Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 10.07.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186707109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-07
- Tag1867-07-10
- Monat1867-07
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 10.07.1867
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
/,/,»»» ^»»»»«» »ick von: 2«p«g H. t,'^, 12, Stm. 3", o-, SU», w«, 1-»t. — <xrui> n. 11-. Stv». HZ. — Lt«p»» K. 7, Ivt. «in. A ^v>». — 2ver» SM,. ,u».>». L)aMpswagen. LS".- vodenback, fk. 8." 2U. 5 ° 8» Ms. 3» - Fr«b-rg?ft. 7«» AÜ. M. 12». A. 8>». - Tharandt kr. 7«. 6» IS». 3t, «. »«M. - «ürlitz s». v»». m«. Nm. ?4. ^ uK. Nl« ^ demselben Tage. Zugleich mit dem Kinde wurden noch zwei Schafhunde gebissen, wovon der eine sofort erschossen, der andere aber in sicheren Gewahrsam genommen und beobachtet wurde. Bei diesem Hunde zeigten sich bereits am I. Juli Spuren der Tollwuth und crepirte dieses Thier in der Nacht vom t zum 5. Juli. — In Oelsnitz im Voigtlande ist das Scharlachsieber in solchem Umfange namentlich auch unter den Schulkindern aus getreten, daß eine Unterbrechung des Unterrichts vorläufig auf drei Wochen nothwendig geworden ist. — Ueber die Concertreise der Gesellschaft Scandalia nach Prag schreibt uns ein 7 Heilnehmer: Eingetroffen in Böhmen, füße Versprechungen gemacht, Schulden auf dem Halse, und wo wir concertirten, kam Niemand hin. Kurz und gut, wir sind in die Käse geflogen, wir mußten retiriren und zwar bei Nacht, der Feind rückte uns zu sehr auf den Hals. Es wurde ein Kahn losgemacht an der Elbe. Nun ging es bei Nacht und Nebel fort. Als wir in Raudnitz angckommen waren, kamen wir auf einmal an das große Wehr, was wir nicht gewußt haben. Nun war große Gefahr vorhanden; denn wenn unsere Schluppe in die Drehe kam, waren wir Alle verloren. Da schrie Paliel: „Gott, der Gerechte, sollst du noch ersaufen müs sen!" Wir andern weinten, als wir glücklich am Ufer waren; der Direktor rief: ,,O weih, die Gefahr ist vorbei!" So sind wir denn glücklich nach Dresden gekommen, aber hungrig; uns ist es ebm so schlecht ergangen, wie unfern Truppen. Die Neise hat uns den Hals gebrochen. — In einer Gesellschaft erzählte kürzlich Jemand, als man die Erlebnisse des vorigem Jahres Nevue passiren ließ, auch von seiner mecklenburgischen Einquartierung ein Wort, weÜhes auf den Unterschied unserer und der mecklenburgischen Sitten ein scharfes Schlaglicht fallen läßt. Der Betreffende, ein Beamter, hatte, als das mecklenburgische Eontingent durch Sachsen nach Bayern rückte, als Einquariierung einen meälen- burgischen Feldpredigcr erhalten. Derselbe wurde natürlich als Officier verpflegt, und die nach dem Mülbe'schen Küchenzettel ungeschriebene Flasche Wein und das vorzügliche Mittagsmahl Mächten den Herrn gesprächig. Er klagte, daß es ihm sehr schwer geworden sei, einen passenden Bedienten zu finden; die Bauernburschen wären in seiner Gegend zu ungeschickt; endlich habe er aber in dem Schullehrer seines Dorfes einen sehr gu ten, anspruchslosen Diener gefunden. Der Wirth fragt halb entsetzt: Es ist doch nicht etwa Derjenige, dem ich vorhin seine sechs Cigarren verabreichte? Auf die Bejahung dieser Frage: Warum haben Sie mir aber das nicht gleich o.-sggt ? Da hätte ich ihn doch gleich mit an den Familienttsch gezogen! erwiederte Jener: Bekümmern Sie sich nicht, der ißt in der Küche gut genug! — Nun, so etwas dürfte man einem sächsischen Lehrer nicht bieten! — Ja, verletzte der Mecklenburger, indem er den Bordeaux-Wein behaglich schlürfte, ich Hab' es wohl gesehen, Ihr Sachsen haltet so viel auf Eure Schulmeister, daß diese die Nase ganz anders tragen, als bei uns! Sprach's und griff nach dem vaterländischen Erziehungsbambus, um einen Spazier gang zu 'unternehmen. — Oeffentliche Gerichtssitzung am 8. Juli. J"1 Frühjahr des vorigen Jahres unterhandelten die drei Ge rdleindevorstände von Döhlen, Deuben und Potschappel mit dem früheren Administrator des Eymann'schen Grundstücks Pretzich- ner über den Ankauf einer Parzelle zu Erbauung eines Be zirksarmenhauses. Man kam gegenseitig über den Preis überein, ein schriftlicher Aufsatz wurde nicht aufgesetzt, weil die Käufer erklärt hatten, das Wort gelte bei ihnen, sie wären keine Lum pen. Die Käufer dagegen erklären, ein Kaufcontract hätte nicht aufgesetzt werden können, weil sie nur im Auftrag der Com mission für Erbauung des Armenhauses gehandelt hätten und somit auch nur die Unterhandlung provisorisch hätten führen können, die Genehmigung der Commission wäre ausdrücklich er wähnt und Vorbehalten worden. Aus der Erbauung des Ar menhauses wurde Nichts. Pretzschner drang später auf Erfül lung des Kaufes, und die betreffenden Gemeindevorstände ver weigerten dieselbe, da die Sache sich zerschlagen, auch sei ein Kaufcontract, wie ihn daS bürgerliche Gesetzbuch verlange, nicht abgeschlossen worden. Am 27 October ist nun Pretzschner Abends l 1 Uhr in den Gasthof zum grauen Wolf gekommen, und hat sich zu Bekannten an einen Tisch gesetzt. An einem anderen Tische saß der Gemeindevorstand Müller aus Deubeu. Pretzschner veranlaßt, sich an denselben Tisch zu setzen, entgeg nen, er setze sich nicht an jeden Tisch, und kam nun auf jenen Handel zu sprechen, wobei er Worte gebrauchte, die von Jedem, der mit den Verhältnissen nur einigermaßen bekannt war, auf die drei Gemeindevorstände bezogen wurden. Diese Worte wa ren beleidigend für die Gemeindevorstände und stellten sie auch deshalb Strafanträge gegen Pretzschner. Das Gerichtsamt Döh len nahm schwere Ehrenverletzung an, und verurtheilte Prctzsch- ner zu 20 Thlr Geldbuße, Tragung der Kosten und Gewäh rung von Privatgenugthuung. Im heutigen Termine wurden noch mehrere Zeugen vernommen, die genannt worden waren, um darzuthun, daß die Handlungsweise der Gemeindevorstände wohl dazu geeignet gewesen wäre, den Unwillen Pretzschners hervorzurufen Sie konnten jedoch nicht bestimmt bezeugen, daß namentlich Gemeindevorstand Müller in Deuben sich als Be sitzer des fraglichen Feldes geriet habe. Das Bezirksgericht setzte die Strafe auf l0 Thlr. herab, weil Pretzschner wohl in der Meinung gewesen sein könne, daß das Feldgrundstück unbedingt von den Gemeindevorständcn gekauft wsrden sei, und daher seine Handlung wohl milderer bcurtheilt werden könne. — Der Kaufmann Wohlfarth stand in Geschäftsverbindung mit dem Bäckermeister Simang. Letzterer war Erstcrem für Liefe rung von Mehlwaaren 515 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf. schuldig ge worden. Beide hatten Besprechung mit einander und Simang erkannte auch die Schuld an, ohne jedoch ein Schulvbekenntniß auszustellen. Wohlfahrt schrieb zweimal Briefe an ihn, aber ohne Erfolg. In einem dritten Briefe fand sich nun die Stelle, daß, wenn bis Morgen früh 8 Uhr Simang nicht bei ihm ge wesen sei und die Schuld bescheinigt habe, er zwei hiesigen Kaufleuten, mit den Simang im Geschäftsverkehr stand, Kennt nis; von seiner Schuld an ihn geben werde. In Folge dieses Briefes erfolgte gegen Wohlfahrt Tenunciation wegen E:p.'e°- sung und Nöthigung. Angeklagter giebt an, daß er weit davon entfernt gewesen sei, eine rechtswidrige Absicht dabei zu verfol gen. Von Seiten des Gerichtsamts erfolgte Verurtheilung zu einer Woche Gefüngniß wegen Nöthigung. Auf den hiergegen erhobenen Einspruch erklärte der Staatsanwalt Held, daß eine Nöthigung nicht in der Handlungsweise des Angeklagten liege, er also Freisprechung desselben beantrage, eine andere Frage sei, ob Bestrafung wegen Selbsthilfe eintreten könne, und da dies Sache der Privatanklage sei, so habe er Nichts in dieser Beziehung zu bemersin. Wohlfahrt wurde wegen Selbsthilfe zu 5 Thaler Geldbuße mrurlheilt. — Die Untersuchung gegen Johanne Sophie v.".w. Krauße in Deuben hatte für die Angeklagten einen günstigen Verlauf, indem sie vom Verdachte wegen An stiftung zu Unterschlagung und Partirerei freigesprochen wurde. Sie war angellagt worden, dem Lehrburschen des Bäckers in Deuben unbefugter 'Weise Geld für Schwarzmehl und Kleie ge geben zu haben. Der Lehrbursche hatte behauptet, daß sie ihm dasselbe gegeben habe, damit er recht reichlich messe und viel zugebe. Die Angeklagte sagt, daß dies Trinkgeld für Herunter tragen von Säcken gewesen sei, da dies ihr bei dem Alter von 62 Jahren schwer fiele. DaS Gerichtsamt Döhlen verurtheilte sie jedoch zu 12 Tagen Gesängniß, welcher Bescheid heute in ein freisprcchendes Erkenntniß umgeändert wurde, indem der Schuldbeweiü nicht als erbracht angesehen wurde. — Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten, 'Mittwoch den 10. Juli d. I., Nachmittags 5 Uhr. Tages ordnung: .5 Vortrag aus der Negistrande. I! Vortrag der Verfassungsdeputation über: I das Localstatut zur zehnten Ab theilung der allgemeinen Städteordnung; 2 den Antrag des Stellvertreter Itt. Schaffrath, zu untersuchen, welchen Einfluß 3 der Verfassung des Norddeutschen Bundes auf die Auf nahmegesuche haben werde; 3 die Anträge der Stadrv. Advoeat Lehmann und Knöfel: r» die Aushebung der den Aufenthalt und die Niederlassung ausländischer Juden beschränkenden gesetzlichen Bestimmungen bctr.; d) den Wegsall der Beschränkungen in -I I der allgemeinen Städteordnung bezüglich Erlangung des Bürgerrechts für Nichtchristen und Israeliten betr.; l die Re gulativ-Nachträge zur Pensionskaffe der städtischen Subaltern- Beamten und zur Wittwenkaffe: 5 das stadträthliche Commu- nieat, die Wahl eines Stellvertreters des Vorstehers des achten Stadtbezirks, resp. die Präsentation dreier Candidaten für diese Function betr. ; 0 Vorträge der Verfassungs und Finanzdepu tation über: 1 daS Communicat deS Stadtraths, die Anlegung von Straßen aus dem Terrain des vormaligen Sächsisch Böh mischen GütcrbahnhofS betr.; 2 ein dergl., die Verlängerung der Pragerstraße und ein desfallsiges Postulat von 4846Th!r. 15 Ngr. betr.; 3 ein dergl., die Herstellung des WegetracteS von der Tharandter Straße nach der sogenannten Nullbrücke betr.; l) Vorträge der Finanzdeputation über: 1 ein Postulat von 350 Thlr. zur Tachdeckung und Herstellung von Dachrinnen am Gebäude der ersten Bürgerschule; 2) ein Postulat von 83 Thlr. 1l) Ngr 6 Ps. und 586 Thlr. 2!) Ngr. 6 Pf. für die Beschlcußung der Cireusstraße; 3 ein Communicat des Stadt raths, die Correction und Verbreiterung der Blumenstraße und die desfallsigen Postulate betr.; 4 ein dergl., den Bau der Annenrealschule und das desfallsige Postulat von 85,000 Thlr. bctr. L Vortrag der Finanz- und Verfassungsdeputation über die Verquarüerung der k. preußischen Truppen und eine dessalls ergangene Kreisdirections-Verordnung, b Vorträge der Petitionsdeputation. Zum Schluß eventuell geheime Sitzung. — Hauptgewinne 1. Classe 72. königl. sächs. LandeS- Lotterie, Ziehung am 8. Juli: in 000 Tblr. Nt. 70,61 5000 Tblr. Nr. 11367. 2000 Tblr. Nr. 12298. 1000 Tblr. Nr. 42564 79888. 400 Tblr. Nr. 5450 5780 13995 17876 18388 25769 41014 42982 -15I9I 5!»669 6II02 61883 63131 67984 79,519. 200 Tblr. Nr. 2066 4499 5100 7670 8374 21872 25526 26143 30031 30054 30838 36,620 37109 37292 42231 44124 47888 53631 55678 56180 56298 56727 61838 66951 69459 69470 71219 74123 75263 77750. 100 Tblr. Nr. 31 1216 12^4 1511 1520 16,68 1702 2274 3995 4280 5143 5786 5930 6917 7159 8279 8612 9971 13948 14071 14142 157,16 I7N30 > 7849 18859 18847 >9241 19379 20574 2,B95 21396 22171 22276 27570 28695 28939 29526 30552 31267 31807 31c>84 32000 32631 3391? 341'.6, 36396 39665 39796 41632 12679 43166 13708 43877 41396 11432 41138 44961 41962 15532 48160 48514 49271 5" 174 52,^4 52701 54218 56105 56632 56729 57412 57823 58776 58797 59056 60118 60613 62873 65591 65785 66324 «5.40 t 66471 68144 68751 68808 70711 71085 71329 72220 73204 73583 74228 74250 75280 75616 75,5)3 76189 77245 78187. Tage-ges«hichte. Berlin, 7 Juli. Zur Bewaffnung der sächsischen, würt- tcmbergischen, darmstädtischcn und badischen Truppen mit Zünd- nadelgewchrcn sind von Preußen bereits an die betreffenden Negierungen über 30,000 Zündnadelgewehre überwiesen worden und wird für die Kriegsstärke dieser Heerestheile die Zahl dieser Waffen noch weit mehr als verdoppelt werden müssen. Wien, 7. Juli. Gerüchtweise verlautet, Admiral Teget- hoff habe die Mission erhalten, mit einem Escadre nach Mexico zu segeln, um die sterblichen Ueberreste Kaiser Maximilians zu reclamiren. Amerika. Einem ausührlichen Bericht deS„New-Dork Herold" entnehmen wir nach der „Kr. Ztg." über die Ereignisse vor und zu der Zeit der Gefangennahme des Kaisers Maximi lian im Mai Folgendes: Die Kaiserlichem hätten sich noch lange in der belagerten Stadt Queretaro halten können, wenn ihnen nicht die Lebensmittel ausgegangen wären. Die Brodstoffe waren sämmtlich aufgezehrt, man lebte nur von Pferde- und Maulthicrsieisch. Die in der Stadt so schon herrschenden Krank heiten nahmen dadurch einen schlimmeren Charakter an; auch die Soldatm singen an, muthlos und demoralisirt zu werden, obgleich sic bisher bei ihren Ausfällen stets viel stärkere feind liche Corps in He Flucht geschlagen hatten und immer nur einer starken Uebermacht gewichen waren. Die früheren Aus fälle scheinen theilweise den Zweck gehabt zu haben, Maximilian Gelegenheit zu geben, mit seiner Cavallerie sich auS der Fest ung, sei cs nach Mexico oder Vera Cruz, durchzuschlagm. Es wurde dazu nur ein Theil der Garnison verwendet. Nachdem nun diese Versuche sämmtlich gescheitert waren, entschloß man sich, mit dem gesammten, auf 6000 bis 7000 Mann zusammen^ geschmolzenen Heere auszufallen. Als Zeit war ursprünglich die Nacht des 14. Mai bestimmt. Merkwürdiger Weise halte EScobedo fast auf dieselbe Zeit, nämlich den Anbruch des 15., einen allgemeinen Sturm festgesetzt. Beides unterblieb, der Ausfall, weil Maximilians Generale mit ihren Vorbereitungen nicht zur rechten Zeit fertig geworden waren, der Sturm ES- cobedos war — überflüssig geworden EScobedo und Oberst Lopez waren inzwischen über den Verrath des^Schiaffclsßder Stadt, des Klosters La Cruz, handelseins geworden. Das Kloster, ein gewaltiges Bauwerk der alten Eroberer, ein Viertel Kirche, drei Viertel Fort, außerordentlich fest, hatte Maximilian zu seinem Hauptquartier gewählt und das Eommando in dem selben demjenigen Osficier übergeben, den er durch Wohlthaten am festesten an sich gebunden glaubte, und dessen offenes, joviales Wesen, das wenig von dem Mexikaner an sich hatte, kaum einen Argwohn aufkvmmen ließ. Gerade, als Escobedo die Ordres zum Angriff auf La Cruz ausgab, ging ihm ein Schreiben von diesem Lopez zu, das ihm gegen eine Geldsumme (über den Belauf weichen die Berichte sehr ab die Auslieferung der Citadelle anbot. Escobedo ging bereitwillig aus die For derung und die sonstigen Bedingungen ein. Im Schatte» der Nacht rückten nun er und Corona vor die Wälle von La Cruz. Da befahl Lopez seinen Truppen in dieser Citadelle, die keinen erheblichen Widerspruch gethan zu haben scheinen, ihre Waffen niederzulegen, und während er auS einem Thor ausrückte, um sich mit den Seinigen gefangen zu geben, zogen die republika nischen Truppen durch ein anderes ein, um ihre Stelle einzu nehmen. Den ganzen Rest der Nacht war La Cruz von den liberalen Soldaten besetzt, in deren Mitte Maximilian ruhig schlummerte. Dennoch war der Kaiser einer der Ersten, welche merkten, daß nicht Alles richtig sei. Nasch weckte er den Prin zen Salm-Salm und eilte nach der Thüre; aber der Ausweg war schon von einem Trupp liberaler Soldaten unter dem Ober sten Zfincon Gallardo besetzt. Lopez war auch in der Nähe. Als der unglückliche Fürst den Posten passirte, flüsterte Lopez: „Das ist er!" und forderte Rincon auf, seine Beute festzuhal ten. Nincon ist ein braver Soldat, der an diesem Schergen dienst wenig Geschmack fand. Einem großmülhigen Impuls fol gend, trat er an Maximilian heran und sagte: „Sie sind ein Bürger! Sie sind kein Soldat! Wir brauchen Sie nicht! Vor wärts!" und trieb den erstaunten Kaiser aus dem Kloster. Dieser eilte davon und nach dem Cerro de la Campana am anderen Ende der Stadt hin. Eben dahin folgten ihm seine ungarischen Husare» und was sich von seinen Generalen und Officieren durch die Feinde Bahn brechen konnte. Bisher waren nur wenig Schüsse gefallen. General Corona, der College Escobe- doS, hatte von La Cruz aus alle feindlichen Linien in Besitz genommen; die kaiserlichen Soldaten leisteten kaum irgendwie Widerstand und riefen um die Wette: „Es lebe die Freiheit!" Miramon wollte indeß nicht ohne Kampf weichen; er sammelte rasch einen Theil des Kaiserin-Regiments, das er in der Ca- puzinerstraße, einer der breitesten von Querctaro, traf, und rüstete sich zum Widerstand. Einer der ersten Schaffe traf ihn jedoch ins Gesicht und machte ihn für den Moment blind; er fiel und wurde mit seiner ganzen Schaar gefangen genommen. Der Cerro de la Campana, wohin Maximilian sich mit den Generalen Mejia, Castillo, Avellano und Prinz Salm-Salm gerettet hatte, est ein befestigter Hügel, der das äußerste Ende der Stadt beherrscht. Man erkannte aber bald, daß jeder Wider stand und jeder Fluchtversuch unmöglich war. Vier Bataillone Infanterie und fast die ganze Cavallerie des Feindes hatten den Hügel umzingelt. So wurde denn eine große weiße Flagge herabgcschickt und der Kaiser gab sich mit allen seinen Officieren dem General Corona gefangen. Man ließ ihnen ihre Pferde, Waffen und ihr persönliches Eigenthum und führte sie um die Stadt herum nach La Cruz. Die Husaren und die anderen kaiserlichen Soldaten ergaben sich größtentheils Coronas ameri kanischer „Ehrenlegion", einem berittenen Corps von etwa 50 Amerikanern, sämmtlich von Offiziersrang. Von La Cruz wur den der Kaiser und seine Offiziere nach dem Kloster Santa Tcresita gebracht. Sie mußten dort auf dem bloßen Fußboden schlafen und wurden einen oder zwei Tage lang nur spärlich mit Lebensmitteln versehen. Die Ankunft der Prinzessin Salm- Salm und ihre Fürsprache bei Escobedo verschaffte ihnen bes sere Behandlung. Plan brachte sic nach den; wohnlicheren Klo ster La Capuchino, und ihre Freunde dursten ihnen Wein, Speisen und Kleider schicken. Als diese Dame die Hauptstadt Mexico unter Parlamentairflagge verließ um vor den Mauern der belagerten Stadt mit Porfirio Diaz zu unterhandeln), wurde zweimal auf sie geschaffen. Da sie in Chapultepee Geld unter die österreichischen Gefangenen ausgetheilt hatte, hielt sie Diaz zwei Tage in Guadelupe fest ; dann bekam sie einen Paß mit dem Befehl, Mexico zu verlassen und nach Europa zurückzukehren. Diesen Paß benutzte sie, um nach dem damals noch nicht gefalle nen Queretaro und von da nach San Luis Potosi, Juarez' Resi denz, zu gehen. Sie war nur von einer jungen mexikanischen Dienerin begleitet. Als Maximilian, der übrigens leidend war (er litt noch immer an der Dyssenterie in der Gefangenschaft von den Anstrengungen dieser Dame zu seinen Gunsten hörte, soll er Thränen vergossen haben. Die gefangenen ungarischen Husaren und die anderen fremden Soldaten wurden in ver schiedenen Theilen der Stadt untcrgebracht. Sie waren sehr niedergeschlagen; man sah cs ihnen an, daß sie dem Tode entgegenzugehen fürchteten. Ueber die eingeborenen kaiserlichen Soldaten resolvirte man sich rasch; sie wurden einfach in das republikanische Heer eingereiht. Die Soldaten des Regiments Kaiserin — welches sich übrigens bei den letzten Ausfällen schlecht gehalten hatte — mußten sich ihrer stattlichen Uniformen von Kopf bis zu Fuß entkleiden und die verschiedenen Uniform stücke an einzelne liberale Regimenter abgeben, wofür sie die abgelegten Sachen erhielten. * Bei der Stadt Marion in Ohio sind mehrere menschliche Skelette ausgegraben worden, die einer auSgestorbencn Nace anzugehören scheinen. Die der Frauen sind größer als die meisten unserer heutigen Männer, und die der Männer deuten auf eine Höhe von 7 — 8 Fuß
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder