BockV- n - Nr. 14 14. Jahrgang Beilage zum General-Anzeiger Dezember 1937 Die Zagä in Rursaeksen Forst- und Jagdwesen haben im Zuge der Neugestaltung des Reiches eine Umformung von Grund auf erfahren. Die neue Gesetzgebung nähert sich dem Naturschutzgesetz und entspricht sehr wesentlich germanischem Empfinden für das jagdbare Tier als einem Teil der großen Natur, die ohne Wald, aber auch ohne Wild gleichermaßen unvorstellbar ist. Der Gau Sachsen war in Zeiten des Kurfürstentums über drei Jahrhunderte in der Jägerei führend. Er war die „hohe Schule der Jägerei in Europa." Das Bewußtsein dieser stolzen Tradition ließ im vorigen Jahre das Jagdschloß Grillenburg als „sächsischen Jägerhof" wieder neu erstehen. Wieder halten sinnvoll die sandsteinernen Jägerfiguren aus der Zeit Christians n. aus der Brücke zum Jägerhof Wache. Grillenburg ist ursprünglich wie auch der Jägerhof in Dresden eine Gründung des Kurfürsten August. 1654 begann er mit dem Jagdhaus im Tharandter Wald, 1568 folgte die Inangriffnahme des Baues in seiner Haupt stadt. Der Jägerhof in Dresden war ein groß angelegter Komplex von Bauten und Höfen. Sein Nordflügel mit den drei Halbtürmen ist im heutigen Oskar- Seyffert-Museum für sächsische Volkskunst erhalten. Neben höfischen Wohn- und Festräumen barg der Jägerhof Zwinger für Hunderte von Jagdhunden aller Art, ein Löwenhaus und einen Löwengarten, Gerät znr Ausübung der Jagd auf jedes Wild, darunter Netzwerk in einer Fülle, daß man es über 15 Meilen hatte spannen können. Zeitweilig hielt man dort 40 Bären. Die Jagd diente neben der persönlichen Jagdleidenschaft hoher Herren der höfischen Repräsentation. Sie bildete einen wichtigen Teil des Lebens am Hofe und war eine willkommene Ergänzung des Handwerks der Waffen. Jagden wurden zu höfischen Festen großen Ausmaßes. Die Kurfürsten unternahmen ganze Jagdreisen: auf einer solchen im Hennebergischen erwarb Christian II. den berühmten Harnisch des Meisters Heinrich Knopf. Er ist heute eine besondere Sehenswürdigkeit des Historischen Museums. Als Schauspiel lebten die so genannten „Kampfjagen" fort, die an Gepflogenheiten der Antike erinnern: sie fanden in Dresden auf dem Altmarkt im Jägerhof, im Stallhof und dem Schloß hof statt. Hier kämpften wilde Tiere, Wisente, Löwen, Tiger, Bären, Wölfe und Sauen miteinander. Bei ähnlichen Schanjagen erlegte die Jägerei mit dem Kur fürsten an der Spitze jagdbares Wild: Fuchs, Dachs, Hase, Sau, Wolf, Bär und 63