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Sächsische Staatszeitung : 28.01.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-01-28
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480731217-192401284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480731217-19240128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480731217-19240128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Staatszeitung
- Jahr1924
- Monat1924-01
- Tag1924-01-28
- Monat1924-01
- Jahr1924
- Titel
- Sächsische Staatszeitung : 28.01.1924
- Autor
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„wenn man nachdenkt." Grete Hinkemann: Du sollst nicht nachdenken, ich will'- nicht. Was soll die Frage Grobhahns: „Wie war's denn am ersten Abend? Hat er versucht? (Abg. vr. Kastner: Ist ja gestrichen worden bei der ' Aufführung!) Herr Abg. Dr. Kastner, ich habe vorhin schon erklärt, es handelt sich nicht nur um die Auffüh rung, sondern um das Stück. Das ist einer von den Tricks, immer nur von der Aufführung zu sprechen. (Lebhafte Zurufe bei den Dem.) Ein Stück, bei dem man die krassesten Stellen streichen muß und bei dem doch so viel übrig bleibt, ist ein Skandal. (Zuruf bei den Dem.: Sehen sie sich Schillers Räuber und den Faust an!) Die Tendenz von Schillers Räubern und die von Toller ist recht weit voneinander verschieden. Ich möchte weiter eine Bemerkung an die Äuße rung Großhahns, die er Hinkemann gegenüber macht, knüpfen. Man kann darin vielleicht eine gewisse Größe und Überwindung sehen, daß er sich einverstanden er- klärt, daß seine Fran bei Grobhahn das sindet, was er ihr nicht mehr bieten kann. Er sagt: Der Mann gibt die Grete frei. Willst du sie als dein Weib nehmen? Darauf Paul Großhahn: Das will sie gar nicht. Die sucht auch nur ihr Vergnügen. Daß du's weißt. Und wenn sie bei mir nicht genügend Vergnügen findet, dann lasse ich sie aufn Strich gehen . . . (Lebhaftes Hört, hört ! bei den Dtschnat.), dann fahr ich zweispännig. (Lebhafte Zurufe bei den Kom. und bei den Soz.) Redner führt dann unter teilweise lebhaften Zurufen der Demokraten und der Linken die Stellen an, wo ein 7jähriger Bruder dem Hinkemann seine 13 jährige Schwester anprcist, weiter die beiden Dirnenszcnen, endlich die Pria^usszene und sindet für diese Stellen keine innere Begründung und keine Rechtfertigung. Er fährt dann fort: Zum dritten möchte ich auf die widerliche Ver höhnung jeden deutschen Selbst- und Ehrgefühls Hin weisen, die in diesem Stück zum Ausdruck kommt, und ich mochte hier ausdrücklich an die Szene erinnern, die nicht gestrichen ist, an die dritte Szene im 2. Akt vor der Schaubilde, wo der entmannte, fettgcwordene, unglückliche Hinkemann als die Verkörperung des deutschen Helden, der deutschen Kultur, der deutschen Männerfaust, der deutschen Kraft hingestellt wird und dann Paul Großhahn sagt: Aber das ist ja ein erbärmlicher Betrug! So sieht der deutsche Held aus! Einer ohne . . . Ein Eunuch . . . Ha, ha, hak (Ha, ha, ha? bei den Kom.) Tas sind einige der schlimmsten Stellen. Würden die so widerspruchslos hingenommen werden, so wäre mir das unerklärlich und unverständlich, und es würde vollkommen rechtfertigen, wenn wir tatsächlich das vcrachtetstc Volk in der Welt wären. Und nun ist vorhin darauf hingewiescn worden, ja, wenn hier gesagt worden ist: das ist der deutsche Held, das ist die deutsche Kraft, das ist die deutsche Kultur (Zuruf bei den Soz.: Das ist die Deutschnationale Fraktion! — Heiterkeit.), so soll das der bitterschmerz liche Hinweis auf das wehrlose, ohnmächtige, geknechtete Deutschland sein, das wir darstellcn. Ich meine, wenn das der Sinn dieser Worte wäre, dann müßte von einem ehrlichen Toller verlangt werden, daß er auch ein Wort darüber ansügte und erkennen ließe, woher er das Recht herleitet, ;o zu sprechen, ein Wort dar über, wer daran schuld ist, daß wir in der Welt so da stehen (Abg. Cchnirch: Sie sind schuls daran, Ihre Freunde! — Lebhaftes Sehr richtig! links.), wer daran schuld ist, daß wir so wehr- und waffenlos, so machtlos dastehen, wer daran schuld ist, daß wir diesen Krieg weder an der Front noch in der Heimat durchhalten konnten. (Zuruf links: Sie Geschichtsfälscher!) Wir müßten dann verlangen, daß der Verfasser mit einem Wort auf die Gesinnung hindcutet, tue daran schuld ist und die in den zwei Aussprüchen des „Vorwärts" zum Ausdruck kommt: „Wir wollen, das ist unser fester Wille, daß Deutschland seine Kriegs flagge für immer streicht, ohne sie das letztemal sieg- reich heimgebracht zu haben." Und: „Es ist uns Gott sei Dank gelungen, die nationale Welle abzubiegcn." (Zu ruf links: Hurra, das Hakenkreuz mit Kretschmar an der Spitze!) Wenn das Toller getan hätte, könnte man ihm eine gewisse Ehrlichkeit zubilligen, aber er hätte weiter nicht unmittelbar auf die Szene vor der Bude diejenige mit den Kriegsverletzten und Kriegskrüppeln folgen lassen dürfen. (Abg. Schnirch: Ihre Schuld, die wollen Sie nicht mehr sehen!) Das ist so unwahr und verlogen lind eine solche Verhöhnung unserer alten Soldaten (Zuruf links: Sie wollen wohl bestreiten, daß es das gibt?), daß sie die Budenszene tatsächlich noch überbietet. (Lebhafte Zurufe links, u.a.: Zahlen Sie Steuern, dann brauchen die Leute nicht zu betteln! — Wie ein Mensch den Mut haben kann, das zu sagen!) Wie hat man ein derartiges Stück zur Annahme bringen können! Wir haben von der Kritik gehört, daß weder der Kunstwert noch das Kunstwerk dafür aus schlaggebend gewesen sein kann. Wir befinden uns da mit imt der Kritik in vollem Einverständnis, auch wir möchten vermuten, daß es nicht so sehr die künstlerische Leitung des Schauspielhauses, als der Druck der da maligen Regierung Zeigner-Fleißner gewesen ist, der dem Stück zur Aufführung verhalfen hat. (Abg. Menke: Aha, hier ist der Hinkemann! — Abg. Schnirch: Aus dem Grunde muß man die Künstler niederschreien und sie mit Erschießen bedrohen!) Darin macht uns auch in keiner Weise irre, wenn nachträglich sowohl Wiecke wie die Künstlerschar sich vor das Stück gestellt haben und für das Stück einyetreten sind. ES macht uns daS nicht irre, denn uns sind auch andere Künstlerstimmen zu Ohren gekommen, daß sie daS nicht aus freier Ent schließung und Überzeugung getan haben. Wir wissen ja, in welcher Weise die Zeignersche Zeit und das Zeignersche System mit den, Druck auf den Magen ge arbeitet hat. Daraus spricht durchaus keine Herabsetzung der Künstler, es ist nur ein Bedauern und Mitleid mit den Künstlern, die gegen ihre Überzeugung daS Stück haben spielen müssen. (Zuruf links: DaS ist wieder eine solche Behauptung!) Aber alles, was vorher gesagt worden ist, wird durch die Tatsache in den Schatten gestellt, daß die Auf führung dieses Stückes für den 18. Januar, dem Gedenk tage der Reichsgründung, vorgesehen war. (Oh!-Rufe links.) Dieses Stück auf diesen Tag zu verlegen (Abg Schnirch: Das hat Ihre heiligsten Gefühle verletzt!) — sehr richtig! —, das ist eine bewußte und gewollte Ver- höhnuna, oder es ist ein Mangel jeden Gefühles oder jeden Verständnisses für das, was die deutsche Ehre in dieser Zeit fordert. (Abg. Schnirch: Das ist ein deutschuationaler Skandal!) Es ist mit einem Worte, da haben Sie einmal ein vernünftiges Wort ausgesprochen, ein nationaler Skandal (Abg Schnirch: Deutschnationaler Skandal, habe ich gesagt!), ein Skandal, der in keinem anderen Lande, weder in Frankreich, noch in England, noch in Italien, noch in Spanien, weder in Europa, noch in Japan und in keiner Republik der Welt möglich gewesen wäre. Wenn wir wirklich parteipolitisch so eingestellt wären, wie man manchmal meint, uns könnte das recht sein, denn mit Annahme eines solchen Stückes stärkt man die Liebe und das Gefühl für das Deutschland, das uns seit dem 19. November 1918 erstanden ist, und man braucht sich wahrhaftig nicht zu wundern, wenn sich unsere Jugend für dieses Deutschland nicht erwärmen kann. Die Anfrage, die wir gestellt haben, hat nach einer Seite hin eine Beantwortung schon erfahren durch die Tatsache, daß daS Stück für heute abgesetzt worden ist. (Zuruf links: Leider! — Abg. Schwarz: Warnm?) Wir möchten aber weiter fragen, ob Vorsorge getroffen worden ist, daß erstens dieles Stück nicht wieder auf den Spielplan kommt (Abg. vr. Seyfert: Daß die Burschen nicht wieder Hineinkommen!) und daß zweitens Stücke in ähnlicher Art nicht wieder auf dem Spielplan erscheinen. (Abg. Schnirch: Da werden Sie hoffentlich nicht danach gefragt!) Ich hoffe, daß auch andere Stellen gefragt werden und derselben Empfindung sind, daß ein solches Stück nicht auf eine deutsche Bühne gehört. (Zuruf links: Ta gehen wir in die Provinz und lassen es dort aufführen!) Wir möchten weiter fragen, ob es in der Tat zutreffend ist, daß die Wiedereinsetzung dieses Stückes in den Spielplan, nachdem es einmal von ihm gestrichen war, tatsächlich in Übereinstimmung mit dem Ministerium für Volksbildung erfolgt ist. Es ist hier immer und immer wieder davon ge sprochen worden, daß bei der Zurückweisung Auswüchfe vorgekommen sind. Ich habe erklärt, daß ich nicht selbst in der Aufführung gewesen bin. Ich möchte aber noch einmal feststellen, ich glaube, daß in einem anderen wirklich von nationalem Geiste erfüllten Volke nicht eine solche Disziplin gewahrt worden wäre (Abg. Dr. Kastner: Disziplin?), sondern daß man ein solches Stück einfach dort nicht hätte über die Bühne gehen lassen. (Abg. Schnirch: Das heißt also, Sie stutzen und schützen ben Vorgang? Schämen Sie sich! — Äbg. vr. Dehne: Sie hätten also den Skandal mitgemacht? — Zurnf links: Das ist eine Kulturschande! — Hammer des Prä- sidenten,) Präsident: Die Ansragen sind an die Regierung ge richtet wegen der Störungen, die im Theater erfolgt sind. Ich möchte bitten, das; bei der Aussprache über diese Anfragen nicht die gleichen Störungen hier im Landtage vollführt werden. Abg. Frau Büttner (Soz.): Ich glaube, ich habe ein Recht, hier für die Geistesfreiheit im Theater einzu- tretcn. (Zuruf bei den Kom.: Hoch lebe die Geistes freiheit!) Ich bin immer die gewesen, die diese Frei heit nach beiden Seiten verteidigt hat. (Abg. Siewert: Sie sind immer für die Freiheit nach beiden Seiten!) Ich halte es für genau so unerhört und kulturschändend, wenn es wahr ist, was durch die Presse geht, daß z. B. in Rußland die Werke von Kropotkin und die Evange lien verboten sind, wie ich es als eine unerhörte Kultur schande ansehe, wenn sich die terroristischen Rechts parteien anmaßen, uns Vorschriften zu machen darüber, was an Geistesfreiheit in Deutschland, überhaupt in der Welt erlaubt sein soll oder nicht. Unsere Anfrage lautet: Ist es der Regierung bekannt, daß am 17. Januar 1924 durch einen wohlvorbereiteten und bis ins ein zelnste organisierten Widerstand faschistischen Pöbels die Aufführung von Töllers „Hinkemann" un möglich gemacht werden sollte und tatsächlich trotz Ermahnung des Schauspieldirektors Wiecke, dem Dichter Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und der Bitte des Schauspielers Decarli um Achtung vor der Arbeit des Schauspielers, so gut wie unmöglich gemacht wor den ist? Welch Stellung nimmt die Regierung dazu ein, und was gedenkt sie zu tun, um künftig das Auftreten faschistischer Banden im Theater unmöglich zu machen? In unserer Anfrage ist das politische Moment in den Vordergrund gerückt. Trotzdem will ich aber vor weg sagen, daß das künstlerische Moment hier natürlich auch eine Rolle mitfpielt, weil dadurch das Vorgehen derjenigen, die im Theater diesen ekelhaften Skandal hervorgerufen haben, um so unerhörter ist, da es sich um ein wirkliches Kunstwerk handelt, das von allen, die überhaupt etwas von Kunst verstehen, anerkannt »st. Auch das, was von der rechten Seite gegen die Ethik dieses Stückes mit falscher moralischer Entrüstung vorgebracht worden ist, ist für diejenigen, die das Werk sich innerlich zu eigen gemacht haben, lächerlich ober flächlich (Abg. vr. Kastner: Sehr richtig!), denn alles, was man gegen die Religiosität des Stückes sagen, ist gerade das Gegenteil davon. DaS Stück ist ganz tief religiös. Lächerlich ist, was man als Vorstoß gegen die Ehe in dem Stück empfindet. Im Gegenteil, das Ganze ist ein Hohes Lied auf die Zusammengehörigkeit zweier Menichen, die nicht mehr im Geschlechtsverkehr stehen, und der Scbluß des Stückes zeigt, daß die Frau zum Manne zurückgeht und sagt: ich bm dein, ich gehöre dir, wir wollen zusammengehören, obwohl sie nicht mehr im sinnlichen Verkehr zu dem Manne stehen kann. Auch daS ist ganz lächerlich, was als drittes angeführt worden ist, daß das vaterländische Gefühl verletzt wird. Toller will zeigen, wie schlecht es den Kriegsverleyten in Deutschland geht Er will das Gewissen in Deuych land dadurch erwecken, daß diese Leute nicht weiter auf private Unterstützung angewiesen sind, sondern daß sie voir der Allgemeinheit so erhalten werden, daß niemals ein Fall — das ist symbolisch genommen und vergröbert — in dieser Art und Richtung Vorkommen kann, daß solche Meirichen sich irgendwie erniedrigen müssen. (Sehr richtig!) Es ist ein Appell in vielem Werke an das vaterländische Gemeinschaftsgefühl. Man lagt, das Werk sei abschreckend, aber das, was man sich im Zentraltheater-Tingeltangel anhört, hört man sich mit der ganzen Ruhe und dem schmatzenden Behagen an, statt dort Krach zu machen, wenn zwischen dem Auf treten einer nackten Tänzerin irgendein patriotisches Lied gesungen wird. (Sehr richtig! — Abg. vr. Kretschmar: Ein solches Stück gehört am 18.Januar nicht ins Schauspiel Haus!) Jedenfalls ist es ein Skandal, wenn man gegen ein Stück im Theater überhaupt mit solchen Mitteln, wie sie hier angewendet worden sind, irgendwie Front machen will. Die ganze Geschichte war eine organisierte Mache, und darauf bezieht sich unsere Anfrage, was die Regierung zu tun gedenkt, um diese Art organisierten Widerstandes eines faschistischen Pöbels zu brechen und nicht etwa vor ihm zu Kreuze zu kriechen. In dieser Verbindung muß ich sagen, daß ich es sehr bedauere, daß heute abend die Vorstellung abgesagt worden ist, denn es muß Mittel und Wege geben, diese Browningschüsse, die in dem Briefe, dessen Ab schrift auch mir vorliegt, angedroht sind, unmöglich zu machen. Daß man jedenfalls vor diesen Drohungen zurückgeschreckt ist, kann ich nicht verstehen. Außerdem ist gesagt worden, daß man den Schauspielern, den Künstlern nicht zumuten könnte, unter solchen Be dingungen zu spielen. Ich weiß nicht, wie die einzelnen Schauspieler dazu stehen, ich kann mir aber nicht denken, daß die Mehrzahl von ihnen so feig ist, daß sie vor solch lächerlichen Drohbriefen zurückschrecken. Ein Teil ist so, das; er sich sogar als Märtyrer hinstellen und spielen würde, soweit ich ihn kenne. Wir möchten eigentlich fordern, daß die Regierung dieses Stück wieder in den Spielplan baldigst aufmmmt. Ich will mich bei dieser Gelegenheit zum Schluß noch vor Herrn Wiecke stellen, der in dieser schmutzigen Art angegriffen worden ist. Wer Wiecke näher kennt, weiß, wie rein und künstlerisch sein ganzes Streben ist und wie unerhört und von welchem tiefen Standpunkt aus die Angriffe gegen Wiecke sind. (Sehr richtig!) Die Vertrauenskundgebung ist nicht in großem Etile er folgt. Es wäre ein leichtes, die ganze Volksbühne mit ihren 50 000 Mitgliedern unter den Aufruf zur Ver« traucnskundgebung zu bringen. Ich halte es aber nicht für notwendig, daß wir diese Kundgebung im großen Maßstabe aufführen. Ich möchte aber sagen, daß es eine Notwendigkeit ist, daß ein solches Stück wie es der „Hinkemann" ist, jetzt oft im Spielplan erscheint, denn wir haben gerade in der letzten Zeit — das muß gesagt werden — gegen den Spielplan des Schauspielhauses ernste Bedenken, wenn in diesem ost „Tie deutschen Kleinstädter", „Die Rivalen", „Schneider Wibbel", „Der Bibi othekar" wiederkehren und was man sonst noch alles in der letzten Zeit hatte, und das unsere Volks bühne als Kost für die Volksbildung zu sich nehmen n utzte. Damit können wir nicht einverstanden sein. Ich hätte das bei der Beratung des Haushaltplanes schon zur Sprache gebracht, und ich hoffe, daß bis dahin nur so öfter die>e Werke, die jetzt so umstritten sind, aufgeführt werden. (Bravo! bei den Dem. und links.) Bolkobildungsminister l>r. Kaiser: Meine Damen und Herren! Die heute gestellten Anfragen teilen sich in zwei Gruppen, die ich kurz so bezeichnen will: die eine Gruppe fragt, wie konnte dieles Schmutzstück an genommen werden lind null die Regierung es endgültig verbieten? Tie andere Gruppe fragt, was will die Regierung tun, um den Terror, mit dem die Auf führung zwar nicht verhindert, aber fast verhindert worden ist, zu brechen? Bei Beantwortung dieser Fragen will ich mich über die literarische Bedeutung dieses Stückes nicht ver breiten Uber die literarische Bedeutung eines Stückes kann natürlich auch nicht der Landtag, am allerwenig sten durch Mehrheitsbeschluß entscheiden. (Sehr richtig! bei d n Regierungsparteien.) Uber die literarische Bedeutung und die Frage, ob ein Stück so geartet ist, daß es angenommen weiden kann — dazu braucht es noch nicht einmal eine überragende literarische Bedeu tung zu haben, sondern es kann auch z. B. ein Zeitwert in Frage kommen — (Lebhaftes Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.), über diese Fragen hat zu entscheiden die künstlerische Verwaltung unserer Staatstheater. (Bravo! bei den Regiernngsparteien.) Es wäre schlimm, wenn wir uns im Landtage anmaßen' wollten, von hier aus in den Spielplan hineinzureden, so weit wir ihn nicht fördern wollen. (Sehr gut! bei den RegierungS- Parteien.) Und letzten Endes wird einmal über die künstlerische Bedeutung eines solchen Stückes auch nicht der künstlerische Beirat entscheiden, sondern die Geschichte. (Sehr richtig!) Und wenn wir uns hier anmaßen, diese Entscheidung zu treffen, so würden wir uns viel leicht einmal vor der Geschichte so blamieren, wie die jenigen Herren, die die Anträge auf ein Verbot des Stückes eingebracht haben, sich schon blamiert haben (Sehr gut! bei den Regierungsparteien.) (Fortsetzung in der nächsten Beilage.) Druck von B.G. Teubner in Dresden.
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