Johann Sebastian Bach und die Trost-Orgel zu Altenburg Bemerkungen zur Problematik der „Bach-Orgel“* Ai Von Felix Friedrich (Altenburg) Die Frage nach der authentischen Orgel zur Wiedergabe der Bachschen Orgel werke ist in letzter Zeit, auch bedingt durch die publikumswirksamen Reihen „Bachs Orgelwerke auf Silbermannorgeln“ in den Medien Fernsehen und Schallplatte, mit neuer Dringlichkeit gestellt worden; nicht zuletzt durch den diesen Anthologien anhaftenden Unterton der allein richtigen Zuordnung Bach - Silbermann. Dieser Problematik stellte man sich schon zu Beginn unse res Jahrhunderts im Verlauf der innerhalb der „elsässisch-deutschen Orgel reform“ geführten Diskussionen über die Barockorgel. Bereits damals hatte man den scheinbaren Idealfall einer direkten Beziehung zwischen Bachs Orgel werken und Silbermanns Orgelbau als grundlegenden Irrtum erkannt. * 1 * 3 4 Obwohl in den letzten Jajiren verdienstvolle Forschungsarbeiten von Frank-Harald Greß- sowie von Winfried Schrammek* neue Gesichtspunkte hinsichtlich der Unhaltbarkeit jener These vorgetragen haben, konnte sich die fragwürdige Anschauung hartnäckig behaupten. Sicherlich ist es an dieser Stelle wichtig, die Definition des sehr allgemeinen Terminus „Bach-Orgel“ noch stärker zu präzisieren, als es schon 1927 Hans Löffler'* auf der 3. Tagung für deutsche Orgelkunst in Freiberg (Sachsen) an geregt hatte. Der zugegebenermaßen problematische Begriff „Bach-Orgel“ - problematisch, weil es eine „Bach-Orgel“ als historischen Typ nie gegeben hat — ist anwendbar auf: 1. ein Instrument, das Bach dienstlich gespielt hat; 2. ein Instrument, das Bach selbst gekannt, gespielt, begutachtet beziehungs weise disponiert hat; 3. ein Instrument, das sich aufgrund der historischen, wissenschaftlichen und * Referat, gehalten im Rahmen des wissenschaftlichen Kolloquiums Johann Sebastian Bach - Leipziger Wirken lind Nachwirken der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten Jo hann Sebastian Bach der DDR, Leipzig, Dezember 1981; für den Druck geringfügig ver ändert. 1 H. Löffler, ]. S. Bach und die Orgeln seiner Zeit, in: Bericht über die 3. Tagung für deut sche Orgelkunst in Freiberg/Sa„ Kassel 1927, S. 122-132; G. Frotscher, Zur Problematik der Bach-Orgel, BJ 1935, S. 107 ff. - F.-H. Greß, Gottfried Silbermann und Johann Sebastian Bach - zwei Konzeptionen von Orgelklang und Orgelspiel. Vortrag zum Kolloquium der 3. Gottfried-Silbermann-Tage des Bezirks Karl-Marx-Stadt 1980 (Manuskript). 3 W. Schrammek, Johann Sebastian Bach, Gottfried Silbermann und die französische Orgel kunst, in: Bach-Studien 5, Leipzig 1975, S. 93 fF.; ders., Versuch über Johann Sebastian Bachs Vorstellung von Orgelbau, Orgeldisposition und Orgelregistrierung, in: Bach-Stu dien 7, Leipzig 1982. S. 192 ff.; ders., Forderte Johann Sebastian Bach Orgelpedalregister im }2-Fuß-Ton?, Referat, Leipzig 1977 (Manuskript). 4 Löffler, a. a. O. (vgl. Fußnote 1),