Dresdner Journal : 16.05.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-05-16
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188205164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820516
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-05
- Tag1882-05-16
- Monat1882-05
- Jahr1882
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- Dresdner Journal : 16.05.1882
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112 Dienstag, den IS Mai 1883. ^doooemeotsprel»: I» >l«ot»ek»a L»icd»: ^»drlicb: .... 18 Lksrk. 4 K»rtl 50 ?f. Lillrslo« ^ulllwsro: 10 kf. ^a»»«rk»Id äe» llevt»cbei» lieiclisz tritt?o»t- uo<1 8tewpeIru»«.l»lLg bima. lusorateoprelsvr kür äen kLuru einer ^sp-tttenell ?stitreils 20 ?k. voter „Lin^essnät" äi« 2eils SV ?k. Lei r»d«Ueo- unä Lssernsatr 50 ^ukiclüsx. kreedelnen r 71tz>lleb wit Xuso^bme äsr 8orm- ovcl reierte^a ^beoci» tur Usu tol^evtien Dm-nttÄunial. Ioeer»tea»niu»Ilwe »U8W»r1»r l^ixri,: H. /Iranistettrr, OowwEonLr äs, l>re«1ner ^ourvsl»; Lewdvr^ L,rli» -V,«o l^jp,j^ 8»»»I Lr»»1»v kr»»k1nr1 ». N : T/aMi VvA/rr, B^Uu-Vi«» Semdnr^- ?r»ff - l.«jpilss ?r»nkkiir1 ». It. - Uüocdes: /?u«< ; LerUa: /era/>eirne1a»t, Lremee: ^.Lc^/ott«, Lr„l»u: /. i8ta«Ar« s Lurrau eL'mit Lat-atü); kr»ailkilr1 » H : L ^arArr'scke Lucdkuvliiuo^; SSrlit«: tr. .Vü/Zrr» L»üoov«r: §c/iüt»ier, k»ri, 8«rUa-Lr»n^kurt «u U Kaude 6o., Siuvdorx t -Ilt. L'te»»»«r. Verantwortliche Nedaction'. Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Ilerausxedorr Lüoiel. klipeäition äe» Dresdner aoornul», Drestlva, ^viv^ersirLE lio. 2V. Amtlicher Llieil. Dresden, 15. Mai. Ihre Majestät die Königin sind heute Bormittag 10 Uhr au» Italien hier wieder eingetroffen und haben Sich nach der Königlichen Vllla in Strehlen begeben. Dresden, 5. Mai. Se. Majestät der König haben dem Berginspector Friedrich Richard Küttig zu Dresden Rang und Titel eines BergratheS in der 1V. Klaffe der Hofrangordnung Allergnädigst zu ertheilen geruht. Bekanntmachung. Mü Rücksicht auf die bevorstehende allgemeine Be rufszählung, für welche der 5. Juni lfd. IS. als Termin in Aussicht genommen ist, hat da-Ministerium de- CultuS und öffentlichen Unterrichts, wie hiermit zur Nachachtung bekannt gemacht wird, zu genehmigen beschlossen, daß die an den öffentlichen Schulen seines Ressort» beschäftigten Lehrer, welche sich an dem Zähl geschäfte betheiligen, so weit nöthig, an dem bezeich neten Tage von der Ertheilung deS Unterrichts diS- pensirt werden. Dresden, am 9. Mai 1882. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Fiedler. UL I ! ^—! i l" Nichtamtlicher Theil. liederlich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. Tagesgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Drrs-ner Nachrichten. Eingesandtes. Keurlleton. Tageskalrndrr. Znt erste. Beilage. Neichstagsverhandlungen. (Sitzung vom 13. Mai.) Dresdner Nakdrildren. Provinzialvachrichtev. Börsenuachrichteu. Telegraphische Nachrichten. Prag, Montag, 15. Mai, Mittags. (Priv.-Tel. d. DreSdn. Journ.) Zur Wahl eines NeichsrathS. abgeordneten deS Großgrundbesitzes find die Wähler der Berfafsungspartei nicht erschienen. Die Wahl des konservativen Kandidaten Baron Nabhervy ist zweifellos. (Vergl. unsere Prager Correspondenz unter .Tagesgeschichte") Paris, Montag, 15. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Das vom PiräuS kommende französische Geschwader wird sich in Kreta mit dem von Korfu kommenden englischen vereinigen; beide gehen dann gemeinschaftlich nach Aegypten ab. Frankreich und England sandten ihren Botschaftern bei den Mach teu identische Depeschen, worin die betreffs Aegyp ten- getroffenen Maßregeln auSeinandergesetzt werden. Belgrad, Sonntag, 14. Mai, Abends. (Corr.- Bur.) Der Archimandrit Pelagic, welcher an einem Arbeitergrabt eine kommunistische Rede hielt und an dem letzten Theaterskandal sich betheiligte, wurde auS Ostrumelien ausgewiesen. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Die Eröffnung der Kunstausstellung. In der gestrigen Mittagsstunde fand die feierliche Eröffnung der diesjährigen, von der königl. Akademie der bildenden Künste veranstalteten Kunstausstellung Statt. Auch in diesem Jahre wurde der Ausstellung die hohe Ehre zu Theil, durch Se. Majestät den König persönlich eröffnet zu werden. Zugegen waren Se. königl. Hoheit der durchlauchtigste Curator der Kunst akademie, Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, Se. Exc. der königl. Herr Commiffar bei der Kunstakademie, StaatSmrnister v. Nostitz Wallwitz, sowie dre Mitglie der de» akademischen RatheS; außer den eingeladenen wirklichen und Ehrenmitgliedern der Akademie waren als Ehrengäste noch anwesend Se. Exc. der Herr Ge neraldirektor der königl. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, StaatSminister Dr. v. Gerber, und Herr geh. Hofrath l)r. Roßmann, die Herren geh. Regie- rungSräthe Böttcher und Schmiedel, ferner Herr Hof rath Graff, Direktor der königl. KunÜgewerbeschule, Herr Obrrstlieutenant v. Götz nebst den Vorstands mitgliedern der hiesigen Kunstgenofsenschast und Herr Oberbürgermeister 1)r. Stübel m,t denen de» sächsischen Kunftverem». Se. Majestät, begleitet vom General, adjutanteu Herrn Generallieutenant v. Carlowitz wurde namens der Versammlung durch Herrn Galenelnreclor Pros. Dr. Hübner ehrerbietigst begrüßt und geruhte Hieraus von den in den sämmtlicheu AuSstellungSräu- Konstantinopel, Sonntag, 14. Mai, Nach mittags. (W. T. B.^ Die türkisch-russische Eon- vention, durch welche die Zahlung der Kriegsent schädigung geregelt wird, ist heute unterzeichnet worden. Konstantinopel, Montag, 15. Mai. ^Tel. d. DreSdn. Journ.) Der StaatStranSportdampfer „Moukademei NuSret" hat im schwarzen Meere Schiffbruch gelitten. 55 Personen find ertrunken, darunter der Commandant. Bon 50 Geretteten find mehrere schwer verwundet. Athen, Montag, 15. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS französische Geschwader im PiräuS ist gestern Abend nach Alerandrien abgegangrn. Kairo, Sonntag, 14. Mai, AbendS. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Infolge eine- Arrangements zwi schen den Notabeln und dem Kbedive hat der Präsident de» Ministerraths, Mahmud Pascha, demisfionirt. Der Minister deS Auswärtigen, Mustapha Pascha, soll den Borfitz im Cabinet überuehmen, weigert sich aber bis jetzt noch. Dresden, 15. Mai. Ueber die durch die Ablehnung des französischen Handelsvertrag» durch die Zweite Kammer der Gene ralstaaten in den Niederlanden eingetretene Cabi- netSkrisiS liegen nunmehr nähere Nachrichten vor, welche ergeben, daß die Kammer mit ihrem Beschlusse weniger dem Ministerium ein Mißtrauensvotum er theilen, als vielmehr sich nur gegen die Ansprüche der Franzosen wehren wollte, welche bei dem Handelsver träge von dem Recht des Stärkern einen allzu großen Gebrauch gemacht haben. Die Haupteinwendungen gegen den Vertrag richteten sich gegen 1) den Ein- gangSzoll auf daS Kartoffelmehl, den Frankreich be deutend erhöhte; 2) den Artikel, weicher die Einfuhr französischer Handelsproducte in die Colonien auf glei chen Fuß stellt mit solchen der meist begünstigten Nation; 3) die Beschränkung der KohlenauSfuhr. Frank reich hatte sich aber um die Einwendung wenig geküm mert und hinsichtlich des Tarifs keine einzige Conces- sion gemacht. Das Kartoffelmehl sollte mit 4 Frcs. per Kilometer zollpflichtig bleiben u s. w. Im dritten Punkte hatte die französische Regierung zum Ausdruck „begünstigten Nation" die Beifügung „fremden" geneh migt. Der neue Vertrag ließ ferner das Verbot auf die KohlenauSfuhr bestehen. Die Abweisung des Ver trages mit 43 gegen 37 Stimmen konnte nur dadurch erhielt werden, daß ein Theil der parlamentarischen Linken sich zu der Rechten gesellte und gegen den Vertrag stimmte. Noch sonderbarer aber klingt e», daß die Mehrheit sowohl aus Schutzzöllnern, als auch aus Verteidigern deS Freihandelssystems bestand. Ta- gedachte Eigebniß ist denn auch keineswegs auLjch'leß- lich auf volkswirtschaftliche Giünde zurückzuführen. Man darf im Gegentheil behaupten, daß eigentlich po litische Rücksichten bei der in R de stehenden Ab stimmung der Zweiten Kammer den Ausschlag gaben. Denn daß im Falle der Verwerfung des Vertrages, namentlich nachdem erst vor einigen Tagen das volkswirtschaftliche Programm deS Cabi- netS mtt Bezug auf die ostindischen Colonien seiten der Zweiten Kammer verurteilt worden war, jämmt- liche Mitglieder des Ministeriums sich veranlaßt sehen würden, zurückzutreten, dürfte als zweifellos gelten. In der That verlas der Finanzminifter und Cabinets- chef Frhr. van Lynden van Sandenburg Tag» darauf in beiden Kammern eine im Ministerconseil verein barte Erklärung des Inhalts, daß die Volksvertretung in den jüngsten Tagen zwei äußerst w chligen Fragen men aufgestellten Kunstwerken eingehende Kenntlich zu nehmen. Später wurde die Ausstellung dem Publicum ge öffnet, welches sich bereits am ersten Tage ziemlich zahlreich einfand. Die Ausstellung mach! einen gün stigen Eindruck. Nach dem bereits auSgegebenen Katalog enthält dieselbe über 300 Kunstgcgenstände aller Art, darunter vortreffliche Gemälde und Skulp turen, sind doch auch unsere Meister Hähnel und Schilling durch Schöpfungen vertreten. Auch daS äußere Arrangement ist ein ungleich gefälligeres, als in früheren Jahren. Jedenfalls stellt die dieSjäbrige Ausstellung dem kunstliebenden Publicum eine Reihe genußvoller Stunden in Aussicht. x Deutsche Galeriegemäldr auf der intrruationalen Kunstausstellung in Wien. *** Der bekannte Kunstkritiker und Maler Fried rich Pecht constatirt in einer in Nr. 8 des „Deutschen Kunstblattes" erschienen Besprechung der Wiener Aus stellung, daß der auf derselben errungene Sieg der deutschen Kunst über die französische, die er übrigens mit starker nationaler Voreingenommenheit behandelt, vor Allem der Betheiligunz der Galerien von Berlin und Dresden zu danken sei. „Dies so außerordent lich erfreuliche Resultat," schreibt er, „wäre aber nie mals erzielt worden, ohne die außerordentlich sorgfäl tige Auswahl nur des Besten, sowie die nicht genug anzuerkennende Beihilfe der dasselbe besitzenden SlaatS- sammlungen ,n Berlin und Dr« Sden. Beide Galerien sind jetzt schon eine wahre Wohlthat für unS geworden, fpeciell den unS in der Kunstpflege de» Staate» so auherordent- ihre Bestätigung versagt habe. Während der Minister conseil das seiten des Colonienministers eingereichte Entlassungsgesuch in Erwägung gezogen batte, wurden die übrigen Minister infolge der Verwerfung deS französischen Handelsvertrags veranlaßt, bei dem König um ihre Entlassung einzukommen. Daher fordere die Regierung die Kammer auf, jede weitere Debatte bis nach der Entscheidung deS Königs einzustellen. Die Erste Kammer willfahrte dieser Bitte ohne Weiteres. In der Zweiten Kammer wurde dagegen fetten kes Abg. van Houten von der äußersten Linken eine Re solution beantragt, dahin gehend, daß bei der Bildung eine- neuen Cabinets namentlich auf die Nothwendig keit einer Wahlreform Rücksicht genommen werden möge. Dieser Antrag oder vielmehr das Verlangen, denselben vor der Hand in Erwägung zu ziehen, stieß auf vielseitiges Bedenken. Schließlich entschied die Versammlung mit 69 gegen 2 Stimmen, daß der Zeitpunkt der Eröffnung der Berathungen über den gedachten Antrag später festgestellt werden solle, oder, mit anderen Worten, derselbe wurde vorläufig all acts gelegt. Die einflußreichsten TageSbläiter deS Landes stellen sich keineswegs auf Seiten der Zwitlermajorität, welche die jetzigen Verhältnisse herbeiführte. Jedenfalls muß es vorläufig dahingestellt bleiben, ob der König wirk lich das Entlassungsgesuch des Ministeriums entgegen nehmen wird. Ueber die Beweggründe, welche das Verhalten Frankreichs gegenüber den Niederlanden bestimmt Haden dürsten, giebt eine Amsterdamer Corre- spondenz der „Germania" interessanten Aufschluß. Es heißt m derselben: „Eigentlich bedeutet die wiederholte Ablehnung des französischen Handelsvertrags gar keine Niederlage unserer Regierung. Fast sämmtliche Oppo nenten erklärten, daß die Regierungsunterhändler in Paris das Möglichste erreicht hätten; aber mit diesen Errungenschaften kann unser Handel sich nicht zu frieden geben. Frankreich hat uns nur deshalb keine günstigeren Bedingungen zugestehen wollen, weil es sich Deutschland gegenüber nicht auch zu solchen Be dingungen herbeilassen wollte; um sich zu Repressa lien gegenüber Deutschland freie Hand zu lassen, wollte Frankreich von einer Erniedrigung seiner Tarife zu Gunsten unserer Einfuhrartikel nichts wissen. Unter diesen Umständen hätte nach Vieler Meinung unsere Regierung lieber von vornherein auf den Abschluß eines Separatvertrags verzichten sollen. Ten allge meinen Tarif brauchen wir nicht zu fürchten; wir bleiben ganz frei in unseren Bewegungen. Eine Abküh lung unsrer Beziehungen zu Frankreich braucht nicht befürchtet zu werden, und jedenfalls ist sie weniger gefährlich, als wenn wir der französischen Politik, die gegen Preußen ihre Spitze richtet, Vorschub leisteten. Aber von diesen internationalen Complicationen ganz abgesehen, die zahlreichen Petitionen aus allen unseren Handels- und Fabrikkreisen, welche sämmtüch auf Ver werfung des Tractates hinarbeiteten, beweisen auf das Klarste, daß das Votum der Zweiten Kammer (43 gegen 37 Stimmen; die Rechte, weniger 3 Mitglieder, und 13 Mitglieder der Linken bildeten die Majorität) im Interesse unsrer nationalen Handelspolitik mit Ge- nugthuung zu begrüßen ist, selbst wenn das Ministerium aus seiner Demission bestehen würde." Der italienische Senat hat mit einer unerwartet großen Majorität das Gesetz über die Einführung der Listenwahl genehmigt, nachdem die auf Erwei terung der Minoritätenvertretung gerichteten Amende ments abgelehnt worden waren. Im Ganzen votirten 197 Senatoren, von welchen sich 126 dafür und 71 dagegen aussprachen. Somit ist auch der zweite Theil der Wahlreform eine vollbrachte Thatsache, und eS bleibt nichts mehr zu thun übrig, als dieses neue Gesetz iu Anwendung zu bringen. Die conservative lich überlegenen Franzosen gegenüber, die uns bisher bei jeder Ausstellung so ungeheuer in Nachtheil brach ten, da die Regierung nur ihr Magazin zu öffnen brauchte, um das Beste, was die französische Schule seit Jahren erzeugt hatte, uns gegenüber zu stellen, die in der Regel gerade das Gute längst nicht mehr zur Disposition hatten. Sind wir also auch noch weit davon entfernt, mit dem französischen Reichthum an großen historischen Bildern, wie sie nur der Staal be stellen und verwenden kann, concurriren zu können, um so mehr, als in München, der Hauptmalerstadt, der Staat seiner Pflicht in dieser Beziehung so gut wie gar nicht nachkommt, so reichten doch schon die den Berliner und Dresdner Sammlungen entnommenen, überdies nichts weniger als zahlreichen Bilder aus, um unsern Erfolg zu sichern. Warum man weder aus Berlin, noch Dresden eine der herrlichen Landschaften schickte, die Lessing in den letzten Jahren gemalt, warum man Knaus und Pohle so ungenügend reprä- sentirt ließ und weder den Mommsen des Ersteren, noch die Königin Carola des Zweiten sandte, ist mir wenigstens unbegreiflich." Was die letzte Bemerkung betrifft, so ist zu erinnern, daß die Auswahl der aus- zustellenden Gemälde den von der KunstAenossenschaft bestellten Sammelcommissionen zu überlassen war und daß die Verwaltungen wie die Privatbesitzer nur ent weder zuzustimmen oder abzulehnen hatten. In der Dresdner Galerie, bez. der Sammlung der Aqua relle hat die hiesige Commission Hosmann'S „Christus im Tempel", Pohle's Bildniß d«S Professors Peschel, Thiele'S Winterjagdstück, Mohn - Landschaft aus der sächsischen Schweiz, die Münchner Schönleber's „Ebbe in Vlissingen" welche der genannte Kritiker mit Recht Partei deS Senat- hatte alle ihre Kräfte aufgeboten, aber sie konnte nur 71 Stimmen für sich gewinnen; daS Gesetz wurde mit einer Stimmenmehrheit von 55 angenommen. Wenn jemals, so wäre bei der Beschluß fassung über diese Vorlage die Möglichkeit gegeben gewesen, daß vom Senat eine heilsame Einwirkung auf die Gestaltung der Gesetze au-geübt würde. Denn die Beschränkung der Zulässigkeit der Minoritäten vertretung auf diejenigen Wahlkreise, welche 5 Ab- geordncte wählen, war nicht nur eine ganz principlose, sondern mit den eigenen früheren Beschlüssen der De- putirtenkammer im Widerspruche stehende Maßregel. Sie bildete lediglich da- Ergedniß eines der Sache selbst fremden ComprounsseS zwischen der Regierung und dem oppositionellen Theile der Linken. ES schien unglaublich, daß der Senat, für welchen die Motive jener Einschränkung nicht existtrten, das Elaborat der Deputirtenkammer unverändert annehmen würde; gleich wohl ist dies geschehen. Die „Opinione", ein Organ der Rechten, führt den Beschluß deS Senats theil» auf die Stimmen der von der Regierung abhängigen Administrativbeamten im Senat, theilS auf die Neuheit des PrincipS der Minoritätenvertretung zurück. Natür lich können diese Gründe einer Körperschaft, welche die höchste politische Intelligenz des Landes darstellen soll, nicht zur Entschuldigung gereichen, und so sagt denn das genannte Blatt, diese Abstimmung, welche eine Niederlage der Principien der Gerechtigkeit und der wahren Freiheit sei, werde schwerlich dazu beitragen, die Achtung vor dem Senat zu erhöhen. — Anderer seits erklärt die mit dem Beschluß des Senats einver standene radicale „Capita le", daß sie gleichwohl nicht aufhören werde, die Existenzberechtigung deS Senat- zu bekämpfen. Der Senat hat also mit seinem Be schlusse den Platz zwischen zwei Stühlen eingenommen. Wenn das oben genannte radicale Blatt übrigens den Beschluß deS Senat- als eine entschiedene Niederlage der Rechten darstellt, so ist dies ein falscher Gesichts punkt; denn das Princip der Minoritäten ist in der nachdrücklichsten Weise gerade von zwe: Abgeord neten der Linken, Lacava und Genala, vertreten und ist vor wenigen Wochen von einer starken Majorität der Kammer, von der die Rechte nur einen Theil bildete, ausdrücklich gutgeheißen worden. Nachdem die Frage des ListenscrutiniumS vom Senat gelöst wurde, ist daS Ministerium bezüglich der zukünftigen Wahlen in den Besitz voller ActionSsreihett getreten. Es hat nun eine mächtige Waffe in der Hand, sich gegen jeden Versuch einer Krisis zu vertheidigen. Der Ministerpräsident DepretiS hat auch bereits an alle Präsecten und Syndici entsprechende Verordnungen erlassen. Lagesgeschichk. Dresden, 15 Mar. Ihre Majestät die Königin traf heute Vormittag 10 Uhr aus Italien mittelst CourierzugeS in Begleitung Sr. Majestät deS könig- — Allerhöchstwelcher Ihrer Majestät heute früh mittelst ExtrazugeS bis Freiberg, wo sich Ihm Hr. Generaladjutant v. Carlow tz und Hr. KrelShauptmann v. Einsiedel anqeschlossen hatten, entgegengefahren war — hier am böhmischen Bahnhofe ein. Bereits »n Zwickau wurde Ihre Majestät durch eine Deputation, an deren Spitze Oberbürgermeister Streit, geh. Re- gierungSra'h Oertel, LandgerichtSdirector Dr. Wolf und sämmtliche Stabsoffiziere sich befanden, ein fest licher Empfang bereitet. Auch in Chemnitz waren zu Allerhöchstderselben Empfang die Spitzen der Behörden und Vertreter des AlbertzweigvereinS erschienen. In Freiberg nahm Ihre Majestät die ehrfurchtsvollste Begrüßung entgegen von den Herren Kreishauptmann v. Einsiedel, AmtShouptmann Dr. Fischer, Bürger meister Clauß, Oberstlieutenant Haberland, Majoren v. Minckwitz und Unruh, Landgerichtspräsident Just, StaatS- als ein klassisches Werk bezeichnet, die Düsseldorfer end lich Vautte?s „Tanzpause" und Oehmichen's „Steuer zahltag" ausgewahlt. Allerdings ist Knaus in der Dresdner' Galerie wie in der Berliner weit glücklicher vertreten, als aus der Wiener Ausstellung; auch besitzt erstere, wie bekannt, eine der hervorragendsten von Lessing's letzten Landschaften. Das nach Wien ge sandte Pohlesche Gemälde aber zählt ohne Frage zu den vollkommensten Schöpfungen des Künstlers und zu den besten Werken der Ausstellung. Nefidenztheater. In den letzten Tagen, und zwar am 12 Ma» zum ersten Male, wurde an dieser Bühne eine dreiactige Gesang-posse von Wilken und JustinuS unter dem Tttel „Kyritz-Pyritz " gegeben. Die Auf nahme war in Summa über Erwarten günstig, denn bei Ausführung von Schwänken und Possen kommt jetzt allen Theatern eine merkwürdige AnspruchSlosig- tett des Publ:cumS hilfreich entgegen. Trotzdem die moderne Welt unter Ueberladung von Thcatergenüssen leidet, ist doch da-B dürfniß so groß und der Magen so gut, daß Hunger zum besten Koch wird und der Küche alle kostbaren Zuthaten erspart Die für die Production der Poffe heutigcn Tage» so sehr fehlenden Elemente sind gesunder U-bermüth, he tere, über d m Gegenstand stehende Satire und frische Päantasie. Und selbst wenn zwei Schriftsteller, oder paffender gesagt Fabrikanten, zusammenireten, pfl gt durch diese Concentrat on die Erfindungskraft nicht etwa doppelt, sondern gewöhnlich nur noch halb so stark zu we ben, al» sie bei einem talentirten Einzelwesen fern sollte. Vielleicht geniien sich in Deutschland die Uk-
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