14 Marc-Andre Souchay, mik und Metrik sind Funktionen der Melodik oder bester: Melodik, Rhythmik und Metrik sind fast untrennbar. Eine Ausnahme machen nur ein paar Themen (IVe), bei denen Metrum und MeloS Gleichberechtigung haben. Das ist typisch konzertmäßig, nur cum Arano 8aÜ8 klassisch zu nennen. Denn nie sind Themen zerrissen oder zerklüftet wie so oft bei Mozart. Wenn schon die Form der normalen Fuge Kontraste ausschlicßt, so tut es umso mehr das immer einheitliche Thema. Pausen haben auch hier nichts Trennendes, sie erhöhen, stauen nur die melodische Spannung. Daß Bach häufig dcn Schlußton eine Oktave tiefer setzt, trotz des eigentlich verpflichtenden Leittons, ist bekannt. Aum Beispiel in der Solo-Violinpartita I (Double der Bouree, Ges.- Ausg. XXVII, 1. Lief. S. 18), der Sonate II Allegro, a. a. L>. S. 25) oder in den Solo-Violoncellosuiten I (Menuet II, a. a. O. S. 63) und III (Courante, 1. Teil, a. a. O. S. 71). Wir empfinden deshalb absolut keinen Bruch, da wir mit dem geistigen Ohr eine Oktave höher hören, wir haben nur eine stärkere Schlußempfindung. Nun kann Bach diese „Oktav Versetzung" nicht nur beim letzten Schlußton, sondern auch bei einer ganzen Kadenzsloskcl wirken lasten (IVk Nr. 2), ohne zu wollen, daß die Linie geknickt erscheint: wir sollen umdenkcn, übersetzen. Bei Nr. 3 ist die Veränderung durch die Oktavverschiebung schon ein schneidender. Bei Nr. 4 modifiziert und kompliziert sie die ganze Themcngestalt. Von viel geringerer Bedeutung ist die Versetzung deö ersten Anfangs bei Nr. 1. Wie ist die Oktavverschiebung bei den Fugenthemcn zu erklären? Schlußgefühlvcrstärkung will sie bestimmt nicht sein. Bei Nr. 1 bis 3 hat sie dcn Umfang der Themen zu beschränken: Eine Fuge darf die Stimmen nicht dauernd sich kreuzen lassen, sie wird so verworren und unverständlich, für Orgel und Klavier auch fast un- spiclbar. Die Gestalt dieser Themen leuchtet als zweckmäßig voll kommen ein. Bei Nr. 4 dagegen hat diese Technik zu komplizieren, hat sie uns Rätsel aufzugcbcn, die ganz einfache Linienführung zu verlebendigen, das Thema mutwillig und keck zu machen; man beachte, wie Bach hier die Sprünge aussüllt, aus einer einstimmigen Linie eine schein-zweistimmige macht, die aber doch wieder ein stimmig ist. Bei manchen Themen hat der Kops noch keine lineare Bedeutung: er ist nur Vorbereitung, harmonische Fixierung für das, was kommt.