Die Verwendung der Blechblasinstrumente bei J. S. Bach unter besonderer Berücksichtigung der Tromba da tirarsi : kritische Anmerkungen zum gleichnamigen Aufsatz von Thomas G. MacCracken
Blechblasinstrumente bei J. S. Bach - Kritische Anmerkungen 41 benen Stimmen enthalten eine Stimme „Fagotto“, je doch keine für „Corno“. BWV 162 Stimmen St 1. Der Umschlagtitel (Schreiber Johann Sebastian Bach) auf Bl. 1 r der Violone-Stimme nennt kein Blech blasinstrument, dafür enthält Bl. 1 v der vorhandenen Weimarer Violino-I-Stimme als Leipziger Nachtrag (Schreiber Johann Sebastian Bach) einen Part für „Corno. da Tirarsi“. In diesem einen Falle scheint die Eintragung des Kopftitels der Stimme in einem Zuge erfolgt zu sein (vgl. Dürr St 2, S. 33-35, und Dürr Chr 2, S. 62). Partitur Nicht erhalten. Bei den Überlegungen MacCrackens geht es fast ausschließlich um die Frage der „nichtharmonischen“ Töne, also um Töne außerhalb der Naturtonskala. Diese Frage erweist sich geradezu als Prüfstein. Im Unterschied zur Mehrzahl seiner Zeitgenossen beschränkte Bach sich in seinen Trombastimmen nicht auf die dem Naturinstrument erreichbare Partialtonreihe. Vielmehr schrieb er ge legentlich - darin manchen seiner italienischen Zeitgenossen, zum Beispiel Bononcini, gleichend - Trompetenstimmen (für Instrumente ohne Grifflöcher oder andere mechanische Vorrichtungen), die eine Veränderung bestimmter Naturtöne fordern. Am häufigsten wird (bezogen auf ein Instrument in C) das h' als Nachbarton des c" gefordert. Zumeist (entgegen MacCrackens Annahme jedoch nicht immer) handelt es sich bei Bach und anderen um kurze, unbetonte Durchgangstöne. MacCrackens Aufsatz nennt noch andere Töne außerhalb der Naturtonskala, gibt aber weder eine exakte Aufstellung über ihr Vorkommen noch eine zu treffende Beschreibung ihres Auftretens. Vielmehr heißt es (BJ 1984, S. 64): „Gelegentlich läßt Bach nichtharmonische Töne in diesen Trompeten- und Hornstimmen auf- treten, allerdings nur bestimmte und in bestimmter Umgebung. Der häufigste ist das IT, wenn es als unbetonte untere Nebennote zu c“ gebraucht wird. Im allgemeinen findet sich derartiges, wenn überhaupt,, in der Stimme der zweiten Trompete, wenn sie mit der ersten in Terzparal lelen spielt.“ Dem widersprechen in vielfacher Hinsicht die Trompetenstimmen in BWV 19, 20, 31, 41, 43, 51, 63, 66, 70, 71, 76, 77, 90, 103, 126, 128, 130, 171, 215 be ziehungsweise 232, 237, 248 und 1 047. Nirgends ist hier von einem „da tirarsi“ zu spielenden Part die Rede. Die einzige überhaupt denkbare Ausnahme be trifft BWV 77, Satz 5. Bei dieser Arie ist „Tromba“ vorgeschrieben, obwohl bei Satz 1 „Tromba da tirarsi“ eingetragen wurde (gleichzeitige Niederschrift? autograph?). Alle genannten Partien können auf einem Naturinstrument (ohne jegliche konstruktive Veränderungen) gespielt werden. Hinsichtlich BWV 41, 51, 66, 77, 90, 103 und 128 kann dies durch Einspielungen unter der Leitung von Gustav Leonhardt und Nikolaus Harnoncourt belegt werden. Im folgenden betont MacCracken (BJ 1984, S. 64): „Es sei nochmals hervorgehoben, daß diese vier nichtharmonischen Töne (tf, eis“, gis“ und gelegentlich dis’Ves“) nur als unbetonte Nebennoten und normalerweise nur ein- bis zweimal innerhalb eines Satzes auftreten . ..“