VORSCHULE I' N D ERSTE EINDRÜCKE 9 daß auch der nichtgelehrte Deutsche sie ohne Yorkennt- nisse aussprechen kann. Japan empfängt den erwartungsvoll gespannten Gast nicht, wie Venedig oder Rom, in einem qualmen den Allerweltsbahnhof. Wir begrüßen das Inselland aus reiner Seeluft heraus. Uns kam es an einem frühen Frühlingsmorgen in Sicht, von duftigen Wolken und Nebeln umhüllt. Langsam zeichnen sich die Bergkuppen, bald weich gerundet und dicht bewaldet, bald in der scharfen Kegelform, die uns in jedem ragenden Gipfel den Fudschi vermuten läßt. Durch das Fernglas unter scheiden wir die ersten Siedelungen, graue Fischer dörfer, deren strohgedeckte Hütten in den Schluchten und an den Hängen hochklettern. L’nd nun, klopfenden Herzens erfaßt, das erste Bild des Volkstums: ein Boot schaukelt weit vor der Küste, flach, mit dem eckigen braunen Segel. Darauf drei Fischer von unverfälscht japanischer Gestalt, barbeinig, im Lendenschurz, ein kurzes Arbeitskleid über den Schultern, ein Kopftuch umgeknotet, genau die Umrisse, die uns so oft in den alten Holzschnitten angesprochen hatten. Ich nahm sie als freundliches Zeugnis dafür, daß ich wenigstens im Leben des gemeinen Mannes die alte Kultur finden werde, die ich zu suchen kam. Mer daheim sich mit japanischer Kunst beschäftigt, wer auch nur Holzschnitte sammelt, wie ich es seit über zwanzig Jahren für die Bibliothek unseres Kunst gewerbe-Museums getan habe, der empfindet täglich, wie ihm die Anschauung jener fremden Welt fehlt. Der W eg zu ihrer Kunst, der alltäglichen wie der hoch-