Deutsche allgemeine Zeitung : 02.08.1844
- Erscheinungsdatum
- 1844-08-02
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id799109797-184408028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id799109797-18440802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-799109797-18440802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDeutsche allgemeine Zeitung
- Jahr1844
- Monat1844-08
- Tag1844-08-02
- Monat1844-08
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- Deutsche allgemeine Zeitung : 02.08.1844
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Freitag Nr 215 2. August 1844. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Ueberblick. Deutschland. "Von der Nordsee. England und Frankreich. Karlsruhe. Die Redefreiheit. * Mainz. Die Advocatenversammlung. — Die Prü gelstrafe in Nassau- Preußen.—Verlin-Das Attentat. SÄus Schlesien- Der Nothstand und seine Abhülfe. H Posen- Die Kandidaten der Erzbischofswahl. Die Un tersuchung. Münster. Der Erzbischof von Köln. Die gemischten Ehen. — Ein jüdischer Schützenkönig in Stricgau-— vr. Meycn. Desterreich. ° Non der Donau. Zur Verthcidigung. — Siebcnbürgische Zustände. — Die Excesse. Spanien. * Paris. Die Königin. Untersuchungen. Saragossa. Apolo gie Espartero's. Verschwörung in FigueraS- Großbritannien. Der Morning Hcrald über die afrikanische Frage- Russisches Gold. Ncgcrregimenter in Obercanada. » Krankreich. Der Constitutionnel über das Budget. Pairskammer: Eisen bahn. s Paris- Marokko. Der Bischof von Chelm- Schweiz. Chur. Felsberg- Intoleranz. Dänemark, s Kopenhagen. Stimmungen und Parteien- Schweden und Norwegen. Der Reichstag Rußland und Polen. -Warschau. Große Uebcrschwemmung- Türkei. -Konstantinopel. Die Russen im Kaukasus. Personalnachrichten. Wissenschaft und ÄUNst. vr. Carove. Vertin. Gesetz zum Schutz gegen den Nachdruck. — Professor I. Grimm. Handel und Industrie. -Lübeck. Eisenbahn. Theerhof. -Hildes heim. Die Eisenbahn nach Celle- — Ministerielle Denkschrift bezüglich eines neuen Zolltarifs in den Niederlanden. Neueste Nachrichten. London- Der stader Zoll. Paris- Der Herzog von Nemours. Die Zndustrieausstcllung. Marokko. Ankündigungen. Deutschland. * Von" der Nordsee, 28. Jul. In einem Corrcspondenzartikcl dieser Zeitung wurde neulich (Nr. 202) Len von England aus gegen Frank reich wegen der Unternehmungen und Plane desselben auf das Mit telmeer und dessen Küsten erhobenen Vorwürfen entgegcngehaltcn, daß wenigstens England kein Recht habe, Frankreich wegen eines Verfahrens anzuklagcn, dqs es selbst seit langer Zeit und in größerm Maßstabc be obachtet; wurde überhaupt das Verfahren beider Staaten parallelistrt und hauptsächlich dem Auslande gegenüber, speciell Deutschland, als völlig gleichartig, als bei beiden von Herrsch- und Eroberungssucht dictirt dar gestellt. Wir lassen cs dahingestellt sein, ob England ein großes Recht hat, die französische Politik in allen ihren Zügen und Maßregeln so haarscharf zu kritisircn. Wenn wir überhaupt Jedem, der sich selbst et was vorzuwerfcn hat, das Recht, einen Andern zu tadeln, absprcchen wollen, so müssen wir Alle schweigen; so hat namentlich in der auswär tigen Politik kein Staat, der jetzt mächtig ist oder jemals mächtig gewesen ist, ein Recht, zu reden. Denn bis auf diese Zeit sind die Fälle zu zäh len, wo die Staaten lediglich auf dem Wege der Reinheit und Gerech tigkeit groß und stark geworden. Das dient aber keineswegs dem Schlech ten und dem Unglauben an die waltende Vorsehung zum Rückhalte. Denn die Gebäude der Ungerechtigkeit sind auch immer wieder untergegangen, und dann höchstens kam Bestand in das Werk, wenn sich allmälig der Geist der Gerechtigkeit und der Reinheit einlebte und die Schuld der Vergangenheit sühnte. Aber wir wollen überhaupt, obwol wir den Grund satz willig anerkennen, daß Niemand richten soll als wer rein ist — und wer das ist, der richtet mit Liebe ---, wir wollen ungeachtet der Anerken nung dieses Grundsatzes doch von dem schwachen Menschen seine genaueste Befolgung nur insoweit verlangen, als das Bewußtsein eigner Fehler zum milden Urtheil stimmen muß, zur sorgfältigen Rücksicht auf Alles, was irgend erklären, entschuldigen kann. Dagegen kann das Urthcilen über Andere wenigstens den Vortheil haben, daß man sich Dessen selbst enthält, was man an Andern tadelt. Aber stehen die Fälle zwischen Frankreich und England gleich und stehen sic dritten Staaten, speciell Deutschland, gegenüber gleich? Das ist es, was wir bezweifeln. Der Correspondent spricht von einer „altnormännischcn Herrsch- und Eroberungspolitik", von einem „Jnstinct der Herrschaft". In der That, durch die Normannen ist der Unternehmungsgeist in das englische Volk ge kommen. Die Verbindung des normännischen und' des sächsischen Geistes hat den Engländern ungemeines Herrsch- und Eroberungs ae s ch i ck gegeben. Aber kein Volk in der Welt lst von aller Herrsch- und RegierungS sucht so fern wie das englische, keinS ist in derselben Sucht so stark wie das französische wol schon seit einem Jahrtausend, und während die Englän ¬ der nie erobert haben, um zu erobern, haben es die Franzosen immer. Die Engländer haben nach Vereinigung ihrer Jnselrcichc getrachtet, wie dieses Streben nach Vereinigung zusammengehöriger Theile in einer ge wissen Zeit.am Ausgange des Mittelalters ein allgemeines war und in Frankreich und Spanien eine viel mehre Ccntralisirung und Uniformi- rung hcrbeiführte und unter schlimmen Vorgängen erzwang als in Bri tannien, wo noch heute zwischen Schottland und England die größten Ver schiedenheiten in inncrn Einrichtungen, z. B. in der Kirchenvcrfaffung, in dem Rechts- und Gerichtswesen bestehen. In Irland hat die Verschiedenheit des Volksthums und des Glaubens, hat auch der rohe Charakter der Zeit, in der die Unterwerfung vor sich ging und befestigt ward, zu Maßregeln geführt, deren Reste und Wirkungen jetzt schwer zu beseitigen sein mö gen, wobei aber nur der Parteigeist verkennen kann, welche große An strengungen die neuere Zeit gemacht hat, zu mildern, auszuglcichen, ge rechten Foderungcn gerecht zu werden. Aber wie Dem auch sei, Nie mand wird behaupten, daß Irlands Unterwerfung eine Handlung blo ßer Herrsch - und Eroberungssucht gewesen sei. Ein Verband war hier nö- thig, und woran lag es, daß dieser Verband nicht auf gleichem Grunde geschlossen ward wie mit Schottland? Die französischen Kriege der Eng länder endlich am Ausgange des Mittelalters waren Hauskriege, nicht Staats- und Volkskriege, und der Sieg hätte nur eben Frankreich eine andere Dynastie gegeben, nicht aber England unterworfene Provinzen» Dagegen, was immer England seit dem 17. Jahrhundert in allen Welt- theilcn erworben hat, nicht Herrsch- und Eroberungssucht haben es zu sol cher Erwerbung gedrängt, und Punkte wie Helgoland, Gibraltar, Malta, St.-Helena sind ihm wichtiger als ganze Reiche. Es hat nach Sicher heit für seinen Handel, seine Schiffahrt, seine Niederlassungen, die es überall zu Sitzen der Freiheit machte, gesucht; eß bat zu diesem Ende ein zelne Punkte erworben, und die Sicherung des Erlangten nöthigtc weiter zu greifen, ohne daß solche Eroberungen, die eben nur zur Sicherung des erlangten Nützlichen gemacht wurden, jemals in England populair gewe sen wären, ohne daß man sich danach gedrängt und darum gebuhlt hätte. Das Streben nach Kolonialbesitz war im !7.und >8. Jahrhunderte Mode- thorhcit in Europa, und es gibt Leute genug, auch in Deutschland, die diese Thorhcit noch heute betreiben würden, wenn nicht zum Glück dafür gesorgt wäre, daß die Bäume nicht in den Mond wachsen. In diesem allgemeinen Wettkampfe hat cs England am weitesten gebracht. Wer kann ihm das zum Vorwurfe machen? Wohl aber gereicht es ihm zur Ehre, daß cs, wenigstens vergleichungswcisc, vom Anbeginn an, sowol in Bezug auf dritte Staaten als auf die Colonien und unterworfenen Län der selbst, eine liberalere Politik beobachtet hat als irgend eine Nation der Erde, als namentlich Spanier, Portugiesen, Holländer und Franzo sen. Es hat nicht aus Eitelkeit, Ruhmsucht und unruhiger Begierde er obcrt wie die Franzosen, nicht wie Napoleon um einer usurpirten Krone eine Folie und künstliche Unterlage zu schaffen oder innere Parteiungen abzulciten, nicht um die Grundsteine einer Universalmonarchie zu sammeln und eine Macht aufzuthürmcn, welche die Unabhängigkeit des europäischen Staatensystems gefährden könnte. Die aber ist der ewige Traum aller französischen Staatslcnker gewesen, die sich gegen außen gerichtet, Hein- rich's IV. mit seiner phantastischen Völkcrrepublik, in der doch wieder Frankreich der beste Theil zugedacht war, Nichelieu's, Mazarin's, Lud- wig's XIV., selbst des friedlichen Fleury, der Revolution, Napoleon's, Thiers', vielleicht Joinville'S. Möge, wer an Frankreich denkt und ihm um manches Gewinnenden willen, was diese Nation hat, hold ist, Dreierlei nicht aus dem Auge lassen: die Geschichte durchzugehcn und aufzuzählen, wie viele Völker Frankreich und wie oft cs sie gemißbraucht, erst auf geregt, ihnen goldene Berge versprochen und dann sie verlassen und verrathcn hat, wie thcucr ihnen französische Freundschaft gekommen ist; wie oft ferner Franzosen mit offenen Armen empfangen worden, wie sie dann, sobald sie sich sicher gefühlt, gcwirthschastet, und wie bald man sic wieder zu allen Teufeln gewünscht; endlich daß jeder Zuwachs an Macht für Frankreich eine größere Gefahr für die Unabhängigkeit Europas ist, nach Lage des Landes und Sinn deS Volks, als in den Händen ir gend eines andern StaatS. Dagegen wie England niemals der Unabhän gigkeit und Selbständigkeit europäischer Staaten gefährlich gewesen, so ist cs vielmehr, wenn auch im eignen Interesse, in jedem Falle, wo Europa einer Universalherrschaft eNtgegenzukämpfcn hatte, der treueste, unermüdlichste Bundesgenosse europäischer Staatensrcihcit gewesen. Der Zug der Herrsch sucht, die Freude am Machthaber und Gebieten, wie sic dcm eitlen Fran zosen wol eigen, ebenso aber auch und mehr noch die deutsche Regierungs sucht, die Freude am Bielregieren, Einrichten und Ucberwachen, das Al les ist dem Engländer schon nach der Natur seines ganzen inncrn Volks- und Staatslebens fremd, und deshalb eben hat er so große Erfolge in seinen überseeischen Erwerbungen gehabt, und die Franzosen so schlechte. (Auch die Deutschen dürften nicht viel Geschick in dergleichen, überhaupt in Behandlung abweichender Rationalitäten haben. Die Frayzoscn schei-
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