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Weißeritz-Zeitung : 23.07.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-07-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192907238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1929
- Monat1929-07
- Tag1929-07-23
- Monat1929-07
- Jahr1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 23.07.1929
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' I rsL ^-oc> , -1022 --- co I LQ-O V S I 2Z 32 »So, Herr Migg', sagte der Untersuchungsrichter; denn wenn er einen Angeklagten so weit hatte, war er besonders leutselig, »jetzt können wir mit gutem Gewissen zum Lunch gehen.' * » * Herr Everard hatte, als er am Abend nach dem Diner bei Mantle zurückkehrte, seiner Gewohnheit entsprechend, aus dem Notizblock seines Bureauschreibtisches den Austrag vermerkt, Frau Swinnerton zu einer Besprechung einzu» laden. Als er nun vom Untersuchungsrichter kam, fand er einen Brief von Frau Swinnerton vor. Er lautete: »Ich bin ganz krank, es ist zu furchtbar. Bitte, kommen Sie, wenn es Ihnen möglich ist, fofort zu mir, ich habe Ihnen Wichtiges mitzuteilen.' Everard fuhr fofort zu der schönen Witwe. Sie hatte noch die Wohnung inne, die sie bei Lebzeiten ihres Mannes bewohnt hatte; nicht reich, aber behaglich ausgestattete Zimmer. Der Rechtsanwalt wurde in ein Damenzimmer geführt, wo Frau Swinnerton, in Schals und Tücher ge» hüllt, auf dem Sofa lag. Ihre Bläffe schien ihre Schönheit noch zu erhöhen. »Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind. Sie muffen einen Unschuldigen befreien!' »Unschuldig? Woher wissen Sie das?' »Ich war bei Archibalds Tode anwesend.' »Sie?' „Ja, ich. Er hat sich selbst getötet. Er ist einem unglück lichen Zufall zum Opfer gefallen.' »Ist das möglich? Und wieso waren Sie dabei?' »Hören Siel Gestern abend, ich war eben aus dem Theater nach Hause gekommen, rief mich Major Mac Daniel, ein alter Freund meines Mannes, an, ob er mich noch sprechen könne. Er kam und enthüllte mir, daß Herr Mantle mich verlassen wolle. Ihnen gegenüber brauche ich ja kein Geheimnis daraus zu machen, wie ich mit dem Verstorbenen stand. Ich war wie vernichtet. Wenn wir auch der Welt wegen unsere Beziehungen geheim hielten und uns nur selten sehen durften, fo hätte mich doch nichts vermuten lassen, daß die Empfindungen Mantles mir gegenüber die leiseste Abschwächung erfahren hätten. Im Gegenteil, ich konnte annehmen, daß der Zeitpunkt unserer öffentlichen Verbindung nahe wäre. Ich wollte also Mantle bei unserer nächsten Begegnung zur Rede stellen. Ader der Major erklärte mir, es sei keine Zeit zu verlieren, Mantle habe bereits um die Hand von Fräulein Graham angehalten und wolle sich heute öffentlich verloben. Das müsse sofort verhindert werden, und könne nur geschehen, wenn er sich mit mir verlobe. Das müsse ich durchsetzen. Er sprach auch etwas von einem Betrag von zehntausend Pfund, den Mantle dem Vater von Fräulein Graham zu- gesagt und dessen Bezahlung ich gleichzeitig erreichen müßte. Das könnte mir nicht schwerfallen, da Mantle ja einsehen würde, daß er dem Mädchen gewissermaßen eine Entschädigung schuldig sei.' »Herr Mantle hatte an eine weit höhere Entschädigung für Sie gedacht.' »Nie hätte ich so etwas angenommen!' »Das war freilich auch meine Meinung. Aber Sie wissen ja selbst, Mantle war ein Mann, für den sich alles in Geld umwerten ließ und der offenbar Ihre Empfindung für ihn nicht voll zu erkennen imstande war.' Angesichts dieser schönen Frau fühlte sich Everard durchaus nicht verpflichtet, die Erinnerung an den toten Herrn Mantle zu verklären. Frau Swinnerton brach in Tränen aus. .Das habe ich leider gestern erfahren müssen. Was der Mal'" wlr gesagt hatte, zwang mich, sofort zu handeln. Ich eUte zu Archibald.' ,Roch in der Nacht?' »Was blieb mir übrig? Ich... ich besitze den Schlüssel Aw einer kleinen Hintertür in Mantles Hause. So konnte ich unbemerkt ein und aus gehen. Daß ich den Schlüssel AU einem solchen Gange würde benutzen müssen, habe ich nicht geahnt, als mich Archie vor Jahr und Tag bat, ihn an mich zu nehmen. Jch^and Mantle noch wach. Ich sah seine Bestürzung und ließ ihn nicht lange im Zweifel. Ich erzählte ihm, was ich gehört hatte: daß er mich ver lassen wolle um einer anderen willen, und daß er dieser anderen seinen Namen geben wolle. Er konnte nicht leug nen. Er versuchte, mich zu beruhigen und mir begreiflich zu machen, daß er nichts mehr rückgängig machen könne. Er hatte die Unverschämtheit, mir die Fortsetzung seiner Beziehungen zu mir anzubieten, auch wenn er der Mann einer anderen sei. Vergebens hielt ich ihm daraufhin vor, daß ich ihm alles gegeben hatte, vergebens erniedrigte ich mich in diesem Augenblick, ihm zu gestehen, daß ich ihn wahrhaft liebe, vergebens malte ich ihm aus, daß er an meiner Seite das Glück einer Häuslichkeit finden werde, das, wie er mir oft gestanden hatte, feine Sehnsucht sei. Oh, Herr Everard', schluchzte die arme Frau, „welche Schande, daß ich das alles wiederholen mutz! Aber er wurde immer kürzer, immer abweisender in seinen Entgegnungen, bis er mir endlich brutal sagte, datz er mich schon lange nicht mehr liebe. Diese Erklärung hätte ja genügt, mich zu ver scheuchen. Aber wie das Meer Ebbe und Flut hat, so hat sie auch die Liebe. Ich sei gewitz, sagte ich ihm, datz er mich wieder lieben werde, mehr als je, sobald wir nur unseren gemeinsamen Hausstand gegründet hätten. Me', sagte er darauf. .Ich liebe die andere, ich Weitz jetzt erst, was Liebe ist.' Da erfaßte mich Verzweiflung. Mein Blick fällt auf den Revolver, der auf dem Tische liegt. Ich ergreife die Waffe. .Dann will ich nicht länger leben', schrie ich, .dann soll aber auch die Welt meine Schmach erfahren, wenn man mich tot hier findet. Und dann wirst du über meinen Leichnam zu keiner anderen Braut schreiten können!' Ich setze den Revolver an meine Brust, Mantle stürzt auf mich zu, erfaßt meine Hand, und drückt sie, daß ich vor Schmerz aufschreie; der Revolver bleibt in seiner Hand, in diesem Augenblick geht der Schutz los, und der Unglückselige fällt zu Boden. Ich habe nur den einen Gedanken: Um Gottes willen, man darf mich nicht hier finden! Ich weiß nichi, ist er tot, ist er nur verwundet, ich kann mich nicht um ibn kümmern, ich sliehe, so rasch ich kann. Und heute morgen steht in den Zeitungen: er ist tot, man hat den Mörder verhaftet. Das kann nicht sein, das darf nicht sein!' Everard hatte erschüttert der Erzählung von Frau Swinnerton zugehört. Ja, so sprach die Wahrheit. Unv Gilbert Dalh, an dessen Schuld er geglaubt, den er selbst durch seine Aussage noch tiefer verstrickt hatte, war un schuldig. „Sie müssen Ihre Aussage vor Gericht abgeben.' „Ich? Vor Gericht?' Frau Swinnerton sah ihn Ent setzt an. „Ich soll mich dem Skandal preisgeben? Da hätte ich ja die zweite Kugel des Revolvers gegen mich los lassen können!' »Wie aber lätzt sich das umgehen?" Sie warf die Tücher von sich und klammerte sich an den Rechtsanwalt. „Retten Sie ihn, retten Sie mich! Retten Sie zwei Unschuldige!' Everard hatte einen Gedanken. „Ich will es versuchen.' „Oh', jubelte sie, „ich wutzte es, ich wutzte es!' „Doch dann ist es eilig. Auf Wiedersehen, Frau Swinnerton.' „Dank, Dank', stammelte sie, und sank zitternd auf ihr Sofa zurück. » * ' * Es war Witherden nicht beschieden, sobald, wie er ge dacht, zu seinem wohlverdienten Lunch zu kommen. Denn er hatte kaum seinen Hut aufgesetzt, als Rechtsanwalt Everard, den Gcrichtsdiener, der ihn förmlich anmelden wollte, beiseite schiebend, in das Zimmer stürzte, und atemlos ries: „Alles falsch! Wir sind in die Irre gegangen. Daly ist unschuldig^ - - - l^ortiebuna folgt.)
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