Schlußwort. Eins der ersten göttlichen Gebote heißt: „Machet Euch die Erde untertan und herrschet über alles, was auf Erden kreucht!“ Aber nach dem Sündenfall sagt Gott: „Verflucht sei der Acker um Deinetwillen, mit Kummer sollst I)u Dich darauf nähren Dein Leben lang, Dornen und Disteln soll er Dir tragen!“ Je mehr wir aber das göttliche Gebot erfüllen und uns die Erde untertan machen und auch unseren Kulturboden beherrschen, desto weniger wird uns der göttliche Fluch treffen. Sind nicht Dornen und Disteln —das Linkraut —ein Fluch! Je mehr wir sie von unserem Acker fernhalten, desto weniger Kummer wird er uns machen. Wir erlebten in den letzten Jahrzehnten auf allen Gebieten der menschlichen Kultur gewaltige Fortschritte: Eisenbahn, Auto mobil, Luftschiff, Flugzeug, Flugschiff, Telegraph, Fernsprecher, Fernhören, Fernsehen, Radio und viele andere Wunder mehr. Aber auf dem Gebiete der Bodenkultur arbeiten wir heute fast wie vor tausend Jahren. Wir schinden und plagen uns von einem Jahr zum anderen, wir wühlen und schaufeln, „Dornen und Disteln“ plagen uns. Wir machen uns die Erde nicht untertan und herrschen nicht über alles, was auf Erden kreucht und fleucht. Wir schaufeln selbst dort, wo wir das Schaufeln dem Bodenleben überlassen sollten. Nicht wir beherrschen die Naturkräfte, son dern sie beherrschen uns. Ernten wir doch oft nur das, was uns Unkraut und Ungeziefer übriglassen! Wir können nicht sagen, daß wesentliche Fortschritte uns bei der Bearbeitung des Kulturbodens wirklich vorwärts gebracht hätten. Ich möchte fast sagen, daß von wesentlichen Fortschritten wenig geredet werden kann. Kunstdünger, Dampfpflug, Motorpflug, Motorfräse und vieles ‘andere, sie haben alle nicht gehalten, was man erwartete. Immer wieder Bedenken, immer wieder Menschen, die sich von den ver meintlichen Fortschritten lossagen. Vom Kunstdünger, seiner Nebenerscheinungen wegen, vom Dampf- und Motorpflug, seiner rücksichtslosen Bodenwendung, seiner Furchensohle wegen, vom Fräser, weil er das Biologische im Boden unberücksichtigt läßt, usw. Wir haben uns mit der Bodenkultur zu sehr von der Natur abgewendet; wie von vielen Gebieten, so könnte es auch von der Bodenkultur gelten: „Zurück zur Natur“. Daß dies ein schwieriges Ding ist, war schon zum Ausdruck gebracht; sind doch Kultur und Natur direkte Gegensätze. Man glaube nicht, dies „Zurück zur Natur“ sei nicht zeitgemäß. Im Gegenteil! Gerade in unsrer heutigen Zeit der Technik bemerken wir es nicht nur in der vereinfachten Ernährung der Menschen unter Bevorzugung von Obst und Gemüse, sondern auch auf anderen Gebieten. Ist es nicht auffallend, daß wir z. B. in Deutschland heute etwa 120 000 Pferde mehr haben als im Jahre 19LI! In anderen Staaten Europas ist es ebenso und fast noch mehr in Amerika, wo das Verhältnis Auto zu Pferd im Jahre 1923 von 1:3 auf 1:6,5 im Jahre 1930 gestiegen ist. 11 161