290 Hans Beschorner: Von der unteren Felsstufe, um die es sich im Vorhergehenden handelte, läuft eine kaum mannsbreite Schlucht (A—o), die man heute „Ritterschlucht" oder „Himmelsleiter" nennt, zum oberen Plateau des Kuhstallfelsens empor. Wie heute, führten auch früher Stufen in ihr hinauf, doch lagen die in die Wände rechts und links eingelassenen Spreizen wesentlich höher, als die heutigen Stufen. Namentlich im unteren Teile der Schlucht war der Höhenunterschied bedeutend. Man hat behauptet, daß die noch deutlich erkennbaren, in regelmäßigen Ab ständen an beiden Wänden hinlaufenden Löcher gar nicht die Holzstufen, sondern Deckbalken getragen hätten. Das ist aber aus mehreren Gründen kaum zutreffend. Einmal muß entschieden die Gewalt des herab strömenden Wassers in den letzten vierhundert Jahren die Sohle der Schlucht viel tiefer ausgewaschen haben, so daß naturgemäß die heutigen Stufen tiefer liegen, als die alten. Zweitens aber ist der Spalt in Manneshöhe über den alten Falzen mit der Spitzhacke aus beiden Seiten bedeutend erweitert. Wozu das, wenn der gedeckte Gang darunter hin weg lief? Nach dieser Lage der Dinge wird man nicht umhin können anzunehmen, daß die Tritte der „Ritterschlucht" in alter Zeit höher lagen und daß der nicht zu ebener Erde liegende Eingang der Schlucht bei A auf einer hölzernen, vielleicht beweglichen Leiter gewonnen wurde. Natürlich war die Ritterschlucht in weitgehendem Maße mit Schutz vorrichtungen gegen eindringende Feinde versehen. Zunächst war unten quervor eine aus Steinquadern festgefügte und in die Felswände rechts und links eingelassene Mauer (ss) gezogen. Reste davon haben sich bis heute erhalten. Einige Meter hinter dem Eingänge war ein Holztor in die Wände eingelassen (ll, senkrechte Falze, darüber Querbalkenlöcher). Es folgten bei i dicht hintereinander in Knie- und Schulterhöhe zwei aushebbare Balken, hinter denen, auf Horizontalfalzen ruhend, ein Tritt brett angebracht war, um von hier aus auf Eindringlinge herabschießen zu können. Bei ü hemmte noch einmal ein starkes Tor den Aufstieg (senkrechte Falze und Querbalkenlager), bei l aber lief in zwei breiten, durch den Gebrauch abgenutzten Rinnen, die sich auf beiden Seiten bis zur Oberfläche der Felsen verfolgen lassen, ein Fallgitter oder Falltor. Mit einem beweglichen Balken bei in und einer wenig widerstandsfähigen Türe bei n (senkrechte Falze) endeten die Verhaue der Zugangsschlucht, die nicht alle notgedrungen aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen müssen, sondern zum Teil auch von Flüchtlingen späterer Zeiten her gestellt sein können, wenn schon diese sich hauptsächlich unten in den zahlreichen Höhlen der Kuhstallfelsen geborgen haben werden. Tritt man oben aus der Schlucht ans Tageslicht, so fallen einem linker Hand bei n ungefähr in Hüfthöhe 6 außergewöhnlich große qua dratische Löcher in der Felswand auf. Jedes mißt etwa '/„in im Geviert!