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Dresdner Journal : 27.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-27
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189303276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930327
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-27
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Titel
- Dresdner Journal : 27.03.1893
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^N71. Montag, den 27. März, abends. 1893. PM vr«»ä«a viertsIjLkrlick 2 L* kk, ä«o N»>»»rl <t«ut»od«n ?o»t»o»t»tt«» ,,«r1«1- MtiUck L ^»rk; »u,,eri>»Id Ue, «lvuticdeo N»lct»o» tritt ko»t- uoä Ltewpelru^cUla^ di«»«. Lior«!«« Kummer«: 10 kk. XukNacklxuuxexvdllkrvnr ?Nr 6s» N»um eiosr ^«»i>»It«>i>eo Lei!« KI«io«r Lekritt 20 kf. Ovter ,,8io>r«»L0llt" äi« L«i!s 00 ?k. L«i 1'ubeUeo- uo<1 LiN«ro,»tr eutepr. Aul»et»t»^. Lrecdelueur VtAliud mit Xuill»km« Uer 8<rou- u k'eiertL-s« »ksaä». korueprscd-^uecklu»»: Kr. 12SL. Dresdner Aoumal. Für di« Gesamtleitung verantwortlich: Ljofrat Gtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. r«a ^vkiinitixunxen »u««Lrt»> 7>. Lra»<i«trtter, Kommissionär No» t'rn^änsr ^ouru»!e; L»md«rx »«riia v>s» l,«ipii^ L»»»l >r»«I»u knmtkurl ». N.: //aurrnitrin ^7 t'v^ker, LerIm-Vl»a-H«mdurU rr»t: l.«>priss-rr»nktu't «. u. Ullllek««: /tuct ^/o«e,- k»n» I.0L<1ollv«rI>»-rr»ailkurt ». H -S:atr^»rt: 7-au-a «t <,'o., »»rUa: /nia/xtrnUunz, Lr«»I»u: /.,»>/ Lumorer: <7. üc/tür«ier, u»u« ». s.: Farct <- (7». II«r»u«xeberr küoixt. krpeäitioo Ne» Oreräner ^ouruets. Dresden, L«in^vr»tr. 20. korusprseti-^uecNluss: Kr. 12SL» Gestellungen aus das „Dresdner Journal" für da- nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für a»S- »ärtS: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. AM- Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung der Bestellungen, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abnehmer nicht gewähr leisten können. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 23. März. Se. Majestät der König haben Allergnädiqst geruht, dem Direktor der V. Be zirksschule für Mädchen in Chemnitz und Vorstand der HauShal'ungSschule daselbst. Otto Alexander Kühn, das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsorden zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Tetegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 27. März. (Tel. d. DreSdn Journ.) Die Konferenz der Vertreter der LandrSversicher- ungSämter, sowie der Invalidität-- und Alters- Versicherungsanstalten wurde beute unter Vorsitz des Präsidenten Bödiker eröffnet. 60 Teilnehmer waren erschienen. Die Tagesordnung umfaßt ll Gegenstände, darunter die Beschaffung ärzt licher Atteste, die Anrechnung d:S Wochenbetts als Krankheitözeit, die Übernahme des Heil verfahrens, d^e Entwertung der mit Marken ver sehenen Quittungekarten, den Bau von Arbeiter- wohnungeu aus Mitteln der Anstalten und das BeilragSrinziehungsverfahren. Buda-Pest, 27. März. (Tel d. Dresdv. Journ.) Der General der Kavallerie v. EdelSheim Gyulai ist hier gestorben. Paris, 27. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Polizeipräfcktur giebt die in Saint Mickel erfolgte Verhaftung dcö Anarchisten Mathieu, des Urhebers der Erplosion im Restaurant Lery, be kannt. Rom, 27. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die zweite mit Berardi vorgenommene ärztliche Untersuchung ergab, daß derfilbe an Verfolgungs wahn l'idet; -er verweigert jede Nahrungs aufnahme. Dresden, 25 März Die BeringSmeer-Streitfrage Mehr als zwanzig Jahre sind vergangen, seit ein ähnlich lange verschleppter Streit zwischen Groß britannien und den Vereinigten Staaten, wie der in der Ueberschrift genannte, die sogenannte Alabamafrage, durch den Spruch eines in Genf zusammengetretenen Schiedsgerichts entschieden wurde. Am 15. Septem ber 1872 erging das Urteil dahin, daß England für die Verluste, die der in Schottland erbaute, in Liver pool ausgerüstete Kaper „Alabama" der Schiffahrt derUnion zugesügt hatte, den Vereinigten Staaten Lunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 26. März: Große Musikauffübrung zum Besten deS Unter- stützungsfondS für die Witwen und Waisen der Königl. musikalischen Kapelle. Beethovens Ouvertüre „Zur Namensfeier", mit ihrem festlichen Maestoso, die gestrige Huldigungsfeier am Todestage deS Meisters würdig einleitend, war auch insofern passend an den Anfang des schönen Konzertes gestellt, als sie mit dem Freudenmotiv der Neunten Symphonie, daS in einem unbenutzten Ent wurf zu ihr erstmals erscheint, historisch in Berührung steht — mit der Freudenmelodie jenes höchsten Pro duktes, da» uns von einer bemalen musikbildenden Kraft auf dem Gebiete des rem instrumentalen Ton- schaffenS bescheert worden ist. Zwar mündet dieSymphonie in einen Vokalsatz aus, markiert mit diesem wunderbaren Mißgriff eines außerordentlichen Geistes einen neuen realistischen Stil der Tonkunst wie ihre Sonderstellung unter den verschwisterten Produktionen und greift zu gleich mit epochemachendem Einfluß auf andere Gebiete der Musik über; aber die festesten Säulen dieses herr lichen Tonepos — eines Epos deS MenschengeisteS — sind doch die instrumentalen Sätze, Gebilde vou so hoher Bedeutung, daß man eine Steigerung der selben nicht auszudenken vermag. . . . Die Aufführ ung des Riesenwerkes verlief unür Hrn. Schuch- Leitung sehr eindrucksvoll, spirituell im Scherzo, waim und begeistigt im Andante, schwungvoll im Finale bi- auf da- matte Nezitando der Bässe und Celli, und eine Entschädigung von 15k Millionen Dollar- zu zahlen habe. Die damals, wie heute, in der Oppo sition btfindliche konservative Partei unterließ es nicht, der Gladstoneschrn Regierung, die das Schieds gericht in Vorschlag gebracht hatte, bittere Vorwürfe zu machen und zu behaupten, sie habe ihrer platoni schen Abneigung vor eimm möglichen Krieg das Recht, die Ehre und — daS Geld Englands geopfert. Heute steht dasselbe Land unter derselben Regierung wieder vor einer schiedsrichterlichen Entscheidung, nur mit dem Unterschiede, daß der am 23. März d. I. in Paris zusammengetreiene SchiedSgerichlshof (Court ok Arbitiation) nicht von Gladstone, sondern von seinem Vorgänger Lord Sal'Sbury vorgeschlagen ist und daß die gegenwärtige liberale Regierung in der vorliegenden Frage, wie in so mancher anderen, nur die Eibschaft der Konservativen angetreten hat Gegen das Schiedsgericht als solches hat desbalb in Eng land niemand, weder formell noch materiell, diesmal etwas einzuwendrn und es ist immerhin ein Erfolg für die britiscke Auffassung, wenn jetzt endlich daS Forum zur Entscheidung bereit ist. Bei der prin zipiellen Bedeutung des Vorganges, bei dem es sich nicht nur um das haimlose Dasein einiger Tausend Seehunde hand.lt, mag es sich vielleicht auch sür Unbeteiligte verlohnen, über den Gegenstand des Streites einiges zu vernehmen. Die „Hcmb. Nachr." geben eine solche Darstellung in folgenden Aus- fühlungen: ES handelt sich, kurz gesagt, um eine Frage de- internationalen Seerechts, einer Materie also, die seit der berühmten Cchrist des Hugo Groüus ,,klare Iibmum", mit der er im Jahre 1619 sür die fieie Schiffahrt der Holländer nach Indien in dir Schranken trat, allmählich sich zu einem wichtigen Bestandteile des Völkerrechts herangebildet tat. Tas BeringS- meer, früher Meer von Kamschatka genannt, erstreckt sich von der nach dem Entdecker 1741 be-annteu, zwischen Nordasien und Nordamerika befindlichen Meerenge südwärts etwa bis zum 52" n. Br, wo die von Ost nach Westen sich hinüberziehe: de Jnsclreihe der Alcnten ihm fast den Choralter eines wsrs elau- kum, letzteres freilich in geographischem Sinne gefaßt, verleiht ES erstreckt sich zwilchen Lstsibirien und dem seit 1867 von Rußland an die Bereinigten Staaten verkauften Territorium Alaska und hat eigentlich nur Weit durch die arktische Fauna, die es bevölkert, namentlich zahlreiche Robben, Seelöwen und Wall rosse, deren Fang alljährlich viele Schiffe, zumal nord- amerikanische, beschäftigt. Die Tiere haben besonders auf den unzähligen Jnselk ippen, die jetzt zum UnionS- grbieie gehönn, ihre Lagerplätze; diese Jn eln sind seit längerer Zeit au eine amerikanischt Ges llschaft verpachtet, die besonders darauf bedacht sein soll, daß der junge Nachwuchs der Tiere geschont werde. Seit einer Reihe von Jahren sind nun aber auch kanadische Fischer, die unter englischer Flagge fahren,amNvbbenfange beteiligt und gerade diesen machen die Amerikaner den Vorwurf, daß sie den Tieren überall und zu jeder Zeit schonungslos nachstellen, ohne auf die Gefahr eine gänzlichen Vernichtung Rücksicht zu nehmen. Aller- dings hüten sie sich vor dem Betreien amerikanischen BodenS; aber im offenen Meer streifen sie frei umher und töten die Seehunde auf ihren Wanderzügen. Dem gegenüber haben auch die englischen Behörden anerkannt, daß zum Schutz eines einträglichen Gewerb- zweigeS gesetzliche Bestimmungen über den Robbenfang getroffen werden müßten; aber es handelt sich eben um die Befugnis und Ausübung dieser an sich not wendigen Aufsicht. JedeSmal, wenn die amerikanischen Kreuzer einen kanadischen oder sonst fremden Robben fänger antreffen, nehmen sie das Schiff in Beschlag, indem sie sbehaupten, das Beringsmeer sei seit 1867 ihr Privateigentum geworden. Früher habe es Ruß land gehört; jetzt sei es mit dem Besitzwechsel der Ostküste in ihre Hände übergegangen. Die Sache ließe sich hören, wenn beide Küsten amerikanisch wären; aber der Besitz von Alaska könnte doch höchstens bis auf die Mitte des Meeres, nicht auf das Ganze ein Anrecht verleihen. Einer so willkürlichen Erweiterung der Monroe- Doktrin tritt nun England als Verfechter der freien Hochseefffcherei iu toto entgegen. England stellt das amerikanische Besitz- und Äufsichtsrecht in Abrede, gerade wie es früher ähnlichen Ansprüchen der Ruisen entgegenqet.eten war; es g'ebt die Notwendigkeit einer ScepolizeizumSchutzderSeehundeu.s w zu,bestreitetaber den Amerikanern die Befugnis der einseitigen Aus übung dieser Polizei und leugnet die Behauptung der Amerikaner, England habe früher einmal ein russisches Hoheitsrecht über das Meer vom Kamschatka anerkannt. Darüber ist es denn, wie man sich ei innert, im Laufe der letzten Jahre an Ort und Stelle zu mehrfachen Konflikten und infolgedessen zu Unterhandlungen über die Ausübung der Fischeiei im Beringsmeer gekommen. Man hat als wockus vivendi sckon im Herbst 1891, als das Schiedsgericht in Vorschlag gebracht wurde, i nd zugleich zur Schonung des Tierbestandes die Be stimmung getroffen, daß bis zum Mai 1892 der Rvbl-nsang ganz eingestellt werden solle; aber im vorigen Sommer ist der heiße Streit um das kalte Meer auss neue entbrannt und seitdem ungeschlichtet geblieben. Man wird nickt umhin können, einzuräun en, daß di- amenkanischen Ansprüche auf ein ausschließliche» Brsitzrecht im BeringSmeer auf recht schwachen Füßen steh ii. Die Engländer erklären sich bereit zu einer gemeinschaftlich oder nach einem Turnus auSzuübend n Aussicht über die Robbenfängen; aber sie leugnen a limine, daß überhaupt Rußland jemals ein Hoheits recht dort b fissen habe und berufen sich in dieser Hin sicht auf einen Vorgang aus dem Jahre 1821. Da mals erschien ein taiseilicher Ukas, der für Rußland das alleinige Hoheitsrecht in den dortigen Gewässern in Anspruch nahm; der englische Minister Canning erklärte sofort, England könne da- nicht anerkennen. Und was das Merkwürdigste ist: — auch der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, Adams, gab die nachdrückliche Erkläiung ab: „es habe seit unvordenk lichen Zeiten im BeringLmeer freie Schiffahrt und freie Fisch« rci bestanden und müsse auch fernerhin so bleiben." Als vor ein paar Jahren dieser merk würdige Prazeden-fall von englischer Seite geltend gemacht wurde, gab sich der jüngst verstorbene S'aats- fekretär Blaine alle erdenkliche Mühe, vermöge einer neuen Art von „Devolutionsrecht" zu beweisen, daß zwar damals der Besitz beider Küsten kein Hoheits recht verliehen habe, daß aber jetzt, da die Ostscite der mächtigen Unron zugefallen, auch die Lage der Sache gänzlich verändert sei. Übelwollende Engländer haben sogar angedcutet, Blaine habe sich bei diesem juristischen Sauomortale den Keim seiner tödlichen Krankheit zugezogen. Dies ungefähr ist der Kern der Streitfrage, die nunmehr glücklich in das Fahrwasser einer schieds richterlichen Entscheidung, tue zu Paris erfolgen soll, geleitet worden ist. Es steht nicht zu erwarten, daß der eine oder der andere Teil sich mit irgend einem Anschein von Berechtigung dem in einigen Wochen oder Monaten iu Aussicht stehenden Schiedsspruch entziehe. Wenn aber einige auswärtige Blätter, darunter auch französische, den Vorgang der beide» angelsächsischen Staaten als ein erhabenes und nach- ahmeiiSwertrS Beispiel für andere in der Luft liegende internationale Streitfragen hinstellen, so können wir nur darauf Hinweisen, daß zwischen See hund und Mensch der Unterschied viel kleiner ist, als zwischen einer seerechtlichen Spezialität und einer Frage der nationalen Sicherheit und Selbstachtung, auf die kein ehrliebendeS Volk um eines interessanten Experiments halber jemals zu verzichten geneigt sein wird. Lagtsgeschichte. Dresden, 27. März. Se. Majestät der König wohnten gestern, Sonntag, vormittag dem Gottes dienste in der katholischen Hofkirche bei und erteilten darauf Audienzen. Nachmittags K3 Uhr fand Königl. Familientafel statt, an der Se. Majestät der König und Ihre Königl Hoheiten der Prinz Georg, Prinz Friedrich August mit Durchlauchtigster Gemahlin, Prinz Johann Georg, Prinz Max, Prinz Albert und die Prinzessin Mathilde Teilnahmen. Se. Majestät der König nahmen im Laufe des heutigen Voimittags die Vorträge der Königl S aats minister, sowie militärüche Meldungen im Residenz schlosse entgegen. - Nachmittags um K6 Uhr ist bei dem Monarchen Königl. Tafel, zu der Se. Excellenz der Kriegsminist r Edler v. d. Planitz mit Aojutant Major v. d. Bussche-Streithorst, sowie der Piäses der Milnärexaminationskommiffion, Königl. Preußischer Generalmajor v. Scheel und Hauptmann z. D. v. Drigaleki mit Einladungen ausgezeichnet worden sind. Ihre Majestät die Königin werden morgen, Dienstag, vormittags 9 Uhr 50 Minuten mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge aus Baden-Baden wieder in Dresden eintreffen. Den Kammer Herrendienst bei Sr. Majestät dem König hat vom 26. März ab der Königl. Kammerherr Graf Seebach übernommen. Die Oberhofmeisterin Ihrer Majestät der Königin, Frau v Pflugk, Excellenz, wird nächsten Sonnabend, den 1. April, nachmittags von l bis 4 Uhr in ihrer Wohnung im Königl Palais am Taschenberge, zweite Etage, Empfang abhalien. Dres en, 27. März Einer Einladung des Kriegs- Ministeriums folgend, besichtigten am gestrigen Sonn tage die zur Ze t hier versammelten Mitglieder der internationalen Santtälskonserenz die Dresdner Militäretablissements. Se. Excellenz der Hr. KricgSminister, Generallieutena tt v. d. Planitz, übernahm persönlich die Führung der Gäste, nachdem deren Versammlung gegen 12 Uhr an der Jägerkaserne stattgifunden Es erfolgte zunächst eine eingehendere Be sichtigung dieses Kaseri-ement, mit der Absicht, einen Einblick in das dienstliche und außerdienstliche Ka- sernenlebcn des deutschen Soldaten zu bieten. Der Besuch erstreckte sich deshalb auf die Inaugenschein nahme von Unterkunstsräumen für die Jäger und Oberjäger, von Putz- und Waschlokalen, Wohnungen der verheirateten Chargen, der Offiziere, einer Montieren g'kammer, des Oberjäger- und des Ossi- zierSkusinoS. Der Kommandeur des Bataillons, Ma jor d'Elsa, unterstützte dabei den Hrn. Kriegsminister in der Erteilung der nötigen Erklärungen. In bereit gehaltenen Equipagen begaben sich die Herren der Konferenz dann nach der Kaserne deS Schützenregiments. Am Kasernenthor empfangen vom Regimentskommandeur, Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August, wurden hier die in der Selbstbewietschafiung des Truppenteils befindlichen, zum Wohle der Mannschaften getroffenen Einrich tungen — Regimentsschlachtanstalt rc. — besucht. Se. Königl. Hoheit übernahm Höchstselbst die Auf gabe, die einschlagenden Auskünfte zu erteilen. Tie Weitcrfahrt erfolgte nach der Artilleriekaserne, wo unter spezieller Füyrung deS Regimentskomman deurs, Oberst Teichmann, die Stallungen einer Ab teilung besichtigt wurden, hierauf in Richtung nach den Magazincebäuden und dann nach dem Arse- namentlich zeigte die Wiedergabe des großlinigen ersten Allegros eine gesteigerte geistige Kraft deS Führers in der energisch zusammenhaltenden Gestaltung dieses in mächtigem tragischem Gedankenzuge sich entwickelnden Satzes. Der Chor imponierte durch eine seinem stattlichen Bestand und wertvollen Material entsprechende Fülle und Noblesse des Klange-, durch vollkommene Sicher heit und freie Bewegung in der ungewöhnlich schwie rigen, anstrengenden Aufgabe. Wie an ih-, treten auch an da- Sologesangsquartett die stärksten Anfor derungen; sie wurden von den FrlS. Brüning und Fröhlich, den Herren AntheS und Nebuschka, namentlich von der ersteren mit so schönem Gelingen erfüllt, daß die Gesamtwirkung des Finale wahrhaft glänzend, er hebend «ar. Die Königl. Kapelle wiederholte in ihrer Bethätigung eine ihrer größten Meisterleistungen, un übertrefflich in der Präcision, der edlen Klangschönheit, der Fülle subtiler Nuancen, der begeistigten Empfindung deS Vortrags. Solistisch wirkten Frau Wittich und Hr. Pablo de Sorasate in dem Konzert mit. Erstere sang die Scene und Arie „kb perücko*, (die auch Mozart so geschrieben haben könnte), stimmlich frisch mit wohl- abgestuftem Ausdruck da- temperamentvolle Stück be herrschend, letzterer spielte da- Violinkonzert Beethoven-. Wir hörten dasselbe in der Generalprobe von Hrn. Petri und erfreuten uns an dem adeligen Stil, an der musikalischen Klarheit, Vornehmheit und Wärme seine- Vortrag-, der frei von glatten Virluosen- manieren alle Züge der Tondichtung wie in einem reinen Spiegel haimonisch auffing und widerstrahlte. Im Ge> ensatz zu dem deutschen Künstler tritt Sarosate durchaus mit einer internationalen Auffassung an das Konzert he'an, das der individuellen Entfaltung seines Könnens wenig entaegenkommt und mit seinen Ansprüchen an großen Ton und Stil bei dem spanischen Geiger nicht volle Begleichung findet. Aber wie in jeder Aufgabe, triumphierte auch in dieser die schlackenlose Reinheit und sinnliche Schönheit des TonS, die unbeschreibliche Zartheit und Eleganz seines Spiels in Trillecketten, Passagen, im Piano rc. bei denkbar leichtester Beherrschung alle- Techni chen und im Rondo, das ihm gar trefflich gelang, entzückte er durch wundervolle Rythmik, darin den einheimischen Geiger erheblich zurücklassend, wäh rend er diesem im ersten Satz und mehr noch im Larghetto indezug auf künstlerische Treue und Wärme der Auffassung und Gestaltung erst im weiten Abstmd folgen konn e. Auch in der Wahl der großen Kadenz zeigte sich Sarasate im musikalischen Sinne nicht so glücklich wie sein deutscher Kollege, aber das berechnend komponierte Stück bot ihm Gelegenheit, seine effektvollsten Spielmanieren mit glänzendem Eindruck zu entfalten. Von Hrn. Schuch am Klavier begleitet, spendete er dem enthusiasmierten Publikum seine Lieblingszugabe, eine nach vielleicht tausendmaliger Wiederholung immer noch unmanirierte, entzückende Leistung de- Geigers, der schon in dem künstlerischen Behagen, von einem Meisterorchester wie der Königl. Kapelle begleitet zu weiden, ein Äquivalent für seine liebenswürdige Mitwirkung an diesem Abend gefunden haben wird. Der große Hörerkreis, welcher das Theater bi» in den letzten Winkel gefüllt hatte, zeigte sich von höchster Empfänglichkeit für alle Darbietungen dieses Konzerte», da» in den beiden ersten Nummern von Hrn. Hof kapellmelstec Hagen geleitet wuroe, und ehrte mit dex sonderer Wärme alle an der würdigen Aufführung de Neunten Symphonie Beteiligten. * K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 25. März: „Ultimo." Lustspiel in 5 Akten von G v. Mose r. ES war zweckmäßig, dieses etwas possenhafte, aber immerhin erheiternde und völlig harmlose Lustspiel durch ein neues Einstudieren für den Spielplan zurück- zugewinnen. Der Vortrag derselben empfahl sich wie schon früher durch eine gute heitere Laune der Mitspielenden. Die in ihrer schablonenhaften Art beste Charakter gestalt, Professor Schlegel, wurde von Hrn. Jaffe mit fleißigem Eingehen auf die kleiren Einzelheiten der Rolle sehr lobenswert dargestellt. Auch Hr. Swoboda spielte seinen Kommerzienrat in wirkungs voller Weise. Recht wünschenswert würde eS sein, wenn Hr. Gunz die Rolle seine- heiter komischen Liebhabers und modernen Naturburschen Richter dadurch ansprechender gestaltete, daß er den billigen Humor, welchen enge Stiefel anspruchslosen Zuschauern bereiten können, nicht bis zum geschmacklosen Übermaße au»- malte. Frl. Diacono, Frl. Tuliinger, die Herren Dettmer und Bauer, sowie Frau Wolff lösten die bekannten Aufgaben ihrer Rollen mit gefälliger Ge schicklichkeit. O. B.
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