hl Paul Klee: Der schimpfende Kaiser Wilhelm. 1920. Feder (Nachlaßsammlung Felix Klee, Bern) staltung maßgebend beeinflußt, sei es unver ändert oder mit Modifikationen. Welch grund sätzliches Gewicht die gestalterische Konzep tion des Bauhauses hatte, ergibt sich allein schon daraus, daß heute in der ganzen Welt mit Recht die Komplexgestaltung als Tendenz seiner Entwicklung verstanden wird. Diese Schrift wird zweifellos zur Klärung längst herangereifter gestalterischer Probleme bei tragen, u. a. auch zum Verständnis dessen, daß die Tätigkeit des Gestalters in der Indu strie nicht primär eine „künstlerische" Tätig keit ist. Lothar Lang befindet sich mit dieser Überzeugung in Übereinstimmung mit Ge staltern wie Gui Bonsiepe, Tornas Maldonado, Dieter Rams, William S. Huff. Das heißt jedoch nicht, daß zwischen den bildenden Künsten und der Produktgestaltung keine Beziehungen beständen und daß es keine Übergänge gäbe. Es liegt in der Natur der Sache, daß ein Vorhaben wie Lothar Längs Würdigung des Bauhauses auf neue Probleme hinweist und gelegentlich dahin tendiert, alte Probleme nur von einer Seite zu betrachten. Die bekannte These Walter Gropius’ „Kunst und Technik — eine neue Einheit" fand bekanntlich innerhalb des Bauhauses bei Lyonei Feininger, Paul Klee und Georg Muche keine Zustimmung. Muche schrieb dazu, daß Kunst und Technik in ihrem schöpferischen Wert wesensverschieden seien. Gropius bestritt das. Lothar Lang stimmt, in berechtigter Übereinstimmung mit der Grund tendenz im praktischen Schaffen Gropius’ die ser Auffassung zu, ohne ausreichend zu be rücksichtigen, daß die „Vereinigung von Kunst und Technik in der Gestaltung“ zu einem an deren Dritten führt, daß seine Gesetzmäßig keiten weder unmittelbar den bildenden Kün sten noch technischen Disziplinen entnommen werden können, sondern eine eigene Disziplin darstellt. Insofern erhält auch der Widerspruch von Georg Muche usw. durchaus eine Teil wahrheit, und es wäre sehr interessant ge wesen, ihr nachzugehen, konkret aufzudecken, wo Beziehungen zur Kunst wirksam bleiben, aber dennoch eine neue Qualität entsteht. Sehr verdienstvoll sind Längs Überlegungen zum Beitrag einer Formenlehre der bildenden Kunst durch das Bauhaus. Der Autor erkennt, daß sich in der Formenlehre Klees und Kan- dinskys, ungeachtet der Einwände, die wir da gegen haben, rationelle Elemente finden, die beachtet zu werden verdienen. Er erklärt da zu, daß die Formenlehre nichts anderes sei, als die notwendige theoretische Fixierung einer Grammatik der Malerei. Entleerung der Kunst, schlimmstenfalls Enthumanisierung der Kunst, bedeute es allerdings, wenn man sie auf diese Grammatik reduziere. Lothar Lang weist darauf hin, daß es eine äußerst frag würdige Position sei, deshalb diese Gram matik anzuzweifeln und sie schließlich aus der Kunstsprache zu eliminieren, denn das be deute ebenfalls eine Zerstörung der Kunst sprache. Allerdings ist zu diesen Überlegun gen zu sagen, daß unser Sehorgan sich in seiner visuellen Weltbeziehung verschiedener Grammatiken bedienen kann, daß Formzu sammenhänge vom Auge geschaffen werden, die jeweils in sich ihre eigene visuelle Logik haben. S. H.Begenau 44