Bachs Trauungskantate „Gott Beherrscher aller Dinge" Von Georg Schünemann (Berlin) Von den fünf Trauungskantaten, die Bach geschrieben hat, sind die beiden „Dem Gerechten muß das Licht" und „Gott ist unsre Zuversicht", die Emanuel Bach nach dem Nachlaßkatalog besessen hat* *), in der Eigenschrift Bachs erhalten geblieben. Die übrigen drei, „Der Herr denket an uns", „O ewiges Feuer" und „Herr Gott, Beherrscher aller Tinge", die Friedemann Bachs Anteil an dem musikalischen Erbe darstellen, liegen nur in einer Abschrift Kirn- bergers — so die zuerst genannte — und in einigen wenigen Stim men, wie die letzten beiden, vor. Da es sich bei allen diesen Stücken um Gelegenheitsarbeiten handelt, die aus anderen Werken in freier Umgestaltung abgeleitet wurden, so lassen sich zur Not die Umrisse der verlorenen Partituren nachzeichnen. Bis zu einer Rekonstruktion wird man allerdings nie gelangen können, dmn Bachs Meisterhand gewinnt mit wenigen Strichen einem übernommenen Satz, einer Linie oder Führung einen ganz neuen Ausdruck und Charakter ab. Um so wichtiger und wertvoller ist es, wenn durch neue Quellen Unvollständiges ergänzt und in ursprünglicher Gestalt zurück gewonnen werden kann. Bachs Trauungskantate „Herr Gott, Beherrscher aller Dinge" ist in der Gesamtausgabe (Bd. XCI, S. 149ff.) nach den Stimmen unvollständig veröffentlicht worden. Dem Druck lagen nur die vier Singstimmen (Canto, Hlto, lenore und Lasso), der Lontinuo und eine einzige Viola-Stimme zugrunde. Alle anderen Jnftrumental- siimmen fehlten. Ter Schreiber der Stimmen — abgesehen von zwei beiliegenden Continuo-Abschriften — ist, wie schon Spitta an gegeben hat, der junge Emanuel Bach gewesen?). Seine Handschrift ist charakteristisch-zügig, klar und gewandt. Hin und wieder hat der H Verzeichniß des musik. Nachlasses des verstorbenen Capellmeisters C. PH. Cm. Bach, Hamburg 1790, S. 70 und 72. *) PH. Spitta, I. S. Bach N, S. 800.