Delete Search...
Das Magazin
- Bandzählung
- 5.1928/29, August = 60
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Undetermined
- Vorlage
- Aus Privatbesitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id368358402-192906004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id368358402-19290600
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-368358402-19290600
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Erlebnisse meines Monokels
- Autor
- Kuh, Anton
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDas Magazin
- BandBand 5.1928/29, August = 60 -
- DeckelDeckel -
- WerbungWerbung -
- ArtikelTitelblatt 1 XIII
- WerbungWerbung XIV
- ArtikelTitelblatt 2 -
- ArtikelLerne "Sexappeal" zu Hause 3782
- ArtikelErlebnisse meines Monokels 3789
- AbbildungDie neue Frisur 3791
- AbbildungKundin: "Ich möchte gern einen hübschen Badeanzug haben ..." ... 3793
- AbbildungDie amerikanische Tänzerin Thelma de Lorez, [...] 3794
- ArtikelMit meinen Augen 3795
- ArtikelKunstdruck-Teil 1 3797
- ArtikelEine Million wird gesucht 3805
- ArtikelUnbekannte Bekannte 3811
- ArtikelEine Viertelstunde um die Welt 3815
- ArtikelKunstdruck-Teil 2 3822
- ArtikelEin Interview mit van Dongen 3828
- ArtikelAls ich Abschied nahm - - Als ich wiederkam... 3832
- ArtikelReisefieber 3834
- AbbildungRutschbahn 3836
- ArtikelDer Jungbrunnen auf dem weissen Hirsch 3837
- AbbildungDer Mann, der bei Lahmann einen Cocktail verlangte 3840
- ArtikelDie verschrobene Fassade 3841
- ArtikelKunstdruck-Teil 3 3845
- ArtikelMomo, ein widerwärtiger Hund 3853
- ArtikelSprechen Sie Ihre täglichen Fremdworte richtig aus? 3856
- ArtikelTennis wird Volkssport 3858
- Artikel"Ball room dancers" 3862
- AbbildungRocky Twins 3864
- WerbungWerbung 3865
- AbbildungDer Blaustrumpf 3866
- AbbildungHemdenmatz 3868
- Artikel[Vermischtes] 3870
- DeckelDeckel -
- BandBand 5.1928/29, August = 60 -
- Titel
- Das Magazin
- Autor
- Links
-
Downloads
- Download single page (JPG)
-
Fulltext page (XML)
3790 ungebildeter und dümmer — wahrscheinlich, weil sie zum Lesen dienen und nicht zum Schauen. Und von meinen Doppelgängern aus Fensterglas will ich überhaupt nicht reden — sie sind aus der Zeit verschwunden wie die Gardeleutnants, deren Aug’ sie zierten. * Aber gerade diesen ausgestorbenen Wesen, glaube ich, verdanken wir einen Teil unserer Beliebtheit. Man nimmt uns als ein Merkmal des Klassenhochmuts — wie verkehrt! Wenn die Leute ahnten, wie wenig Geld manchmal mein Herr bei sich hat! (Oder hassen sie mich, weil sie es ahnen?) Wenn in den ersten Tagen ein unfreundlicher Blick an mir hängen blieb oder ein Lippenpaar in die Breite ging oder wenn es von einem Fahrrad „Ksch-ksch“ machte, hatte ich gute Lust, an mir einen Zettel zu befestigen, der den Einwohnern der Stadt auf den ersten Blick meinen Nutzzweck deutlich machen sollte: „Armer, linksseitig kurzsichtiger Mann bittet um gütige Blicke.“ Vielleicht hätte auch ein Schildchen mit Angabe der Dioptrienzahl genügt. Der Mensch ist ja von Natur aus mitleidig. * Das erfuhr ich auf etwas schandhafte Art während des Krieges. Das heißt: die Schandhaftigkeit lag da auf Seiten meines Herrn. Er war in einem Infanterieregiment als Einjähriger eingerückt, unerschrockener Stützer des Hinterlands. Man kann sich denken, wie kläglich ihm zu Mute war. Seine Montur, wiewohl nur im Kasernen- dienst^ abgenützt, sah aus, als hätte sie Gorlice und Limanowa mitgemacht. Dabei fielen ihm, wie es in der Horaz’schen Ode heißt: „unter dem Schermesser die Locken“, ln diesem Zustand bekam er, plötzlich, sei es, daß er sich durch meine Hilfe von den andren unterscheiden, sei es, daß er mich als kostbare Erinnerung an sein ziviles Dasein aufbehalten wollte, eine heiße Sehnsucht nach mir. Was tun? Er wendet sich an den Oberarzt der Kompagnie. „Ich leide an einem nervösen Zucken des Auges,“ sagt er; „das wirkt bei einem Soldaten Seiner Majestät komisch. Es kann auch zu einer Schwächung der Hinterlandsmoral führen, denn die Leute meinen unfehlbar, ich sei ein Kriegsverwundeter, der trotz der erlittenen Granatenpsychose noch Dienst machen müsse. Aus diesem Grund ersuche ich Sie um die Erlaubnis, ein Monokel tragen zu dürfen. Das Monokel verhindert nämlich mein Auge, indem es die Lider steif auseinanderspannt, an jeder zuckenden Bewegung“. Der Arzt stellte den gewünschten Schein aus. Österreich war ein mildes Land. Doch, was war nun die Folge? Einmal, daß sich bei jedem Marsch durch die Straßen die Fenster rechts und links öffneten und lachende Gesichter nach dem Mann unten riefen, der in einer zerknüllten, erdfarbigen Montur, aber ein Monokel im Auge mit seinen braven Landsturmkameraden in Reih und Glied mitzog. Dann, daß auf der Straßenbahn oder in Lokalen manche Offiziersantlitze staunend, ver blüfft, ja bestürzt bei meinem Anblick zusammenzuckten, mich eine Weile ange strengt visierten, bis sie sich zur Frage entschlossen: „Einjähriger, was ist das für ein Unfug?“ Ha, ihr hättet da iheinen Herrn sehen sollen, wie er beflissen und triumphierend den ärztlichen Dienstzettel vorwies! Und welcher Respekt nunmehr seiner, das heißt meiner Spur folgte! Und dabei hat mein Herr, im Vertrauen gesagt, das Zucken auf dem anderen Auge. * Er ist überhaupt ein merkwürdiger Mensch. Oft, wenn ich gegen morgens schlaflos auf dem Nachttisch liege, indes er so stark schnarcht, daß die Schneiderrechnungen, Liebesbriefe, Zeitungen um mich zu flattern beginnen und Zigarettenasche wie Wüstensand auf mein Gesicht bläst, muß ich bei mir denken, wozu mich der Schläfer neben mir, allen Ungelegenheiten zu Trotz, so standhaft durchs Leben trägt. „Ich bin von Beruf Psycholog,“ erwiderte er ein mal, indem er mich vom Auge nahm und wie einen geheimnisvollen Apparat vor-
- Current page (TXT)
- METS file (XML)
- IIIF manifest (JSON)
- Show double pages
- Thumbnail Preview