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Erzgebirgischer Volksfreund : 20.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-20
- Sprache
- German
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-192311200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-19231120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-19231120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1923
- Monat1923-11
- Tag1923-11-20
- Monat1923-11
- Jahr1923
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 20.11.1923
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"- UMMAWM 17-7—I7II7"II^ « mlhallend die omMche« Lekiannkmachnnsen d« Amkhoi^ der 7 -«opcrtschSftkftkN«» dl Um, Miu», se>««ö»r, OK» Schwarzenberg. Der .«r»»«i>»r»tsch« D«Ikrlr«»nb- meekil ISzN» mll Auanahm« der Laa« nach L inn- »nd ^eNIagen. Ls werden außerde« vervssenllichi: Die Dekannlmochungen der SladkrSie zu Slu« und Schwarzenberg . und der Amtsgericht« zu Due und Johanngeorgenstadt. Verlag L. M. Gärlner, Aue, Srzgeb. eernfprech«, kl, es««!» («Im! «lue) <w, eqneederg l». Schwärzender, r?». »rahmnschNfl, V»lNfr«iin» »««qz«»«»»«. Der Drei» sür dl« 34 mm brell« Solanel-Unzeigenzel!« Im > mleilalld« trb Ist es <FamMe»anzelg«n und SUllengebch» Bedürftiger >0>, an an Sri« 30, für di« Sl> mm drill« DrUI- Rrtlamrz«! « 00, aiirwLri, SV. für di« SO mm drei!« «Md. (lrlon«lz«(le 4v, answüri» SS Saldxfennig, bezi». Be rechnung »ach Srand- und Schiüstelzah laril. PaftscheL-Santo, t«Iprig Ur. 12224. »«««iabe.LIra.Nanlo > iue, Srzgeb. «r. 73. H'fdSdafdssdff M enthaltend die an-Mche« Bekanntmachung«» der AmishauplmannlchaN rmd der Staatsbehvrden in Schwarzenberg, der Staats» u. stüdlischen Behörden in Schneeberg, Löbnitz. Neuslüdlel, Erlinhain, sowie der Finanzümier in Lu« und Schwarzenberg. v«zeigen-ftlmiadm« Mr di, am MmbmMag erschein«»», Nunm er bi» vormiltag» S Udr In dm AoupIa«I4!UU- ßeüm. «in, «mdbr Mr di, «ulnadm, »er II»zeig«, am «org^chriedrnm Lag« sewi« an bestimmt« SKI« wir d licht gegeben, euch nicht Mr bi« Richtig»«!! der dirch Feia- IrrecherauigegedmmUnzeigm. — FürRLta. nnomiangt «di-esaadter Schriitstück« übemimnit die Schriftleilang »ein« Deraninartung. — Unterdrechnngm de» E«schüft,- teirirbm b«gründ«n »«in« Uniprüch«. L«I Iablungmwrzng und Nenbur, g«Iim Rabatt« al« nicht ««retnbart. i Nr. 269. Dienstag, den 20. November 1923. Bekanntmachung Die Bewertungssätze der Natural» und Sachbezüge bel Steuer» «bzug vom Arbsi!s!ohn betragen vom 21. November 1923 ab das »SV99V0 fache" der in der letzten Ssvkmderhälste in Geltung gewese nen Bewertungssätze. Der monatliche Wert des Gesamtbetrags der Wobnung. Verpflegung. Feuerung u. Beteuchlung für einen männlichen öausangeskelllen ohne Familie beträgt sonach ». D. 19299990030093 Mark. Der Werl der freien Wohnung tür vsrhsira!«Ie Deputat- mipfänger auf dem Lande beträgt 18009000000 Mark läkrlich. Nue. am 17. November 1923. Das Finanzamt. Aue. Preis-rüfungsstelle. An Stelle der ausgefchiedenen Kerren Drogiit Curt Simon. Balmdotslr. 11, Privatmann Durghotd, Metzschstr. 31. sind eingetreten die Kerren Geschülkslnhaber Bruno Scheinert, Wettinerilr. 24 (für Simon) Polizeioberkommissar Strohmeyer. Earolastr. (für Durghold). Aue. 17. November 1923. Der Rat der Stadt. — Poli-eiamt, «artoffelverleilung. Es haben noch Vrywarzenverg. «,ne ,anze Reil)» Douerwerbslote, Klein- und Sozialrentner, sowie Fürsorgeunlerltütziingsempfänger und Krieg,, opier (Iulatzrentenempsänger) ihre Kartoffeln nicht abgeholt. Die Ver teilung wird deshalb nochmals tür Dienstag, den 2V. Nov. 1923. vor mittags 8—12 Uhr. im Atalzhaus am oberen Tor, angeleht. Bel Nichtabdolung der Kartoffeln gehen di« Anspruchsberechtigien ihre« Anspruches auf die Kartoffeln verlustig. Schwarzenberg, 17. Nov. 1923. Der Nal der Stadt. Wohlfahrtsamt. 76. Jahrg. t TuberkulosenberalungsNunde. Dl« Tub«rbuloleberatuno»ltund« für Schwarzenberg mit den Stadtteilen Neuwolt, Sachsenseid und Wil- dsnou findet Dienstag, den 2V. November 1923, «ach«, s—s Adr. im Stadthaus ll. Zimmer Nr. 2. statt. Schwarzenberg, l77Noo. 1923. Der Nat de» Stadt. Wohlfahrtsamt. Die Sebüdrenlätze für die Heimbürginnen betragen ab 9. No vember 1923 bis aus wettere«: 350 Milliarden Mark Mr Erwachsene und 250 Milliarden Mark für Kinder. Schwarzenberg, 13. November 1S2S. D«r Nat der Stadl. - Di« amtliche» v«ra«ntmachu»ge» sämtlich« BehSrdr» kV»««» t« bin «eschstfwstelleu de, „Drzgeblrgischen AoN»fr«und«^ «v Aue, Schneeberg, Lößnitz und Schwarzenberg elageseheu werbe«. Der Armen Anwalt. Wir wissen nicht, ob alles stimmt, was über den ehemaligen säch sischen Ministerpräsidenten erbauliches jetzt durch die Presse geht. Zu wundern brauchte man sich nicht, denn der Anwalt der Armen und Schwachen, dieses Praedikat führte wohl der Herr mit Vorliebe, war immer etwas anrüchig. Warum sollte er, der für russische Der- hältnisse schwärmte, sich nicht auf russische Weise haben schmieren las- len? Warum sollte Dr. Zeigner nicht Sachwerte in Gestalt von Gänsbäuchen, Butter, Oberhemden, Brillantkolliers usw. erfaßt ha. ben? Das ist doch nur die praktisch« Durchführung von ihm immer vertretener theoretischer Grundsätze. Und es zeugt lediglich von sei- nem guten Herzen, daß er die Enteigneten dann wieder beschenkte, z. B. mit der goldenen Freiheit, die sie wegen Wuchers oder Schiebereien verwirkt hatten. Auch mußte sich doch der edle Mann den armen Proletariern erhalten, was doch am besten dadurch geschehen konnte, daß er seinen kargen Ministcrgshalt durch Naturalien streckte, und daß er sich für kommende Zeiten durch eine Erholungsreise nach der Schweiz stärkte. Wie kann man nur wegen solcher lumpiger Klei- »igkeiten jemandem und noch dazu einem Ministerpräsidenten, einen Strick drehen wollen! Man hat genug Beispiele von derlei Sachen seit der glorreichen Revolution erlebt, und hätte noch vielmehr er leben können, wenn nicht hier und da rechtzeitig die groß« Der- iufchungsmaschine in Tätigkeit getreten wäre. Jyr übrigen kann man von einem Mann, der seine politische Ueberzeugung im Monat drei mal zu wechseln gewohnt ist, doch nichts Ilebermenschliches verlangen, wie z. B. den Widerstand gegen den Duft einer knusprig gebratenen Gans. Letzten Endes ist ja noch das famose Gesetz zum Schutze der Republik da, mit dessen Hilfe jede Kritik an der Majestät eines Mi- nisters, auch eines gewesenen, unterdrückt werden kann, und sind Schutzpolizisten vorhanden, welche als Leibgarde Unbefugten den Zu- tritt zur Speisekammer verwehren konnten. Das verrottete alte System mit seiner bekannt korrupten Beam tenschaft, die Herr Dr. Zeigner so gut anzuprangern verstand, mußte den neuzeitlichen Auffassungen von Pflichten weichen. Das war eine unbedingte Notwendigkeit, wer das immer noch nicht einsieht, dem ist eben nicht zu helfen. Die Herren, die mit Hilfe einer „bürgerlichen" Partei, heute die Ministersessel Sachsens schmücken, haben bekanntlich dem ehemaligen Ministerpräsidenten so und so oft ihr unbeschränktes Vertrauen aus gesprochen. Sie werden sich durch Zwischenfälle, wie das kleine Zeigner-Panama, nicht beirren lassen, ihre schätzbaren Dienste dem Staate weiter aufzudrängen. Denn sie haben natürlich keine Ahnung gehabt, daß die weiß« Weste ihres Schützlings etwas bekleckert ist. Und das souveräne Volk kann ruhig weiter schlafen in dem erhebenden Bewußtsein, daß jeder Staat die Minister hat, welche er mrd'ent. Lre Entlarvung Dr. Zeigers. Wir haben vor kurzem schon Mitteilungen gebracht über eine plötzliche „Urlaubsreife" des früheren sächsischen Ministerpräsiöcn- dpt Dr. Zeigner in die Schweiz und seine ebenso plötzliche Znrück- bMcfung nach Dresden. Ueber die Gründe zu diesen Vorkommnissen, die gestern zu der auf den Wunsch seiner Partei erfolgten Man- batsniederlegung Dr. Zeigners geführt haben, waren bisher noch keine näheren Angaben durchgesickert. Man wußte nur, daß es sich um.gewisse Amtsvergehen handelte, welche die Person des früheren Ministerpräsidenten in ein sehr eigenartiges Licht rückten. Die „Leipziger Neuesten Nachrichten" bringen jetzt nähere Mit teilungen über die Verfehlungen Zeigners. Sie melden: Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat wegen Verdachts der Bestechlichkeit im Sinne des Paragraphen 3W Str.-G.-D. ein Verfahren gegen den früheren Ministerpräsidenten Dr. Zeigner eingeleitet. Dieser Paragraph bedroht überführte pas» sive Bestechung mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren. Im einzelnen sei Hierzu folgendes mitgeteilt: Dr. Zeigner war bekanntlich, bevor er die Ministerpräsidentschaft übernahm, sächst. scher I usti zm in i ste r. Man wird sich entsinnen, dab er in die- ser Stellung eine auffallende Füllevon Begnadigungen ,r gehen ließ, was seinerzeit schon in der gesamten deutschen Oesfent- lichkeit bedenkliches Kopfschlitteln und Aufsehen erregte, wenngleich sich Dr. Zeigner dabei auf Amnestieerlasse zu stützen sucht«. Nun hat aber Dr. Zeigner seine Stellung als Vorstand des sächsischen Justiz ministeriums dazu miß raucht, Leuten, die rechtskräftig zu Frei heits trafen verurteilt worden waren, unter dem Deckmantel der Bei gnad gung die Strafen zu erlassen, und zwar gegen bar und gegen Geschenk«. Gr hat sich also Begnadigungen abraufen lassen. Als Zeichen der „Erkenntlichkeit" hat Dr. Leianer all« »Arten von Gegenständen de» täglichen Bedarfs" «nt- gsgengenommen, so Eier, Mehl, Kartoffeln, Butter, Geflügel, Bekleioungsgegenstände, Schmuck sachen und Papiergeld. Wie eilig es Dr. Zeigner mit dieser Art von Begnadigungen hatte, beweist di« Tatsache, daß in Dringlich- keitsfällcn sogar entsprechend« telegraphische Anweisungen an di« Staatsanwaltschaft zur Freilassung der Begnadigten erteilt wurden. Es ist weiter vorgekommen, daß bereits zur Strafhaft ein- gezogene „Klienten" Dr. Zeigners auf dessen telegraphische Anweisung sofort wieder entlassen werden mußten. Das Honorar für diese „justizministerielle" Tätigkeit hat dieser sonderbare Hüter Les Rechts in den verschiedensten Lagen seines Le bens «ntgegengenvmmen. Teils in seiner Wohnung auf dem Wei ßen Hirsch, teils im Kaffeehause, ja sogar aufder Straße hier in Leipzig. Fuhr er von Leipzig nach Dresden zurück, so hatte er Lie „Abgabepflichtigen" vor Abgang seines Zuges nach dem Hauptbahn Hofe bestellt. So verstand er bei seinen Dienst reisen das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. In der „Goldenen Kugel" in Leipzig wartete ein biederer Landmann, der »oegen Getreidewuchers bestraft war, mit der „Weihnachts gans", bis er herausgerufen und nach dem Blücherplatz geführt wurde. Dort stand erwartungsvoll der Herr Justizminister, beklei det mit einem weiten Radmantcl, nahm im Schwung die Weih nachtsgans entgegen und ließ sie unter dem Nadmantel verschwinden, nm nach Erledigung seines „Defälligkeitsdienstes" seine amtliche Dienstreise nach Dresden fortzusetzen. Zur Entgegennahme der kleineren Haushaltbedürfnisse, wie Butter und Eier, war die Gattin dieses seltsamen Iustizministers beauftragt; Mehl wurde in der Härtelstraß« bei einer nahen Ver wandten abgeladen. Noch heute schmückt die Gattin dieses „An walts der Armen und Enterbten" ein Brillantkollier, das mit dem aus formalen Gründen an das Justizministerium abgefer- tigten Gnadengesuch in der Privatwohnung des Ministers auf den Schreibtisch nieücrgelegt wurde. Den Vorkämpfer des Proletariats selbst ziert ein kostbarer Pelz, der gleichfalls dem „Drange nach Freiheit" eines Entgleisten seine Herkunft verdankt. M Um das vorstehende Bild abzurunden, bemerkt das Leipziger Matt, daß sich die Tätigkeit Zeigners nicht nur auf die ihm zugetra genen Sachen beschränkte; er veranlaßte auch von sich aus seine Mittelsmänner, an Gnadenbedürftige oder solche, die er daraufhin einschätzte, wegen der Höheder Be st echungs summe heranzutreten. -Wie weiter gemeldet wird, ist dienstlicher Bericht der Staats anwaltschaft Leipzig über die Amtsverbrechen Dr Zeigners an das Justizministerium in Dresden abgefertigt worden, um das Minists- rium zu veranlassen, beim sächsischen Landtag die Aufhebung der Immunität Dr. Zeigners zu beantragen. Das Ersuchen der Leipziger Staatsanwaltschaft ist inzwischen gegenstandslos geworden, da Dr. Zeigner sein Landtagsmandat nicdergelegt hat. * Dresden, 17. Nov. Die „Dresdner Volkszeitung" ist natürlich in Verlegenheit. Sie meldet zu Zeigners Mandatsnieder legung: „In der bürgerlichen Presse wird behauptet, daß die sozial demokratische Landtagsfraktion eine Aufforderung an Dr. Zeigner habe ergehen lassen, sein Mandat niederzulcgen. Don einer solchen Aufforderung ist der sozialdemokratischen Fraktion nichts bekannt. Nichtig ist dagegen, daß Dr. Zeigner in einem Schreiben an die Fraktion seinen Entschluß mitgeteilt hat, sein Mandat niederzulegen. Lie Gründe, die ihn dazu bewogen, sind noch nicht genügend geklärt. In der bürgerlichen Presse wird angedeutet, Zeigner hab« seine politische Amtstätigkeit und private Vorteile nicht genügend auseinanderaehalten. (Diese reizende Umschreibung macht der Volks- zeitungsredaktion alle Ehre. E. V.) Die Tel.-Union meldet, bei der Staatsanwaltschaft Leipzig schwebe ein Verfahren, das eine Anklage ge- gen Dr. Zeigner wegen amtl. Verfehlungen zur Folge haben könne. Die Anzeichen deuten darauf hin, daß hier politisch« Feinde Zeigners ihre Hand im Spiele haben, um einen Tsndcnzprozeß zu Wegs zn bringen, den sie pgDAsck ausbeuten können. Außerdem sollen von ihm aus vertraulitMpolitische Informationen an einen bürgerlichen Journalisten unter Kennwort weitcrgegeben worden sein. Es han delt sich bei alledem um Anschuldigungen, die in ihren wesentlich sten Teilen noch nickt genügend klaraestellt werden konnten. Wir hoffen, daß es Dr. Zeigner gelingt, die gegen ihn erhobenen An schuldigungen als unrichtig nachzuweisen." Sachsens zukünftiger Polizelschutz. Das Wehrkreiskommando gibt bekannt: Die Aufrechterhaltung der Ruh- und Ordnung ist in erster Linie die Aufgabe Ler Polizei. Sie hat jedoch zurzeit in Sachsen rund 1500 Fehlstellen. Dieser Umstand fällt nicht ins Gewicht, so lange starke Reichswehrkräft« als Rückhalt vorhanden sinL. Dor Ab- rücken der jetzt m Sachsen befindlichen' Reichswchrverstärkungen ist die Auffüllung der Polizei ein dringendes Gebot, will man nichi die Zeiten wieder auflebcn lassen, in denen die zu schwache Polizei es nicht verhindern konnte, daß Unruhestifter das Land unsicher moch ten und Gewaltakt« verübten. Deshalb hat General v. Seeckt den M'itärbefehlehaber Le» Wehrkreise» 4 beauftragt, im Freistaate Sachsen zunächst diä Bildung einer über den Parteien stehenden Hilfspolizei i« Benehmen mit den zustänkgien Stellen in die Wrge zu leiten. Diese Hilfspolizei wird solange bestchen bleiben, bis es gelingt, di« Staatspolizei durch Einstellung geeigneker Anwärter auf ihre vovgsschrieben« Stärke zu bringen. Nach Maßgabe des Ausgleich» der Fehlstellen bei der Staatspolizei wird Lie Hilfspolizei sodann ab gebaut werden. Dabei ist die Möglichkeit gegeben, besonders befä higte Hilfspolizeibeamte in Lie Staatspolizei Lauern- einzustellen. Gleichzeitig mit der Aufstellung der Hilfspolizei wird nach Len von General v. Seeckt gegebenen Weisungen die sächsische Staatspolizei auf überparteiliche Grundlage gestellt. Die Einsetzung von Polizeikräften in der letzten Zeit bat gezeigt, daß die Polizei dort voll ihre Aufgabe erfüllt hat, wo sie unter energischer Führung in ausreichender Stärke Verwendung fand, daß aber auch politische Ne- bcneinflüsse Führer und Beamte gegen ihren Willen zu Schwäch« und Nachgiebigkeit gezwungen haben. Diese politischen Nebenemflüfle zu beseitigen, wird die Aufgabe der Staatspolizei sein. Der Werwi«- gcude Teil der Polizeibeamten wird die Schaffung »klarer Verhält nisse, bei der nach wie vor alle ihnen zu kommen den Boamtenrecht« volle Würdigung finden werden, begrüßen. Für alle Verwaltungs behörden, denen di« Einsetzung von Polizei verantwortlich obliegt, wird sie eine wesentliche Stärkung ihrer Autorität bedeuten. Die Staatspolizeiverwaltung erläßt einen Aufruf, in Lem e» heißt: Zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung rm Reiche wird zur Unterstützung der bestehenden Polizei im Freistaat« Sachsen ein« Hilfspolizei ausgestellt. Hierzu können sich verfassungstreu« deutsch« Männer zur vorübergehenden Dienstleistung melden. Für' dis An nahme darf nicht die Zugehörigkeit zu bestimmten politischen Par teien maßgebend sein, sondern lediglich der fest« WL«, in der Not Verhältnisse mitzuarbeiten. Alle als Hilfspolizeibeamte eintretenden Personen haben während ihrer Dienstleistung Rechte und Pflichten der Polizeibeamten, sostrn kein« einschränkenden Bestimmungen ge troffen werden. Beamte im Sinn« des Beamtengefetzes sind Hilfs polizeibeamte nicht. Einstellungsbedingungen: Alter nicht über 45 Jahve, militärisch mit der Waffe oder als Kraftfahrer ausgebildet, körper liche und geistig« Tauglichkeit, Größe möglichst nicht unter 1,66 Me ier, Unbescholtenheit. Gebührnisse: Besoldung erfolgt nach.Maßgabe Ler frühe ren Dienst- und Lohnverhältnisse. Das Nähere ist bei Len Wevbe- stellcn zn erfahren. Bekleidung und Leibwäsche und Dienstgradabzei chen sind frei. Unterbringung, Verpflegung und ärztlich« Behand lung erfolgt nach den bei der Landesvolizei bestehenden Bestimmun gen. Kündigung kann täglich gegenseitig auf eine Woche erfolgen. Meldung u. a. beim Polizeipräsidium Chemnitz, Polizeiamt Plauen, Standortvcrwaltung Zwickau, Sta^prdverwaltung Glauchau. Der Fall Schneller. Im Landtag wurde am SonnabenL der Antrag der kommu nistischen Fraktion auf Haftentlassung des Abgeordne ten Schneller beraten. Nach Eröffnung der Sitzung wird ein Schreiben verlesen, mit dem Dr. Zeigner seine Mandatsnie- Lerlegung mitteilt. (Schallende Heiterkeit rechts. Zuruf: „Der große Mann aus Sachsen!") Vizepräsident Bünger (D. Dp.): Der Schutzhafibefehl, dessen Abschrift wir bekommen haken, sagt an einer Stelle, daß di« Ver sammlung die Vorbereitung des «bewaffneten Vorgehens der Kommu nistischen Partei gegen die gegenwärtigen verfassungsmäßigen Zu stände bezweckte. Da» Wehrkreiskommando ist zu der Auffassung ge kommen, daß eine Vorbereitung zum Hochverrat vor liegt. Die Einladung zu -er Versammlung ist mit voller Heimlich keit erfolgt. Auf den betreffenden Zetteln stand, daß diese sofort zu vernichten seien. In der Versammlung war ein KPD.-Mann au» Moskau anwesend. Bei Schneller haben sich vorgefunden eine Gene ralstabskarte von Sachsen und Thüringen mit Cinzeichnungen von Fernsprechleitungen, ferner der Entwurf eines Aufrufs gegen die Regierung und da» Militär, in welchem in ziemlich hetzerischer Weise zu einem gewaltsamen Vorgehen aufgefordert wird. Weiter sind vorgefunden worden neue Generalstabskarten von Dach sen, Thüringen und Schlesien. Man muß dem Wehrkreiskommando in der Auffassung Verstimmen, daß es sich bei der Versammlung um eine Aktion im Nahmen der kommunistischen Absichten handelte, mit Gewalt gegen Lie Neichsregierung vorzugehen. E» handle sich nichi um Untersuchungshaft, sondern um Schutzhast, also um eine vorbeu gende Maßnahme. Di« Vertreter der Reichsrogiprung wollen ver hindern, daß Schneller diese Aktion, die er eingeleitet hat, zum Scha den der Reichrrrgierung fortsetzt. Wir sind durchaus nicht geneigt eine so vernünftige Maßnahme zu vechindern, indem wir dafür «iw treten, daß Schneller au» der Haft entlassen wird. Abg. Gündel (D.-N.): Wozu man für humanitäre Zwecke Ge neralstabskarten braucht, ist nicht ganz ersichtlich Auch wir wolle, di« Immunität schützen, oder es gibt Fäll«, wo di« Immunität höhe ren Zweck«» zu wetchrn hat, vor allen Dingen, wenn sie dazu benutz! wird, um Angriffe gegen die Verfassung durchzu führen, Lurch di« Lii ' Immunität gewährleistet ist. S» b«sicht ter Lerdacht des Hochmr rat». Wir werden gegen den Antrag ftmmrn. Abg. Müller» Leipzig (So,.): wenn Hochverräter wie Kuden- doM f«ig»IaLru am-k«. dann dürft nicht «n sächsischer ULg»ordne-
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