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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187510183
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751018
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-18
- Monat1875-10
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1875
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I Erste Settage zmn Leipziger Tageblatt md Anzeiger» M LSI. Montag den 18 Oktober. 187S. Willkommen! Gewidmet de» Theilnehmern an der „Bers««»lu»g dewtfchrr Brnner" i« Schvtzenhause zu Leipzig den 18. Oktober 1875.*) Gegrüßet seid, Männer, ob fern anch da» Land Ob »ah' es. aus dem Ihr gekommen, Zu schließe» ein feste» und einige» Band. Wir rufe» Luch z, ein Willkommen! Ähr wollt für de» Volke» z» fördernde» Wohl Li» kühne» Wort männiglich sprechen. Damit e» im Reichstag gehört werde» soll. Mag Luch der Erfolg nicht gebrechen! So tretet z»f«»meu »vd führet de»» au» Di« Sache zum Nutze» »nd Fromme» Und fühlet L»ch wohnlich im gastlich« Ha»». Seid »ochmal» vu» herzlich willkommen! 1 Dieser Wilkomnenöruf wird tu zahlreichen Sonder- abdrtckm alle» Theilnehmeru an de» verhandln»!« se» Deutsch« Vrauert-g» behSndtgt «erdtu. Lagrsgeschichtliche Veberjichi. Die „Nordd Allg. Ztg." sagt unter dem 1» Oe« tober: Seine Majestät unser -alser und König tritt heute von Bad««Baden die Reise nach Italien an, um in Mailand den Besuch zu er« widern, den Se. Majestät der König von Italien vor zwei Jahren unserem Hose abzestattet hat. E» dürfte kaum ei« zweite» Ereigniß geben, da» so mächtig a»f die Phantasie zu wirk« geeignet wäre, wie da» Erscheinen eine» deutschen Kaiser» auf jenem nämlichen Boden Italien», auf welchem so unendlich viele der bedeutungSoollsten Momente unserer eigenen Geschichte ihren Schauplatz hatten. Erhielt ja doch durch lange Jahrhunderte die Lkaiserwürde selbst ihre höchste Weihe erst jenseits der Alp«, und unlösbar verbunden mit dieser Würde aalt die Herrschaft über die Geburtsstätten de» Weltreiche», au» dessen Trümmern und ge« wifiermaß« al« dessen Erbe da» heilige römische Reich deutscher Nation hervorgegangen war. Doch auch diese» Reich lebt heutzutage nur mehr i» den Blättern der Geschichte, und die Gegenwart mit ihr« nicht minder großen und bede»tung». voll« Schöpfung« gilt «* in» Luge zu fassen, um die Monarchenbegeguuna in MaUand in ihrer wahr« Bedeulung z» erfassen. Da» deutsche Reich der Gegenwart ist die Verkörperung der ureigensten Gefühle »nd Wünsche de»deutschen Vd'ke» selbst; da» Symbol seiner Unabhängigkeit und Einig. Kit. Die Wurzeln seiner Macht »nd seine» Un lehm» sucht aber diese» Reich eben darum auch nur im eigenen Volke, »nd die deutsche Kaiser- Herrlichkeit borgt weder Namen noch Flitter mehr au» geschichtlichen Ueberlieferung«, die bei all' ihrer Ehrwürdigkeit zum nagend« Wurm an de» ehemalig« Reiche» Größe geworden waren, well sie Mit fremde« Schmuck die deutsche Krone zu Ue«n f»cht«. kri» Römerzug ist heutzutage mehle nothwmdig, um da» deutsche Volk tu sei« ne» Kaiser dm Inbegriff aber Erhabenheit ver« . ehr« z» lass«, «nd glücklich i« Gmufie der bat König Victor Emanurl da» Großkreuz de» s ännunci nenorden» zugedacdt. Den Orden selbst ' »efitzen Bride bereit». Für die übrigen Mitglieder de» Gefolge» sind Dekorationen je nach ihrem llange bestimmt, der Geheime Eadinet«rath de» kaffer» soll ,au?nrhm»weise", wie e» heißt, dm Orden der italienischen Krone empfangen. Die Großwürdent'äger de» italienischen Hose» sin» >ereit» seit Donner-tag vollzählig in Mailand versammelt Herr v. Bülow ist am Sonnabend Nachmit tag um r Uhr, »nd zwar in Begleitung de» älte sten Sohne» de» Reichskanzler». Graf« Herbert Bi»marck über München nach Innsbruck gereist, wo die beide» Herren am Sonntag sich dem kai« seitlichen Gefolge anschließm Kürst Bi»marck ist übrig«» schon seit Wochen leidend. Hoch»« stellte Diplomat«, welch« sich im vorigen Monat in varziu ausgehalt« Hab«, äußerten bei ihrer Rückkehr «ach Berlin bereit» lebhaft« Zweifel daran, daß der Kürst bei seiner schwank«»« Ge sundheit im Stande sein möchte, sich den Anstren« gung« det italienischen Reise zu unterziehen. Dazu kam, wie man hört, daß ihn die vor eungen Tag« erfolgte, nicht unbedenkliche Erkrankung de» Bräntigam» feiner Tochter aiterirt hat Der junge Grus Eulenburg hat ein typhös» Fieber und ist auf Anrath« der Lerzte in dem Salon wag« de» Fürsten nach Berlin gebracht worb«, wo er im Hause seine» Vater» gepflegt wird. Der Leußerung de» Papste» an die fran zösischen Pilger Vouvesan^on, daß, „wie ander»wo", auch in Italien kein baare» Geld mehr zu sehen fei, wa» natürlich nur eine Folge der liberalen Wirtschaft ist, stellen die italienischen Blätter die Mrßvrrwaltung in allen Zweigen der ehemaligen päpstlichen Verwaltung an die Seite. Eine eben im Gange befindliche llu- tersuchung über die traurigen Verhältnisse de» römisch« Eentralleihamt» (Monte di Pietä) hat den Bewei» geliefert, daß der vaticanische Abel dasselbe systematisch au-gebeutet hat. In dem zu Tage gefördert« Schulbenregister figuriren die päpstliche Kammer mit 3l1,<lS Lire, der Herzog Broschi mit 1,086,843 Lire, der ehemalige päpstliche Gouverneur Calderini mit 53.000 Lire, Msgr. Giauuzzi mit 47,000 Lire u sj w. Dies« Summ« find der Taffe de» Leihamt» nie zurück- erstattet Word« uuv ein Institut, da» für die ärmere Bevölkerung Rom» bestimmt war, hat also vorzugsweise den päpstlichen Günstlinge« dienen müssen. Angesicht» solcher Thatsachen sollte sich Piu» IX. vorsichtiger au»drücken, wenn er sich Bemerkung« über die gegenwärtige Ver waltung erlaub« will, welche leere Tassen uud uveinbrmglich: Guthab« au d« vatikanisch« Einwohner» »orgesuno« hat. Äm Vatikan soll vor kurzem die beständige Abwesenheit de» Cardinal» Hohenlohe «der mal» Gegenstand der Erörterung gewesen »nd ein hochgestellter Würdenträger der Kirche in Oesterreich beauftragt Word« sei«, dem Cardinal zu versteh« zu geben--bak erhöhe Zeit für sh» sei, nach Rom MÜckiakehreir »tcb ^m Papste sein« Gehorsam zu erkenn« zu geben Wie be reit» bekannt, hat Fürst Hohenlohe den fest« Entschluß gefaßt, bei Lebzeiten de» jetzig« Papste», der sich bekanntlich weigerte, ihn al» Gesandten Deutschland» zu empfang«, »rch t »ach Row zurück- zukehrm, ei« Vorsatz, von welchem abzngrh« er mzwisch« kaum Anlaß gesund« haben dürste. Die Actien de» CarliSmu» stehen heute nicht so gut, al» daß man glauben könnte, die Moderado» würden sich an dem Prätendentengeschäste de« theiligea. E» ist jedenfaü» ihrem Interesse weit förderlicher, wenn sie sich al» König» Alsonso Majestät getreue Opposiiion etablüen «ad den schwerlich außbleibeaden Moment adwart«, wo der Staattkarren in raschere Rückoeweguug ge langt und ihnen hiermit die Zügel ia die Hände fallen. In verschiedenen Gegend« Rußland» soll« wieder zahlreiche Anhänger der Socialisten- Partei verhaftet worden sei«; so in Mo»kau, Odessa, Lnla, Riazan, Orel und Peter»burg. Ia de« Dorse Iwanow bei Moskau wurden 30 Arbeiter verhaftet. Diesmal glaubt di« Regie rung dea Mittelpunkt der socialistisch« Ver schwörung entdeckt zu Hab«. Au mehrerm Orten leistet« die verhafteten den sie abführenden G«»darmen verzweifelt« Widerstand. Rogatscheff, den die Denkschrift de« Ober-StaatSanwalt» Zyckareff al» ein« socialistisch« Haupt-Agitator bezeichnet, wurde im Gouvernement Eharlo« ergriff«. Er soll sich hartnäckig vertheidiat und dabei zwei GenSdarmrn erschossen Hab«. Endlich sank er. von der Kugel eine» GenSbarmen tödtlich getroffen, zusammen. Ein der „Iadepeudauce" au» Metkowich vom 7. Oktober zugegangene» Telegramm melvet, die in Moftar vereinigt« Eonsula hätten sich dahin ausgesprochen, die Pforte könne, selbst wenn sie vollständig Herrin der Empörung geworden sei, die Herzegowina Frage nur durch gründlich« Reformirung der Verwaltung von oben bi» »nt« lösen. Der Aufstand sei nicht politischer, sondern agrarer und socialer Natur. Er richte sich gegen die Mißbräuche der Verwaltung und die von den vey» »nd Aga» betriebene Unterdrückung Da» schon verwüstete Land werde bei einer bloßen Gewaltherrschaft völlig verloren sein. Den „Daily New»" zufolge wäre der Zasurgentenführer Ljubi- bratisch am 7. Oktober fieberkrank in Ragusa eingetroffen. Ein Wort über kaufmännische Vereine. höchst« »«schlich« Güter denkt da» deutsche. -,—,-^ ^ , ^ voll! mit seinem Kaiser auch nicht eiuen Augen- Der osficivfe^Morntenr" gibt sich vergebliche blick daran, andere Nation« io der»', heiligen Recht« frei« Selbstbestimmung z« stör«. Und jeuseit» der Mp« hat wie i« deutsch« Reiche vie Nativ» »ach vielhnndertiähxtge« Ring« in Wviakeit sich wiedergesund«; ein König de» ga». zev Italien begrüßt diesmal den deutsch« Kaiser, und in der Begegnung der höchst« Repräsentanten zweier großer. «Niger »nd freier Völker findet die seg«»volle Gestaltung der Geschicke ihrer Länder -rine Be-egelung, wie ste großartiger, herzerhe- dender kau» gedacht zu werden vermag. Dä Segenswünsche »Irr treue« Deutsch« geleit» unser» ehrwürdig« Kaiser über die Alpen, auf Seine« Römerznge, der so verschied« ist von dev« Seiner erlaucht« Vorgänger io der kaiser liche» Würde, «nd der doch in seiner ethisch« nvd politisch« Bedeutung »umdlich höher steht, keine Kaiserkrone vermag Italien unserm Kaiser «ad König «ehr zu bieten, aber liebevolle, dankbare Verehrung wird gewiß in reichste« Maße dem Fürste» «tgegmgetrag« »erde«, dessen steg- reiche« Schwert, indem e» Deutschland» Einigkeit schuf, auch die Wiedererstchung Italien» voll es en hals. Wie gemeldet wird, ist e» nicht unmöglich, daß Se. Mai der Kaiser ein« Tag über die fest gesetzte Zeit in Italim verweilt, um noch einen Ausflug an die »beritalienische» Ge« za unter- nehme». Ob der Comosee oder der Gardasee hierzu gewäblt wird, ist noch unbestimmt. Dem Feldmarschall Graf Moltke wird für die Dauer seine» Aufenthalt» in Mailand der Gras Rinaldo Taveru». Major im italienischen Generalstabe, zur Seite gegeben werden. Die Gesellschaft der oberitalieniscdm Bahn» erschöpft sich in Aufmerk samkeit« Neuerdings hat sie die Verfügung erlass«, daß dem Courier, welcher täglich Abend» vou Berlin mit Depeschen an den kaffer a^rht, voa Ala bi» Mailand ein besondere» EoupS über wies« wird. Kaiser Wilhelm verläßt sein« Ezztrazua nicht eher al« in Bergamo, um dm Hofzua de» König» Victor Emanvel zu besteig« De»Fürst« Bismarck und de« Gras» Moltke Müh«, de« Mohr« weiß zu wasch«, d. i. Frankreich vor dem Vorwürfe zu rett«, daß e» de« Mtramontanismu» verfall« sei. Dieser Vorwurf berührt dea ehrliebend« Theil der Ra tio» viel empfindlicher, seitdem er ihn voa italienisch« Blättern ministerieller wie oppofitio- neller Färbung hat hör« müsse». Doch ist e» vergeben», ihn abzuwehr«. Gesteht doch der „B en Public", Herrn Thier«* Leiborgan, selbst ei«: „Icr, e» giebt rive sociale Gefahr, ja, es giebt schwarz« Puncle l Die schwarz« Puncle sind die Schwarzen, die seit fünf Jahren an» ihr« " «ntenrdisqen Region« ausgettwcht find, dm Rache für 8» zu nehmen behaupte», welche die Klamm« der Zeit von t- wieder ausachen, welche die andere Teselychcfft vernichten wolle« und die berSits üM Werke find. Die sociale Ge fahr, die Gefahr«, welche da» franzö sische Vaterland bedroh«, e» sind die Fortschritte de» vou der monarchistischen Toalmon unterstützten klerikalismu», der die Hülse «ine» Gewaltflreiche» von Seit« der Bonapartist« nicht scheu« würde, weil die Schwäche der legitimistischm Partei ihn kein« Erfolg hoffen läßt, »nd der die Orleanist«, dm« er mißtraut, wie ein bloße» Anhängsel be trachtet." — Die Bonapartiüen rühr« sich wieder gewaltig »nd haben in Eorflca, daß jetzt von dem Eomplotmeister Rauher besucht werdm wird, einige aufrührerische Kundgebung« ver anstaltet. Hingegen läßt die Haltung der legi tim, stischen Führer e» al» sehr unwahrscheinlich erschein«, daß Lckenritter und Imperialisten sich bei den Sevatoreuwahl« die Hände reich« »oll«, wie neuerdings behauptet wurde. In der „Times" findet, »au die ziemlich aben teuerliche Nachricht von einer Uebereinkurfft, welch« die spanischen Moderado» mit d« Ear- lrst« geschloflcht Hab« sollen und dem ein voll- ständiger Bruch zwischen Isabel!« »nd Alsonso vorausgegana« wäre. Die Nachricht wird ans carlistisch« Ouell« zurückgeführt, und Da» er klärt dtt Vnversrorenheit, mit der sie anstritt An d« kaufmannsstaud stellt die jetzige Zeit ganz andere Anforderung« al» die Vergangen heit. welche hinsichtlich der Industrie und Fabri- katiou aus niederen Stufen stand, eine Menge Verkehrsmittel gar nicht kaunte und überhaupt von einem solch« Wettkampf, wie ihn die Gegen- wart auf all« Gebieten zeigt, Nicht» wußte. Em Kaufmann der jetzig« Zect muß nicht nur durch einen guten Ton «nd durch gefällige Manier«, oder durch gründliche keantmsse, namentlich in dea nothwendiast« Fächern (Rechnen, Geographie. Waareukunde. Buchhaltung, Sprach« rc.) sich ans- zeichnen, sondern auch seine Zeit nach all« Rich- tuugen »nd Strömung«« hin verstehen. Er muß di« ehreuwerth» und solid« Bahn«, welche sie eröffnet, ebenso kenn« wie die Schwindel- und SrrgSnae »nd die Trugbilder, «omit sie so man- chm Geschäftsmann an einen traurig« Abgrnad führt, kurz, er muß in allen Sphären seine» Berufe» heimisch und sicher sein. Wa» verhilft nun dem jungen Kaufmann zu dieser Bilmng? Sir »nterschützen durchaus nicht da» Studium, welche» derselbe auf der Schule getrieben, oder di« stille Fortbildung, «elcher er sich n sein« Muß stunden mit Eifer widmet; gewiß find die» nothwendige Factor« für seine Geschäft», tüchtigkeit. Allein ste reich« -u de« Zweck einer vollkommen« kaufmännischen vildnng nicht au». Um den praktisch« Blick de» jungen Manne» z» läutern, um seine Anschauung« zu erweitern, ihm gesuude Lebmsgruudsätze «iuzuimpfeu «nd sein« Charakter Überhaupt so zu wappnen, daß er vor keiner Ansgabe erschrickt, von keine« Un glück gebeugt und von keiner Gefahr überrascht wird — dazu sind ander« Mittel nothwmdig. Und unter dies« steht ob« au die innige Ber einigung mit BernfSgenossen! Da dieselbe nicht immer 1« rechter Weise gewürdigt wird, so er laub« wir «n» hier nur ans einige Puncle hin« zuwetsm, welche den Segen der kaufmännischen Vereine klar «nd deutlich hinstell«. Wie in jedem Stande, so geräth auch im kaufmauntstande der Emzelne, wen» er sich ab- schlirßt »nd nnr für sich seine Straße zieht, Einseitigkeit, ja oft genug anch in vornrtheile verschiedener Art hinein, »nd Da» gereich ihm z» manchem Schaden, woruntrr der, das er al» Sonderling gilt, noch der geringste ist. Diese Gefahr der Einseitigkeit, der Schrullen »nd Zerrbilder beseitigt ein Verein von BerusSgenoffen vollständig Durch den AnStansch der Meinungen, durch ein freie» und ««befangene» Dlsputiren, durch klare Borträge wird Jedem so zu sag« der Kopf zurecht gesetzt, »ud e» trete» ihm die wahren Ideale ferne» Berufe» klarer vor die Seele Aber auch die Theilnahme für den Stand regt «in solcher Verein an. Wer nicht unter seinem Stand« lebt, der lebt auch nicht für ihn, da» ist eia wahre» Wort Lernt Einer aber vuter verus»g«ossen die Arbeit«, Sorg« «nd MUH« de» ganz« Staude» keimen, wird er ver traut mit de» Rechte» und Pflichten desselben, steht er olle Ausgab« desselben im rechten Lichte, dann entwickelt sich auch bei ihm ein immer rege- re» Interesse für sein« Berus E» giebt beut zu Lage nicht selten kaust eute, die mit ihrem Berufe, der ihn« vielleicht daun und wann anch ästige Stund« gebracht Hut, ganz zerfallen sind, die ihn mißachten und sich aullagen, daß sie ihn ur Lebensaufgabe gewählt haben. Gegen solche Zerussseindlrchkeit hat eia kaufnännischer Verein die beste Arznei. Er zeigt dem jungen Manne iie Wichtigkeit seine» Stande», da» Großartige einer Bestrebungen; er zeigt ihm vielleicht auch »tue Aussicht«, verklärt ihm mit einem Worte eine Wirksamkeit und glättet ihm die berufSfeiud- ich« Falten vou der Stirn. Uud außerdem darf man auch nicht vergesse», daß diese Vereine mit ihren Vorträgen, überhaupt mit ihre« Wiss«»quellen (Bibliotheken, Muster- ammluugm rc )die intellektuelle Bildung energisch ördera: daß sie den jungen Mann vor «anche» khorhenm schütz« nud ihm moralisch« Halt zewähr« und daß sie da» Band de» Grmein- inne» überhaupt stärken uud befestig«-! Wir wissen recht woll, daß e» Viele giebt, welche sich derartig« Vereinigungen entweder ausdrücklich fern halt« oder doch dens'lbe» »egrnüder entschieden theilnahmslo» zeig«; aber re Hab« die ob« geschildert« Bortheile dabei vollständig übersehen. Wem kaufmäanifche Vereine blo» al» Vergnügungsgesellschaft« gelt«, der wird freilich leicht dm Stab Uber sie breche» önnen; wer sie aber in dem Lichte erblickt, wie i« nn» erschein«, der wird die Tragweite ihre» Segen» nicht unterschätzen, der wird aber auch mit Freude» bereit fein, eiu Opfer für die Hebung solcher Vereine zu bringen, »ud ihre Unter nehmungen zu unterstütz« Wir gedenk« hierbei unser» Leipziger „kaufmännischen Verein», der auf ein segensreiche» achtzehnjährige» Wirk« »rückblicken kann, da er nicht nur aus heimisch« Soden manche gute Saat ausgestreut hat, sonder« auch die Früchte seiner Thäligkeit bereit» in namhaften ausländischen Schöpfungen reifen sieht, welche, von einstigen Mitgliedern nach dem Lech ziger Borbilde in» Leb« gerufen, auch für die nternationale Verbreitung deutschen Sinne» und Streben» zur Ehre de» deutschen Namen» und de» deutschen Handelsstandes wirken. E» ist be» anut, daß unser Lechziger Verein sich jetzt ei« eigene» Heim gründ« «ud ein Hau» bauen wird, welche» nicht nur seine Interessen fördern, sonder« auch der Stadt eine neue Zierde zusühr« wird. Wer da weiß, mit welch« Schwierigkeit« der Vau eine» solchen Hause» verbunden ist, der wird dem geachtet« und verdienstvollen Verein »a» beste Glück zu dem Unternehmen wünsch«. Wenn man die Wahllisten der heutig« Zeit au- sieht, so ist der Kaufmann»stand mit eine« gute« Theil vertreten. Hat er sich eine» Theil» diese» Verträum» zu erfreuen, so hat er and«« Tbeil» auch die Verpflichtung. Alle» zu thuu, wa» seiue jungen Glieder immer geschickter mach« kan» zu einer nützlichen Wirksamkeit für Volk »nd Vaterland und für die Menschheit. And deshalb hat er da» Wohl und die Vlüthe kaufmännischer Vereine mit all« Mitteln zu erstreb« «nd z» wahr«! Verschiedenes. — Zwei junge Lente legt« am 6. Mai i» aehobener Stimmung ein« groß« Stein ans dte Schi«« der Pankower Pferdebahn, „«« sich einen Ulk zu mach«", ging« dann de» au-- kommenden Wagen entgegen, setzt» sich auf dm- selben und fiel« anch glücklich hinnnter, al» der Wagen von dem. Hinderniß ein« tüchtigen Stoß erhält Die übrig« Passagiere erlitt« kein« Beschädigung. Da» überwüthige Beginn« der Angeheitert« war von einigen Leuten beobachtet Word«; sie wurd« sofort derhaftet «nd weg« fahrlässiger Gefährdung «ine» Tlfeubah». transport» unter Aallage gestellt Bei der verhaudluug der Sache vor der >» Deputation de» Eriminalgericht« aewauu der Gerichtshof die Ueberzeuaung, daß die Gefährdung vorsätzlich berbelgeführt Word« war; er erklärte sich in Folg« dessen für iucomprtent nnd verwies die An gelegenheit vor da» Schwurgericht, bei welche« die Geschworene» die ihn« vorgelegte Frage wie folgt beantwortetm: „Ia, die Angellagt« flud schuldig, aber e» ist nicht erwies«, daß der ge- fährdete Transport ein Eisenbahntransport war." L» mnßte demgemäß auf Freisprechung er kannt werde«. Gegen diese» Erkenntniß legre der Staatsanwalt d»e Nichtigkeitsbeschwerde em, »eil die Krage, ob die Pferdebahn im gesetzlich« Sinne al» eiue Lismbahn zu erachten sei, keme Lhatfrage, soaderu eine Rechtsfrage sei, der« Erörterung über die Lowpetenz der Geschworen« hiucmsgehe. Die »»raesetzte Instanz bezeichnet« diesen Einwand al» stichhaltig, vernichtete da» Erkenntniß und verwie» die Sacke nockmal» vor da« Schwur gericht, da» sich in der Sitzung vom 13. Oct damit besaßt?. N »mehr lautete die Frage, ob die Angeklagten schuldig sind, einen W.rgentran»port, der auf Effenschieuen mittelst Pserde« fortbewegt wird, vorlätzlick gefährdet zu haben. Diese Frage bejahten die Gesckwornen, sie verneinten ferner alle zu Gunst« dcr Angeklagten gestell'ea Ney«» frag« und dennoch, trotz diese» vollüändig ver- urtheilevden Verdict». mußte der Gerichtshof aus Freisprechung erkenn«, weil mzu>ffcken da» Obertribunal den R?cbt»grundsatz ausg-strllt, daß Eisenbohv- und Pserdebuhn-Anlagen im gesetz- l ch« Sinne nicht identisch sind, tz 315 de» Strafgesetzbuch» aber ausschließlich von Eisen bahn« spricht. Der StaatSanwalt reservirte 's fick sofort da» Reckt auf Erhebung einer neuen Anklage wegen grob« Unfug».
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