Bekannt ist ja die große Bedeutung der Regenwürmer für die Bildung und Erhaltung eines fruchtbaren Kulturbodens. Am größten ist ihre Bedeutung im Wald- und Wiesenboden, wo sie sich ungestört entwickeln können. Wir wissen aber auch, daß der Regenwurm sich in einem trockenen, sandigen Boden weniger wohlfühlt, dort sehr oft auch gar nicht vorkommt. Er ist aber selbst in einem solchen Boden anzutreffen, wenn eine Bedeckung des Bodens erfolgt. Man braucht ihn nur mit einem Brett oder Stein zu bedecken und schon sehr bald werden sich die Regenwürmer dort ansiedeln. Ich erinnere mich aus der Knabenzeit sehr wohl, daß wir auf diese Weise die nötigen Regenwürmer für die Fischangel suchten und fanden. Die große Bedeutung des Regenwurms ist darauf zurückzuführen, daß er fast ununterbrochen Erde in sich aufnimmt und wieder von sich gibt. Dadurch ernährt er sich zugleich, aber nicht so sehr direkt von der Erde oder, wie vielfach angenommen wird, von halb- oder ganz verwesten organischen Stoffen, als vielmehr von den in einem solch humosen Boden vorhandenen Lebewesen, deren Eiweißstoffe dem Regenwurm vor allem zur Nahrung dienen. Aber nicht allein der Regenwurm ist es, der so Nahrung suchend den Boden durchwühlt, sondern dasselbe tun auch andere Tiere, Insekten, Larven, Ameisen und andere Würmer. Untersuchungen über den Einfluß der Regenwürmer auf die Entwicklung der Pflanzen haben ergeben, daß in einer bestimmten Fläche eines Roggenackers, in dem keine Regenwürmer sind, 16,2 g Körnerertrag, dagegen 25,8 g geerntet wurden, wenn auf derselben Fläche 100 Regenwürmer lebten. Es ist ferner berechnet worden, daß in einem Hektar Land bis zu 1000 kg Wurmmasse vorhanden sein kann, wodurch naturgemäß der Boden in ganz besonders starkem Maße fruchtbar sein muß. Wenn wir nun daran erinnern, daß in einem sandigen, trockenen Boden in der durch die Bodenkultur im Sommer ausgetrockneten Bodenoberfläche keine Regenwürmer Vorkommen und solche im bedeckten Boden reichlich vorhanden sind, so werden wir leicht verstehen, warum eine Bodenbedeckung so sehr zur Steigerung der F'ruchtbarkeit beitragen kann, besonders wenn bei Dauerkulturen eine dauernde natürliche Bodenbedeckung erfolgt. Daß sich die Regenwürmer in der ausgetrockneten Oberfläche des Kulturbodens nicht auf halten, davon überzeugen wir uns auch im Sommer, wenn nach einem warmen Regen am Abend Unmengen von Regenwürmern sich an der Oberfläche zeigen, die vorher nicht zu bemerken waren. France weist darauf hin, daß es noch eine Unmenge anderer Bodenwürmer gibt, deren Vorhandensein den wenigsten bekannt ist, da sie winzig klein, völlig farblos und unbemerkbar sind. Er sagt, daß Fadenwmrmer, Rädertierchen und Nematoden für die feinste Humus zerkleinerung eine ähnlich wichtige Rolle spielen wie dieRegenwiirmer. So ist es nicht nur das Bakterienleben, daß den Boden zu einem lebenden Boden macht, sondern die große Zahl lebendiger Tiere im Boden macht ihn erst recht zu einem lebendigen Organismus. Un aussprechlich groß ist die Zahl kleinster Würmer und anderer Tier-