V oii 'weiteren Kennzeichen der Sage sei liier nur ihre örtliche, oft persönliche und meist auch zeitliche Gebundenheit erwähnt. — Das A oik wendet diese Kriterien unbewusst, aber mit sicherem Gefühl auf jedes litterarische Erzeugnis an, das ihm mit dem Ansprüche, Sage zu sein, entgegentritt, und lehnt es entweder vollständig ab oder formt es in seinem Sinne um, wenn jenes den Bedingungen gar nicht oder nur teilweise entspricht. Gewissenhafte Sagensammler haben häutig nach den kurz angedeuteten Grundsätzen zwischen echten und unechten Sagen geschieden und letztere von der Aufnahme in ihre Sammlungen ausgeschlossen. Y\ ie dankbar dieses Vorgehen auch im Interesse der vergleichenden Sagenkunde, besonders der Mythenforschung', anzuerkennen ist, weil das scheinbare Auftreten gewisser Sagenzüge in den verschiedensten Gegenden den Forscher zu schweren irrtümern verleiten kann, so geht doch dadurch die grosse Menge der hier als volks- mässig bezeichneten Sagen der wissenschaftlichen Betrachtung verloren. 1 nd das mit Unrecht, denn sie vermögen einmal dem Kulturhistoriker wertvolle Fingerzeige zum Verständnis einzelner Zeiträume zu geben, und andrerseits wird selbst der Sagenforscher aus der Art ihrer Um- prägung und ihrer Ausbreitung im Volke schätzbare Parallelen zu tieferem Eindringen in das ältere Sagenmaterial gewinnen. Bei gründ licher Prüfung diirtte dann noch manche Sage, die bisher als Erzeugnis der dichtenden Volksseele gegolten, der bewussten Thätigkeit Einzelner zuweisen müssen. Künftige Sammler werden sich deshalb ein Verdienst erwerben, wenn sie d.er V issenschaft auch diese Eindringlinge zugänglich machen, zugleich aber ihren gleichsam hibriden Charakter deutlich hervorheben. Lediglich eines warnenden Hinweises bedürften dagegen die Fabeleien romantischer Köpfe oder geschäftskundiger Sagenfabrikanten, welche gar keinen Niederschlag im Schosse des Volkes gehabt haben. Jene Leute finden natürlich ein Fehl reicher Thätigkeit in sagenarmen Gegenden. Den Ruf einer solchen hat unverdienterweise lange Zeit hin durch auch das Meissner Hochland, die sog. Sächs. Schweiz, getragen, und so sind denn hier eine ganze Reihe Sagenerfinder geschäftig gewesen. 1 ) Nur in wenigen Spuren sei an dieser Stelle ihrem Wirken nachgegangen. Es ist eine Eigentümlichkeit des Meissner Hochlandes, dass sich Zwergsagen nur an seinen Grenzen finden: das Geschlecht der kunstfertigen Bergelfen ist sonst spurlos verschwunden. Welch günstige Gelegenheit, die dichterische Zeugungskraft zu bekunden! Im Herbst 1811H veröffentlichte ein Herr H. aus Neukireh a. W. in verschiedenen Zeitungen der Oberlausitz und des Meissner Hoch landes eine Anzahl Sagen, die er bei den einzelnen Redaktionen nur unter einem anderen Titel und auf andere Örtlichkeiten übertragen zinsbringend zu verwerten wusste. Er hatte auch den Ungerberg bei Neustadt mit Zwergen, Busch weibeln und anderen mythischen M esen bevölkert, die er gewaltsam vom Valtenberge dahin versetzt hatte, wobei auch längere Stilweudungen aus der Duelle (CI. König im b } mein •Sagenbuch d. sächsischen Schweiz. 1891. Einleitung, worin ihre Arbeiten angeführt werden.