Delete Search...
Dresdner Journal : 10.05.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-05-10
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186205108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18620510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18620510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1862
- Monat1862-05
- Tag1862-05-10
- Monat1862-05
- Jahr1862
- Titel
- Dresdner Journal : 10.05.1862
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
2U,o»»r»r«t»-reife: äükrlie^! d Dblr. 10 bixr. io >».»»«0.1 Io» Losioock» ^)»hrl.r 1 ,, 10 „ ,, „ (tritt b>q»t mul «on»t!ieb ia vr—6«»: 15 kl^r. l ktempelru- Llu»»!u« Niuomoro: 1 blxr. ) »ctilox kioro. Zuier»lriq»rrist: , k'ür äe» 8«ooi «ioer »»"p^t^vou 2«il«: 1 Vot«r „Lio^vsouät" 6i» L«Ue: 2 dixr. «rschrwr«: Ds^ticb, o>it Xniookme 6er 8ooo- ans k'*i«rt»x«, ^doucks Nir Leo kolxvoäeo '1»x. AnsdnerMurMl. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Snseratenannahmr auswärts: ko. lioxxosroiro», 6ommio»iooiir 6v» Drescknor ckourn»!»; ebon6»,vlb»t: II. iivoooo; Alto»»: IlLmxosi'd!!« L Vovi.oo; Loriio: (luooivo'svkv Ituobb., Itorooort:»'« Uureou; Nrowov! bt. 8cni.orro; kroollkort o. N.: »ob« liuobkuucklunx; Ldloi ^vul.r ULliooxu; korl»: v. l-üdvodiroi.» (28, rue 6e» bvll» eotoo»); kr»^: ko. kooi-ico » Ijliobb»o6Iul>x. Nrrausgrdrr: Xöolxl. kxpeäitioo äes Or«s6o»r Foorn»!», vr«»6eo, I6»rieostr»»»« Kr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 28. April. S«. Königliche Majestät haben den zeitherigrn Bergmeister zu Allenberg Julius Friedrich Perl unter Enthebung von dieser Stelle zum Bergmei ster zu Marienberg zu ernennen geruht. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Lsk-r«phts<be Nachrichtev. Zrituugsschau. (Weser-Zeitung. — Constitutionnrl. Patrie. — DvbatS.) TsgrSßrschichtr. Dresden: Landtagsangelegenheit. Staatsminister v. Beust nach Annabrrg. — Wien: Der Kaiser nach Venedig. Solidarität bezüglich der auswärtigen Politik. Erklärungen des Grafen v. Nech- brrg im Abgeordnetenhausc. — Prag: Die Auswan derung nach der Krimm. — Berlin: Zu den Wah len. Delbrück zurück. Fichtefeier. Vom Hofe. — Stuttgart: Adreßdebatte der Kammern. — Karls ruhe: Verurtheilung wegen Duell. Kammerverhand lungen. — Dessau: Einziehung der Thalerscheine von 1849. — Frankfurt: Budget. Bewilligungen für das Schützenfest. — Paris. Vom Hofe. Schwim mende Lazarethe. Aufruf an die Logen. — Brüssel: Aus der Deputirtenkammer. — Neapel: Vermisch tes. — London: Fabrikantenmeeting. — Von der Eider: Dänische Befestigungen. —Warschau: Die jüngsten Manifestationen. — New-Pork: Vom Kriegsschauplätze. Ernennungen u. LerseHungrn. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau.) Brrwischtes. Statistik und Lolkswirtbschaft. Feuilleton. Inserate. Lagrskalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Hermannstadt, 8. Mai. (Tel. d. W. Zig) Das sirbevbürqische Guberuium hat dielRepräseu- tation der sächsischen Nationtuuiverfität an De. Majestät den Kaiser zurückgrwiesen. Triest, Donnerstag, 8. Mai, Nachmittags. Rach Berichten ans Athen vom st d. M. ist die Könsglst Amalie von Griechenland von den Be^ schädigungen, »elche dieselbe bei einem am 39. April gemachten Pferdesturz erlitten bat, vollkommen wieder hrrgrstellt. — In Athen. Syra, Tripoliha und Nauplia sind neue Verhaftungen Vorgenom- men worden. Der König hat an die Armee und an die Marine Dankdecrrte erlassen. Brüssel, Freitag, 9. Mai. Dem belgischen „Moniteur" zufolge ist in dem Zustande des Kö nigs keine merkliche Veränderung eingetreten. Die Rächt war nicht schlecht. Die Tochter des Königs, Erzherzogin Charlotte (Gemahlin des Erzherzogs Marimilian), ist gestern Abend hier angrkommen. . St. Petersburg, Donnerstag, 8. Mai. Das „Journal de St. Petertbourg" meldet die defini tive Enthebung deS Generals Lambert krankheits halber von dem Posten eines Statthalters deS Königreichs Polen. Sein Nachfolger ist noch nicht ernauut. Der interimistische Statthalter deS Kö nigreichs Polen, General LüdrrS, ist gestern nach Warschau zurückgekehrt. Dresden, 9. Mai. Einem New-Borker deutschen Blatte entnimmt die „Weser-Zeitung" Folgendes über die Gefahren, welche eine Unterschätzung der noch bevorstehenden Aufgabe der Unionisten mit sich bringt. Es erinnert daran, daß selbst die größten Kriege in der Regel durch eine oder höchstens zwei große Schlachten entschieden werden, und daß man, ehe diese gewonnen sind, alles vorher Er rungene ebenso rasch verlieren kann, als es gewonnen ward, und sagt dann: „Es besteht hier zu Lande die leidige Unsitte, die Besetzung jedes Dorfes, die sich als natür liche Folge aus einem großen Siege rrgiebt, als einen brsondern, unabhängigen Erfolg auszuposaunen. Gerade als ob vor drei Jahren nach der Schlacht bei Magenta die widerstandslose Occupation jedes Dorfes und Fleckens in der Lombardei als ein „neuer, glorreicher Sieg" hätte verherrlicht werden sollen. Man nahm selbst die Be setzung von Mailand als ein selbstverständliches Resultat der Schlacht hin und nahm sich nicht die Zeit, darüber zu prah len und zu krähen. Ganz anders hier, und die Folge davon ist, daß schließlich jeder vernünftige Maßstab für die Tragweite von Siegen und Niederlagen und die verhält- nißmäßige Wichtigkeit der einzelnen Kriegsvorgängc ver loren geht. Alles, was im Westen für den Bund ge wonnen worden ist — die Räumung von Bowling-Green und Columbus, die Besetzung der Cumberland-Linie sammt Nashville und des Flachlandes von Mittel-Ten nessee —, war die unmittelbare Wirkung der Einnahme des Forts Henry und des Forts Donelson; gerade so, wie die Occupation der ganzen Lombardei die Wirkung der Schlacht bei Magenta war. Aber da man über jede weitere Meile, welche die Bundesheere zurückgelegt haben, ein ebenso lautes Triumphgeschrei erhoben hat, wie über die Schlacht bei Fort Donelson, so ist das ursächliche Verhältniß, in welchem diese zu den spätern Erfolgen stand, ganz in Vergessenheit gerathen. Erst bei Gelegenheit des Ueberfalls bei Pittsburg-Landung scheint unsern Ge neralen das gute alte Sprichwort eingefallen zu sein: Wie gewonnen, so zerronnen. Durch eine Hauplnieder- lage dort würde der Bund im Westen eben so sicher alle seit der Schlacht bei Fort Donelson errungenen Einzel erfolge verloren haben, wie die Franzosen, wenn sie die Schlacht bei Solferino verloren hätten, die ganze Lom bardei sammt Mailand (Nashville!) würden haben auf geben müssen. Die Franzosen gewannen bei Solferino einen ebenso knappen Sieg, wie die Bundestruppen am 7. April bei Pittsburg-Landung. Die Oesterreicher zogen sich in bester Ordnung zurück, und man konnte nicht wagen, sie zu verfolgen. Verona, Mantua, Pescheera und Legnago waren ihr Corinth. Sic dort anzugreifen, konnte das „siegreiche" französische Heer nicht wage«, und — Venetien, ja sogar ein Stück der Lombarei ist noch heute im Besitz der Oesterreicher, wie Mississippi und ei» Stück von Tennessee im Besitz der Rebellen. Sol- ferino sicherte den Franzosen nur, was sie bereits erobert hatten, wie die Schlacht bei Pittsburg dem Bundesheere nur den Besitz der Früchte des Sieges bei Fort Donelson sicherte." Die „Weser-Zeitung" setzt hinzu: „Die Lage ist im Osten in der Thal precär. Die Potomac-Armee, die durch ihre compacte Macht den Feind zum Rückzug auS Manassas zwang, statt daß sie ihn dort, wenn M'Clellan — nicht etwa ein Napoleon, sondern nur ein loyaler Feldherr gewesen wäre, vernichtet haben würde, ist jetzt in die drei Heere M'Clellan's, M'Dowell's und Banks' zersplittert, von denen keins das andere unter stützen kann. M'Dowell steht bei oder in Fredericks- burg; Banks hat sich im Shenandoah-Thale von dem gewandten und listigen Rebellengencral Jackson bis New- Market oder Harrisonville hinablockcn lassen; Fremont, dem gleichfalls ein Theil der Potomac-Armce (namentlich die deutsche Division unter Blenkcr) zugetheilt worden ist, sucht erst vom nordwestlichen Lirginien nach dem Shenandoah-Thale zu gelangen. Wenn der Feind allen diesen Corps Zeit zur Ausführung einer concentrischen Bewegung auf Richmond geben will, so ist freilich der Erfolg nicht zweifelhaft; aber wird er das wollen? Wie, wenn er sich plötzlich mit aller Macht auf eins dieser Corps würfe, sei es M'Clellan's oder M'Dowell's? Das erstere könnte vielleicht einen so unfruchtbaren Sieg wie den bei Pittsburg-Landung erringen, nach dem es sich erst einige Wochen erholen müßte, während dieser Zeit könnte M'Dowell über den Haufen geworfen wer den. Von solcher Art war der letzte Feldzug Napoleon's im Jahre 1814. Habe» die Rebellen einen Napoleon? Das ist freilich die Hauptfrage." Ueber Mercier's Reise nach Richmond spricht der „Constitutionnrl" sich folgendermaßen aus: „Wenn cs heute eine unbestreitbare, leider außerhalb der Discussion stehende Thatsache ist, so ist es die, daß das geübteste Auge nicht das Ende der Krisis durch den Krieg in Amerika in irgend einer Zukunft erblicken kann. Der Norden hatte anfangs gesagt, daß 3 Monate ihm zur Bezwingung des Südens genügten; eS sind 13 Mo nate, daß der Kampf mit Kanonenschüssen begonnen hat, und wenn man die letzten Depeschen lieft, kann man sich überzeugen, daß die Sachen nicht weiter vorgerückt sind, als am ersten Tage. Handelte es sich nur uni ein In teresse der Menschlichkeit, so müßte man schon, und zwar eifrig, die Pacificirung dieses unermeßlichen Landes wün schen; aber es ist noch etwas mehr, als ein Interesse - der Menschlichkeit im Spiele. Es handelt sich um die Leiden des industriellen Europas. Inmitten der sich folgenden schmerzlichen Umstände und der Nachrichten, die uns täglich die amerikanischen Depeschen überbrin gen, ist die Reise des Herrn Mercier nach Richmond in günstiger Weise gedeutet und als eine Hoffnung betrach tet worden. Wir kennen nicht den Zweck dieser Reise, wir wissen nicht, ob Herr Mercier mit einer Mission beauftragt ist, aber wir geben uns gern mit dem Publi cum der Hoffnung hin, daß unser Gesandter in Wa shington Worte der Versöhnung und des Friedens an beide Theile wird richten können. Wenn diese Worte gesagt, wenn sie gehört werden, so wird dies eine große Freude für alle braven Leute Europas und namentlich Frankreichs sein." — Nach der „Patrie" sind die Conferenzcn, welche Mercier mit dem Präsidenten Davis in Richmond hat, sehr ernster Natur. Sie glaubt, daß die Eröffnungen des französischen Gesandten günstig aus genommen worden sind. Letzterer wird am 15. Mai in Washington zurückerwartet und bcgiebt sich am 25. d. M. nach Frankreich, wo er jedoch nur kurze Zeit verweilen soll. Die „Debats" dagegen ziehen die Nachricht der separatistisch gesinnten Presse, daß Herr Mercier, der französische Gesandte, wegen Anerkennung des Südens nach Richmond gereist sei, in starken Zweifel. Man könne und dürfe nicht annehmen, daß er als beglaubig ter Vertreter Frankreichs bei einer auswärtigen Macht, sich ohne Wissen und Zustimmung der Negierung zu Leuten begeben habe, die in offenbarem Aufstande gegen dieselbe sich befänden. Tligesgeschichte. Dresden, 9. Mai. In der Presse sind von meh rer» Seiten dagegen Bedenken erhoben worden, daß bei dem bevorstehenden außerordentlichen Landtage die fünf neuen Vertreter des Handels und Fabrikwesens nicht anwesend sein werden, um welche die Zahl der Ab geordneten in der Zweiten Kammer durch das Gesetz vom 19. October vorigen Jahres verstärkt worden ist. Wie wir vernehmen, ist diese Frage von Seiten der Staats regierung keineswegs unerwogen gelassen worden. Da her wird auch, wie hinsichtlich jeder bei Zusammentritt eines Landtags in einer Kammer bestehenden Vacanz ge schieht, der Ständcversammlung sofort bei deren Eröff nung über jene Thatsache eine Mittheilung gemacht, und werden dabei die Gründe dargelegt werden, aus denen die Einberufung des Landtags nicht bis nach Vollendung der Wahl jener fünf Abgeordneten hinausgeschoben wer den konnte, wenn nicht eine solche Verzögerung des Landtags herbeigeführt werden sollte, welche denselben für den Hauptzweck seines Zusammentritts nutzlos gemacht hätte. Dresden, 9. Mai. Se. Ercellenz der Herr Staats minister Freiherr v. Beust ist heute Vormittag nach Annaberg gereist. Derselbe wird sich von dort nach Chemnitz begeben und übermorgen nach Dresden zurück kehren. ch Wien, 8. Mai. Sobald die politische Lage den Anschein gewinnt, als stehe in derselben eine wichtige F e ui llet o n. Literatur. „Geschichte der Haupt- und Re sidenzstadt Dresden von M. B. Lindau. 2 Bde. Dresden,Verlagsbuchhandlung von R. Kuntze. 1860." — Das vorliegende Werk giebt eine möglichst treue und vollständige Schilderung aller bedeutender» Ereignisse, die seit der frühesten Zeit bis auf unsre Tage in Dresdens Wohl und Entwickelung fördernd oder hemmend ringe- griffen haben. Den Freunden geschichtlicher Lecture im Allgemeinen, wie den Bewohnern und Freunden Dres dens insbesondere ist das Buch zu empfehlen. Der Ver fasser, der Liebe zu seiner Vaterstadt und zu der ihr ge widmeten Arbeit mitbringt, hat sich redlich um die Quel len bemüht, dieselben mit kritischem Auge durchgesehcn und sie mit Sorgfalt und Umsicht benutzt und ver arbeitet. Der Ton des Ganzen ist schlicht und unge sucht, ohne dabei trocken und farblos zu sein, ohne der Frische und eines gleichmäßigen zusammenhängenden, lebendigen Flusses zu entbehren. Die Geschichte wird in einzelnen Abschnitten geboten, deren jeder in seinem Rahmen den Zeitraum eines Jahrhunderts umfaßt, so weit eine solche Abgrenzung der Ereignisse sich einhaltrn läßt. Die Zeit, wo die eigentliche Geschichte Dresdens beginnt, wo es aus dem Dunkel einer fernen, vielfach befabelten Vergangenheit historisch unzweifelhaft in die Reihe deutscher Städte tritt, die Zeit, wo der Geschichts schreiber zuerst sichern urkundlichen Boden betritt, ist der Anfang d«S 13. Jahrhunderts. Was jcnseit dieses Zeit punktes liegt, ist ein Gebiet, auf welchem mit Aufwand großer Gelehrsamkeit geforscht und vermuthet, aber nur wenig bewiesen worden ist. Dennoch hat der Verfasser des vorliegenden Buches auch dieser Periode Rechnung getragen. Wenn er auch hier nicht bei den unfrucht baren, zum Theil völlig unhaltbaren Meinungen und Behauptungen hinsichtlich der Begründung und Ent stehung Dresdens und seines Namens verweilt, sich weder in unfruchtbarer Hypothesenjagd, noch unerquicklich ge lehrten Streitereien ergeht, so giebt er doch hier ein in teressantes Resum« der diese Zeit behandelnden Forschun gen und ist bemüht, um Gelegenheit zu Schlußfolgerun gen für seinen Zweck zu gewinnen, ein Bild der allge meinen Verhältnisse des Landes zu entwerfen, zu dessen Mittelpunkt Dresden allmählich sich zu erheben begann. Der wirkliche Geschichtsfreund wird diese Vorgeschichte mit Interesse lesen, einem neben der Belehrung haupt sächlich Unterhaltung suchenden Leser wird sie vielleicht steril erscheinen; möge sie Letzter« jedoch nicht von der Lectüre des Buches abschrecken; hat er sich durch diese Vorgeschichte hindurch gearbeitet, so werden die im Hellen Tageslicht der Geschichte daliegenden Partien, welche mit lebendigen Farben die Schicksale seiner Vaterstadt, Freud und Leid seiner Altvordern schildern, ihm nur um so vertrauter anblicken. Mit Theilnahme wird er der Er zählung der Begebenheiten von Beginn des 13. Jahr hunderts bis auf unsre Zeit folgen und finden, wie Dresden an allen Aufgaben, welche die Culturgeschichte den Städten stellte, regen Antheil nahm und wie es schließ lich gegenwärtig nicht nur im Goldglanz eines reichen Spätherbstes daliegt, sondern wieder im Morgenlicht eines frischen, weitaufblühenden Lebens. Zunächst und besonders dürfte das Buch als passende Lectüre am häus lichen Herd unsers Bürgers sich eignen. Es wird ihn nicht allein in der Liebe zur Heimath stärken, sondern in ihm aucb den Gemeinsinn und überhaupt jene Bürger tugenden wiederum wecken und wach halten, die mit der leidigen Nivellirung socialer Gliederung in unsrer Zeit und ihren kosmopolitischen Seifenblasen immer mehr zu verschwinden drohen. Zu der Erfüllung dieser Mission in der Familie bringt das Buch einen geraden, treuen Sinn mit, der, ohne den objektiven Standpunkt des Ge schichtsschreibers zu beeinträchtigen, nach alter Sitte und gutem Rechte Alles abwägt. Diese Gesinuungstüchtigkcit bekundet sich namentlich auch in der Schilderung der Maitage des Jahres 1859, von welcher Zeit mit großer Ausführlichkeit ein klares, übersichtliches Bild entworfen wird. Hat es der Verfasser in keiner Weise versäumt, jener heimathlichen Theilnahme gerecht zu werden, die auch die Erwähnung weniger bedeutender Erscheinungen und Einzelheiten, wie sie die Chroniken bieten, nicht gern missen will; so fehlt es doch auch nicht an Mo menten, deren Bedeutung weit über die Grenzen der Stadt hinausreicht und deren Schilderung daher auch für diejenigen Leser von Interesse sein dürfte, die Dres den nicht »hre Heimath oder Vaterstadt nennen. Für das hier von uns Gesagte spricht die Theilnahme, welche das Buch in der Nähe und Ferne gefunden und welche bereits eine zweite Ausgabe nöthig gemacht hat. Diese neue, in Lieferungen erscheinende Ausgabe ist mit sauber in Steindruck ausgcführten Bildern ausgestattet worden, und die ersten fünf Lieferungen bringen folgende An sichten: das Wilsdruffer Thor im I. 1811, der Neumarkt ums I. 1750, das kurfürstliche Schloß im 16. Jahr hundert, der Zwinger zu Anfang des 19. Jahrhunderts und die Elbbrücke im I. 1731. Um diese der neuen Ausgabe beizugebenden Bilder auch den Besitzern der ersten Ausgabe zugänglich zu machen, hat die Verlags buchhandlung davon eine Separatausgabe veranstaltet, die sie den Subskribenten in fünf Lieferungen mit je fünf Bildern zugehen läßt. Von diesen Bilderheftcn liegen bis jetzt zwei Lieferungen vor. 6. 6. Aus Zwickau berichtet man uns über das sechste und letzte dasige Abonnemcntconcert des dortigen Musikvereins, in welchem Beethoven's „Lmlonia eeoiea", Wendung bevor, so z. B. jetzt in der römischen Frage' taucht auch in Wiens politischen Kreisen die Ansicht oder die Befürchtung auf, die Leitung unsrer auswärtigen Angelegenheiten werde es nicht über sich vermögen, von gewissen Ueberlicferungen abzugchen. Es ist das selbe Spiel, welches sich auf einem andern Gebiete zeigt, wo wieder und wieder Zweifel an dem rechten Ernste constitutioncllcr Gesinnung laut werden. So wahr cS aber ist, daß dieses Spiel endlich zu Schanden werden muß, wie es denn durch die Anerkennung des Princips der Ministerverantwortlichkeit im Grunde schon all ad- riuräum geführt ist: so wahr ist es auch, daß die That- sachen die vollkommene Uebereinftimmung unsrer aus wärtigen Politik mit den durch die inner» Verhältnisse des Staates bedingten Verhältnissen darthun werden. In dieser Hinsicht herrscht im österreichischen Cabinet eine Gemeinsamkeit, eine Solidarität, die sich gerade in der Auffassung der italienischen Lage ausspricht. Es ist eine Auffassung, die in erster Linie das Praktische, das für Oesterreich wahrhaft Nützliche und Opportune will, und die Kräfte schont und zusammcnhält für jene Zwecke, zu deren Erreichung diese Kräfte nothwendig in Anspruch genommen werden müssen. — Se. Majestät der Kaiser sind heute, den 8. Mai, früh von Larenburg nach Venedig abgcreist. — Wien, 8. Mai. Die gestrige Sitzung des Ab geordnetenhauses erhielt eine außergewöhnliche Be deutung durch zwei Erklärungen, welche der Minister des Auswärtigen abgab. Bei der Bcrathung des Budgets für das auswärtige Departement nahm der Abg. Ku- randa Gelegenheit, in einer längern mit Beifall aufgc- nommenen Rede den Grafen v. Rechbcrg über die Prin- cipien der gegenwärtigen Politik Oesterreichs zu intcr- pclliren. Graf Rechbcrg antwortete hierauf wie folgt: «Der Herr Abg. !>r. Kuranda hat sick aus ein Feld ringe lassen, ans dem cs mir sehr schwer wird, in allen Thcilen ihm zu folgen. Ich werde aber doch versuchen, soviel als meine Dienst pflicht und die Rücksicht für den Dienst cs mir gestatten, die fra gen, die er sür gut befunden hat, an mich zu richten, zu beant worten. Herr !>r. Kuranda bat seine Rede damit begonnen, daß er gesagt hat, es handle sich nm Principien und nicht nm Zis fern; er hat ferner gesagt, was auch ich vollkommen zugcbe, bah wir in einer Uebergangspcriode sind, und daß es sich um Prin- cipicn handle, die von dem Oabinetc heute verfolgt werden. Ich bin ganz bereit, über diese Principien Aufklärungen zn geben. (Bravo.) „Der Leitstern, dem ich folge, ist das Interesse, cs ist die Machtstellung Oesterreichs; einem andern Leitstern kann kein Mi nister des Aeuhcrn in Oesterreich folgen. Was in Bezug aus die dcuts chc Frage gesagt worden ist, so ist die Politik Oesterreichs in Bezug aus Deutschland in vier Perioden cingcthcilt worbest. Ich glaube, es kann mir nicht zugemuthet werden, aus Perioden mich einzulasscn, in denen und wahrend welcher ich nicht beru fen war, leitend in die Führung der Politik cinzuareifcn. Ein rklnziges will ich mir erlauben zu bemerken: «S ist ein Name ausgesprochen worden, ein Name, der in Oesterreich einen großcst, einen guten Klang hat, nnd nnter dem ich ebenfalls die Obre hatte zu dienen. Os ist ter Name des Fürsten Schwarzenberg ausgesprochen worden. Welches immer die Urthcile sein mögen, die über ihn gcsällt werten, weder Oesterreich noch irgend ein Mitglied dieser hohen Versammlung wird es zu verkennen im Stande sein, aus welche Höhe er Oesterreich nach schwerer Prü fung, nach schweren Leiden gebracht hat, auf welcher Stufe de» Glanzes Oesterreich im Jahre !8.",<> gestanden ist. „Was die vierte Periode betrifft, die gegenwärtige, so sind mehrere Behauptungen ausgestellt worden. In Bezug aus die Politik glaube ich mich auf die Facta berufen zu können, aus die letztcrn und neuern Facta, die beweisen, daß die kais. Regierung fest entschlossen ist, den Verband mit Deutschland zu wab rcn und die Stellung Oesterreichs in Deutschland sestznkaltm. (Einzelne Bravo links.) Wenn gesagt wird, dah neue Organe heute erforderlich sind, so ist das eine sehr weit gehende Behaup tung, eine Behauptung, welche, glanbe ich, Derjenige, der die Ver antwortung sür die Führung seines Departements übernehmen will. Derjenige, der cinstehen will dafür, daß die Geschäfte auf eine entsprechende Art geführt werden, nie übernehmen und auf die er nie eingehen konnte. Der Minister braucht Organe, die die Verhältnisse kennen, er gebraucht gcjchullc, tüchtige Organe. Sollten sie den Gehorsam verweigern, sollten sic in einem andern System gehen, als in dem System, das die Regierung befolgt, dann wird die Regierung sie zur Ordnung bringen, sie wird sie zu bestrafen wissen; Organe aber, die ihre Pflicht thun, die ibre Schuldigkeit thun, die treu und redlich bienen, die sich Verdienste erwarben, aus dem Dienste zu entfernen blos deswegen, weil sie schon seit Jahren dienen, das ist, glaube ick. ein Grundsatz, dem die hohe Versammlung aus keinen Fall beistimmcn wird. „Der Herr Abgeordnete hat weiter gesagt, daß die Regierung überrascht worden ist durch den französisch-preußischen Arien von Stradeüa und Haydn (auS der „Schöp fung"), gesungen von Frau Kapellmeister Wcttig aus Weimar, Symphonie von PH. Emanuel Bach und Hal leluja aus dem „Messias" von Händel, zur Ausfüh rung kamen. Diese war allerdings nicht durchaus ge lungen, was umsomehr bedauert wird, da das letzte Concert einer Saison entscheidend für das nächste Abon nement zu sein pflegt und sich im letzten Jahre eine starke Neigung für die Abonnementconcerte des Stadt- musikchors bemerkbar gemacht hat, das bei niedriger»! Entree und einfacherer Kost stets ein hier sehr beliebtes Dessert — nämlich Tanzmusik — seinen Gästen zu bie ten verstand. Hoffentlich bleibt aber dem Musikvcrein eine hinreichende Anzahl Freunde und damit die Mög lichkeit, auch nächstes Winterhalbjahr wieder Concerte zu veranstalten, die zu vermissen Allen schwer werden würde. Von Oe. Feodor Wehl's „Deutscher Schau bühne" (Dresden, Meinhold und Söhne) sind das dritte und vierte Heft erschienen. Sie enthalten H. v. Kleist's Ritterschauspiel: „Die Familie Schroffen stein" und Elise Schmidt'S Drama: „Der Genius und die Gesellschaft" in neuer Bearbeitung. Letzteres Stück, in den Jahren 1850 — 52 auf vielen Bühnen gegeben, machte den Namen der talentvollen Verfasserin rasch be kannt, verschwand aber bald wieder von den Nepcrtoiren. Des genialen Kleist's Schauspiel ist von A. B. Dulk sür die Bühne bearbeitet und namentlich der Schlußact mit Geschick zu versöhnendem Ende geführt. Dennoch ist sehr zu bezweifeln, daß unsrer Bühne durch diesen nur psychologisch interessanten grauenhaften Stoff, in dem die krankhafte Stimmung deS Dichters so verletzend vorwaltet, ein Gewinn zugesührt werden kann. Als größere und beachtenswerthe Aufsätze in beiden Heften
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview