkchrenden Frühling. Die Altäre der Ostara find zerfallen, die Haine der heil- und freudcbringenden Göt tin verlassen, die Feuer, welche einst ihr zu Ehren auf allen Bergen durch Deutschlands Gauen loderten, find verloschen und Osterspiele und Ostermärchen schon längst vergessen, ja selbst die alten Bräuche, von denen dir letzten Jahrhunderte noch erzählen, verschwinden allmählich, wie unsre Eichen, au» der Erinnerung und dem Bewußtsein de» Volke». Aber da» deutsche Natmgrfühl, dessen Eigen- thümliche» eben in dem FrühlingSgcfühle besteht, da» sich schon bei jenem Osterfeste unsrer heidnischen Alt vordern bekundet, ist nicht mit den Altären der Ostara begraben worden. Neue Bräuche treten an die Stelle der alten, und „neue- Leben blüht au» den Ruinen". Unsre Blumenausstellungen sind da» HuldigungSopfer, welches der moderne Städter der Ostara darbringt. Der Besuch der Blumenausstellung ist zu einem Brauch ge worden, der wenigstens in Dresden gewissermaßen mit zum CultuS der Osterfeiertage gehört. Tausend Blumen glocken läuten hier am Grabe de» Winters verheißungs voll den Frühling ein und ihr Duft küßt auf Augen blicke beruhigend und besänftigend den Mchlthau von unsrer Seele, den da» Leben dort abgesetzt hat. Tausend freundliche Blumenköpfchen nicken un» Trost zu, denn ihre Farbenpracht predigt ja auch wie mit feurigen Zungen dasselbe Thema, wa» wir in diesen Tagen im Hause de» Herrn vernehmen: Tod und Auferstehung. Ja die Blumen bergen da» große Geheimniß unsrer Zu kunft; sie selbst sind unsre Zukunft, unsre Unsterblichkeit auf Erden. Unser Leben, unser Athcm, unser Körper kommt ihnen zu Gut, und wenn unser Geist sich auf wärts schwingt, sind sie die lächelnden Erben unser» Körper». Unser physischer Tod ist Nicht» als eine Auf erstehung im Pflanzenreiche. Einer unsrer Naturforscher sagt: „Die reiche Flora, von der wir umgeben sind, ist der Mund, die Lunge der Natur, die unsrer stets be darf, die au» unsrer Verwesung ihr Leben zieht. Sie läßt sich Nicht» von Dem, WaS ihr so nothwendig ist, entgehen. Sie zieht e» mächtig an sich, wandelt e» mächtig um und beglückt e» mit der reizendsten Um-. Wandlung. Sie athmet un» in ihrem WachSthume ein, athmet un» in ihrer Blüthe au». Für den Körper wie für die Seele heißt sterben: leben. ES giebt keinen Tod in dieser Welt." Der Tod ist also nicht jene» bleiche, dürr«, knochenklappernde Gespenst, wie die kranke Phan tasie de» Mittelalter» sich ihn malte. Der Tod ist eine Blume und eine Blume ist die Auferstehung. Und so verschwinden den Blumen gegenüber die Schrecken de» Grabe», denn wer könnte den Tod Haffen in dieser rüh renden Gestalt, die sanfter noch erscheint al» der sanfteste Schlaf; wer den Tod Haffen in diesen freundlichen, thau- frischen Gestalten, aus denen uns der ewige Friede an lächelt! Die Gärtnerei, und namentlich die Blumistik, wird in Dresden mit besonderer Vorliebe und Glück gepflegt, und die Gesellschaft für Botanik und Gartenbau „Flora" ist einer der regsten Vereine der Residenz. Kein Wun der, wenn daher die Pflanzen- und Blumenau»- stellung, welche am 28. März im Doublettensaale auf der Brühl'schen Terrasse eröffnet wurde, allen Anforder ungen entspricht und neben Schönem nicht nur Seltene», sondern auch Neue» bietet. DaS Arrangement, welche» den Ausstellungsraum in ein von Bäumen und baum artigen Pflanzen umhegte» Blumenthal umschuf, ist sinnig und geschmackvoll. Schreitet man vom Eingang« au» an der Wand entlang, in deren Mitte zwischen Camellicn die Statue der Flora steht, so fallen zuerst zwei schöne plliloäinäcon pirluium vom Hofgärtner Seidel und «in prachtvolles Eremplar von lldoäoäenärvn »cdoreum von Lüdicke dem Beschauer in die Angen. Dann folgen neue, zum ersten Male blühende Azaleen von Fr. Schmidt und Camellien und Rosen von Lüdicke und Hofgärtner Po scharsky. Am Fuße deS Berge», welcher sich terrassen förmig im Hintergründe de» Ausstellungsräume» erhebt, sehen zwei ^rauosci» eioel»» von Dreiße L Paprnberg, unmittelbar daran eine früchtetragrnde Banane (!Uu» (^Lvenäiskii) von Trautmann. Hieran schließen sich die beiden Gruppen von inäic» von Dreiße L Papen- berg mit einem schönen likockoctenäron Lckxeworldii. Die Mitte de» Berge» und zugleich den Hintergrund für die. Büste Er. Majestät de» König», welche, den Saal be herrschend, hier ausgestellt ist, bildet eine Sammlung von Camellirn von Karl Petzold, begrenzt links von einer Gruppe schöner Banmfarren, als äkopbil» odw,» und »euminLta, llleebnum druiliense, Lidolium 8ellisäei eie.. rechts von einer Gruppe au» der Gattung vcucaen» mit besonders hervortretenden riesigen Ereniplaren von vc» eaen» umdraeulikera und vraenen» vrieo; beide Gruppen sind vom Gartcninspector Krause ausgestellt. Von der Höhe diese» Berge» überblickt man den ganzen Aus stellungsraum und hat rin reiche» Bild vor sich, da», über den Azaleenflor hinweg, der in seiner Farbenpracht wie ein bunter Teppich zu unfern Füßen sich au»- breitet, von einer am Eingänge befindlichen, großen, au» 38 Palmenarten bestehenden Gruppe abgeschlossen wird. In Mitten dieser schönen Gruppe, welche die Ausstellung dem Gartcninspector Krause verdankt, erhebt sich die Büste de» hochseligen König» Friedrich August, beschattet von einem seltenen Eremplar von panctsnu« turealu8, an de ren Fuß eine blühende kbünir reeliniia aufgestellt ist. Ferner zieren diese Gruppe noch eine Menge schöner Palmen, al- llilsnia dosdonica, pdönix clicixliser», Ooooii olersoes, 6t»am»e«c>p» und viele andere. — Den obenerwähnten Berg abwärtSflrigend, erblickt man in dem ersten Fenster Blumenkörbe, Bouquets, Fächer von Dreiße L Papenderg, Himmelstoß, C. Wagner und Petri. Am zweiten Fenster fesselt eine kleine Gruppe von im Zim mer gezogenen Palmen vom Cantor Schramm, eine Rho- dodendrengruppe von Lüdicke, dann rin Tischchen von seltenen Blattpflanzen und blühenden Orchideen vom Gartcninspector Kraust, unter letzter» namentlich Oxpci- peclium viiloium und ll>o,8te 8einnen. Da» dritte Fenster schmückt eine Sammlung schöner Orchideen deS Hofgärt- ner» Terscheck in Pillnitz, besonder» hcrvorzuheben hier von find peritteri» ttumboläli (die hängende Orchidee), Lkiii, drneieieen», Cueli» uldiüora; ferner eine kleine Gruppe von und Orchideen von Taba; ein un Zimmer cultivirtrr, unter Glasglocke stehender, pracht voller ^neewekilu» l.oddi»nu, vom Sprachlehrer Terrtni; endlich drei Prachteremplare von Epheu (tteäera »ig«!-
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