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Weißeritz-Zeitung : 23.07.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-07-23
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192907238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19290723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19290723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1929
- Monat1929-07
- Tag1929-07-23
- Monat1929-07
- Jahr1929
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 23.07.1929
- Autor
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„Wen denn?- - v / ' Gilbert zögerte einen Augenblick. „Wenn Sie das nicht auch schon wissen, so möchte ich es lieber nicht sagen. Es tut nichts zur Sache*, fügte er nacb einer kleinen Pause hinzu. Witherden wiegte den Kopf hin und her. „Wohin gingen Sie mit Ihrem Scheck?" „Direkt nach Hause. Ich hatte noch zu packen, va mein Gepäck in einer Stunde abgeholt und auf mein Schiff ge bracht werden sollte." „Und dann?" „Dann atz ich auf dem Zimmer mein Abendessen, nahm oon Herrn und Frau Rose Abschied, kleidete mich völlig an..." „Steckten den Revolver in Ihre Tasche setzte Witherden schnell hinzu. Gilbert stutzte. „Allerdings." „Zu welchem Zweck?" „Für eine Reise in ein Land, das ja doch nicht ganz kultiviert ist, empfiehlt sich wohl so eine Waffe. Aber ich verstehe nicht ..." „Oh, das ist doch nicht schwer zu verstehen", meinte Witherden mit dem Spott seiner Siegesgewißheit, „die Waffe, mit der Herr Mantle erschossen wurde, trägt die Buchstaben 6. v." Gilbert antwortete nicht gleich. Er fühlte, wie un geheuer ihn diese Tatsache belastete. „Herr Willcocks, mein Chef, hat mir den Revolver für - meine Reise geschenkt und das Plättchen mit den Initialen anbringen lassen", sagte er. „Das hatten Sie vergessen, sonst hätten Sie die Masse nicht am Tatort liegen lassen." „Ich denke, gerade, daß ich sie am Tatort liegen ließ, beweist meine Schuldlosigkeit. Wenn ich meinen Vetter er mordet hätte, so hätte ich doch die Waffe wieder mit genommen." „Dazu wäre wohl keine Zeit mehr gewesen. Sie muß ten nach geschehener Tat ja eilends flüchten." „Aber welch einen Grund soll ich denn für diese Tat gehabt haben?" „Denselben, der Sie an einem Abend zweimal zu Ihrem Vetter führte." „Gestatten Sie, daß ich mich setze", sagte Gilbert. Er war körperlich und seelisch so erschöpft, daß er das Verhör nicht länger hätte ertragen können. Es gehörte freilich zur Taktik des Untersuchungsrichters, seine Angeklagten zu quälen, aber er vermochte doch Gilberts Bitte nicht abzu schlagen. „Ich weiß nicht, was Sie meinen." „Was sollte denn der zweite Besuch bei Herrn Mantle? Es ist erwiesen und unleugbar, daß Sie vor diesem zweiten Besuch eine Dame bei sich empfangen haben." Gilbert erblaßte. Also hatten seine ehrbaren Hausleute spioniert und ihn verraten! Aber Leugnen hatte keinen Zweck und konnte seine Lage nur verschlimmern. „Ja, eine Dame, die zu mir kam, um von mir Abschied zu nehmen." „Und der Besuch dieser Dame steht zweifellos im Zu sammenhang mit Ihrem zweiten Erscheinen bei Herrn Mantle." „Durchaus nicht." „Wer war diese Dame?" „Das werde ich nicht sagen." „Nun, es wird sich unschwer seststellen lassen. Soviel ist sicher, daß Herr Mantle um diese Dame warb, ja, daß er ihr Verlobter war. Sie hatte ihm aus irgendeinem Grunde ihr Jawort gegeben, bereute es aber und kam zu Ihnen. Die Eifersucht machte Sie wahnsinnig. Sic eilten zu Ihrem Nebenbuhler. Sie machten ihm Vorwürfe, Sie waren außer sich, nicht wahr?" Gilbert war von Witberdens mit arober Sicherheit 01 vorgebrachten Schlüssen so betroffen, daß er nicht gleich zu antworten vermochte. „Durchaus nicht. Wir sprachen sehr ruhig miteinander", sagte er mit einer Unsicherheit, die dem Herzen deS Unter suchungsrichters wohl tat. „Sleath hat ausgesagt, ganz deutlich gehört zu haben, wie Sie in größter Erregung riefen: ,Das wirst du mir büßen!'" „Das sagt man so. Ich hatte Grund, sehr aufgebracht gegen ihn zu sein. Aber ein Mord ..." „Sie haben sich von Ihrem Zorn fortrettzen lassen. Und dann beseitigten Sie doch einen gefährlichen Neben buhler." Gilbert antwortete nicht sofort. „Sie sind im Irrtum", sagte er schließlich, „von einem Nebenbuhler ist nicht die Rede." „Und die Erbschaft?" „Was wollen Sie damit sagen?" „Sie kalkulierten: Herr Mantle will heiraten und wird doch seine Frau und seine Kinder zu Erben einsetzen. Da mit verlieren Sie jeden Anspruch. Deshalb hatte er Sie auch mit dem Scheck abgefunden. Wenn er aber vorher starb, dann bliebenSie derErbe und seineBraut war frei." Gilbert schüttelte den Kopf. „Ich kann nur sagen: ich habe meinen Vetter nicht ge tötet. Ich gebe zu, daß ich anfangs sehr heftig war, daß ich mich aber bald von ihm beruhigen ließ. Doch, alS ich später erkannte, daß er mich in einer für mich sehr wich tigen Angelegenheit belog und obendrein noch verhöhnte, da warf ich ihm seinen Scheck hin, denn ich wollte ihm nichts zu danken haben..." „Natürlich! Sie brauchten den Scheck nicht, wenn Sie das ganze Scheckbuch erbten. Und ebenso warfen Sie Wohl Ihren Revolver hin!" Witherden war beinahe enttäuscht darüber, in diesen» Angeklagten keinen würdigeren Gegner zu finden. „Ja, ich warf auch den auf den Tisch." „Sehr interessant. Und warum?" Gilbert war sich sehr wohl dessen bewußt, wie un wahrscheinlich dem Richter die Antwort auf diese Frage klingen mußte. „Ich gebe zu, daß mich mein Vetter durch Beleidigung einer mir nahestehenden Person derart gereizt hatte, daß ich in einer Aufwallung meinen Revolver zog; aber ich gewann im gleichen Augenblick meine Beherrschung wieder, und da warf ich den Revolver eben auf den Tisch. Nachher habe ich einfach vergessen, ihn mitzunehmen." Gilbert sah Archibald vor sich, der mit seinem höhnisch verzerrten Munde eine häßliche Aeußerung über Elinor hervorgestotzen hatte. Auch die Worte glaubte er zu hören, und noch jetzt röteten sich seine Wangen. Der Richter nahm dies für ein Zeichen, daß der An geklagte seine Verteidigung selbst für einigermaßen un glaubhaft hielt. „Und als Sie den Revolver auf den Tisch warfen, ging er unglücklicherweise los?" „Nein. Wenn das der Fall gewesen wäre, könnte ich es ja sagen." „Aber Sie hatten noch soviel Besinnung, sofort, nach- dem er loSgcgangen war, den Revolver dem Toten in die Hand zu drücken, damit es den Anschein hätte, als habe sich Herr Mantle selbst getötet." „Man hat den Revolver in seiner Hand gefunden?" „Ja. Aber nach einem Selbstmordmotiv wird man ver gebens suchen." „Auch ich weiß mir das nicht zu erklären." „Aber ich. Bekennen Sie, Herr Daly! Gestehen Sie offen Ihre Tat ein! „Ich habe nichts zu gestehen. Ich habe alles gesagt." Witherden klingelte. Der Gerichtsdicner trat ein. „Sie bleiben in Haft", sagte der Richter. Gilbert folgt« dem Gericbtsdiener.
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