DIE PRÜFUNG Am frühen Morgen des 17. Februar 1897 begab sich ein kleiner, beweglicher Herr, von aufrechter Gestalt und mit einem winzigen Spitzhärtchen im scharfgeschnittenen Ge sicht, durch das Wertachbrucker Tor hinaus zur Augs burger Maschinenfabrik. Der Herr, der am vergangenen Abend aus München gekommen war, schlug, als draußen die Stöße des Februarwindes die Straße heraufgefahren kamen, den Kragen seines langen schwarzen Mantels hoch, hielt den steifen Hut fest und stapfte im Schnee gestöber tapfer weiter, bis er vor dem Tor der Maschinen fabrik stand. Minuten später reichte Rudolf Diesel ihm im Versuchs raum die Hand. „Ich hoffe, daß nichts mehr fehlt an den Vorbereitungen, Herr Professor,“ sagte Diesel, noch ein mal einen prüfenden Blick durch die Gläser seiner Brille über den Motor hinwegsendend, und über die Tische und Regale, auf denen, sauber geordnet, zahlreiche Geräte und Meßinstrumente lagen. „Beinahe hätte ich vergessen, Sie zu beglückwünschen, Herr Diesel,“ antwortete Professor Schröter, der inzwi schen dicht an den Motor herangetreten war und den Blick zum Zylinder hinauf richtete, als wolle er den Gipfel eines Gebirges erkunden. „Ja,“ meinte er, nachdenklich lächelnd, „zwanzig Jahre können viel ändern. Ich sehe Sie noch vor mir, Herr Diesel, anno siebenundsiebzig, wie Sie an der Münchner Hochschule vor unseren Maschinen standen und maßen und rechneten und beobachteten. Und nun stehe ich vor Ihrer .Maschine, die sogar schon anfängt, sich unlöslich mit Ihrem Namen zu verbinden!“ Eine ehrliche Anerken nung sprach aus dem klugen Gesicht.