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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010130018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901013001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901013001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-30
- Monat1901-01
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.01.1901
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Serugrgebvdn !««« «Mt« SlaU an WoLr»ta««. dir mMaiikSium-lXrSeirrkmetvI««. «ei rd-tla-ta-den «-»« «d MorWt»O zuge^LÜt. »KK-«HLk- !»en,i»r«»a»»«l»tr L»t l Nr. U und Nr. LOXl. l»Irira»m->dr«s1e: «esriitel 1856 L-iMckvnllltoo t-r. <«, »Owe» ,oo i-xLlux«. I L7LsooI»ck«n. v»v»o», I tzänxelvoillsur 0»n««,>«-»», Ollinanltt 2. «V««lL O«. Ll»jcZt VL WN«««»»»« Mir SelMk'a 8v« IS, Mt. L »»»»««»»M-aMMMi» Telegr.-ALreffe: Nachrichten, Dresden. ..Aanaerer^-^adrriitler ,»äoüli-r n elt-^u-rU-Uu»« I'-xi-i NX» Mil. <r«o >S>»»I»> dSe^»«« U» ooed^ dH>rrI>i«r) ?Ld.INoä«rlLsa: vroill«. Släoatviuir. 7. Lok« krssentr. Mskvn V«rleili iMitiil In iscodi Oselill.: L Roller t 0«. halten kiek bei Lesart bestens empkoillen. MM PM" Xnic r »»». -M> MM Lvslos risod- u. Lr- b-1SLtnui888oträ.lck, «o«»d» d«l lliuit«», WIMM »MO«! l» 0ie»»tU»dI VIr«I«r, oonol slvlrls«!»« ^rollosioroltirovloloio lur Herren oiiool IVainvi, 2» < «Ntlionlvstei, vmp ivl It ,I«»!8. L ivvloll aus Ural, Selilassstr»«»« As«. LL, purrt. m,6 I. Dtaxe »Ur k?00 Lnieaal' Encyelaa der Pavstes. HokrachriMen. Eiienbahnverkehrsordnung, Sachseustistuug. Lehrer- Mnthmaßliclie Witterung: ^00 ^reaaeor «ktl»«?"» APIk^kt. Verein, „Kaiserliche Marine", Gewerbcverein. Gerichtsverhandlungen. Verdi. Trübe, zeitweise Schneefall. «VI IlllvakOß^ »D v» ^HiOtOlIOII I »r " e I » Papstchum und christliche Demokratie. Papst Leo XHI. hat sich bewogen gefühlt. eine Enchclica Uber die „christliche Demokratie" zu erlassen. Anlaß dazu hat ihm die soziale Bewegung auf christlicher Grundlage gegeben, die in immer steigendem Umsange sich innerhalb des Katholizismus geltend macht und hier und da schon die festen Stützen der ober- (örtlichen Autorität in merkliches Schwanken gebracht hat. Die größte Macht entfaltet die christliche Demokratie zur Zeit in Belgien, wo imter der Führung des energischen Abbü Daöns eine christlich soziale Demokratie erstanden ist. die den dortigen Bischöfen wegen der schonungslosen Ehrlichkeit ihrer Impulse außerordentlich viel zu schassen macht und selbst durch die kirchliche Maßregelung des Abbes in ihrer Organisation und ihren Fortschritten nicht Mimtlich hat gehemmt werden können. Nachdem schon aus diele AcrMnisse die Aufmerksamkeit dcS Vatikans durch eine Beschwerde des belgischen Evffcopats vor längerer Zeit gelenkt worden war. begann auch die Entwickelung ähnlicher Bestrebungen innerhalb des dent'chen Katholizismus die Wachsamkeit der römischen Kreise Iieiauszuwrdcrn. Tie christlichen gewerkschaftlichen Organisationen in Tcutlchland haben sich unbestreitbar in Rheinland und West falen eine achtunggebietende Stellung zu erringcu gewußt und man km!» dein leitenden nltramontancn Blatte, der .Köln. Volksztg.", sin die dortigen Verhältnisse nicht Unrecht geben, wenn sic im An schluß an einen neuerdings in Berlin vvrgekonnnenen Fall von sozialdemokratischem Terrorismus gegen einen .nichtvrganisirteu" Arbeitskollegen schreibt: .In Rheinland-Westfalen ist die Gleich berechtigung der christlichen Organisationen mit den sozialdemo kratischen thatsächlich anerkannt. Man denke sich etwa den Versuch, im rheinisch - westfälischen Ruhrkohlengebietc einen christlichen Bergmann brotlos zu machen, weil er sich weigerte, der sozial demokratischen Organisation beizutrcten! Ein Sturm der Ent rüstung wurde durch die gelammte christliche Areitcrschaft gehen mid die Folgen würden für die sozialdemokratischen Organisationen sehr bedenklich sein. Die christliche Bergarbeiterorganiiation ist eben dort mindestens so stark oder vielmehr stärker als die .freie" Oganst'alivn. Aus der Mitte der letzteren selbst würde sicher der lclMiste Protest gegen jedweden TerrvriSmuS hervorgchen. Tahin mmsen wir überall kommen. Das sicherste Mittel ist die Förderung !>rr christlichen Berufsorganisation." Daß hier die Farben wenig stens sür Rheinland-Westfalen nicht zu stark ausgetrageu sind, er hellt auch aus den mehrfachen Erfolgen, welche die vereinigten katholischen und evangelischen Arbeiterorganisationen bei den dortigen Wahle» gegenüber der Umsturzpartei erzielt haben. Gleich wohl würben die Berufsorganisationen der katholischen Arbeiter von den Bischöfen mitMißtrauen ausgenommen, weil die päpstliche 'Verleitung ostenbar gewisse berechtigte selbstständige Regungen in jenen Kienen als bedrohlich für die hierarchische Herrschaft über die Msien erachtet«. Ein deutscher Bischof »erstieg sich sogar zu der völlig depsacirten Maßnahme des Erlasses eines Hirtenbriefes gegen die christlichen Gewerkschaften, mußte aber in Folge der scharfen Angriffe, die daraufhin von der Ccntrumspressc gegen ihn gerichtet wurden, klein bcigeben. Aus Grund eines genaueren Studiums der einschlägigen Lerhältnissc scheint nun die Kurie zu der Ueberzeugung gelangt zu sein, daß die .christliche Demokratie" aus sozialer Grund lage einen Faktor bildet, mit dem das kirchliche Leben künftig cnMch wird rechnen müssen. Die kluge vatikanische Politik hat sich diese Erkenntnis; eiligst zu 'Nutze gemacht, indem sie durch den Mund ihres „unfehlbaren" Oberhauptes einen lehrhaften amtlichen Vortrag über diese neue Zeitericheinung ver öffentlicht hat. der bei aller Allgemeinheit und Unverbindlichkeit des Standpunktes doch jedenfalls soviel beweist, daß die Kurie nicht daran denkt, die .christlichen Demokraten", wie es die Bischöfe vielleicht am liebsten sähen, als unbotmäßige Söhne der Kirche mit dem Bannfluch zu belegen. Ter Papst ist im Gegentheil sehr sanstmüthig gegen die .christlichen Demokraten", denen er nur den Aast) giebt. den .anstößigen" 'Namen .christliche Sozialisten" bei Teile zu lassen und unter dem Banner der „christlichen Drniv- liatie" nicht Worte zu machen, sondern Thaten zu thun, indem sie iortsahren, ihre Sorge den sozialen Fragen und der Verbesserung des Lomes der Arbeiter zu widmen. Dies sei „ein überaus nütz liches Werk", wenn dabei „das Recht der gesetzlichen Staatsgewalt geachtet werde". Unter dieser Voraussetzung müßten die Prinzipien der.christlichen Demokratie" dazu sichren, daß .das Volk und die Arbeiter 'Alles fliehen, waS einen aufhetzerischen und revolutionären Charakter hat. daß sie die Rechte der Anderen resprktiren, ihren Arbeitgebern Achtung entgegen bringen, die Besonnenheit bewahren und die Religion auSüben". So werde der soziale Friede wieder allenthalben ansblühen. Ist das ehrlich gemeint? Wer sich auf der, verschlungenen Psade» der römisch-hierarchischen Denkweise nur einigermaßen zurecht zn finden weiß, wird nicht zögern, diese Frage mit einem entschiedenen: .Nein!" zu beantworten. Eine starke, selbstständige soziale Rcformbewegung stellt selbst dann, wenn sie sich auf streng christlicher Grundlage vollzieht, sür den hoben römischen Klerus immer noch etwas Unerwünschtes dar, well sie daS letzte Ziel aller römische» Kirchenpolitik, die Erhaltung dev Massen in Dummheit und völliger Abhängigkeit von der Priesterherrschast, mindestens sehr erschwert, wenn nicht zu einem beträchtlichen Thcil ganz unerreich bar macht. Der römische Klerus hat deshalb, zumal in seinen höheren Rangstufen, auch keinerlei sorialreformatoriiche Initiative. Sein ganzer sozialer Gesichtskreis erschöpft sich im„Almrüengebcn", wie dies bezeichnender Weise auch die päpstliche Encvclica in den Vordergrund stellt, und zwar im Almosengeben möglichst an kirch liche Institute, damit der kirchliche Einfluß gestärkt und befestigt wird. Hieraus ist die Erscheinung zu erklären, daß gerade die „allerkatboliichiteu" Länder, wie Svanien und Belgien, rn sozialer Hinsicht geradezu erbarmungswürdig zurückgeblieben sind, während das protestantiiche Deutschland, das mit Hilfe der Reformation alle nationalen, geistigen und sittlichen Kralle zu freier Entlastung gebracht hat. sich einer sür alle Welt vorbildlichen sozialen Reiorm- thätigleit rühmen darf. Wenn setzt die Kurie, der Noth gehorchend, nicht den, eigenen Triebe, niit den Anhängern der „christlichen Demokratie" im katholischen Lager liebängeit. so dars man des wegen bei Leibe nicht in den naiven Glauben verfallen, als ob de», Vatikan über 'Nacht ein wirkliches sozialreforinatonsches Licht ausgegangen sei. Auch der äußerliche Ninstand, daß der Pchflt Werth auf den Namen einer christlichen „Demokratie" legt, darf nicht zn der Meinung führe», daß ini Vatikan ein regelrechter demokratischer Wind iin gut bürgerlichen Sinne des Wortes wehe. Man bat ia schon des Ocftcic» die Frage erörtert, ob die katholische Kirche ein „demokratisches" Gemeinwesen sei oder nicht. Die Befürworter des demokratischen Eharakters der römischen Kirche stützen ihre Ansicht vornehmlich ans die allerdings wirklich vorhandenen demo kratischen Neigungen, die den größten Theil des sogenannten „niederen" Klerus beberrschen. »nd auf die vollkommene Gleich giltigkeit gegen die Vorzüge der Geburt, welche die Kurie der Regel »ach bei der Auswahl ihrer bohen Würdenträger bekundet, indem sie in ihrem wohlverstandenen eigenen Interesse lediglich die persönliche Tüchtigkeit der Kandidaten bei der Berufung entscheide» läßt. Den Ausschlag geben kann aber nur die Art., wie die Leitung der römischen Kirche durch den hoben Klerus mit seinem allein bestimmenden und Richtung gebenden Einfluß tbatiächlicb gcyandbabt wird, und diese Art ist durchaus oligarchisch-aristo- kratisch. d. h. es ist eine den demokratischen Bestrebungen abholde Herrschaft weniger, unter sich im Wesentlichen gleichberechtigter Maclittrüger. Der gewaltige, über den ganzen Erdball zerstreute geistliche Generalität,, der dem römischen Papste bei der 'Regier ung der Kirche und der Leitung der katholischen Herde zur Seite steht, besteht zur Zeit aus etwa 63 Kardinälcn, 11 Patriarchen des lateinischen und orientalischen Ritus. 063 residircndeii und -löst Tltnlar Erzbitchöicn und Bischöfen. 17 Aebten und Prälaten keiner Diözese und gegen LOO apostolischen Delegaten, Vikaren und Präiektcu. Diele imposante Hierarchie ist schon von Natur im Interesse ihrer Sclbsterhaltuiig auf die höchste Exklusivität an gewiesen und wird sich jeder Zeit wohlweislich büken, ihre feit geschlossene Phalanx durch demokratisch veranlagte Neuerer in die Gefahr einer Lockerung zu bringen. So erklärt sich auch das Herandräugen der römischen Hierarchie a» Fürsten, den hohen Adel und Alles, was Träger aristokratischer Ueberlieferimgen ist. Ten demokratischen Zeitslrömuugcn kommt der hohe römische Kiews nur insoweit widerwillig entgegen, als ihre geflissentliche Nicbtberiick sichtigung der Priesterherrichast gefährlich zn werden droht. I» diesem Sinuc erscheint die neueste Enchclica des Papstes nicht als eine aufrichtige Konzession an das demokratische Prinzip, sondern vielmehr als ein Ausfluß des taktischen Bestrebens, die er starkende sozialresormatorrsche Demokratie innerhalb des Katholi zismus in Gefügigkeit und Abhängigkeit von der römischen Hierarchie zu erhalten. Neueste Drahtmeldrmger» vorn 29 Januar cLülmnUictie nl-t als Prlvat-Mcltmiacn aeknmeiLuetcii DeveiLe» siLmrnm von Wolff'S Tcl. Bureau: die mir - verieüenm sind während des DmitS ewseaanaen. ''Paris. Deputirtentammc r. Die Berathuna dcS VercinSg-ietzes wird fortgesetzt. Abbe Lcmire tritt für einen Gegenentwuri ein. der dem von Gvblet im Jahre 1886 vorgelcpten gleicht Lemire erklärt, der Rcgierunaseirrwucf widcrivreche den Grundsätzen der Freiheit und Gleichheit und der bürgerliche» Rechte. Der Gegenentwuri wird, nachdem der Berichterstatter sich gegen ihn ausgesprochen hat, mit lll gegen 3-> Stimmen abgelehnt. " Konstantinopel. Aus Anlaß der Enth ü llnna des vom Deutschen Kaiser gestisteten»B runnens richtete derSultan folgendes Telegramm an den Kaiser: „Ick bin sehr gerührt von dem Beweise herzlicher Svmpathie. den Ew. Majestät Mir und Meinen Unterthanen zu geben die Gnade hatten, indem Sie zur Erinnerung au Ihren zweiten Besuch in Konstantinovel einen ge schmackvollen. reizende» Brunnen errichten ließen. Die Enthüllung des Brunnens am Geburtstage Ew. Maiestät bereitet Mir eine ganz besondere Freude." Berlin. (Priv.-TelA Reichstag. Die Berathung des Etats des Reich Samtes des Inn er». Titel „Staats sekretär". wird fortgesetzt. — Abg. Fürst Bismarck: Alles, was in den letzten Tagen über die Wirthichaftspvlitik gesagt worden sei, habe man schon vor zwanzig Jahren gcbört und werde man im April oder November, ie nachdem die Zvlllnrif- Vvrlagc erschiene, nochmals hören und Rechts und Links würden einander doch nicht überzeugen, denn diese Frage sei zur Fraltiouö- sgche. zur Partciiachc geworden. Redner wendet sich dann haupt sächlich gegen den Abgeordneten v. SienienS. Wäre die Frei handels-Doktrin richtig, io müßte sic doch werbende Kraft haben, aber gerade die Schutzzollpolitik mache Fortschritte, io besonders in Amerika und Rußland zum 'Nachtheil unseres Exports. Der Satz, daß das Ausland zum Theil den Zoll trage, sei durchaus richtig, denn dir Zölle drückten den Weltmarktpreis herab. Wenn Siemens den Landwirtheu empfehle, voni Getreidebau zur Vieh haltung überzuaehen, io überlebe er da. welche bedauerliche Be deutung die Maul- und Klauenienche habe und wie sehr die srei- bändlerischc Linke leibst energischen Abwehrmittcln gegen diese Seuche Widerstand leiste. Wenn Herr Fiichbeck das Vertrauen der Bauern in der Altmark und deshalb eine Belehrung von ihm nicht nöthlg zn linben glaube, io möge sich doch Herr Fiichbeck einmal in den Wahlkreisen der Herren Himburg und Kröchcr a»f- stellen lasse», er werde ja da sehe», wie eS mit dielciu Vertrauen lehr. Die Zölle sind jedenfalls nnentbelirlich, sie siud nichts atzt 'in gerechter Ausgleich. (Bestall rechts.) — Abg. Vach nicke (steif. Ver.) Fürst Bismarck sei wieder vom Hundertsten in's Tausendste gekommen. Im Innern könne man zwar eine Waaren haussteuer macken, aber mit Handelsverträgen müsse man vorsichtig sein, denn da könne man unter Umständen imjere Waarenaussuhr unterbinden und das gehe an die Nieren. Einer überstürzten Bc rathung des Zolltarifs würden sich seine Freunde widersetzeu. Die Rechte lalle sich nicht wundern, wenn hier eine Gegen bewegung entstehe, welche die bei dein Fleischbeschaugcietzc und der lax Heinze an Stärke noch weit übertreffe. Singer habe gestern von schwächlicher Haltung der liberalen Bürgerschaft g- - lvroche», aber gerade innerhalb der Sozialdemokratie seien die Meinungen über die Schutzzollpolitik sebr gelheilt, wie die Aeuße> ungeii Tchippesis und Eallwcr's beweisen. Zu der von Singer angekündigten Etemcntar-Bewegung sei es die höchste Zeit. Wenn Herr 'Arendt gestern behauptet habe, unser ganzer Aufschwung datire seit unserer Schutzzollpolitik, so solle man ooch nicht übe, sehe», daß die Höhe unseres Aufschwunges während der gegen- wärtigen .Handelsverträge erreicht wurde. Gegen die Verschuldung der Landwirthe nützten auf die Tauer auch die Zolle nicht, da helfe nur eine große Maßregel der inneren Kolonisation, und wenn ein Theil der überschuldeten Adeligen abgehen sollte, so werde der Abgang ersetzt werden. In der Bürgerschaft lei noch genug imanente Energie, es würden sich Männer finden, die auch zu führen, zn leiten wissen würden. Mit den Zöllen werde nicht nur die Bodenrente, sondern auch der Bodcnwcrth gesteigert und damit iür die Landwirlhichast die Produktion vertheucrt. Redner stellt schließlich als Folge der Zölle für Deutschland Zustände in Aussicht, wie sic in Frankreich vor der großen Revolution be standen. — Abg. Oertel Sachsen (koni.) bestreitet, daß die Wissenschaft auf Seite des Freihandels stehe. Uebrigcns wisse der Landwirth besser, wo ihn der Schul, drückt, als dies ein gelehrter Professor wissen kann. (Beifall rechts.) Noch weniger wisse dies Herr Pachnicke, den die freisinnige Zeitung den geheimen Ober bauec genannt habe. (Heiterkeit.) Sozialdemokratie, freisinnige Volkspartei. und freisinnige Vereinigung bildeten den großen Heerbann zur Bekämpfung des sog. Brolwuchers. Aber mit der Einigkeit innerhalb dieler Phalanx selic es schlimm aus. Die Sozialdemokratie freilich müsse steihändlerisch sein, da der Frei handel den Bauernstand bankerott machen und die Revolution herbeisühreu würde. Zu dem Artikel des „Vorwärts" vom 18. Januar bemerkt Redner, das günstige ilrthcil der Geschichte über die Hohenzollern werde noch feslstehen, wenn die Sozial demokratie längst vergessen sein werde. zBeifall rechts.) — Abg. Gcrstcnberger (Eentr.) weist nach, wie groß das Interesse auch der 'leinen Bauern an den Getrcioezöllen ist. — Abg. Fischbeck (steif. Volksp.) polemisirt gegen den Fürsten Bismarck, der ia der Sohn seines Vaters sei. (Beifall links.) Abg. Bebel (So;.) wendet sich gegen Stöcker s Behauptung, er habe den Tucker-Bricf erfunden. Ein Abgeordneter, der wissend, daß eine Tbestäche erfunden ist. sic vorbriugc, sei ein elender Kerl, ein 'Abgeordneter aber, der so etwas von einem anderen Ab geordneten behaupte, sei ein infamer Kerl. lVcwegung.) Was den „Vorwärts"-Artikel aulauge. so habe dieser weiter nichts gethan, als geschichtliche Nrthcile über Hohenzvllernsürsten ver öffcntlicht, und zwar auch nur auf die Provokation durch den BhzauliSmuS, der sich in anderen Blättern zum 18. Januar breit s machte. Redner verbreitet sich dann über die Agrarfrage. Löknc auf dein Lande, Hörigkeit der Landarbeiter. Wir sind bereit. Sie auszukausen. wir werden Sie crprovriiren, ich gebe Ihnen mein Wort darauf, wir werden Sic gut bezahlen. (Heiterkeit.) — Hiera»! wird ein Antrag zum Tebattcschluß angenommen, woraus »och zahlreiche persönliche Bemerkungen folgen. Ter Titel Staats- iekretär-Gchalt wird genehmigt. Tic Abstimmung »der die Re solution wird vertagt. Morgen 1 Uhr: Anträge betreuend Wohnungswesen und Theatercensur. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Reichstagskominffsion zur Vor bereitung des Gesetzes über das Urheberrecht an Werken der Litteratur und der Lontunst nahm die Bestimmungen an, wonach die Aufnahme einzelner Stellen oder kleinerer Theilc von Schrift werken oder Bonragen, einzelner Aussätze geringen Umfanges, oder einzelner Gedichte in selbständigen litteranschcn oder wissen ichaftlichen Arbeiten oder in Schulbüchern nicht als Nachdruck aiizistchen ist und wonach einzelne Stellen von Werken der Tonkunst und kleinere Kompositionen sür den Abdruck der wissenschaftlichen Arbeiten und Untenichtssammlungen frei bleiben sollen, iicbcr die Flage der Zulässigkeit der Uebertraguug eines Werkes der Tonkunst in mechanischer Wiedergabe auf andere Instrumente entspann sich eine lebhafte Debatte, die indeß nicht zum Abschluß kam. — Tie Budgetiommissio n des Reichstages erledigte heute den Etat der Reichseisenbahncu bis auf die Forderung bo» t8(X>iM Ml. zum Ankauf von Grundflächen zur Verlegung des Bahnhofes Metz, welche zur Prüiung an eine Subkommission ver wiesen wurde. Die Verlegung des Bahnhofes hänge mit der ge planten Stadterweiterung von Metz zusammen, die ihrerseits wieder durch die unhaltbaren Zustände der Stadt erforderlich geworden ist. Die Geiammtkostcn sind auf etwa 47 Millionen berechnet. Morgen setzt die Kommission die Berathung der Chinavorlage fort und zwar in Verbindung mit den, Invaliden- und Ncliktcugcsctz für die Ehinatrupven. Berlin. (Vrib.-Tel.) Im Abgeordnetenhaus«; wies vor Eintritt in die Tagesordnung Abg Tr. Lvtz aus die schweren W c tt crs ch ä d cn in den Kreise» Emden und Leer hin. wo zahlreiche Personen des Nachts mir mit Mühe und Noth das nackte Leben retten konnten, und bat die Regierung und das Haus, sich der Nvthleivenden aiizunehmeu. Darauf wurde die Berathuiig des Etats der Landwirthschast fortgesetzt, wobei es wieder zu leb haften Auseinandersetzungen über die Erhöhung der Getreide zolle kam. An der Debatte betheiligtcu sich abermals die Ab geordneten Dommcs und Tr. Hirsch von der freisinnigen Volls pariei und Tr. Barth und Gothcin von der freisinnigen Ver einignng als Gegner der landwirthichaftlichcn Zolle und andere! icits die Jreikonicrvativen Freiherr v. Zedlrtz-Ncukirch und Lieben sowie Schmidt (Eentrumi, als Vertreter der landwirthschaitlichcu Interessen. Von der Linken wurde vorgerechnct. daß die Zoll erhölnmg sür eine Arbeiterfamilie eine jährliche Mehrausgabe von 80 Mk. bedinge, eine Berechnung, welche von der anderen Seite als falsch nachgewiescn wurde, zumal ein 8 Mk.-Zoll, welcher ihr zu Grunde gelegt war, von Niemand verlangt worden ist. Re gierungsseitig wurde auf bezügliche Anfragen n. A. mitgethcill. daß eine neue Verschuidungs-Statistir m Ausarbeitung »ei und dre Novelle zum Weiugcletz voraussichtlich noch in dieser da. ........ ..... Sessivu. den Reichstag beschäftigen werde.' Der Titel"„Ministe-- pun kinuS ScktzAFHOckg — "vsmTz.ff -8S.S ',-0881"
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