Beiträge zur altern niederdeutschen Kupferstichkunde des 15. und 16. Jahrhunderts. Von Dr. ph. A. Andresen, Herr Kunsthändler Drugulin hat unlängst ein nieder deutsches Gebetbuch aus der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts erworben, das reich mit bildnerischem Schmuck ausgestattet ist und wohl eine eingehende Betrachtung ver dient. Den Freund der altern Kupferstichkunde muss der Inhalt um so mehr interessiren, als fast alle darin enthaltenen Blätter bisher nicht bekannt waren, in Bartsch und Passavant nicht verzeichnet sind. Das Buch, in klein Octav-Format, auf Papier und Perga ment geschrieben, mit Initialen reich verziert, ist eines der vielen Gebetbücher, die uns von frommen Klostergeistlichen erhalten sind. Ein Datum in der Schrift oder im Kalender vorn ist nicht angegeben. Die Schriftzüge selbst tragen ein alterthümliches Gepräge, doch fällt, wie wir mit Gewissheit erhärten können, die Entstehung des Buches wahrscheinlich um 1580, weil Kupfer darin Vorkommen, von denen eines von 1523 datirt ist und andere wieder sich als Kopien nach Blät tern von A. Dürer und Lucas von Leyden ausweisen. Dass die Schrift nicht früher als die Kupferstiche ist, erhellt daraus, dass einerseits die grösseren Stiche auf der Rückseite be schrieben sind, andererseits in der Schrift selbst leere Räume für das Einkleben der kleineren Blätter gelassen wurden. Es ist mit grösser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass das Gebetbuch von einem Mönch des Klosters St. Trond in Lüt tich herrührt. Die Bibliothek zu Lüttich bewahrt eine Anzahl Manuscripte dieses aufgehobenen Klosters und ein anderes vom „Irater Truda Gemblacensis“ mit 58 Stichen geschmückt, besitzt, r. 0. Weigel in Leipzig. Derselbe Meister M der in diesem Manuscript mit 7 Blättern vertreten ist, erscheint auch in unserem Gebetbuch mit einer Reihe Blätter und von den Archiv f. die zeiclin. Künste. XIV. 18G8. -i