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Dresdner Nachrichten : 20.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188004201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800420
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-20
- Monat1880-04
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 20.04.1880
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Un- « entgeltlioirv Lontrol« clor Verlos- K »ung aller >VorIl>i>apierv. -Ulv8 U aueu aut krreklienvm >Veso. 0<ttnlo»»tel!v tilr Veoti8sl. ^ IV»el»t-r«Iv»rrn>n»»«. "M« Straßb »rg. 19. April. Der Bstchoi suchte um tle staat liche Genehmigung bei Anstellung der Lehrer für das in ZilllS- beim «öffnete Knadensemlnar nach und erhielt dieselbe vom Statthalter Wien, 19. April. Das „Eorresponrenzburcau' bestreitet, baß der Minlsterratb eine mit der parlcimentariiche» Situation zuiammenhängende Beschlickung getroffen habe. Vor der Er ledigung des Budgets sei keine diesbezügliche Entschließung zu erwarten. Ä öokiorkuny mul Vonvvrtlnuig voll n Vv lllli ^ Patenten im In- uml ^uelalläv U 8 .»,«1108180innig voll padriicmarlcell 0 Ä uull Diurtersotnitr. « D 8cklos»..8trasüo 12, 1. ^U8künlto über alle Latent-^ » ! ^ugvllrgonlrvjtou. N 111. 25. 1880. WitterungSauSsichtcn: Warm, Bewölkung wechselnd, vielf. heiter, Neigung zu Gewittern. DVtHÄtN. DitllstüH, 20. EIHkO. Pottttsche». Stürmische Sccnen, aufreizende Reden hatte man von der Berathung des Sozialistengesetzes erwartet ; statt dessen ist Alles säst ruhig abgegangen. Nur beim Beginn der Sitzung, bezüglich der Geschäftsordnung, kam es zu einem lebhaften Auftritte. „Ihr Gefühl für Gleichberechtigung ist abgestumpft!" rief Bebel dem Reichstag zu. Der Unmuth Bcbel's ist erklärlich. Um ihre Beschwerden gegen die Handhabung des Sozialistengesetzes aus führlich erheben zu können, wollten die Sozialdemokraten ein schlau ersonnenes Manöver ausführen. Von den 8 Sozialdemokraten brachten je Einer zu 8 verschiedenen Paragraphen des Gesetzes je einen Antrag auf Beseitigung. Bebel selbst gab zu, daß diese Form des Einbringens von Anträgen „auffällig" sei; sie könnten aber, meinte er, nicht anders, wollten sie überhaupt gründlich verfahren. Der Reichstag gebrauchte aber seine Macht und, die Geschäftsordnung nicht gerade sehr glimpflich anwendend, verkürzte er die Rechte von sieben anderen Antragstellern, sie zu einer Art von „Viccabgeordneten" machend, indem er nur den einen zur Begründung seines Antrages zuließ. Bei einem Ausnahmegesetze, wie das Sozialistengesetz über haupt es ist, tritt eben überall die Anwendung des formellen Rechtes vor den Geboten der Zweckmäßigkeit in den Hintergrund. Die Sozialdemokratie täuscht sich selbst nicht länger mehr über diese Lage. Ihre Vertreter im Reichstage wehrten sich nicht sehr heftig gegen das Schicksal, das. wie sie einsehen, sie nicht abzuwenden vermögen. Wenn sie sich bisher mit der Hoffnung schmeichelten, am 21. April des Jahres 1881 würde der schwere Bann dieses Gesetzes von ihnen genommen werden und sie könnten 1881 da wieder anfangen, wo sie 1878 aufhören mußten, so haben sie jetzt diese Hoffnung wohl als trügerisch erkannt. Ihre Presse wird nicht wieder auferstchen, ihre Vereine nicht neu aufleben, ihre Organisation bleibt zerrissen, ihre Agitation niedergehalten. Der Reichstag verlängert das Gesetz nicht, wie es die Vorlage verlangte, bis zum 31. März 1886, sondern nur bis zun, 30. September 1884, aber, wie Windihorst darlegte, auch an dem verkürzten Termine wird das Gesetz nicht außer Kraft treten, sondern man wird es dann abermals verlängern Denn bis dahin wird die sozialdemokratische Bewegung nicht beendet sein. Warum bestimmt man also einen Endtermin für ein Gesetz, das man doch verlängern will? Um die Regierung zu veranlassen, das Gesetz nur loyal und mit Vorsicht anzuwenden, damit man ihr die Ver längerung nicht verweigere. Die Sozialdemokratie enyßpndet an Leib und Gliedern die tiefgreifend« Wirkung de» Sozialistengesetzes. Das erkannte man deutlich an der Haltung ihrer Vertreter im Reichstage. Was Meiner, Fritzsche und Hasenclever an Beispielen von merkwürdigen Einzelfällen gesetzwidriger Anwendung des Sozialistengesetzes beibrachten, machte auf den Reichstag wenig Eindruck. Die Berichte über Unterdrückung selbst harmloser Zeitungen dieser Partei, über Auflösungen von Hilfskassen, die unter Anderem auch recht löbliche UnterstützungSzwecke verfolgen, über Verbote von Versammlungen, worin Redner dieser Partei vielleicht maßvoll auftreten, ließen den Reichstag ziemlich kalt. „Das Sozialistengesetz", schreibt die „Nat.-Ztg." „ist ein dunkler Fleck in der deutschen Gesetzgebung, aber er wird sich nur entfernen lassen, wenn die gefährliche Tendenz verschwindet, welche zu dem Gesetze gezwungen hat". Daß der Staat nach seinen Machtmitteln greift, um sich der drohenden Gefahr zu erwehren, kann ihm nur der Unverstand zum Borwurfe machen. Der Staat wird in der Zerstörung der sozialdemokratischen Agitation fortfahren. Nach einer mehr als siebenjährigen Wirksamkeit des Sozialistengesetzes ist ein anderes Geschlecht herangewachscn, als das, was jetzt den Agitatoren zur Verfügung steht. Allerdings mit der bloßen Abwehr ist cs nicht gethan und die positiven Maßregeln des Staates zur Besserung der volkswirthschaftlichen Zustände schlagen leider nur ein langsames Tempo ein. Wie schwierig ist es, die Frage der Alters-Invaliden- und sonstiger Hilfskasien der Arbeiter auch nur ein Stückchen zu fördern. Die Verbesserungen an der Gewerbeordnung stoßen bei jedem Schritte auf Hindernisse! Die Schutzzölle, welche den Arbeitern reicheren Verdienst geben sollen, thun dies nur zum Theil und durch Erhöhung der indirekten Steuern wird der Mehrverdienst sofort wieder verschlungen. Nur daS Wuchergesetz ist ein ernstlicher Schritt zur Besserung der volkswirthschaftlichen Zustände. Freilich, die Sozialdemokratie weigert sich stets, bei solchen wirtlichen Ver besserungen mitzuhelsen. Bebel stellte alle Bemühungen in dieser Richtung als lächerlich dar. Er drohte mit der Gewalt und warf am Schlüsse der Sitzung die bisher klug vorgehaltene Maske der Mäßigung von sich. „Die herrschenden Klaffen dürsten eines TagcS schlecht unter der Macht der erbitterten Proletarier wegkommcn!" rief er drohend aus. Nun, eben um dieser Gefahr zu begegnen, dazu hat sich der Staat mit den Waffen des Sozialistengesetzes aus gerüstet. Die wirklichen Arbeiter leiden nicht unter demselben, nur die Agitatoren empfinden seine Schwere und Wucht. ,Menn aber", sagt die „Nat.-Ztg.", „die sozialdemokratischen Agitatoren wirklich die politische Stellung der Arbeiter und nicht ihre eigene im Auge haben, so haben sie ein einfaches Mittel, das zu zeigen: Sie mögen von der öffentlichen Bühne zurücktreten, für praktische, auf dem Gebiete der Gesetze berechtigte Bestrebungen Platz machen, sie mögen den Arbeitern gestatten, ihre wichtigsten und Nächstliegenden Ange legenheiten ohne revolutionären Beigeschmack zu betreiben; dann werden sich alle Parteien beeilen, mit diesem Gesetze aufzuräumen. Wollen sie da» nicht, so wollen sie offenbar der, sozialen Krieg fort- setzen und sie müssen die Consrquenzen davon auf sich nehmen". E» wird immer wahrscheinlicher, daß Gladstone als Premier minister an die Spitze des neuen englischen Kabinets tritt. Seine Freund« drängen heftig in ihn, namentlich bestürmen ihn die ent- fchiedneren Liberalen, seine großen geistigen Kräfte als leitender Staatsmann dem Vaterlande dienstbar zu machen. Gladstone wird idd diesem Drängen nicht ent»iehen können. Die Königin Victoria muß ihre Abneigung gegen ihn überwinden. Sie wird ihre Unter schrift nicht versagen dürfen, wenn er sie zu Gesetzen fordert, welche tiefgreifende Verwaltungsreformen im Innern anbahnen. Ueber seine künftige Politik nach außen verhält sich Gladstone viel schwei gender als noch vor Kurzem. Kann er sich nicht mit allgemeinen Phrasen Helsen, so schweigt er lieber ganz. Seine Freunde aber be richten : sein Programm in der orientalischen Frage sei „die Ver einigung aller Nationalitäten auf der Balkan-Halbinsel zu einem Staatenbunde mit Ausschluß Oesterreichs". Der erste Theil dieses Programms ließe sich wohl hören, der Ausschluß Oesterreichs aber von diesen, Staatcnbunde bedeutete den Verzicht Oesterreichs aus das kaum eroberte Bosnien und die Herzegowina. Dazu aber kann sich der Kaiserstaat, ohne als Großmacht abzudanken, nicht freiwillig entschließen. Gladstone'ü Orientpolitik hat also eine deutlich erkenn bare Spitze gegen Oesterreich. ES ist, namentlich nach den scharfen Angriffen, die sich Gladstone als Wahlkandidat gegen Oesterreichs Monarchen und die Monarchie erlaubte, sehr begreiflich, wenn der österreichische Botschafter in London, Graf Karolyi, um seine Ver setzung auf einen anderen Posten bittet, falls Gladstone ins Mini sterium tritt. Wäre der Kaiserstaat in London durch einen wirklichen Staatsmann, wie Graf Beust, vertreten gewesen, der seine Verbin dungen sowohl mit den Whigs als den Tories hat, und nicht durch einen der vielen hochsahrenden, aber wenig tauglichen Ungarn, die jetzt in Oesterreich das große Messer führen, so würde kein Whig sich so beleidigend über den Kaiser von Oesterreich ausgesprochen haben und das ganze Verhältniß Oesterreichs zu England sich freundlicher gestalten. Im klebrigen darf man von einem Manne wie Gladstone, der sein langes Leben hindurch nur für Erhaltung des Friedens und Enthaltung Englands von der Einmischung in die Verhältnisse des Kontinents thätig war, nicht besorgen, daß er nunmehr eine kriege rische Politik einschlägt. Die Berliner Offiziösen bekennen jetzt selbst, daß auch Deutschland mit dem Whig-Kabinet wird auskommen können und die Norddeutsche Allgemeine Zeitung bereut ihre Unbe sonnenheit, mit der sie vor 3 Wochen schrieb, daß der Wahlsieg der Whigs „irgend wo" Krieg bedeute. Wenn doch alle Staatsmänner sich mehr um die Verwaltung im Innern kümmerten! «euefte Telegramme ler..DreSvoer Nachrichten." Berlin, 19. April. Kaiser Wilhelm unternimmt bock) noch die Reise nach Wiesbaden zum Frübiahrkausenthalt btS zum I I. Mal. - Man erwartet bas Erscheinen des Fürsten Bismarck Im Reichstage am Donnerstag, wo über Richter s Antrag gegen bas Tabaksmonopol verhandelt werben soll. - In ter LonntagS- nacht würbe der Wachtposten im kgl. Schlosse hier durch Be trunkene insultirt; er schoss und traf eine junge Dame, die erheb lich, wenn auch nicht lebensgefährlich, verletzt wurde. - Der König von Siam trifft Mitte Juni hier zum Besuche ein. Berlin, 11». April. Reichstag. Neu cingetreten: Virchow. In fortgesetzter 2. Berathung des Socialislengcsctzcs begründete Ur. Windtborst seinen Antrag aus Beschränkung des kleinen Belagerungszustandes aus tie Hauptstadt Berlin oder deren 4meiiige» Umkreis. Man müsse solche Maßregeln auf daS Allcriiolhwendlgsic beschränken. Referent llr. Marguardse» für die Vorlage, da eö wünschcnSwerth werben könne, auch anterorttz derartige Maßregeln zu verhängen. Kahler beantragte Wegiall teo ganzen K28. welcher Auonahmemassregeln sür durch socia- iistische re. Bestrebungen gefährdete Orte gestattet. Die persön liche Sicherheit sei in Berlin durch den Ausnahmezustand nichts weniger als gefördert worben. Eine Regierung mit gutem Gewissen habe keine Ursache, immer nur Gefahren um sich zu sehen. Wo sei kenn in Berlin Aufruhr gewesen? Warum habe man denn bcn bekannten Käsehändlcr nicht auSgcwiescn. ter neulich tnrch sein Verfahren Ercesi'e verursacht habe? Durch bas Socialislcngcscv treibe man tie Leute dies zuEonsliktcu mit andere» Gesetze». Man vernichte tieErisicuz einzelner Personen, ohne ter socialbemokratische» Sache zu schaben. Minister Graf v. Euleuburg: Der Druck und Terrorismus, ter durch die So- cialdemokratcu aus die Berliner Bevölkerung ausgeübk worden lei, habe zu den fraglichen Maßregeln gesuhlt. Die Verhältnisse hätten sich noch nicht so geändert, daß es nicht mehr Pflicht der öffentlichen Gewalt sei, die Bevölkerung gegen die soclaitemo- tratijchcn Beunruhigunge» sicher zu stellen. Sticht um eine Pression aut tie übrigen Bundesstaaten auszuüben, sondern auö Beiorgniß, daß sich auch iür andere Orte Ausnahnic- maßregcin nötblg machen könnten, wünsche die preußische Re gierung Auirechtcrhaltung des K 28 in seiner jetzigen Fassung. Die Anträge Kahser'S und Winkthorst's wurden abgelehnt: K 28 bleibt also unverändert. Die Kommission beantragt eine Erläu terung der Besilininuiig, wonach Personen, von denen eine Geiaht düng der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen, tcr Auscnthalt in den Bezirken oder Ortschaften versagt werden kann. Diese Bestimmung soll ans Mitglieder des Reichstags oder einer gesetzgebenden Versammlung, die sich am Sitze dieser Körperschaften während der Session derselben aushalten, keine Anwcnkling finden. »Nach Ablehnung eines erweiternden Zusatz- antrages von Sonnemann wurde vorstehende Erläuterung be schlossen. Weiter schlägt die Kommission vor: das Gesetz bis zum ist). September 1884 zu verlängern, v. Ludwig beantragt Ausdehnung beö Gesetzes auf alle die Bestrebungen, welche, auch ohne sich alS spczlstsch sozialdemokratische, sozialistische oder koinmunisiische darzilsicllen, in analoger Weise die Unter grabung der christlichen und monarchischen Grundlagen ter be stehenden Staats- und Gesellschaftsordnung bezwecken, v. Mar, schall wünschte, daß man bcn berechtigten Aniordcrungen der Ar beiter mehr entgcgcnkoinmt, konnte aber die sozialistischen For derungen nicht alö berechtigt anerkennen. Er bestritt, daß da» Gesetz auch aus andere Bestrebungen, alö die darin genannten, Anwendung finde» könne. Bezüglich teö Münchener Vorganges empfahl er rer VolkSpartel tm Interesse ihrer Ausbreitung, etwas weniger „höflich" gegen die Sozlaldcmokralcn zu sein. DaS Gesetz an sich sei unzureichend; aus humanitärem und reli giösem Gebiete sei der Boten, auf dem die Sozialdtmokralie zu bekämpfen sei. tJnzwIschci: hat Abg. Ackermann den Vorsitz übernommen.) 1-r. Windtborst: Durch das Gesetz werde daS Hebel verschärft. Wenn Hllsskassen aufgelöst wor ben. so hätte man auf andere Weise Ersatz schaffen müssen. Die Regierung habe die christlich-sozialen Bestrebungen nicht unterstützt, die in katholischen Gebieten am erfolgreichsten hervorgctretc». Der Unterricht müsse auf bessere Bahnen gestellt werden. Wenn der Kulturkamps fortgelührt werde, fördere man die Sozialdemokratie, die überbauvt durch den Liberalismus kräftigst gefördert worben sel. Abgeordneter Stumm entgegnet, der Vorredner und jrlne Freunde hätten etz ja in ter Gewalt, de» Kulturkampf zu'beenden. Er hätte ge wünscht. daß das Gesetz auf ? Jahre verlängert worden wäre» verzichtet avcr auf einen Antrag und ersucht um baldige Unter- breitung einer Vorlage über die Versorgung brr kranken und invaliden Arbeiter und deren WIttwen und Waisen. Die Sozialdemokratie sei keine Partei, sondern eine Krankheit. Abgeordneter von Ludwig belürwortcte leinen Antrag. Wer einen Tropfen konservativen BluteS !»> Leibe habe, müsse eigentlich dafür stimmen. ES bedürfe eines energischen konseguentcn Bör nchens gegen vie ganze liberale Gesellschaft. Der Präsident ruit ihn zur Ordnung, da er die Person beö Kaiser» in die Debatte zog, und zur Sache, da er sich ausgedehnt über Börsengeschäfte verbreitete. Minister Graf v. Eulenburg: Die verbündeten Regierungen seien mit dem Anträge v. Ludwig nicht einverstanden. Es gebe zwar »och andere gegen den ietzigen Staat gerichtete Bestrebungen, ble sich Inbeb nicht durch Gewaltmaßregcin, sondern durch Dlöcusslon und andere Propaganda zu verwirklichen suchten. Der Minister bat über die sämmtlichen von den sozialdemokr. Abgeordneten aufgestell ten Behauptungen wegen ter Auöiüdrung dev Gesetzes, Uebcr- grifle der Polizei u. i. w. Untersuchungen angestcllt und die Behauptungen in allen wesentlichen Punkten für unbe gründet befunden. Nachdem der Abg. von Ludwig seinen Antrag zurückgezogen, wurde die Verlängerung des Sozialisten gesetzes diö zu oben genannte», Termin ausgesprochen. Eine Petition auS Berlin auogewiesener Sozialisten wurde, soweit sie sich über einen Erlaß dcö Berliner Polizei-Präsidiums beschwert, dem Reichskanzler zur Berücksichtigung empföhle», in der Er wägung. daß die Sammlung von Beiträgen rc. Iür solche Per sonen. denen durch Ausführung beS Sozialisten-Gesetzes der Ernährer entzogen worben ist, nicht unter da» Gesetz gehört. Wien, ist. April. Die verfassungstreuen Minister v.Stre« mayr und v. d. Horst (Justiz und LandeSvertheidlgung) über reichten dem Premierminister Grasen Taaffe ihre Entlassung, die dieser jedoch nicht annahm. London, 19. April. In Indien hat eine Schaar Pathon» einen Offizier und ein Detachement beö 19. Regiments der Bombav-Armee jenicttö Ouettah ulebergcmacht, hält die Straße von Ouettah nach Kandahar besetzt und zerstörte ble Telegraphen- vrrbintung. Locales and Sächsische». — JJ.MM. der König und Königin kamen am Sonn tag Vormittag In Begleitung Sr. Erc. beS Herrn Grncraladju- tanten von Carlowltz und der Königl. Hofdame von Strehlen au» nach der Residenz, um in Gemeinschaft mit II. KK. HH. Prinz und Prinzessin Georg nebst deren Kindern dem Gottesdienste in ter katholischen Hofklrche beizuwohncn. Hieraus nahm Se. Masestät noch die Vorträge deren Hofchargen rc. entgegen und erlheilte einige Audienzen. Auch gestern Vormittag kain Sc. Mas. der König wieder von Strehlen in bas königl. Schloß herein, um inlt ven Staatöminlstern zu arbeiten und mehreren Offizieren Audienz zu rrthcilcn. — An Stelle des verstorbenen Justizrath Eckarbt fungirt jetzt dessen früherer Socius, Herr Advokat Koerner, als juri stischer Beistand in den Rechtsgeschäften des KrlegömiuisteriumS. — An dem Geburtstag Sr. Mal. beö Königs steht, wie man uns mittbellt, eine Reihe von Begnadigungen in Aus sicht. namentlich von Milltargetangenen. — Nach mehrtägigem Urlaub ist der hiesige kgl. baversche Gesandte, Freiherr von Gaffer, wieder ln Dresden ein getroffen. - Der Herr Premier- und Krlegsmlnistec Ercellenz von Fabrice bat auö Anlaß des Geburtstages Sr. Majestät beS Königs zahlreiche Einladungen zu der von ihm am Freitag zu veranstalte» Soiree erlassen. — Von der Schwere des Gewitters, welches vorgestern Nach mittag über Dresden und Umgegend hinzog. hat man«» Dresden keine Ahnung haben könne». Wieder ist cs unser benachbartes Loschwth gewesen, welches hart betroffen ward. Besonders „im Grunde" hat der zwischen 5 und 0 Uhr niebergegangene wolkcndruchartige Regen große Verwüstungen angericvtrt. Die Gemeinde wirb schwer geschädigt dadurch, daß die vor zwei Jah ren mit einem Kostenaufwanv von über 200.000 Mark erbaute Bachregulirung wieder durch die von den Höhe» herabgestürzten Waffermassen arg mitgenommen und thcllwcise zerstört werden ist. Die Bachmaucrn, zu welchen beim Baue wahre Riesensteine ver braucht wurden, sind theilwelse ganz eingefallen und tie großen Steine des BachbetteS und her Mauern liegen vom Strome fort gewälzt in großen Masse» ausgebäult. tie Bachtrcppen zum Wallerschöpsen sind ebenfalls fast alle zerstört worden. Die Miß stimmung ter Loschwitzcr über die der kostspieligen Bachregullrung mangelnde Widerstandsfähigkeit Ist begreiflicherweise nicht gering. Ob eine nicht ausreichend grundbatte Herstellung der Bach- sohle und der Futtennauern vorliegt. wird bie spezielle tech- niscve Untersuchung klarstettcn. Der Schaden an den Grund stücken der Einwohner ist auch ganz bedeutend; In vielen Häusern sind die Keller mit Wasser und Sandmasscn, welche von den Bergen rapid hernledersiürzten. angeiüllt: im Gastboi zum weißen Adler drang das Wasser ln alle Räume. Von läinmtltchen hochgelegenen Feldern Ist ter Boden ins Thal geschwemmt und dadurch den Besitzer», welche theilwelse schon Kar toffeln u. s. w. gepflanzt batte», großer Schaden erwachsen. Durch den Hrn. Gemelndevorstanb wurden solort tle nöthigstev RrttungSmaßregeln angeordnet, freiwillige Feuerwehr zur Ab sperrung ter UnglückSstellen und zur Uebernahme deS Nacht- diensieS requirirt und es waren die braven Leute auch sofort zur Hand. Gestern verfügte sich auch Hr. AmtShauptmann Berndt an Ort und Stelle behufs der »öthlgen amtlichen Erhebungen. Die Stuben in den Porterrelokalitäten einiger Häuier standen im Nu unter Wasser und die Bewohner mußten nur an ihre eigene Rettung denken. In einem Hause im Grunde waren einige Frauen gerade aus rer Wäschemangel beschäftigt, alS der Strom, dessen Spur man beim Grundstück 208 heute noch sieht, den Berg herabstürzte und In die Räume eindrang, io daß die Frauen, alle Wäsche Im Stiche lassend, in Wahrheit diö an die Hütten durch daS Wasser gcwatcn und so ins Freie gelangt sink. Sehr nn.ingenchiii wurden tle wegen der schönen Baumblüthe gerade recht zahlreich vertretenen Spaziergänger überrascht, be sonders die Damen In manchmal recht primitiver Fuß bekleidung schiene» oit nicht in der besten Stimmung zu sein. Auch In'Wachwitz hat daS Unwetter beträchtlichen Schaden angerlchtct: Weinberge und Felder haben die Gewalt der toben- den Masscrmassen stellenweise schwer empfinden müssen. Der Dorfbach und ter sogenannte Schumannsgraben verwandelten sich ln donnernde Sturzbäche und rissen Fels, und Wegetrümmer mit sich «ort; in die Retßig'sche Restauration schlug ver Bll».
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