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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung : 06.06.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-06-06
- Sprache
- German
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426615816-191506065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426615816-19150606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426615816-19150606
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAmts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und ...
- Jahr1915
- Monat1915-06
- Tag1915-06-06
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Oer poNzeikunä. Humoreske von Gerd Harmstorsf. Es gab mancherlei Dinge, die Herr Heinrich Better mann liebte, mehr als alles andere aber liebte er doch das Geld, sowohl dasjenige, das er in ziemlich beträchtlicher Fülle bereits erworben, als das, darauf er sich noch Hoff nung machte. Ein Geschäft zwar betrieb er nicht mehr, nachdem er Gelegenheit gehabt hatte, das seinige äußerst vorteilhaft zu verkaufen; aber erstens hatte er eine wunder hübsche Tochter, die ihm natürlich nur einen schwerreichen Schwiegersohn ins Haus bringen durfte, und außerdem gab es in seiner Familie zwei sehr begüterte Persönlichkeiten, die er in nicht zu ferner Zukunft zu beerben hoffte — näm lich Fräulein LlMa Bramstig, eine Tante seiner verstor benen Frau, und den pensionierten Major Bettermann, einen unbeweibt gebliebenen Bruder seines Vaters. Mii diesen Beiden auf dem denk bar besten Fuße zu bleiben, war Heinrich Bettermanns unermüdliches Bestreben. Und daß er sie auch jetzt wieder eingeladen hatte, einige Wochen in seiner hübschen Villa zu verleben, war selbst verständlich nur einer jener vielen feinen Schachzüge, durch die er die übrigen Erbanwär ter in der Familie matt zu setzen gedachte. Wenn es irgendetwas gab, das das Leben des trefflichen Mannes verbitterte, so war es einzig seine ständige Besorgnis, in der etwas Abgelegenen Villa von Dieben oder gar von Raubmördern heimgesucht zu werden. Als er vor acht Tagen in der Zeitung ein Inserat gefunden hatte, darin ein als fertiger Polizeihund dressierter Dobermann-Pin scher zum Kauf angeboten lvurde, hatte er darum keinen Augenblick gezögert, sich trotz des hohen Preises diesen un schätzbaren Hausgenossen zu sichern. Der Hund >— Cäsar hieß er — tvar denn auch alsbald in Begleitung seines bisherigen Lehrmeisters in der Villa eingetrofsen, und hatte bei der Vorführung so erstaunliche Proben seiner Energie, Unbestechlichkeit und Findigkeit abgelegt, daß Herr Heinrich Bettermann ganz stolz war auf seine Erwerbung. Als drei Tage später Tante Lydia und der Major, der herzlichen Einladung Folge leistend, gleichzeitig auf der Bildfläche erschienen, mußten sie das Lob des genialen Vierfüßlers .in allen Tonarten vernehmen. Aber sie zeigten sich nicht so entzückt, als Herr Bettermann es erwartet hatte. Tante Lydia hatte als ein- geschworcne Katzenfreundin eine grundsätzliche Abneigung gegen Hunde. Und der Major, den man in der Familie niemals anders als den „Mann von Eisen" nannte, zuckte bei den enthusiastischen Schilderungen seines Neffen nur geringschätzig die Achseln. „So ein Köter mag gut sein, wenn es sich darum Han delt, Weiber rind Memmen einzuschüchtern," meinte er- ver ächtlich. „Ein rechter Kerl aber wird im Handumdrehen mit ihm fertig. Ich zum Beispiel möchte ihm wahrlich nicht raten, mir in feindseliger Absicht zu nahe zu kommen. Ich wüvde ihm das Genick umgedreht haben, bevor er auch nur wüßte, wie ihm geschieht." Wenn man den Major ansah, mit seinen blitzenden Soldatenaugen, seinem martialischen grauen Schnurrbart und seiner herkulischen Gestalt, mochte man ihm das frei lich ohne weiteres glauben, zumal, wenn man sich der zahl losen Geschichten erinnerte, die er selber von seinen bra vourösen Taten zu erzählen liebte. Aber Heinrich Better mann tröstete sich mit der Erwägung, daß es solcher eisernen Männer am Ende doch nur wenige gäbe, und die gute Mei nung, die er von Cäsar hegte, blieb vorläufig unerschüttert. Außerdem war er gerade in diesen Tagen bei besonders guter Laune, einmal, weil er an Tante Lhdia ganz unver kennbare Anzeichen rapiden körperlichen Verfalls wahrzu nehmen glaubte, hauptsächlich aber, weil er dahinter ge kommen war, daß sein Nachbar, der steinreiche Fabrikbesitzer August Kieschke, lebhaftes Interesse für sein Töchterchen ElÄeth hegte. Dieser Millionär, der sich neuerdings immer häufiger als Gast in der Villa cinfand, wäre ein Schwieger sohn so recht nach seinem Her zen gewesen. Und daß Fräu lein Elsbeth darüber vorläu fig noch anderer Meinung zu sein schien, machte ihm nicht die geringste Sorge. Er wußte ja, daß sie so' etwas wie eine unglückliche Liebe im Herzen trug, denn er selber hatte vor etlichen Wochen mit uner bittlicher Strenge den glück licherweise noch rechtzeitig entdeckten Beziehungen ein Ende gemacht, die sich insge heim zwischen ihr und einem wenig bemittelten jungen Gymnasiallehrer aus der nahen Provinzhauptstadt an gesponnen. Und er wollte ihr darum großmütig noch ein bißchen Zeit lassen, sich in den Gedanken an eine — von ihm bereits fest beschlossene — eheliche Verbindung mit August Kieschke zu finden. Was übrigens Fräulein Lydias vermeinten körper lichen Verfall betraf, so hatte er nur einem so aufmerk samen Auge wie dem des Herrn Heinrich Bettermann offenbar werden können. Allen anderen mochte sie als eine recht wohlkonscrvicrte Dame erscheinen. Und na mentlich der Major wurde nicht müde, ihr die ritter lichsten Komplimente über die reiche Fülle herrlichsten asch blonden Haares zu machen, die sie sich auch über die erste Jugend hinaus zu bewahren gewußt hatte. Sie pflegte dann mit einem Anflug mäd chenhaft holder Beschämung zu erzählen, wie oft ihr Haar schon ein Gegenstand poetischer Huldigungen gewesen sei, und daß man sie noch vor gar nicht langer Zeit in der guten Gesellschaft ihres ständigen Wohnortes nur die „blonde Waldelfe" genannt habe. Um so bedauerlicher Ivar cs, daß Tante Lydia gerade am Morgen des Tages, an welchem Heinrich Bettermann zu Ehren seiner lieben Gäste eine größere Abendgesellschaft vorbereitet hatte, von einer heftigen Migräne befallen wurde, die sie unbarmherzig nötigte, das Zimmer zu hüten. Gegen Abend erst besserte sich ihr Befinden soweit, daß sie durch die geschlossene Tür den immer wieder um ihr Er scheinen bittenden Verwandten mitteilen konnte, sie würde auf ein Stündchen an der Veranstaltung teilnehmen, wen» man cs ihr mit Rücksicht auf ihren noch immer leidenden Zustand erließe, große Toilette zu machen. Das wurde natürlich bereitwillig zugestnnden, und eine halbe Stunde Staät unä Lanä. „Mutter, warum ist denn in der Stadt drinnen so schlechte Lnst; gibt's denn dort gar so viel Misthaufen? "
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