Liebechal. Von Grorg Pilk. 1-^ei der Aufgabe, die Reste einstiger ritterlicher Wohnsitze des Meißner Hochlandes zu erforschen und ihre geschichtlichen Daten zu sammeln, beschlich wohl manchmal das Gefühl eines gewissen Un befriedigtseins den Bearbeiter, ein stilles Bedauern, daß die baulichen Überbleibsel unserer Burgstätten mit wenigen Ausnahmen doch äußerst geringfügig sind. Während auf den Klingsteinschroffen des benachbarten Böhmerlandes noch mancher stolze Bergfried in kaum gelockertem Ge füge seines Gesteinsmaterials emporragt, noch mancher von gewaltigem Mauerwerk umhegte Burghof die Gipfel bekrönt, suchen wir innerhalb unseres Forschungsgebietes meist vergeblich Nach solchen Zeugen ver gangener Zeiten. Mühsam müssen wir die durch dokumentale Quellen bezeugten Felsennester ausfindig machen und ihre Lage zu erkennen suchen an wenig in die Augen fallenden Merkmalen, an Balkenlagern und Falzen, die oft genug, von Moos und Heidekraut überwuchert, sich selbst geschärften Blicken entziehen. Und dennoch wird sich der Geschichts- und Altertumsfreund noch belohnt genug sehen, wenn es ihm wenigstens vergönnt war, den Ort der Burgstätte festzustelleu, mag auch der Pflug darüber hiugehen, wie über Chamissos Ahnenschloß in der Champagne. Beklagte der liebenswürdige Dichter die unabänderliche Tatsache, daß seine Stammesburg Boncourt von der Erde verschwunden sei, so blieb ihm doch der süße Trost, die teure heimatliche Scholle noch segnen zu können. Armer aber als dieser ärmste Heimatlose würde ein Sproß des Ge schlechts von Liebethal sein, denn für solchen wäre auch der Standpunkt seines Heimschlosses immer unauffindbar. Die Stelle, wo sich einst die Burg Liebethal erhob, war ein Fels vorsprung, mit drei Seiten nach der von der Wesenitz durchflossenen Talschlucht des sogenannten Liebethaler Grundes abfallend, mit der vierten, rückwärtigen Seite sich an die Talwandkante anschließend, hart westlich neben dem Punkte, wo das Rinnsal des Glemsebaches (urkund lich Klemnitz) eine Aufschlitzung der Quadersäulen bewirkt hat. Aus