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Dresdner Journal : 12.01.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-01-12
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187001120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18700112
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18700112
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1870
- Monat1870-01
- Tag1870-01-12
- Monat1870-01
- Jahr1870
- Titel
- Dresdner Journal : 12.01.1870
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8., l» »»a«: S^dlr. ZL^KrlicU: I ., lb ,. Üon»tlick:— „ lb „ 8i»r«w« ksuouosr»: l „ I» tritt jkkrUob r 1°KIr. 8t»»»p«lx«bukr, »u»»«rk»Ib a«» kkoräck Lunöei ?v«t-1106 8tewp«I»u»edI»^Iiill,» >nlrr»lNlPrrtsr: L-U» ä«o N-olii eiosr e«-P»Icei>«o 2eil«: l Vot-c „Liox«»»oät" äi« 2«ile: 3 Lrschtlnni: l^Ilvk, mit Xo»o»km» <j«r 8voo »llä l'«i«rt»I» 8d«nck, Nir äe» kvl^-oäso Mittwoch, den 12. Januar. DrrMtlZoimmI. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. W70. »nkdratemnnmynu «»wLrls: l.«lx«iU: k'». Lonuru-^ooH» 6«I vrsickosr aooro»Is; : H- k)K0l.»», Lva-i« k'o»»; L»»d<tr^ Vi,»--L»»«I - ?r»»ttitrt ». U. Uni»»,,»,, t Vooi.»«, 8«rlu». 6«oi>rvii'»cks öuodk., lirr»»,»»»', 8or«»n, livvol.r« Llo»-«! Sr«w»»: L. Ncuvorr»; Q 8r^»oe»', Xvvovcelioursuu, a»»»«, 81»» L l'vuvKvi kriulllkurt ». N : 8uokk.; Löio: Lv. Liivmi!», k-ri«: Lvl.l.i»» 3c Co., (8, kl»L» <i« I» Lour,«); kr»x: k ». Luul-lo»'» LuvUU.? Vi»»: ^l.. Orr»l.l«. Herausgeber: ILLvixl. Lrp«aitioo ä«» vreiäaoe ^oar»»I», vr»»ä«o, bl»ri«v»tr»»»a Ho. 7. Amtlicher Theil. Dre-deu, >10. Januar. Mit allerhöchster Geneh- miguug ist die Verwaltung deö ForstrentamleS Eibrn- stock, sowie die dortige Jntradcn-Verwaltung, vom 1. Januar 1870 an dem Forstinspector Theodor Emil Wettengel, unter Ernennung zum Forstrentbeamten, übertragen worden. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Schlesische Zeitung. — Kölnische lUZettung. — Neue Preußische Zeitung. — Neue freie Presse.) TagrSgeschichte. Dresden: Vom Landtage. — B er- Min: Befinden des Königs. Ernennungen für das ^BundeSobcrhandelsgericht. Vom Bundesrathe. Kam merverhandlungen. — Hannover: Zur Celler Denkmalangelegenheit. — Schwerin: Nescript an die Stande. — München: Wahlprüsungen. — Darmstadt: Kirchliches. — Karlsruhe: Zusam menkunft der Nattonalliberalen. — Wien: Die Milttärgrenzfrage. — Paris: Conflict zwischen dem Prinzen Peter Napoleon Bonaparte und Roche fort. — London: Arbcitercrawall. — Athen: Erdbeben. — New Aork: San Domingo. Dresdner Nachrichten. Vermischtes. StatWk und BolkSwirthschaft. (II. Leipziger Mcß- bericht.) EiagesandteS. Beilage. LandtagSverhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 10. Januar.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau.) Statistik und BolkSwirthschaft. Vermischtes. Telegraphische Nachrichten. Sternberg, Montag, 10. Januar, Abends. (W. T. B.) Durch ein Nescript der Mecklenburg, schwerinschen Regierung werden im Landtage neue Steuervorlaaen eingebracht, dnrch welche Lieh und Krontalsteuer beseitigt werden. An StsNe der erster« tritt eine Steuer vom großen TrltWrefltz nach Einschätzung und vom kleinen landwirthschaft- Uchen Betriebe in Stadt und Land, an Stelle der letztern eine Miethestruer von vermictheten Ge bäuden. Wien, Montag, 10. Januar, Abends. (Corr.- Bür.) Die „Presse" meldet: Erzherzog Albrecht bleibt bis 6. Februar in Frankreich, besucht dann in Florenz den .König Victor Emanuel und kehrt Ende Februar nach Wien zurück. In der heutigen vertraulichen Besprechung dcr deutschen Mitglieder deS AdreßauöschusseS deS Ab- geordnetenhauseS wurde eine Einmüthigkeit der Linken und der äußersten Linken bezüglich der Adresse erzielt. Paris, Montag, 10. Januar, AbendS. (W.T. B.) Der Justizminister Ollivier hielt bei Beginn der heutigen Sitzung deö gesetzgebender Körpers folgende Ansprache: „Das neue Cabinet hält cs für seine erste Pfl cht, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Unsre Doctri- ncn, unsre Principien, unsre Meinungen und Bestre bungen sind Ihnen bekannt. Wir werden in loyaler Weise alle Fragen mit Ihnen debattiren, sobald sich die Gelegenheit dazu bietet; sür heute genügt es wohl, wenn wir erklären, daß wir im Besitz der Regierungs- gewalt dieselben bleiben werden, die wir waren, ehe wir dahin gelangten. Das Ministerium wird das von ihm unternommene Werk fortführcn. Wir werden mit Beharrlichkeit daran arbeiten, unser Programm zu ver ¬ wirklichen. Hierzu bedurften wir des Vertrauens des Souveräns, welcher uns d -sselbc in großherziger Weise schenkte; wir bedürfen dazu nicht minder des Vertrauens der Kammer. Das Ministerium richtet seine Bitte an die gesammte Kammer. Der Majorität wird dasselbe dankbar sein für die Stütze, welche es ihm gewährt, dcr Opposition aber für die Kritik, welche sie ausüben wird. Sobald andere Männer die Majorität der Kam- mer gewonnen haben werden, so wird das Ministerium sich beeilen, diesen die Last der Geschäfte zu übertra gen. Lassen wir alle Beschuldigungen, alle Aeußerun- gen des Bedauerns schwinden. Es liegt uns ob, eine nationale Regierung zu cvnstituiren, welche sich auf der Bahn des Fortsäwltts zu bewegen weiß, damit die französische Demokratie sicht, wie der Fortschritt ohne Gcwaltthätigkcit, die Freiheit ohne Revolution zur Verwirklichung gelangt." (Lebhafter Beifall.) Im weitern Verlaufe der Sitzung veranlaßten Interpellationen Gambetta'S sowohl den KriegS- minister, alS auch den Justizminisier daS Wort zu ergreifen. Der Kriegsminister Le Boeuf erklärte, die Soldaten dürsten öffentlichen Versammlungen nicht bei wohnen. Mehrere Unteroffiziere, welche aufrührerische Schriften colportirt hätten, seien nach Afrika geschickt worden. Er sei entschlossen, die Disciplin aufrecht zu erhalten. Auf weitere Bemerkungen Gambctta's erklärte der Justizminister Ollivier: Ein Ministerium, welche- eine conftitutionellc Regierung gewähre, könne sich un möglich zum Spielzeuge der Fractionen hergeben. Völlige Ordnung und Sicherheit seien die einzigen Bürgschaften der Freiheit. Dir Regierung achte die Opposition zu hoch, als daß sie dieselbe beschuldigte, eine Emeute zu wollen. Die Regierung wolle die Freiheit loyal und vollständig; aber sie könne nicht zu - geben, daß die Freiheit Schwächen nach sich ziehe. (Lebhafter Beifall.) Ollivier schließt: „Indem die Mi nister Vollmachten annahmen, beschlossen sie, die Stelle, von welcher sie ihre Vollmachten empfangen, nicht an greifen zu lassen." Jules Favre beklagt die Inauguration eines parla mentarischen Regimes, welches damit beginne, die Dis- cussion der Verfassung zu untersagen. Ptnard fordert, zu einer freiheitlichen Regie- . rung übcrzugrben, ohne der Vergangenheit zu beschimpfen und die Solidarität mit dersewen zu brechen. Die Interpellationen über den cngtifch französisch««"* Handelsvertrag sollen erst küuftigcn Montag verhan delt werden. Der „Eonstitutionnel" berichtigt daS Gerücht, Rochefort sei von dem Prinzen Peter Napoleon Bonaparte im Duell getödtct worden, dahin: Der Prinz schrieb einen Brief an Rochefort, in welchem er demselben vorwarf, von einem seiner Tage löhmr (mimoeuvre) in einem Zeitungsartikel beleidigt word.n zu sein. Vietor Noir, Ulrich und Fonville gingen im Auftrage Grousset's, des Schreibers dieses Artikels, zum Prinzen. Derselbe fragte sie: ob sic von Rochefort geschickte Tagelöhner seien, worauf Victor Noir, einer dcr Rcdacteure dcr „Marseillaise", den Prinzen ins Gesicht schlug. L er Prinz schoß auf Noir, welcher todt zusammenstürztc. (Vcrgl. unter „Tagcs- gcschichtc".) Paris, DienStag, 11. Januar. (W. T. B.) DaS „Journal officiel" veröffentlicht ein kaiser- licheS Decret, welches den höchsten Gerichtshof zu- sammenbcruft, um die Anklage deö TodtschlagS ge gen den Prinzen Peter Napoleon Bonaparte zu constatiren. Der Prinz war dem VerhaftSbcfehle deS Justizministers Ollivier zuvorgekommcn und hatte sich dem Präfecten gestellt. Dcr Prinz wurde in die Conciergerie geschafft. Ein Bericht deS Justizministers Ollivier an den Kaiser beantragt, Lcdru-Rollin zu erlauben, ungehindert nach Frankreich zurückzukehren. Dcr Kaiser hat diesen Bericht gebilligt. Madrid, Montag, 10. Januar, Morgens. (W- T. B.» In daS Ministerium sind eingetreten: Ri vero (Inneres), Topete (Marine), Sagasta( StaatS- Minister) und Montero-Rios (Justiz). Dieselben haben ihre Functionen bereits heute übernommen. Gestern fand in Oviedo eine große Volksde monstration gegen den Herzog v. Montpensier statt. Konstantinopel, Montag, 10. Januar, AbdS. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hat der Vicekö nig die Auslieferung der in Marseille für ihn ge bauten Panzerschiffe, sowie der von der türkischen Regierung reclamirten Schußwaffen hicrselbst an- gezeigt. Die Verzögerung der Auslieferung ent schuldigte der Vicekönig mit dem Ausstande der Rechnungen. New-Uork, Montag, 10. Januar. (W.T. B , Kabcltelegramm.) Eine geheime Präsidentenbotschaft wird die Ratificirung des Senats für den Ankauf von San Domingo beantragen, 1'^ Millionen deö Ankaufspreises dienen zur Tilgung der Schulden San Domingos. (Vgl. unter „Lagesgcschichte".) Dresden, 11. Januar. Die „Schlesische Zeitung" widmet der Ar beitseinstellung der Waldenburger Berg arbeiter fortwährend die größte Aufmerksamkeit. In ihrem ncucsten Artikel, dcm sie das Werk des Grafen von Paris „über die englischen Gewerkvereine" zu Grunde gelegt hat, weist sie besonders darauf hin, daß man in allen in England vorgekommencn Fällen „die vollste Freiheit auf beiden Seiten" findet und be merkt sodann weiter: „Der furchtbaren Waffe dcr Coali- tion gegenüber machen die Arbeitgeber von allen ge setzlichen Mitteln Gebrauch, und es fällt Niemandem ein, sich in diese Streitigkeiten zu mischen, oder gar die öffentliche Wohlthätigkeit in Anspruch zu nehmen, die bei passender Gelegenheit — wir brauchen nur an die Baumwollcnkrisis zu erinnern — sich in England so be wunderungswürdig bewährt hat. Das aber ist ein Hauptpunkt in dcm gegenwärtigen (Waldenburger) Falle, daß Diejenigen, welche die Grubenarbeiter in ihrem Widerstande sogar durch öffentliche Sammlungen unter stützen, gar nicht bedenken, welche ungeheure Macht, welche furchtbare Waffe die Coalitionsfreihcit ihnen, wie allen Arbeitern schon gicbt." Anknüpfend an den Ausspruch deS Grafen von Paris, daß an die Mög lichkeit einer Auflösung der Gcwcrkvcreine selbst unter deren Gegern Niemand mehr glaube, schließt die „Schl. Ztg." ihren Artikel mit folgenden Worten. „Gewiß, man kann nicht zurück, aber ebenso gewiß ist es eine unsinnige Politik, wum jetzt unter den nichtigsten Vor wänden bei uns die uubcthciligten Klassen m Mitlei denschaft gezogen werden sollen, nm einen Streit, der nur dann unschädlich verlaufen kann, wenn man ihn seiner natürlichen Grenze überläßt, zn Gunsten dcr einen Partci zu entscheiden, die so viel Mittel und Waffen in Händen hat, daß man wahrlich nicht nöthig hat, sic durch voreilige Siege übcrmüthig zu machen." — Die „Kölnische Zeitung" sucht sich aus Anlaß dcr Waldenburger Frage zunächst ein begründetes Urthetl über das Wesen und den Werth oder Unwcrth der Ge- werkvcrcinc selber zu bilden und sagt dabei unter An- derm: „Die Gcwerkoercinc sind durchaus ganz anderer Natur, als die frühcrn Bildungsvcrcine und als die Schnlze'schcn Genossenschaften. Sie stehen freilich ihrer Meinung nach — wenigstens so viel sie eingcstchcn — noch ganz auf dem gesunden Boden einer verständigen „Selbsthilfe" innerhalb dcr bestehenden, auf der moder nen Eigenthums- und Vcrtragsfrcihcit beruhenden gr- scllschastlichenNechisordnung. Aber dieseMcinung ist eine Illusion! Die Anfänge der englischen Gcwerlvercine stammen aus dcr Zeit vor dcm Beginne der neuen socialen Gesetzgebung, also vor 1832. Den Vereinen liegt wesentlich zum Grunde eine ganz falsche und ver derbliche Vorstellung von den volkswirthschaftlichcn Be stimmungsgründen des Lohnes. Sie wissen nicht, daß Feuilleton. Dresden. Von neuen Werken, welche dcr Kunst - vrre in saus stet tung auf dcr Brühl'schcn Terrasse in den letzten Tagen zugcgangcn, sind zunächst zwei Porträtmedaillons von Prof. Schilling zu nennen. Es ließe sich darüber streiten, ob in dem Hochrelief derselbcn nicht einem malerischen Elemente ein zu gro ßes, dem bildnerischen Stilgesetz widerstreitendes Zuge- ständniß gemacht worden sei. Jedenfalls aber zeigen die beiden Arbeiten in ihrer sorgfältigen, lebendigen Durchführung wiederum alle, dem trefflichen Künstler schon so oft nachgerühmten Vorzüge. Noch möge bei dieser Gelegenheit bemerkt sein, daß Prof. Schilling kürzlich auch die vierte und letzte der für die Terrassen- trcppe bestimmten Gruppen, „den Mittag", im Modell vollendet hat. Dieselbe wird gegenwärtig in Sand stein ausgcführt, und es dürften somit die beiden noch fehlenden Gruppen genannter Treppe in Bälde zur Aufstellung gelangen. Was die im Kunstverein expo- nirten Gemälde betrifft, so ist namentlich ein ansprechen de» Genrebild von Joseph Munsch in München her- vorzuhebcn. Dasselbe stellt eine Gruppe Andächtiger in einer Kirche dar. Derartige Themata gerathen leicht in- Verschwommene, Phrasenhafte, Nichtssagende. Um so größer ist das Verdienst de» Künstlers, voß cs ihm hier gelungen, unsern Gefühlsantheil gefangen zu neh men. Die Scene in ihrer Totalität ist gefällig ge dacht, und die meisten Figuren sind recht glücklich der Natur abgelauscht und wiedergegcben. Die gut cha- rakterifirten, warm beseelten Köpfe haben etwas Sym pathische», das dem Bilde, welches auch in technischer, besonder» koloristischer Beziehung recht gelungen er scheint, sofort die Theilnahmr de» Beschauers sichert. Lin Bild ferner von E. Franz, „die Dampfschiff. station", dürfte von einer frühern Ausstellung her noch vorthcilhaft bekannt sein. Noch finden sich Genrebil der von Th. Thiemc und Prof. v. Oer vor. Letzterer malte eine Sccne aus dem Aufenthalte Schiller's in Loschwitz. Das Archtckturstück wird durch ein geschickt und wahr ausgcführtcs und schon durch seinen Gegen stand interessantes größeres Bild des Hofmalers Chou- lant vertreten, welches uns nach Rom führt, vor die Engelsburg und die Brücke S. Angelo mit der Kup pel dcr P tcrSkirche im Hintergründe. Auch ein paar in Aquarell ausgesührte gute Studien von P. Mohn wecken römische Erinnerungen, indem sie Motive aus der Serpentara behandeln, wo die Villa des Phaon gestanden haben soll, des Freigelassenen von Nero, welcher Letztere hier sich den Tod gab. Unter den aus gestellten landschaftlichen Gemälden erscheint eine Wald partie in herbstlicher Stimmung von E. Leonhardi als die beste Arbeit; ihr reihen sich Bilder von Ret tich, Krüger, Hohneck u. s. w. an. Die Blumenma lerei, die Domäne de» schönen Geschlechts, findet durch Arbeiten der Damen: Biller, Dobers, Friedrich, Geudtner, Lobedan, Noack, Seidel zahlreiche Vertretung. Portraits lieferten Diethe und Frankl. Die des Letztern könnten zuweilen noch etwas sorgfäl tiger durchgcführt sein, zeigen aber immer eine geist volle Auffassung und eine frische, lebendige Behand lung. Auch von F. Brockmann finden wir ein treff lich gezeichnetes Blldniß, und zwar das Becthoven's. Auf Grund des vorhandenen Material» hat der Künst ler mit Fleiß, Liebe und Verständniß cin ansprechen des Bild dcs großen Tondichters geschaffen. Bei einer weitern Umschau unter den Zeichnungen ter Ausstel lung begegnen wir ferner einer Reihe hübscher Dar- stellungcn aus dem Leben de» Wildcs von dcm als Thiermaler renvmmirten Guido Hammer. Und schließ ¬ lich ist noch zweier Bildercyklcn von G. Wccker in Frankfurt a. M. zu gedenken. Dieselben sind mit der Feder gezeichnet und leicht mit Aquarellfarbe augctuscht. Der eine Cyklus führt in drei Blättern „deutsches Le ben in Schloß, Stadt und Dorf" vor, während dcr zweite, als Saaldecoration ausgeführte Cyklus in archi tektonischer Umrahmung die „Jahreszeiten und Lebens alter" behandelt. Es ist die Richtung Schwind's, die uns in diesen Zeichnungen entgcgcntritt, aber ohne dessen liebenswürdigen Humor, frische Phantasie und hohes Schönheitsgciühl. Ohne die Begabung und das ernste Streben Wcckcr's verkennen zu wollen, ist doch seine Behandlung zu trocken, und nicht vollständig Herr der Ausdrucksmiitel, schlägt die Charakteristik unter seinen Händen nicht selten in Caricatur um. C. ä Literatur. „Sachsens ländliche Volksschu len. Ein Nachweis dcr Unzulänglichkeit unserer Volks bildung und einige Vorschläge zur Abhilfe. Dreißig Thesen begründet und gestellt von Or. Moritz Spieß, Archidiakonus an der Stadtkirche zu Pirna. Leipzig, Verlag von Julius Klinkhardt. 1869." Der Verfasser, früher Lehrer einer Sammelschulc und dann Oberlehrer einer Realschule bietet in diesem trefflichen Schriftchen drei Vorträge mit je zehn Thesen. Letztere sprechen sich gegen das „nothwendigc Ucbel" dcs Zweiklassensyftems aus, befürworten dagegen da» Dreiklassensystem und dir Gründung von Fortbildungsschulen. Unter Vorführuna dc» Lehrplans ciner zweiklassigcn Schule erfolgt zunächst der Nachweis, daß die Hauptschwicrigkeit, mit welcher der Lehrer einer solchen Schule zu kämpfen hat, das AbtheilungSwksen der einzelnen Klassen ist. Durch das selbe werde auch die tüchtigste Kraft in ihren Wir kungen zersplittert und vorzeitig aufgertebcn, dir Erfolge selbst aber ständen mit der aufgewendeten Mühe und der Lohn zuletzt und zumeist abhängt von der Pro- ductivität dcr Arbeit, und insbesondere von der Zu nahme dcs Capiials. Die Unzulänglichkeit ihrer volk-- wirthfchaftlichen Einsicht sührt sie zu ganz falschen Vor stellungen über die Wirkungen ihrer Strikes und ihrer Rcglementircrci. Die Folgen sind in England ge wesen, die sie nach volkrwirthschastlichen Gesetzen fein mußten — wo die falsch angewcndeten Strikes scheiter- tcn, war eine Masse Capital unnütz vergeudet; wo sie unbillig für den Augenblick durchgesetzt wurden, ließ die Zunahme der Capitalanlage in den betreffenden Gewerbszwctgcu nach, die natürliche Steigerung des Lohns war anticipirt und wurde gerade damit vorzei tig zu einem Stillstände gebracht, welcher Stillstand dann meistens wegen der geschädigten Concurrenzsähig- kett auf dem fremden Markte bald zum Rückgang wurde. Namentlich die Eisenindustrie Englands ist schwer durch diese Wirksamkeit der Vereine geschädigt worden. Und neben dem volkswirthschastlichen Jrrthume in Betreff der natürlichen und unvermeidlichen Bestimmungsgründe dcs Lohnes geht der politische nebenher, daß man im Sinne der Manchcsterleute die Staatsgesetzgebung von dem socialen Gebiete möglichst zurückdrängen, dafür aber eine sociale Gesetzgebung und sehr weit getriebene Reglementircrei durch die wirthschaftlichen Stände, durch einen organisirten Klassenkampf schaffen will. So sinkt man von dcm Standpunkte dcs modernen Staates auf den Standpunkt der mittelalterlichen, so zu sagen noch „„staatlosen"" Gesellschaft, auf den Standpunkt unsrer mittelalterlichen städtischen Zunftkämpse zurück! Eben diese unheilvolle socw'e Mißbildung dcr englischen «raäo- unioas hat man im Spätherbst 1808 auch nach Deutsch land übertragen. Sie ist es, für die in Waldenburg nun selbst Herr Schulze Partei nimmt!" Und daß daS deutsche Nachbild in seinem Ursprünge noch viel schlechter ist, als das englische Vorbild, darüber will sich die „K. Z." in einem zweiten Artikel verbreiten. Zu der Meldung dcr „Schl. Ztg." aus Walden burg, daß dcr dortige Gcwerkverein von Berlin aus telegraphisch angewiesen worden sei, die Arbeiter, nach dem die Vermittelungsversuchc gescheitert, nunmehr zu massenhafter Auswanderung zu veranlassen und zwar vorzugsweise nach Ungarn und Polen, bemerkt die „Neue Preußische Zeitung": „Wer das Schick sal kennt, welchem solche Auswanderer zumal in Polen zu erliegen pflegen, dcr wird vollends entrüstet sein über das frivole Spiel, welches thcils im Partrttnter- ßssc, thcils im Interesse dcr Eitelkeit dcr leitenden Per sönlichkeiten mit dem Lcbensglücke von Tausenden bra ver Arbeiter getrieben wird, welche bis dahin mit ihren Arbeitgebern in Frieden lebten, jetzt aber, aufgestachelt durch herzlose Agitatoren, ins Verderben gejagt werden." — Die Wiener „Neue freie Presse" bespricht in einer Korrespondenz aus Budua die am 28. December publicirte Amnestie sür jene Jnsui genten in Dal matien, welche sich bereits ergeben haben. Obwohl man im Allgemeinen von den versöhnlichsten Gefühlen beseelt sei, wurde dort diese Amnestie dennoch bei Wei tem nicht mit ungetheilter Zustimmung ausgenommen. Allerorts mache sich die Ansicht geltend, daß, im Falle man mit diesem außerordentlichen Gnadenacte dem Ver langen danach nicht fast förmlich zuvorgekommen wäre, viele Gcmcindin sich freiwillig bedingungslos unter worfen haben würden, wie solches am 27. December die Braicianer und Mainoten gethan, welche dann ihre Waffen in Gegenwart dcs Obersten von Schönfeld tm Fort Kosmac nicderlcgtcn. So rohen Völkerschaften imponire man nur durch die Manifestation unbeding ter Kraft; jeder Act der Schwäche erzeuge Gering schätzung und Verachtung. Bei den Besprechungen, welche die kaiserlichen Behörden mit den Ortsältestcn der Gemeinden zur Aufklärung über das Wehrgesetz gepflogen hatten, und wobei viel von der bisherigen Milde der österreichischen Negierung den Bewohnern der Bocche gegenüber und von dcm Glücke gesprochen wurde, einem solchen Großstaate anzugehören, habe die Antwort immer Mangel an Vertrauen in die Kraft dcs Staatcs bekundet. Die Negierung früherer Epochen T reue in ziemlich ungerechtem Verhältnisse. Nicht min der sachgemäß sind die Vorschläge, welche der Verfasser zur Abhilfe, Verbesserung und Ergänzung des seitheri gen Systems macht, und es sei hierbei zugleich erwähnt, daß in pädagogischen Kreisen, wo die Abhandlungen zunächst zur Miithcilung und Besprechung gelangten, dieselben sich dcs Beifalls und dcr Zustimmung Aller zu erfreuen gehabt haben. Wiederholt wird der Beweis geführt, daß sür zweiklasstge Landschulen eigentlich die tüchtigsten Lehrer erforderlich sind. Or. Spieß behan delt den hier in Nede stehenden Gegenstand nicht nur mit gründlicher Sachkenntniß, sondern auch mit großer Wärme und in klarer und überzeugender Weise, und so bleibt nur zu wünschen, daß das Schriftchen bet recht vielen berufenen Förderern des Schulwesens verdiente Beachtung finden möge. f Kunstindustrie. Von dcr im Verlage von I. Engelhorn in Stuttgart erscheinenden „Gewerbe- Halle" liegen uns Lieferungen 10 und 11 vor. Jakob Falke bringt darin seinen Aufsatz „über Majoliken" zu Ende, welcher über die heutige Verwendung der Ma jolika manches BchrrzigenSwerthe enthält. Ebenso ver dient ein größerer Aufsatz von W. Bäumer: „ der Rahmen und die Fenstergalrrir in formaler und deko rativer Beziehung" Beachtung. Unter den zahlreichen in Zeichnungen mitgetbrilten Ornamenten, Motiven, Gerätschaften rc. sind besonder- die kürttich in Regens burg beim Abbruche eines Hauses aufgefundenen sil bernen, meist vergoldeten Gefäße und Geräthe au- dem 16. und Anfänge de» 17. Jahrhundert- von Interesse. * Der Vortrag über „Verhütung deS Schief werdens der Kinder und junaen Leute", wel- chrn jüngst vr. meä. Ferdinand Flemming jun., eia
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