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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187504127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750412
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-04
- Tag1875-04-12
- Monat1875-04
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.04.1875
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k ! 2000 L. mit 2,1 und Meiningen mü 2,4 Pserde» auf 100 Einwohner. Bei dem Beihältniß der Pferdezahl zur Ein wohnerzahl tritt im Allgemeinen der Unterschied der ebenen gegenüber den gebirgigen LandeStheilen deulich hervor. Fast die gesammte norddeutsche Ebene erhebt sich über den Durchschnitt. Schon in der Provinz Schlesien macht sich die beschränk tere Berwendbarkeit der Pferde und die auSgc- breitelere Industrie geltend, sie besitzt nur 7,1 Pserde aus ION Einwohner Da« gesammte Mitteldeutschland einschießlicd Württemberg. Baden und Oberelsaß erreicht nur ungefähr 5 Pferde auf dieselbe Einwohnerzahl. Erst Lothringen und die überwiegend zur Hochebene gehörigen Bayeri schen, Württembergischen und Hohenzollerisc ichkn, Lvurnemverglicven und Hohenzollerischen LandcSlheile südlich der Donau heben sich wieder beträchtlich, Lothringen und Oberbayern gehören sogar zu den pserdereichsten Gegenden Deutsch land«. Au, wenigsten Pserde finden sich im Ver- hältniß zur Einwohnerzahl in den Gebirgsland schaften de« Böhmerwalde«. Fichte!» und Erzge birge«, de« bayrischen und Frankenwalde« und Spessarts namentlich aus der südlichen Fortsetzung de« letzteren zum Odenwald, sowie im Taunus. Bon besonderer Bedeutung sind die Angaben, welche ein Urtheil über die Pferdezucht zulassen Die Zahl der Fohlen bi« zu 3 Jahren betrug von je 100 der Gesammtpferbezahl: Pr. Ldd. Aurich 32,5 Pr. Reg.-Bez Gumbinnen 24,8 Herzogthum Oldenburg 22,5 Pr. Reg -Bez. Bromberg 21,8 - Lod. Stade 21,5 - Reg.-Bez Königsberg 20.2 - Reg.-Bez- Posen 19.5 Mecklenburg-Strelitz 18,1 Pr. Reg.-Bez. Marienwerder 18,1 Berlin 0.3 Hess. Prov. Rhe,»Hessen 2.3 Pr. Reg -Bez. Wiesbaden 2.3 Bad. Kr. MoSbach 3.3 Württemb. Neckar-Srei» 3.« Bayr. Reg.-Vez Untersranken 3.6 Sächs. Reg.-Bez Dresden 3.9 Pr. Reg.-Ber. Köln 4.4 Sächs. Reg.-Bez. Leipzig 4.7 Aus Stadt und Land. * Leimig. 11 April. Die „Dresdner Zeitung'' theilt mit dem Ausdruck de« Bedauern« mit, daß der seitherige Landtaftsabgeordnete Jordan. Vertreter von Neustadt-Dresden, bestimmt erklärt habe, eine Wahl nicht annehmcn zu können. Wir (heilen da» Gefühl de« Bedauern« über diesen Entschluß, von dem wir aber hoffen, daß er noch rückgängig gemacht werden könne. Herr Jordan, den man zu der natiovalliberalen Partei rechnen bars, da er in allen wesentlichen Fragen mit ihr iimmte, war in vollem Sinne de« Worte« eine Zierde der Zweiten Kammer und hatte einen weitreichenden Einfluß. Herr Jordan wird sich, da« ist unsere bestimmte Erwartung, davon über zeugen, daß die nationale Partei in Sachsen aus eine Kraft nicht verzichten kann. Da«,.Dr. 3." meldet amtlich, daß der bi«- biSherigc Professor am Eidgenössischen Polytech nikum und an der Universität zu Zürich vr.. zur. §arl Nictor Böhmert zum Direktor des stattsti- chen Bureau« de« Ministerium« de« Innern und Professor der Nationalökonomie und Statistik an »er polytechnischen Schule in Dresden und zum -egicrungSrath ernannt worden ist. * Leipzig, 11. April. Die socialdemokratische Presse bat sich de« Gesetzentwurfs über gewerb- iche HülfScassen, dessen Text der „Reichs- anzeiger" veröffentlichte, damit er der Kritik der »ethelligte« Kreise unterzogen werde, bemächtigt und behandelt ihn in bekannter tendenziöser Weise, um Capital für ihre Zwecke au« ihm zu schlagen. Der Entwurf verdient allerdings besondere Auf merksamkeit, da er der jetzt bestehenden Mannich- altigkeit der bezüglichen Gesetzgebung auf deut- chem Gebiete ein Ende machen soll und von tief eingreifender Wirkung auf Lausende von Familien Nach der denn^-m ^ ' i » „ die neuntunterste Stelle in der Pferdezucht ein. Die erste Stelle nehmen, wie bekannt, Hannover, Ostpreußen und Mecklenburg ein Im deutschen Reiche wurden aus dem Quadrat- Kilometer durchschnittlich 29,2 Stück Rindvieh gehalten, darunter über 2 Jahr alte nicht zur Zucht dienende Stiere und Ochsen 2,9, über 2 Jahr alte Kühe 16,6 Aus je 100 Einwohner aber sind durchschnittlich 38,4 Stück Rindvieh gezählt. Bezüglich der aus einem Quadrat-Kilometer vorkommenden Gesammtzahl de« Rindviehes nimmt der Reg-Bez. Leipzig mit 44,5 Stück die zehnt beste Stelle ein. Dev dichtesten Rindviehbestand haben der Bayr. Reg.-Bez. Schwaben mit 56,6, der Württcmb. Neckar-Krer« mit 55,7, Bremen mit 53,2 Stück, den dünnsten der Pr. Reg.-Bez. KöSlin mit 14,0. Mecklenburg-Strelitz mit 14,5, Pr. Reg.-Bez. Potsdam mit 15,2, Pr. Reg.-Bez. Marienwerder mit 15,7 Stück aus ein Quadrat- Kilometer. Die Intensivität der Landwirthschast im Reg.- Bez. Leipzig bringt e« mit sich, daß in diesem Bezirke die Aufzucht von Jungvieh gering, die Haltung von Milchkühen dagegen bedeutend ist. Demgemäß kommen aus je 100 Stück Rindvieh Jungvieh bi« zu 2 Jahren im Reg.-Bez. Leipzig nur 26,6, dagegen z. B. im Bad. Kreis Heidel berg 45,0, im Herzogthum Oldenburg 41,4 rc. In der Reihe der Milchkühe haltenden Bezirke aber nimmt Leipzig die zweite Stelle ein, da auf dem Quadrat-Kilometer durchschnittlich nur 16.6 Kühe, im Reg-Bez Leipzig dagegen 31 2 Kühe gehalten werden. Leipzig wird in dieser Richtun, au« bekannten Gründen (Sckmalzbutter-Export nur vom Bayr. Reg.-Bez Schwaben mit 33.5 Kühen übertroffen Die Minima weisen die Pr Reg.-Bez. Marienwerder mit 9,0, KöSlin mit 9,2 Potsdam mit 9.8 Milchkühen per Quadrat Kilometer aus In der Schafzucht nimmt der Reg.-Bez. Leipzig mit 24,9 Stück per Quadrat-Kilometer eine mittlere Stelle ein. Die Marima bieten hier die Pr. Reg.-Be». Stralsund mit 180 unv Stettin mit 113,9 Stück, die Minima der Bad. Krei« Baden mit 0,9 und der Hess. Krei« Rhcinheffen mit 1,3 Stück per Quadrat Kilometer. Die Reihenfolge der schasbaltenden Bezirke ver ändert sich natürl'ch erheblich, wenn man die An zahl der Schafe znr Einwohnerzahl in Beziehun, bringt Hier nimmt Leipzig mit 15,v Stüc Schafen aus 100 Einwohner eine der niedrigsten Stellen ein, wie sich au« dem Maximum, Reg.- Bez. Stralsund mit 251,8, Reg.-Bez KöSlin mit 239,4. Mecklenburg-Strelitz mit 228,8, und dem Minimum. Bremen mit 0,6, Bad. Krei« Baden mit 0.7. Rhrinhessen mit 0,7 und Hamburg mit 1,8 Stück Schafen aus 100 Einwohner, ergiebt In der Schweinehaltung nimmt der Reg. Bez Leipzig mit 32,5 Stück (Schweine incl. Ferkel) in Deutschland überhaupt die erste Stelle ein; die letzten Stellen nehmen die Pr Ldd. Auric mit 5.7, der Bayr. Reg.-Bez Oberbayern mit 6,5 und der Pr. Reg.-Bez Liegnitz mit 6,8 Stück per Quadrat-Kilömeter ein Auf je 100 Einwohner kommen Schweine im Reg.-Bez. Leipzig 19.5. in der Pr. Ldd. Lüne- bürg 43.0, in Mecklenburg-Schwerin 34.5. in Hamburg 2,2, in Bremen 3.1. im Sachs. Reg - Bez. Zwickau 6,1. Aus je 109 Einwohner kommen Ziegen im Reg.-Vez. Leipzig 2.5, in L'ppe 23,3, in Schwarz. burg-Rudolstadt 17,7, im Pr. Reg.-Bez. Gum- binnen 0,1, im Pr. Reg -Bez. Königsberg 0,8. Bienenstöcke wurden aus je 100 Einwohner gezählt im Reg.-Bez. Leipzig 3.0. in der Pr kdd. Lüneburg 19,6, in Bremen 0,3 E Hasse. '''iU'li-kv. v»>u ist 1868 war die Verpflichtung für die Arbeiter auf ,ehoben. zu den gesetzlichen ZwangShülfScaffen »eizusteuern, wenn sie nachwiesen, daß sie einer anderen ähnlichen Casse angehörten. Daneben enthielt jene« Gesetz die Bestimmung: „Bis zum Erlaß eine« BundeSgesetze« bleiben die Anord nungen der Landesgesetze über die Kranken-, Hülss und Sterbecassen m Kraft." Aus Grund dieser beiden Paragraphen sind die verschiedensten ge richtlichen Urtheilssprüche erfolgt, einzelne Gerichte -aber», sich auf die Landesgesetze stützend, die von den Arbeitern gegründeten HülsScaffen al« »acht zu Recht bestehend erachtet und den Beitrag zu >en ZwangScaffen obligatorisch gemacht, andere -aben entgegengesetzte Erkenntnisse gefällt. Daß »adurch zahlreiche Unzuträglichkeiten entstanden, »edars keiner Erläutern«', und eS wurde somit allseitig anerkannt, daß eine einheitliche Regelung dieser Materie dringend geboten sei. Diese Auf- ;abe erfüllt der genannte Gesetzentwurf. Daß »erselbe in den meisten Fällen da« Richtige ge- roffen Kat, beweist schon die Aufnahme, die er in socialdemokralischen Kreisen findet. Nach §. 6 der Vorlage darf der Beitritt zu einer HülfScaffe von der Betheiligung an anderen Anstalten oder Vereinen nicht abhängig gemacht und Memandem versagt werden. Die Tendenz diese« Paragraphen wird sofort klar, wenn man bedenkt, daß die reien HülsScaffen lisher kein Mitglied ausnahmen, welche« nickt der betreffenden Gewerkschaft an- aehörte. Durch diese Bestimmung wurde der ocial,frischen Agitation bedeutender Vorschub leleistet Die demokratischen Führer, welche in der Gewerkschaft da« Wort führten, standen natürlich auch an der Spitze der Casse und materielle Rücksichten machten es den Arbeitern unmöglich, sich gegen ihre Häupter auszulebnen. Ganz ander« wird da« Verhältniß werden, wenn Jeder in die Caffen eintreten kann, der den Statuten genügt. Von besonderer Bedeutung ist §. 15, welcher lautet: „Ausscheidenden Mit liedern, welche einer Casse fünf Jahre ununter- rochen angehört haben, muß, sofern durch da« Statut die regelmäßige Ansammlung einer Reserve au« den Beiträgen der Mitglieder bestimmt ist, eine Abfindung gewährt werden, welche mindesten« rwei Dritttheile de« au« ihren Beiträgen der Reserve zugeflossenen und bi« zu ihrem Au-tritt noch nicht al« ausgezehrt zu verrechnenden Be trage« ausmacht". Dieser Paragraph wird dem Terrorismus der socialen Hetzer entschieden ein End« machen. Bisber verlor jede« Mitglied einer HülfScaffe sofort alle Rechte auf Entschädigung bei seinem Austritt, mochte e« auch noch ko lange Beiträge gezahlt haben. Die besten Arbeiter waren daher gezwungen, wenn sie ihre sauer erworbenen Rechte nicht aujgeben wollten, in dem betreffenden Gewerke oder m der Fabrik, welche die Casse gegründet, in jedem Falle zu verbleiben. Nach dem neuen Entwürfe wird den Einzelnen eine viel größere Freiheit gewährt, da sie bei ihrem Au-tritt au« den HülsScaffen ihrer Bei träge nicht ganz verlustig gehen. Gegen diese Bestimmungen richten sich die Angriffe der demo kratischen Hetzer und schon setzt man Hebel in Bewegung, um Adressen gegen den Entwurf zu Stande zu bringen. Allem Anscheine nach ist die Agitation aber nicht geeignet, besondere Wirkungen hervorzubringen * Leipzig, 1l. April. Von manchen Seiten werden Klagen über den Gang der Messe au«, gesprochen, indessen unser größte« und glänzendste« Vcrgnügung«-Etabliflement, da« Schützenhau-, hat trotzdem in der abgelausenen ersten Meß- wocke sich massenhaften Besuche« seiten« de« Publi cum« zu erfreuen gehabt. Alle Abende waren kämmtliche Säle, die nach de« Tage« Arbeit und Müh« einen sehr behaglichen Aufenthalt bieten, dicht gefüllt, während die prächtig erleuchteten Gärten in Folge der noch n ckl gew.ebenen Abend- kühle freilich nur zu kurzen Promenaden benutzt werden konnten, bei denen aber immerhin der Ein zelne sattsam Gelegenbeit findet, die tausendfältigen Reize und Abwechselungen der Anlagen in Augenschein zu nehmen. — Am gestrigen Abend erregte der berühmte Sopransänger Mr. Heywood wieder da» größte Interesse und er wurde förmlich mit Beifall überschüttet Man darf ihn in der That al« ein Phänomen betrach ten, welche« so bald keinen Mitbewerber finden dürste. Die Stimme Heywood's klingt so lieb lich, glockenrein; es ist, al- ob sie au« reinem, zartem Mekall bestände, und der Hörer wird durch den Vortrag unwillkürlich zu stürmischem Beifall hingerissen. Es scheint, al« ob der Sänger, der sich noch weiteren Gesangsstudien hingeben will, in Zukunft noch Vielseitigeres und Bedeu tendere« leisten werbe. Herr Heywood trat gestern zum ersten Mal auch im eleganten Costüm einer Salondame ans. und hierbei war nun die Täuschung eine vollständige. Wer ihn in dieser Verkleidung singen hörte und nicht wußte, daß hinter ihr ein Mann steckte, hätte jedenfalls seinen Kopf dsfür verwettet, daß er eine Dame, eine Sängerin vor sich habe. Von den übrigen Künstlern ragten der in seiner Balancir- und Iongleursertigkeit unvergleichliche Equilibrist Herr Alexandrini, der da« Publicum in wirklich angenehmer Weise zu unterhalten versteht, sowie da» Geschwisterpaar Mr. vlondin und Miß Blanche hervor. Letztere sind auf ihrem elastischen Seil so heimisch, daß sie sich die tollkühnste Bewegung erlauben dürfen. Die meisten der Zuschauer beschleicht wohl einiges Bangen, wenn da« Künstlerpaar zu immer aufregenderen Stücken übergeht, indessen mit imponirender Sicherheit und mit untadel- haftcr Grazie leistet dasselbe auch da« Allcrschwic- rigste, und man überzeupt sich bald, daß keine Be fürchtungen für die Künstler gehegt zu werden brauchen. Recht wacker in seinen Leistungen war gestern auch daS Corps de Ballet. Sehr beifällig wurde namentlich der von Fräulein Burow ge tanzte Ravetzkymarsch ausgenommen. Die Chan- sonkttensängerin Fräulein Mondelli bestach durch ihr glänrende« Aeußere, während die Bourlesk- sänger Mr. Hcath und Miß Jackson zur allge meinen Heiterkeit nach Kräst-n beitrugen. - d Leipzig, 11. April. Beim hiesigen Polizei- uinle feierte heute abermals ein treubewährter Beamter, Wachtmeister Friedrich August Id ler, sein 25jähriges Dienstjubläum. Auch ihm wurde eiten seiner Vorgesetzten und Kameraden die wohlverdiente Anerkennung, sowie allseitiger Glück wunsch zu Theil. DaS Direktorium erfreute den Jubilar außerdem mit einer namhaften Geld- graiisication, während ihm von den Cxecutiv- Polizeibcamten eine werthvolle goldene Remontoir- uhr zum bleibenden Andenken an diesen Ehrentag iberreicht wurde. — In einer am Freitag abgehaltencn Verkämm ung de« Bezirk-Vereins rechts der Elbe in Dresden hielt der GeneralstaatSanwalt und ReichStagSabgeordnete Or. Schwarze einen Vor trag über die Civilebe. Herr vr. Schwarze »ält die Eheschließung keineswegs für eine kirch liche Einrichtung, wenn er auch dafür ist, daß die irchliche Einsegnung de« Ehebunde« dem Crvilact olge, zu welchem Behufe er dieselbe dadurch er- eichtern will, daß keine Gebühren mehr dafür erhoben und die Geistlichen vom Staate ent- chädigt werden. In derselben Versammlung wurde eine Commission gewählt, welche ,n der auswärtigen Presse deu Verdächtigungen entgegen treten soll, daß in Dresden der Lebensunterhalt theuerer al« in anderen Städten sei. — Der Assessor vr. v Abendroth ist vom Bezirksgerichte Chemnitz zum hiesigen Bezirk«- ;er«cht versetzt und der vormundschaftlichen Ab theilung zugewiesen worden Ferner hat der zeitherige Referendar beim GerichtSamte Leipzig II. 1)r. Engel da« Prävicat al« Assessor erhalten. Der Depositen- und Sportel Rcndant bei dem selben Gericht-amte, Finsterbusch ist pensionirt worden. Verschiedenes. — Seit einigen Wochen ist der durch die Muni- sicenz S. M. de- Kaiser« und König« der großen königlichen Bibliothek zu Berlin einverleibte Theil der kaiserlichen Privatbibliothek, welcher sich auf den Krieg von 1870—71 bezieht, im Mittelsaale der erstereu, ordnungsmäßig qesam melt und eingetheilt, zur öffentlichen Ansicht auf gestellt und der allgemeinen Benutzung durch da« Publicum übergeben worden. Ebenso wie da« British Museum in London nach langjährigem Herkommen keine Kosten noch Mühe scheut, um, sobald irgendwo in der Welt ein Conflict, sei e« Krieg oder Revolution, au«zubrechen droht, die literarischen Erzeugnisse und bildlichen Darstel lungen, die solchen Convulsionen im Leben der Völker und Staaten ihr Dasein verdanken, bi« zu dem unbedeutendsten Flugblatt herab zu erwer den, so ist hier ein Werk begründet worden, welche« einen reichen Schatz dircctcster Quellen für die allseitige Kenntniß der unvergeßlichen Er eignisse diese« Kriege« bildet. ES war gewiß ein ebenso weitsichtiger al« hochsinniger Gedanke un sere« kaiserlichen Herrn, schon bei Beginn de« letzten Kriege« die nöthiaen Schritte zu befehlen, um alle Flugblätter, Proclamationen, Gedichte, Spottlieder, Illustrationen, Depeschen rc., sowohl deutsche al« außcrdeutsche, die der später zu er- wartenden Literatur über den voraussichtlich langen und schweren Krieg angeschloffen werden sollten. Zusammentragen zu lasten War dock au diese Weise der Grundstein zu einem literarischen Denkmal gelegt, da«, eia Oesammtbild der vielen welterschütternden Kampfe bietend, zugleich eine bequeme Ueberschau sämmtlicher litarinscher und bildlicher Erzeugnisse, die sich auf oieselben be zogen, vor Äugen führte Mit Ausführung de« WerkeS wurde der Hosrath Schneider, Vorleser Se. Majestät de« Kaiser« und König«, betraut. War da« Ergebniß von den Bemühungen diese« eifrigen Sammler« schon bei Beendigung de« Kriege- unv nachdem die regelmäßigen Verbin dungen überall wieder hcrgestellt, von überraschen dem Umfange, so war der Zuwachs an Bildern und Schriften, die die Jahre 1871 und 1872 »rächten, so groß, daß e« schwer hielt, ihn zu bemeistern Von der Broschüre bi« zum Folianten, von dem Bilderbogen bi« zum Prachtstlck schwoll der Strom der literarischen und künstlerischen Erzermnisse immer stärker an und gab dadurch vem Gedanken Raum, da« überreiche Material in weitere Grenzen als diejenigen, welche der aiserlichen Privatbibliothek gezogen sinv, zu der- weisen und e« al« ein in sich zusammengehörige« Ganze gleichsam ru einer Trophäe der geistigen Thätigkeit sowohl der am Kamps betheiligten kämpser al« der neutralen Nationen vor, während und nach dem Kriege zu gestalten. — Fürst BiSmarck war al« Student be- änntlich Mitglied de« Göttinger Corps „Han novera". Diese Verbindung feiert am Anfang nächsten Monat» ein IubiläumSfest, an welchem rer Reichskanzler seine Betheiligung daran zuge- agt. wie auch seinen vorläufigen Beitrag zur Stiftungsfeier im Betrage von fünf Thrlern, der quasi al« Caution für da« Erscheinen gilt, ent richtet hat. — Unter allen Handelsartikeln finden jetzt in Berlin die Tapeten, Gardinen re. aus japani- 'chem Papier einen Ungeheuern Absatz. Sie zeichnen sich durch ihre Farbenpracht wie durch ihre große Wohlfeilheit au« und man kann sie von deu schönsten Wollen- und Seidengeweben nicht unterscheiden. Man findet sie jetzt ru allen Hotels, den reichsten Privathäusern und in den Stadt- und Landschlöffern DaS Gencraldepot Ür Deutschland von Kaufmann macht glänzende Geschäfte darin. — CaplanScultur. Der „Courier für Niederbayern" erzählt: Der Cooperalor in H sollte für eine Verstorbene ein Amt abhalten; er eröffnete jedoch deren Bruder, daß er die- nicht hun werde, weil sie eine sehr schlechte Beichte abgelegt habe und ohnedie« in der Hölle sei. Ll« ihm im bescheidenen Tone entgegnet ward, daß e« von einem Priester doch nicht schön wäre, in olcher Weise über eine Tovte zu schimpfen, gerieth der Hochwürdige in Grimm, so daß er sich zu dem Au-ruf vergaß: „Wo iS denn mein Fliat'n, daß i deu Hund nieda schieß!" kam aber doch von diesem Gedanken ab und packte schließlich den alten Mann beim Kragen und warf ihn zur Thüre hinaus. (Eingesandt.) Stoch et»«al daS Rosenthal u«d u«fere Kiuderwage«. Al« vor einigen Wochen in diesen Blättern um Erlaubniß der betr. Behörde aebeteu wurde, da« Roseuthal wenigsten« in den Wochentagen unfern Kinderwagen frei zu geben, da hat der Linsender jener Zeilen gewiß von vielen Seiten veisall erhalten. Aber leider auch wohl weiter Nicht«. Denn die bösen Pfähle mit den „ver botenen Wegen" stehen noch immer da! Wenn ich nun auch kaum erwarten darf, daß die betr. Behörde auf meine Bitte eingeht, so will ich sie trotzdem noch einmal aussprechen Also bitte ich, im Namen vieler Familienväter und Mütter, daß man für die Wochentage, wo doch wirklich nicht übermäßig viele Spaziergänger im Rosenthal sinv, unfern Kinderwagen gestatte, auch die sonnigen Wege, also namentlich recht« vom Eingang, läng« der langen Wiese benutzen zu dürfen. Icb wüßte wahrlick keinen Grund, warum diese Erlaubniß verweigert werden könnte. Ja anderen Städten habe ich niemals derartige Verbote gesehen. Ein Familienvater im NamenBieler. (Eingesandt.) Nach den sorgfältigsten Beobachtungen aller neuern Naturforscher und Ornithologen gehört die Saatkrähe (corras krugilvssns) zu den nützlichsten Freunden der Forst- und Landwirth- schaft. Sagt doch schon der alte Bcchstein von diesen Vögeln: „ihr vorzüglicher Nutzen, de» wir su« ihren Nahrungsmitteln erkennen, übertrifft weit den Schaden, der ebenfalls daran« sichtbar ist " Vernichtet man die Bruten der Saatkrähen, so begeht man, so zu sagen, eine arge Versündi gung am Naturhaushalte, in welchem wir ja, an« Ursachen, die allen Einsichtigen bekannt sind, von den Vögeln von Jahr zu Jahr immer we niger unterstützt werden können. Erst gestern hatte ich Gelegenheit wahrzunehmea, daß sich Heuer eine ziemliche Menge Saatkrähen an ver schiedenen Puncten unserer Parkanlagen häuslich niedergelaffen hat, um daselbst zu brüten. Diese Ansiedelung kann aber, au« leicht erklärlichen Gründen, durchau« nicht geduldet werde«. E« bleibt demnach Nichts weiter übrig, al« sofort die Krähennester durch Herunterwersen von den Bäumen gänzlich zu zerstören und die- einige Tage fortzusetzen bi« die Vögel fortziehen, um sich ungestörte Brutplätze zu suchen. Wollte man wie früher mit dem Zerstörung-Werk warten, bi« die Krähen Eier gelegt und wohl gar schon au»- gebrütet haben, so würde man sich einer wahren Grausamkeit schuldig machen und noch überdie-, (geschehe die Zerstörung der Nester mit Eiern oder Jungen selbst in den frühesten Morgenstun den) schon allein durch die erkennbare Thatsache einer gewissen Claffe von Menschen ein böse« Beispiel zur Nachahmung geben, die sich dann aus da« Au«nehmen aller erreichbaren Vogelnester erstrecken würde, wa« jetzt schon leider uar zu oft zu bemerken ist.
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