Die Bodenbedeckung in der Natur. Als die ersten Anregungen laut wurden, den Kulturboden mit Pappen und ähnlichem Material zu bedecken, leuchtete mir dies sofort ein. Mein Grundstück in der Gartenstadt Hellerau grenzt an ein kleines Wäldchen; so hatte ich täglich vor Augen, wie das Laub der Bäume zu Boden sinkt und denselben mit einer dichten Laubdecke einhüllt. Kaum ist die Laubdecke vermodert, entsteht eine neue. Und unter dieser lockeren, porösen Laubdecke bildet sich ein stets locker bleibender Boden, der locker bleibt, ohne jemals bearbeitet zu werden. Darin liegt wohl mit der größte Vorteil dieser Art der Bodenbedeckung. Gewiß kommt beim Waldboden noch das Vermodern des Laubes in Betracht, das den Blättern der Bäume die nötige Kohlensäure zuführt, den Humusgehalt im Boden stets ergänzt und den gierig fressenden Bodenbakterien und anderen unzähligen Bodenlebewesen ständig neue Nahrung bietet. Wenn im Hochsommer der Kulturboden austrocknet und steinhart wird und wir nun in einen Laubwald kommen, so sehen wir, wie der Erdboden mit abgestorbenen Blättern dicht bedeckt ist. Wohl erscheint uns die Oberfläche dieser Laubdecke trocken. Schieben wir aber nur ein wenig die Blattdecke zur Seite, so finden wir unter der trockenen Oberfläche sofort eine feuchte, im Vermodern begriffene Laubschicht, die, je weiter wir untersuchen, nach der Tiefe zu die bekannte Humusschicht bildet. Der Erdboden selbst im Walde ist nicht einmal zu sehen. Er kommt weder mit der Sonne, noch mit dem Wind, noch mit dem Regen in Berührung und wird durch die vollkommene, aber luftdurchlässige Deckschicht vor Temperatur schwankungen geschützt. Wir kennen heute den Grund, warum die Natur so eifrig bemüht ist, den Erdboden in dieser Weise durch eine dichte Decke abzudecken. Es hat den Zweck, das Leben im Boden, von dem wir später aus führlich hören werden, zu schützen. Und wenn wir den Kulturboden im Winter betrachten und sehen, wie wohl und mollig er sich fühlt, wenn die Natur dem nackten Boden das Winterkleid — die Schneedecke — anzieht, dann werden wir erst begreifen, wie öde, nackt und kahl ein unbedeckter Boden sein muß, der ungeschützt den Winden, der Hitze, der Kälte, den Platzregen ausgesetzt ist. Die Natur kennt eigentlich überhaupt nur einen bedeckten Boden. Ein in der Natur unbedeckter Boden ist eine Wüste. Ist es nicht geradezu erstaunlich, wie schnell und oft sehr wider unseren Willen die Natur selbst den Boden bedeckt, z. B. mit dem von uns so sehr gefürchteten Unkraut ? Wohin wir blicken — überall herrscht ein ununterbrochenes Streben der Natur, den Erdboden zu bedecken. l* 3