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Dresdner Journal : 20.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-20
- Monat1861-10
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 20.10.1861
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1032 die Krone von Gotte- Tisch nehmen und auf Mein Haupt setzen. Die- ist die Bedeutung der Krönung und darin liegt da- Wesen de- KönigthumS von Gotte- Gna den, in der Heiligkeit und Heilighaltung der Krone, welche unantastbar «st. Die Krone ist mit neuen Institutionen umgeben; Sie sind die Räthe, Meine Herren, die Meiner Krone am nächsten stehen; Ihren Rath werde Ich hören. Ich weiß, daß Sie selbst so den Geist und Sinn deS wichtigen Acte- auffassen, dessen Zeuge zu sein Ich Sie berufen habe. Ich möchte wünschen, jeden Einzelnen von Ihnen sprechen zu können, und bedanre, daß e- Mir dazu an Zett gebricht." Zu den Provinzialvertretern sprach sich der König unter Betonung der Bedeutung des KönigthumS von Gotte- Gnaden in ähnlichem Sinne au- und ließ sich die einzelnen Personen von den Marschällen vorstellen. — Am Abend de- gestri gen Tage- fand unter außerordentlicher Thetlnahme da- Fest statt, welche- die Stadt Königsberg als Huldigung dem Königspaar darbrachie. Der gesammte Hof erschien wie am Abend zuvor in dem überaus glän zend und geschmackvoll decorirten Börsengarten. Die Majestäten nahmen auf einem Thron zur Linken einer Bühne Platz, auf welcher ein Festspiel mit lebenden Bil dern aufgeführt wurde. Der glänzende Anblick der Ge sellschaft bot denselben Eindruck, wie am Abend vorher; der Hof machte einen Rundgang; unter seinen Gästen bemerkte man den Herzog von Oporto und dessen Bru der. Wiederum speiste der Hof an fünf Tafeln in einem neben dem Festbaue belegcnen Saale. — Der Oberbür germeister, Geh. Rath Sperling, brachte dabei ein Hoch dem Könige, welches der König mit einem Hoch auf die Stadt Königsberg beantwortete. Der Hof verließ das Festlocal um Mitternacht. — Die ersten Hellen Morgen stunden des heutigen TageS sehen bereit- zahlreich die Zuschauer zum KrönungSfeste, deren Zahl sich auf 15,000 belaufen mag, in den Schloßhof eilen, welcher, wie jüngst beschrieben, mit der Throntribüne, dem Krönungsgang und den malerisch drapirten Tribünen einen prachtvollen Anblick gewährt, welcher durch die Theilnehmer und Zu schauer in den glänzendsten Costümen noch erhöht wird. Aus den Einlaßkalten befindet sich eine Zeichnung der Lage der Plätze. Bis 9 Uhr sind dieselben vollständig besetzt, dicht vor! dem Thron befinden sich in roth dra pirten Tribünen zur Rechten die Mitglieder deS Herren hauses mit den Provinzialdeputirtcn, zur Linken die Ab geordneten. Die militärischen Deputationen mit den Fahnen nehmen ihre Stellung, zwei Musikchöre sind auf dem Schloßhof, ein combinirteS Tromp.terchor auf dem Thurme und dem Altane desselben ausgestellt. Um punkt 10 Uhr beginnt unter den Klängen des KiönungSmar- scheS von Meyerbeer der KrönungSzug nach dem viel fach mitgetheilten Programm. Der Wechsel von Herol den, Pagen, Kammcrherren, Marschällen und der verschiede nen Hofchargen verleiht dem Zuge einen imposanten Anblick Eine interessante Erscheinung bi.dct der Reichsherold rn einem Gewände von Drap d'argent, welches auf Brust und Rücken mit dem heraldischen Adler geschmückt ist. Eben so interessant erscheinen die Neichsinsignien: die beiden Kronen (übrigens eigens für diesen Zwcck ange- f-rtigt), Sccpter, Reichsapfel, Reichsschwert, Reich»-In siegel und NeichSpanier. Dem Oberst-Marschall folgt der König im rothcn Mantel deS schwarzen AblerordenS über der GeneralSunifoim. Ebenso sind sammtliche Prin zen gekleidet. Den Adjutanten der Prinzen folgt der Zug der Königin. Ihre Majestät trägt eine Robe von Drap d'or und einen Hermeltnmantcl, prachtvolle Dia manten blitzen in dem Kopflchmuck an dem reichen Eollier und an der Eorsage. Das lange Gefolge der Monarch««, interessant durch den reichen Wechsel der weiblichen Toi letten und deS kostbaren, dabei verwendeten Schmucke» schließt die Leibcompagnie deS ersten GarderegimentS zu Fuß. In der Kirche nimmt der König auf einem Throne zur Rechten, die Königin auf einem Throne zur Linken Platz, nachdem die Begrüßungsrede deS Generalsuperin tendenten entgegen genommen worden. Der Domchor intonirt den Psalm 100 (comp. von Mendelssohn). Nun mehr folgt die Liturgie und dann der Krönungsact. Bon Bedeutung ist das von dem Hofprediger vr. Sneihlage gesprochene K-önungSgcbet. — Die Ergreifung der Krone vom Altar durch den König, welche er sich auf das Haupt setzt, die Krönung der Königin durch den König und der Anblick deS Herrscherpaares in dem Krönungs ornate geben Bilder von der eindrucksvollsten Wirkung, welche durch da- gleichzeitige Abfeuern der Kanonen und den von draußen hereinschallenden Jubel der Menge ge steigert wird. Die Krönungspredigt hält der Obcrcon- sistorialrath Snethlage. Anlrhnend an l, Kor. 18, 27.: „Nun hebe an zu segnen daS HauS Deine» Knechte», daß es ewiglich sei vor Dir; denn wa» Du, Herr, seg nest, daS ist gesegnet ewiglich". — Dem KrönungSact folgt da» Tedeum, und hierauf ziehen sich die Majestä ten unter Absingung de» 21. Psalm» im Zuge wie oben in da» Schloß zurück. Im Innern, und zwar im Thron saale findet der Empfang der katholischen Gastlichen statt; hatte dem Leben, meinem eignen Leben angehört; so war sie einst gewesen, die vor vielen Jahren ihre Hand in meine legte, die noch an meiner Seite lebte. „Ich blickte wieder auf, e» ließ mich nicht; der Durst nach Schönheit überwältigte mich ganz. Der Anfang eine» alten Liede» fiel mir ein: „O Jugend, o schöne Rosenzeit!" — sie hatte es damals in meinem älter- lichcn Hause ost gesungen. Ich streckte die Arme nach dem Bilde au», al» müsse sie so noch einmal wieder kehren, als sei diese süße jugendliche Gestalt noch nicht für immer der Vergangenheit anheimgcfallen. „Da plötzlich, während mein Herz von Reue und von vergeblicher Sehnsucht zerrissen wurde, überkam mich ein Gedanke unzweifelhaften, unaussprechlichen Glücke». Sie, die da» einst gewesen war; sie selber lebte noch; sie war in nächster Nähe, ich konnte schon jetzt, in diesem Augenblicke nocb bei ihr sein. „Ich verließ daS Zimmer, ich suchte sie; aber sic war nicht mehr im Hause. Als ich in den Garten hinab ging, kam sie mir unterhalb der Terrasse entgegen. Sie sah mich lächelnd an, als wolle sie in meinen Augen die F.eude über ihr GcburtStagSangebinde lesen. Aber ich ließ ihr keine Zeit, ich faßte schweigend ihre Hand und führte sie in den Garten hinab. — Und wie sie in dem weißen Morgenklride in ihrer mädchenhaften Weise neben nur ging, mit ihren stillen Augen mich fragend und erstaunt betrachtend, wie ihre Hand so leicht und hingcgebcn in der meinen lag, da konnte ich nicht er warten, mich anbetend vor ihr niedcrzuwersen , denn alle Leidenschaft meine» Leben» war erwacht und drängte ihr entgegen, ungestüm und unaufhaltsam " Rudolph schwieg einen Augenblick; dann sagte er leise, indem er vor sich in da» Abrndroth blickte, da schon mit seinem letzten Schein am Himmel stand: „So habe auch ich noch au- dem Minnebecher getrunken, einen die Anrede hält der Cardinal-Erzbischof von Köln, Geissel, e» folgt der Empfang der ehemals Reich-unmittelbaren. Inzwischen hatten sich die Festtheilnehmer au- der Kirche in den Schloßhof begeben. Es erscheint der König und der Hof auf der Throntribüne, zur Rechten de- Mo narchen stehen die Prinzen, zur Linken die Minister, höchsten Staat- u. Würdenträger, die Königin und die k. Prinzessinnen erscheinen an den Fenstern bei der Tri büne. Nachdem die- Alle» geordnet, hält der König folgende Ansprache: „Von Gotte- Gnaden tragen Preu ßen» Könige seit 160 Jahren die Kione. Nachdem durch zeitgemäße Einrichtungen der Thron umgeben worden ist, besteige Ich al- erster König denselben. Aber eingedenk, daß die Krone nur von Gott kommt, habe Ich durch die Krönung an geheiligter Stätte bekundet, daß Ich sie in Demuth au- seinen Händen empfangen habe. Die Gebete Meine» Volkes, Ich weiß e-, haben Mich bei diesem feierlichen Acte umgeben, damit der Segen des Allmächtigen auf Meiner Negierung ruhe. Die Liebe und Anhänglichkeit, welche Mir seit Meiner Thronbesteigung erwiesen wurde und die Mir so eben in erhebender Weise bekundet wird, sind Mir Bürge, daß Ich unter allen Verhältnissen auf die Treue, Er gebung und Opferwilligkeit Meine» Volke- rechnen kann. Im Vertrauen darauf habe Ich den althergebrachten Erb huldigung»- und Unterthaneneid Meinem treuen Volke erlassen können. Die wohlthuenden Beweise jeder Liebe und Anhänglichkeit, die mir jüngst bei einem verhäng- nißvollen Ereignisse zu Theil worden, haben diese- Ver trauen bewährt. Gölte» Vorsehung wolle die Segnungen des Friedens dem theucrn Vaterland« lange erhallen. Vor äußer«« Gefahren wird Mein tapferes Heer dasselbe schützen. Vor innern Gefahren wird Preußen bewahrt bleiben, denn der Thron seiner Könige steht fest in seiner Macht und in seinen Rechten, wenn die Einheit zwischen König und Volk, die Preußen groß gemacht hat, bestehen bleibt. So werden wir auf dem Wege beschwornen Rechts den Gefahren einer bewegten Zeit allen drohen den Stürmen widerstehen können. Das walte Gott!" Nunmehr tritt der Minister des Innern auf den Podest der Freitreppe und verkündet die StandeSerhe- bungen. In den Herzogsrang wird erhoben der Fürst von Hohenlohe-Oehringen al- Herzog Ujest. Den Fürsten rang erhält der Graf Blücher. In den Grafenstand werden erhoben: die Freiherren v. Behr-Negedank in Pommern und v. Rothk«rch-Trach in Schlesien. In den Freiherrnstand werden erhoben: der LandgerichtSrath v. Solemacher in Koblenz und der General v. d. Esebeck in der Mark Brandenburg. Die übrigen Nobilitirungcn belaufen sich etwa auf 40. In Berlin der geh. Com- merztenrath Karl und der Bankier Oppenfeld. — Die Amnestie ist ausgedehnt: auf alle Preßvergehen, Ver gehen gegen da» VereinSgesetz, Widersetzlichkeit gegen Grenz- und Forstaufsicht, alle Uebertretungen, Duell und damit Zusammenhängendes. Sammtliche Strafen unter 6 Wochen oder 50 Thalern Geldbuße sind niedergeschlagen, endlich wird 120 schweren Verbrechern auf Grund guter Führung der Rest der Strafe erlassen. Hierauf ruft der zu Pferde auf dem Schloßhofe haltende Neichsherold: , ES lebe der König Wilhelm." Von allen Seilen er schallt lauter Jubel, und während, von den Musikchören begleitet, da- Lied angestimmt wird: „Nun danket Alle Gott", erdröhnen draußen die Kanonen. Der König und der Hof ziehen sich in die innern Gemächer zurück und langsam vcrtheilt sich die Masse der Zuhörerschaft durch die Schloßportale. Um 5 Uhr findet große» Gala diner im Moskowiter-Saale von über 1000 Gedecken statt. — Das herrlichste Herbstwetter begünstigte da- Fest, welche» Abends mit einer Illumination schloß. — Die, nach dem feierlichen Abbringen der 150 Fah nen und Standarten der Armee in das Schloß zu Kö nigsberg, den dort versammelten commandirenden Gene ralen, Generalinspcctcuis, Jnspecteur», Generalen und StabSosfizicren, unter denen sich die sämmtlichen Regi mentskommandeurs der ganzen Armee befanden, — ge haltene Anrede Sr. Maj. de- König» wird in der ,,A. Pr. A." mitgetheilt. E» heißt darin: „Von Got te» Händen ist Mir die Krone zugefallen, und wenn Ich M«r dieselbe von Seinem geweihten Tische auf da» Haupt setzen werde, so ist e» Sein Segen, der sie Mir erhalten wolle! Sie zu vertheidigen ist die Armee be rufen, und Preußens Könige haben die Treue derselben noch nie wanken sehen. Sie ist e» gewesen, welche den König und da» Vaterland in den unheilvollsten Stür men erst vor Kurzem gerettet und seine Sicherheit be- f.stigt hat. Auf diese Treue und Hingebung rechne auch Ich, wenn Ich sie aufrufen müßte gegen Feinde, von welcher Seite ste auch kommen mögen. Mit diesem un erschütterlichen Vertrauen sehe Ich al» König und Kriegs herr auf Meine Armee." — Der Feldmarschall Freiherr v. Wrang el erwiderte auf diese königlichen Worte un gefähr: „Wir danken Ew. Majestät nicht allein dafür, daß wir zu Zeugen dieser denkwürdigen Feier berufen worden sind, sondern auch für das große Werk Ew. Ma ltesen, herzhaften Zug; zwar spät — aber dennoch nicht zu spät!" Wir saßen schweigend neben einander; allmählich brach die Dunkelheit herein. Im Garten war Alle» still geworden ; aber im Pavillon unten waren schon die Lichter angczündet und schienen durch die Büsche. Nun wurde ein Accord angeschlagen, und von einer tiefen Altstimme gesungen klangen die Worte durch die Nacht: O Jugend, o schdne Rosrnzeit! Literatur. Feodor Wehl hat ein Novellenbuch: „AllerweltSgeschichten" (BrcSlau bei Trewendt) herau-gegeben, welche- ausschließlich für Leser bestimmt scheint, die eine Nervenerregung durch romantisch grausige und blutige Geschichten lieben; denn nur solche hat der Verfasser mit besonderer Neigung zusammengestellt. Und statt sie in einer künstlerisch auSgeführtrn Behandlung mit Charakteristik der Personen und psychologischer Moti- virung zu geben, zog ervor, bekannte historisch sowie theilwei» abenteuerlich erfundene Stosse in kurzer, gedrängter Fas sung und in lebendiger Schilderung der Thatsachen und wechselnden Situationen vorzutragen, wobei er ein an genehme» und gewandtes Erzählertalent entfaltet. Am gelungensten sind in solcher Darstellung die historischen Stoffe über die Familie der Earafa (von Reumont aus führlich beschrieben), der FoScart re.; aber auch unter den seltsamen Historien mit Zuthat eigner Erfindung sind einige durch einfache, drastisch anschauliche Erzäh- lung-weise von spannender Wirkung, z. B. „Da» Duell der Ma-kc". —v— * In Karlsruhe ist ein neue» fünfactige» Schau spiel: „Marie Stuart in Schottland", mit Beifall gegeben worden. Der Verfasser nennt sich M. v. Eschenbach und soll der durch seinen „Tristan" bekannte Dichter Weilen sein. jestät, die Verstärkung ter Armee, und ich fühle mich im Sinne aller Anwesenden berechtigt, r» auszusprechen, daß Jeder von uns vor Eifer brennt, diesen Dank auch durch Thaten zu beweisen." München, 16. October. (F. I.) Zum Gesetzentwurf über Ausdehnung deS pfälzischen Eisenbahnnetze» brachte der Finanz-Au-schuß der Kammer der Abgeord neten folgenden Zusatz in Vorschlag: al» Marimalgröße de» Bauaufwandes wird für die Eisenbahn von Kaisers lautern nach Hochspeyer durch da- Alseuzthal bi- an die LandeSgrenze bet Kreuznach die Summe von 7,700,000 Fl., für dir Eisenbahn von Neustadt nach Dürkheim die Summe von 1,450,000 Fl. angenommen und hierfür die Zinsenge währschaft mit 4H, übernommen. Von dem Abg. Freiherrn v. Lerchenfeld wurde geltend gemacht, daß die Bahn von Winden oder Rohrweiler an den Rhein die Sicherheit der Festungen Landau und Germer-Heim gefährd«, und die durch selbe gewonnenen Vortheile diesen Nachthril nicht aufzuwiegrn vermöchten. — Referent Neuster er blickt den Schwerpunkt der sämmtlichen projectirten Bah nen auf dem Zustandekommen der Mannheim-Lud- wig-hafcner stehenden Eisenbahnbrücke im An schluss« an die bereit» bestehenden Linien und bemerkt über die hiervon abhängrnbe Erhaltung und Erweiterung de» nationalen Verkehr»: „Der ganze Verkehr, welcher sich aus Frankreich, insbesondere au- ParrS nach Mittel deutschland zieht, kann hierdurch dauernd gewonnen wer den; ja mit der Vollendung der Heidelberg-WürzburgerBahn wird die kürzere Route von Part- nach Leipzig und vico versa wieder die über die Pfalz, und in solcher Weise auch die Hof-Bambrrg-Würzburger Bahnlinie für den allenfallsigen Entgang entschädigt werden, welchen ihr die neu bewilligten Schienenwege Schwandorf Bayreuth-Eger- Plauen zuzufügen im Stande sein möchten. Ja der ganze nördliche Theil von Bayern, Alle», was au» Böh men nach Part- und Havre geht, wird seinen Weg über Würzburg, Heidelberg, Ludwig-Hafen und Forbach neh men, und selbst Bremen wird seine Maaren über Kassel und Frankfurt nach Frankreich über die Pfalz verschicken. Daßeine stehende Brücke auch einen hohen strategischen Werth hat, namentlich wenn sic über einen Strom wie der Rhein führt, springt selbst für den Laien in die Augen, abge sehen davon, daß diese Brücke für die Pfalz und deren Festungen bezüglich der militärischen Operationen dienen kann. Wie diese gegen 3 Stimmen, so wurde die Vor lage über den Bau einer Eisenbahn von Würzburg an die badische Grenze bei Kirchheim einstimmig an genommen und außerdem der Wunsch beigefügt: „eS wolle die k Staatsregierung die Erbauung einer Zweigbahn von Aschaffenburg nach Miltenberg in Erwägung ziehen." Ein vom Abg. Schobert gestellter Antrag, wonach die Verbindung der Nürnberg-H-tlbronner Bahn von KrailS- heim über Wassertrüdingen geführt werden soll, wurde dem k. Staat-Ministerium zur Kcnntnißnahme htnüberge- geben. — DaS dritte heute genehmigte Bahnprojrct be traf die Erbauung einer Privalbahn von Starnberg über Tutzing nach Penzberg und an den Peissenberg. U Paris, 16. October. Die Lage de- Geschäfts- lebens, auf die Probe gestellt durch ha» Inkrafttreten de» Handelsvertrag» mit England, verwickelt durch den Mangel an Brodstoffen und den Preisaufschlag de» Bro- de», beschäftigt mit gutem Grunde die Regierung. Wa da» Getreide betrifft, so hofft man die Krise mit Zuhilfe nahme vieler Millionen zu beschwören und berechnet, daß der Ausfall an der Ernte bi» zum 1. Januar 1862 gedeckt sein wird. Aber auch wenn diese Hoffnung in »Erfüllung geht, bleibt noch mancher Grund zur Unruhe. Die Miethen vom 8. und 15. gehen mit großer Schwie rigkeit ein. Kurz cs herrscht eine allgemeine Klemme, für deren Größe da» Gerücht einen Maßstab giebt, die Bank von Frankreich solle einen ZwangScour» für ihre Noten anstreben. Daran glaube ich nun nicht im Ent ferntesten. Aber e» will etwa» sagen, daß so «in Ge rücht nur entstehen konnte. Man hatte von dem Rück tritte des Bankgouverneurs Herrn de Germiny gesprochen, der seine 22jährige, an den Sohn des Herrn B.noist d'Azy verheirathete Tochter verloren. Aber r» ist nicht» daran. — Der französisch-englische Handelsvertrag, dessen ich oben gedachte, hat übrigen», wie sich zeigt, mehr Furcht erweckt, al» Schaden gethan. Die Mehrzahl der englischen Maaren wird schon durch den guten Geschmack zurückgrwiesen werden. — Au» Neapel erhalte ich un- term 8. Oktober Nachrichten, wonach die Aufregung sich auch der höhern Klassen bemächtigt und sie der Indolenz und Lethargie entreißt. Vorgestern, schreibt mein Ge währsmann, wohnte ich der Versammlung einer Fraktion des Parlament» bei Von den 192 Deputaten, die da ehemalige Königreich beider Sicilien zu der Gcsamrnt- zahl der 443 Mitglieder dcS italienischen Nationalparla- ment- schickt, ist bet Weitem der größte Theil hier an wesend. In der oben gedachten Versammlung, die nur einen vorbereitenden, aber darum doch sehr bedeutungs vollen Charakter trug, wurden mehrere wichtige Fragen erörtert. Einstimmend in den allgemeinen Nothschret des geplagten Lande», schlug man verschiedene Abhilfen vor, und die Meisten neigten sich einer Spaltung de» Par laments zu. Die Maßregeln, welche überhaupt in Frage kamen, waren folgende: 1) Abfassung eine» Pro teste» im Namen de» alten Königreichs, der in der näch sten ParlamentSsesston verlesen und dann am Throne niedergelegt werden sollte; 2) baldmöglichste Veranstal tung einer allgemeinen Versammlung der Vertretung de alten Königreich», Demission in Masse und Rückgabe der Vollmachten an da» Volk, von dem man sie empfangen; 3) definitive Eonstituirung de» Parlament» zu einem getrennten polttischen Körper; faktische Herstellung einer mit der Centralregierung und dem in Turin tagenden Parlamente in Opposition stehenden localen Repräsen tation, Aufforderung zu neuen Wahlen unter Formult- rung de» Volksbeschlusses über die Vereinigung oder de finitive Trennung von Piemont. — Au» Konstanti nopel kommen schlimme Nachrichten über die Zustände. Der englische Einfluß soll unbestritten dominiren. — Die Nachricht von einer beabsichtigten slawischen Expe dition unter Befehl des Polen MieroSlawski hat hier viel Aufsehen gemacht. Gegentheiligen Gerüchten zum Trotz, welche die Häupter der Emigration, Kofsuth und Klapka, verbreiten, glaube ich zu wissen, daß di« Ungarn sich vorbereiten, an dieser Expedition Theil zu nehmen. Paris, 18. Oktober. Der heutige „Moniteur" ent hält ein Rundschreiben de» Minister» de» Jnnnern, Herrn v. Persigny, über nickt autorisirte Wohlthätig- keitSgesellschaften, in welchem der Nutzen dieser Associa tionen anerkannt wird. In Bezug auf die Freimaurerei sagt da» Rundschreiben, sie sei von Patriotismus be seelt und e» erscheine vorthcilhaft, deren Eristenz anzu erkennen, indem man ihre Central-Organisation adändere. — In Bezug auf den St. VtnceNt - Paul-Verein tadelt da» Ctrcularschreibrn di« Eristenz der Provinztal- comitöS und de» höher« Rath« in Pari«, indem sie den Local-Comitö« jede Initiative rauben, eine Art von ge heimer Association bilden, deren Verzweigungen sich außerhalb Frankreichs erstrecken und die dem Vereins- Budget Gelder zu unbekannten Zwecken entziehen. — In dem Eircular werden die Pläfrcteu angewiesen, da» seit zu langer Zeit verletzt« Gesetz au-zuführea, sich über dies« Associationen Auskunft zu verschaffen und jede Versamm lung de» obern Rath» und der Provinzialcomitö» zu un tersagen. — Die „Revue de» deur Monde«" hat wegen ihrer letzten Ueberstcht eine Verwarnung erhalten. Paris, 17. Oktober. (K. Z.) Wie man versichert, hat der Bankconseil in seiner heutigen Sitzung be schlossen, vor der Hand keine weitern Maßregeln zu er greifen. Heute hat übrigen» die Bank damit begonnen, die 50 Mlllionen, die ihr die englische Bauk leiht, auf diese zu ziehen- Für einige Zeit wird ihr daher wohl geholfen sein. Mit den Rlssourccn, die sie diesen Monat au» ihren Renten zog, beträgt der Zuschuß, den sie em pfing, über 70 Millionen. Außerdem steht die Bauk in Unterhandlung, um noch weitere hundert Millionen tu England aufzunehmea. — Die „Patrie" macht zu der Nachricht von dem französischen Truppenwechsel und der Verlängerung der Verträge der Militärverpflegung in Rom die boshafte Bemerkung gegen die italienische Regierung: „Die neuen Verträge sind auf rin Jahr ab geschlossen, wa- genugsam anzei^t, daß die Verlängerung deS jetzigen 8iaius guo in Rom auf und«stimmte Zett geht." Auch der „Jndöp. belge" wird au» Pari» mit getheilt, daß seit geraumer Zeit dre Beziehungen zwischen dem Vatikan und den Tuilerien nicht so innig gewescn seien, wie in diesem Augenblicke, da Lavalett« Weisung habe. Alle» aufzubitten, um auf gutem Fuße mit der römischen Curie zu bleiben. — Die neapolitarnsche Flücht- lingSarrstokratie in Pari» hat dem Könige Franz ll. einen Ehrendegen geschenkt, der 16,000 F«c». kcstrt. — Das „Correspondenz-Büieau" in Marseille bringt ein au» Neapel dattrtes Schreiben vom 13. Oktober, worin angezetgt wird, daß seit drei Tagen nicht weniger al» 143 thetls Bourbonisttsche, theil» auSländ«sch« Offi ziere ins Neapolitanische abgegangen seien, um daselbst unter Borge» Leitung den Aufstand zu organistren; diese Nachricht komme auS bester Quelle. — (Jnd. b ) Lord Palmerston, welcher am 16. in Toulon erwartet war, hat eine Depesche hergeschickt, wo rin er anzrigt, daß er seine Reise verschoben hab«; die dahin an ihn gerichteten Briefe sollen ihm überschtckt werden. Bern, 18. Oktober. (F. I.) Der EtaatSrath von Genf wird gerichtliche Klage gegen den „Eonstitutionnrl" wegen Verleumdung erheben. — Der BundeSrath Fornerod ist auf einer officiösen Mission in Genf. Turin» 17. Oktober. Au» Locarno von gestern wird der „Turiner Zeitung" gemeldet, daß ein Duells wel che» zwischen dem Marquis Rivadebro und dem Ge neral BoSco statifinden soll, unterblieben ist, da DoSco sich nicht rin fand. Nach 24stündig«m Warten ließ Herr Rivadebro ein Protokoll abfassen und reiste wieder ab. (AuS Pari» wurde gestern unter gleichem Datum da- Stattfinden des Duell» und Rivadebro'- Verwun dung gemeldet.) — Der Pater Passaglia ist in Pog- gio angelangt. — Die „Monarchia nazionale" theilt eben falls mit, daß «in Kongreß ungarischer Partei führer in Genua stattgefundeu hat. Mailand, 17. Oktober. (W Z.) Die heutige, Persev." schreibt: Im Monat November werden 3000 Carabi nieri in die neapolitanischen Provinzen ab geschickt. Cialdint wird heut« von Neapel abret- sen. — Der „Eepero" berichtet nach Briefe« au» Ea- labrien und Apulien, daß bet Manfredouia eine mäch tige Trupenconcentrtrung organistrt wird, um eine Operation zur Unteiwerfung der zahlreichen Insurgenten banden zu unternahmen, welche — aus den Abruzzen, Terra-di Lavoro und dem Avelltno-Bezirk vertrieben — sich auf die Höhen de» Berge- Gargano geflüchtet haben. London, 17. October. Der nutgrthellte telegraphische Bericht über Earl Russell'S Newcastler Rede war genau und vollständig, wie un» eine Vergleichung mit dem heute vorliegenden stenographischen Berichte zeigt. Die üblichen Toastreden enthielten nicht» al» Complimente für den gefeierten Gast, sie können somit stillschweigend übergangen werden. Nachzutragea ist nur Eine», wa» der Telegraph nicht gemeldet hatte. Nachdem Earl Russell in einem zweiten Toaste von den industriellen Fortschritte» dcS Norden» und insbesondere Newcastle» gesprochen hatte, sagte er Folgende»: „Gestatten Sie mir schlicßlich noch eine Bemerkung, die in mein Departement schlägt. E» hat sich die Brsorgniß laut gemacht, daß infolge de» zwischen Deutschland und Frankreich abzuschlteßende» Han delsverträge» unsre geschäftlichen Beziehungen z» Deutsch land beeinträchtigt «erden dürften. Ja dieser Beziehung kann ich Ihnen nun die Mittheilung mache«, daß wir die allerbestimmtesten Zusicherungen erhalten habe«, daß jeder Frankreich gewährte Vortheil auch unser« Laude» und zwar an demselben Tage oder unmittelbar darauf, gewährt werden soll." Diese Ankündigung de» etzeln Lord» wurde mit lautem Hört! Hört! ausgenommen. St. Petersburg. Für Riga, so schreibt die „Rtg. Ztq.", war der 24. September (wohl alte» Styl», also 6. Oktober?) ein bedeutungsvoller Tag, an welchem die Eisenbahn feierlich eröffnet und dem allgemei nen Verkehr übergeben wurde. Nachdem die Oberver waltung der Wegecommunication und öffentlichen Bau ten die Bahn und deren Betriebsmittel durch «ine beson dere Commission hatte prüfen lassen und die Genehmi gung zur Eröffnung rrthetlt hatte, wurde diese vom Vorstand« der Gesellschaft an dem bezeichneten Tage an geordnet. Mittag» wurde die Probefahrt gemacht, an welcher der Generalgouverneur, der Commandant, der GouvernemrntSchrf, die Repräsentanten der Behörde« de» Lande» und der Stadt und mehrere Aktionäre Theil nahmen. » — Man schreibt auS Odrsssa, daß da» Gerücht von der Ratifictrung eine» Handel»vertrag» zwi schen Rußland und der.Türket dir trostreichsten Hoff nungen erwecke, und zwar um so mehr, al» die Ver tiefung der Donaumündung auf 17 und 18 Fuß, die Erbauung einer Eisenbahn zwischen Przemy»! und Lemberg und die Verbindung der galizischen Eisenbah nen mit Galacz, welche die moldauische Reglern»» über Tschrrnowitz durch daS Seretthal zu bewerkstelligen beab sichtigt, den Odessaer Handel mit einer starken Concurrenz bedrohen. Da diese Arbeiten jedoch nicht vor Verlauf von 5 Jahren beendigt sein können, wäre e» durchaus vothwendig, eine Eisenbahn von Kieff nach Odefsa zu bauen, um unfern Hafen vor dem unau»- bletblichen Verfall zu retten. Man sagt, daß da» Pro jekt zu der Odessaer Eisenbahn längst fertig sei, die Aus führung desselben aber unüberstetgliche Hiudermfse tn de« schlechten Lourse gefunden hab«. — Die erste Ver anlassung zur Nu»wandrrn«- der Tatnre»
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