Die Viola pomposa Von Heinrich Husmann (Leipzig) Die Viola pomposa hat dank der Tatsache, daß ihre Erfindung Joh. Seb. Bach zugeschrieben wird, stets ein besonderes Interesse für dm Musikfreund sowohl wie für den Wissenschaftler besessen, — ein Interesse, das dadurch nur noch größer und auch mysteriöser wurde, daß beinahe jeder Forscher wieder eine neue Ansicht über ihren wahren Charakter vortrug. Dies ist um so verwunderlicher, als die ältesten Nachrichten über daö Instrument *), die teilweise durch Vermittlung des älteren Gerber, der zu Bachs Leipziger Schülerkreis gehörte, auf Bach selbst zurückgehen, einen durchaus authentischen Charakter besitzen. Alle diese Berichte stimmen darin überein, daß die Pomposa fünf Saiten besaß, deren vier tiefste in der Stimmung des Violoncello — LOcka — standen, die fünfte sich als obere Quinte — — anschloß. Im Gegensatz zum Cello war sie aber nur wenig größer als die Bratsche und wurde auf dem Arm gespielt. Als Beispiel möge hier der Bericht des jüngeren Gerber (Lexikon, Bd. I, Spalte 90, Artikel Joh. Seb. Bach) folgen. Er schreibt: „Die steife Art womit zu seiner Zeit die ViolonzellS behandelt wurden, nöthigte ihn, bey den lebhaften Bässen in seinen Werken, zu der Erfindung, der von ihm sogenannten Viola pomposa, welche bey etwas mehr Länge und Höhe als eine Bratsche, zu der Tiefe und den vier Saiten des ViolonzellS, noch eine Quinte, e, hatte, und an den Arm gesetzt wurde; dies bequeme Instrument setzte den Spieler in Stand, die vorhabenden hohen und geschwinden Paßagien, leichter auszuführen." Dementsprechend beschrieb auch Spitta in seiner Bach-Bio graphie (Bd. I, S. 678 und 824) das Instrument. Die erste Bresche *) Eine hübsche Zusammenstellung dieses Materials gab Kinsky im Katalog des Musikhistorischen Museums von Heyer, Bd. Ill, 1912, S. 584 f.