Delete Search...
Der Querschnitt
- Bandzählung
- 11.1931, H.2, Februar
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Sprache
- Undetermined
- Signatur
- Z. 8. 1291-11.1931,1/6
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id355966999-193102000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id355966999-19310200
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-355966999-19310200
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Varia
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Vom Beruf einer Tischfliege
- Autor
- Rößler, Hermann
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDer Querschnitt
- BandBand 11.1931, H.2, Februar -
- DeckelDeckel -
- WerbungWerbung -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- WerbungWerbung -
- ArtikelFrankreich und Polen 73
- ArtikelKunstdruck-Teil 1 -
- ArtikelLeben und Briefes des Josef Amadeus Schulze 78
- ArtikelPawels Rückkehr 82
- ArtikelKunstdruck-Teil 2 -
- ArtikelDer Mann des Skandals 87
- ArtikelKunstdruck-Teil 3 -
- ArtikelEnglische Anekdote 93
- ArtikelDer kölnische Karneval 94
- ArtikelSitten und Gebräuche der Stimmbildner 99
- ArtikelKunstdruck-Teil 4 -
- ArtikelClowns 103
- ArtikelUnterhaltung mit Hamburger Zimmerleuten 107
- ArtikelKunstdruck-Teil 5 -
- ArtikelVom Beruf einer Tischfliege 111
- ArtikelGeishas in Kioto 114
- ArtikelKunstdruck-Teil 6 -
- ArtikelÄngstliche Gedichte 119
- ArtikelMarginalien 120
- ArtikelKunstdruck-Teil 7 -
- ArtikelKunstdruck-Teil 8 -
- WerbungWerbung -
- DeckelDeckel -
- BandBand 11.1931, H.2, Februar -
- Titel
- Der Querschnitt
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
Vom Beruf einer Tischfliege Von Hermann Rößler ie arme Industrie hat es schwer mit Pleiten und Geldknappheit. Nur, Gott sei Dank, für dieWerbungskosten langt es immer. Und die Spesen sind alles. Wäre für sie das Geld nicht da, so wäre ganz Europa wirklich pleite; so aber geht, den Reden aller Finanzminister zum Trotz, der Apfelkarren der Wirtschaft imm er weiter. Ein anständiger Mensch kann in Zahlungsschwierigkeiten geraten, aber Schlafwagen fahren und ein bißl Sekt ausgeben, dazu wird er es hier im Lokal immer noch haben. Das sind eben so .Spesen“. Nicht wahr?“ Das ist die Logik einer kleinen Frau. Lonny. Und sie hat recht, denn für sie spielt sich die Nationalökonomie so ab in dem Lokal, wo sie jeden Abend von acht bis drei arbeitet — als Tischdame. Das Lokal ist eine jener „ersten Ver gnügungsstätten“, in denen sich alle Existenzen vom Zoubkoff-Typ bis zum Stinnes-Typ von den Anstrengungen der Geldjagd erholen. Die meisten kaufen sich zum Sekt noch Unterhaltung, Geist, Esprit, indem sie sich „eine Dame“ bestellen. Von 100 Mark Tischgeld aufwärts. Lonny ist die teuerste, denn sie hat die blendendsten Kostüme; der Esprit kommt dann von selbst. Mit ihren pechschwarzen Locken markiert sie ,,dämonischen Typ“ und ist zum Staunen aller Stammgäste stets eine andere Exotin, bald Spanierin, bald Zigeunerkind. (Nur der Eingeweihte weiß, daß das letztere Aussehen, das etwas von Zerfallen- heit in sich birgt, von zu großer Überanstrengung der Nerven und des Magens kommt, der zuviel Sekt allabendlich hineinpumpen muß.) Blonde Skandinavier, heute unter allen Ausländern immer noch die beliebtesten (weil man sie so schön dazu bringen kann, ihre naive Gutmütigkeit an falscher Stelle zu entfalten), fliegen auf Lonny. Manche Kuh muß später in irgendeinem schwedischen Bauern hof verkauft werden, damit Lonnys Tischgelder wieder herauskommen. Lonny fasziniert. Nicht, weil sie hübsch ist. Ist sie das überhaupt? Wer sieht das heute einem raffiniert bemalten Gesicht abends im Sektnebel an? Bei Tag ist sie viel leicht häßlich und verhutzelt — aber wen kümmert das! Es genügt, daß sie zwei hundert Mark Tischgeld verlangt und als die bestrickendste, geistvollste Frau, ja als eine Dame von Kultur und Geschmack gilt. Das hat nämlich der Außenminister eines nordischen Staates, der allabendlich das Lokal besuchte und später in Genf kluge Reden hielt, Lonny und der Direktion wiederholt versichert. Und einen großen Aufwand von seinem Geist und seiner Kultur hat er darauf verwandt, Lonny aus Genf und der nordischen Hauptstadt feine, kluge, gefühl volle Briefe zu schreiben, die der kleinen Frau deshalb sehr imponiert haben, weil jedesmal ein rosaroter Hundertkronenschein beilag. So hat die Diplomatie Lonnys Renommee im Lokal geschaffen. Nachfolger des Nordländers war näm lich ein Kollege, Außenminister eines Oststaates, der Lonny zwölfmal Tischgeld gegeben hat, obwohl Zloty und Lei mieß stehen. Leider ist er in Genf mit seiner Rede durchgefallen, und Lonny hat nie einen Schein-Brief bekommen. Allerdings hat sich dann herausgestellt, daß dieser Kavalier gar nicht der . . . ische Außen minister war, sondern ein durchgebrannter Fabrikkassierer aus Podwoloczyska, 111
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview