72 Gerd Wachowski 3. Die Baßstimmen der beiden Sätze sind einander sehr ähnlich. Wiederum finden wir in R 18, 66 den annähernd notengetreuen Text von BWV 97/9 unter Weglassung des harmonisch konstitutiven Instrumentalparts (2 obligate Violinen, obligate Viola); und so drängt sich auch hier die Ver mutung auf, der Redaktor habe an der Fassung der handschriftlichen Vorlage einige Ergänzungen und Änderungen vorgenommen, um den Satz als voll wertigen vierstimmigen Choral für seine Sammlung gewinnen zu können. Sollte es sich mit diesem Choral so wie dargestellt verhalten, dann trüge er zu Un recht die eigene BWV-Nummer 392 und könnte allenfalls als „Variante“ zu BWV 97/9 betrachtet werden. Die Frage, warum C. P. E. Bach nicht noch andere Sätze, die in R 18 ohne Instrumentalpart überliefert sind, in ähnlicher Weise bearbeitet und seiner Sammlung einverleibt hat, muß offenbleiben. Beim eingehenden praktischen Studium der 185 Choräle gewinnt man den Eindruck, daß das „natürlich fließende der Mittelstimmen und des Baßes“ - so charakterisiert C. P. E. Bach die Choräle seines Vaters im Vorwort zu den Drucken von 1765 und 1784-1787 - nicht unbedingt in allen Sätzen anzutreffen ist. Was gemeint ist, soll das folgende Notenbeispiel verdeutlichen (Ich dank’ dir, Gott, für all’ Wohltat, BWV 346):